Zu Pound und Hesse, unter anderem. Im Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 24. September 2015. Sowie encore une fois Grimaud.


[Arbeitswohnung, 9.32 Uhr
Hélène Grimaud, Beethoven op. 110]

Seit neun Minuten nach sechs Uhr auf;
führte einen langen Kampf darum mit irgend einem Vertreter des Literaturbetriebs, von dem ich bemerkte, wie er hinter dem Busch hämisch dabei zusah, daß ich nicht aus den Federn kam. So träumte mir tatsächlich. Als ich es unangemessen fand, daß sich so ein Typ die Rolle meines ÜberIchs andreistete, fuhr ich hoch und ging erst mal pinkeln.
Daß einem das Herz nicht weiß, ob es zittern oder stillestehen soll, wenn es Hélène Grimaud klavierspielen sieht, und zwar auf dem Bildschirm, ist schon ziemlich bezeichnend und erklärt die Macht, die das Internet auf die Psyche ausübt. Schließlich ist sie, Grimaud, und kann auch andres nicht für mich sein, nichts anderes als eine Avatarin – schon, weil die „Initialaufnahme“ vierzehn Jahre alt ist – oder sagen wir, die Pianistin tritt als eine neue Innenrepräsentanz meiner eigenen ewigen Anima auf. So muß ich gestehen, mich verliebt zu haben. Anders läßt es sich nicht fassen:


Hélène Grimaud
2001


Erst einmal, also, >>>> das Video des Stotantomales eingestellt, das >>>> in Youtube bereits gestern nacht zu sehen war. >>>> Gestern habe ich von seiner Vorgeschichte erzählt, und >>>> parallalie hat sie spätestabends nicht nur noch ein wenig korrigiert, sondern vor allem >>>> ergänzt. Auch hier danke dafür.
Dann gleich an meine Neuübertragung von Pound-Properzens Prayer für his Lady‘s Life. Je länger ich mir Eva Hesses Übersetzung ansah, desto ärgerlicher wurde ich. Kann aber gar nicht sagen, weshalb mir ausgerechnet dieser Text so ans Herz ging, unmittelbar, ich las ihn bestimmt zehnmal und sprach ihn flüsternd vor mich hin, als ich von Fiumicino zurück nach Berlin flog. Und immer weher tat mir Hesses hier ausgesprochen stakendes Deutsch.
Bin sogar schon fertig geworden; sicher nach wie vor nur ein Entwurf. Gegen Mittag/frühen Nachmittag werde ich ihn in Der Dschungel veröffentlichen, außerdem für die Videoserie einsprechen. Noch möchte ich aber gerne das Stotantomale einige Zeit oben auf der Seite lassen. Dennoch habe ich bereits jetzt, als einen Kommentar zu meiner Neufassung, meine Auseinandersetzung mit Hesses Variante formuliert; ich hoffe, es wird dazu und darüber hinaus eine Diskussion geben.
Übersetzungsarbeiten von innerlich angeeigneten Gedichten haben etwas sehr Erfüllendes. Noch vor wenigen Jahren wußte ich das nicht.

4 thoughts on “Zu Pound und Hesse, unter anderem. Im Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 24. September 2015. Sowie encore une fois Grimaud.

  1. Hesse’s Pound ist ein Skandal. Keiner rührt sich? Der nächste Skandal. Hesse marmoriert, Pound aber ist flüssiges Gift.
    Wie Pound geht ist im Schreibheft Nr. 80 nachzulesen. Canto der Cantos.

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