III,17 – Dunkele Vorstellungen

Siebzehn: eine gute Zahl. Aber darüber schweig’ ich jetzt lieber. Eher schon dieser blöde Zettel, der mir beim Zerreißen untergekommen ist: “die Angst, morgens tot aufzuwachen – MOI, 18.12.86”. Ein blöder Kalauer, weiter nichts, der mich ärgert, seit ich ihn gefunden. Wahrscheinliches Lächeln hernach, damals. Grund bestand dazu nie, ganz abgesehen von dem einen Traum damals in Berlin, als ich mich im Sarg liegen sah… Wie heißt es richtig in der Erfahrungsseelenkunde: Dunkele Vorstellungen haben eine erstaunliche Gewalt über das Gebiete unserer Empfindungen, sonderlich zur Hervorbringung der Furcht, und des damit so nah verwandten Erstaunens. Erstaunen insofern, als es mir zuweilen vorkommt, als schaute im gegenüberliegenden unbewohnten und heruntergekommenen Haus, das allerlei Vegetation Nahrung zu geben scheint, die auch noch reichlich Blüten treibt, eine Taube aus dem Fenster heraus, und ganz besonders an Abenden, an denen Lampen- und Mondlicht Hochzeit feiern. Aber das ist natürlich erlogen, macht aber die Sache umso spannender, weil eigentlich immer noch die Fledermäuse fehlen: noch keine gesehen in diesem ‘jungen’ und deshalb hinter meinen dicken Mauern noch recht kühlen Jahr. Im Bildervorrat noch ein Stuhl vor den Briefkästen vor zwei Tagen, den jemand vom Hof geholt und stehengelassen hat. Daneben auf dem Boden verstreut zerrissene Briefumschläge, alle aus dem oberen Briefkasten stammend, den ich vor zwei Wochen zugeklebt, weil das Schloß defekt war und er überzuquellen drohte. So zerreißt wohl die jeweils eine Welt die jeweils andere Welt, diese mißachtend, die indes sich drob wundert.

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