III, 18 – Profan

Die Tür aufgelassen am Nachmittag, obwohl dennoch der Gasofen links neben mir am Schreibtisch läuft, fünfzehn Grad im Arbeitszimmer. Halt’ ich eine Weile aus, aber Nestwärme ist mir lieber (vgl. ’Nesthocker Mensch’ von Helmut Schulze (sic!)). Prompt schneite die Ex-Schwägerin herein. Ihre Söhne (derzeit unterwegs nach Prag) hätten ihr die Freundschaft bei Facebook entzogen, weil sie es gewagt habe, einen ihrer Einträge zu kommentieren. Sie habe gehört, daß der Eine sich mit einem Rubbellos-Gewinn von 100 Euro dort gepostet habe. Das Foto hatte ich gesehen, rief es ihr auf, denn darum ging’s im Grunde. Die offene Tür zog aber auch erstmals Insekten ins Haus, eine Schnake gelegentlich im Sturzflug auf die Lampe jetzt. [Jetzt, beim Durchlesen, eine Stündchen später: nichts mehr]. In der Dämmerung aber das Entzücken über die Mauersegler. Wieder dicht überm Hof. Aber auch weit oben irgendwann die dunkle Silhouette eines Raubvogels, kaum ein Flügelschlagen. Ein Flugzeug Richtung Fiumicino. Überhaupt kein Flügelschlagen. Schwalben mischten sich auch dazwischen, mehr flatternd als segelnd. Tauben-Galeonen, ein bißchen pathetisch, von einem Ort zum andern. Kürzeststrecken. Gegen Mittag mit der Navi-Arbeit fertiggeworden, allerdings war die Verzahnung zur nächsten Arbeit schon da: Ausschreibung für die Arbeitskleidung der Müllabfuhrleute in Bozen. Zum Glück bahnt sich aber die Abrechnung für eine Schweizer Arbeit an, die seit Januar schon lief: Doppelter Tarif wie hier und rasche Bezahlung. ”Das hört sich nicht schlecht an”, sagte Profane. (Pynchon, V.). Hier vergehen oft Monate. Demnächst sollte ich mal jemanden behutsam anschreiben, dem ich im Juli letzten Jahres eine Rechnung ausgestellt hatte (natürlich man weiß: das war eine Arbeit, die mit einer Ausstellung des Außenministeriums zu tun hatte, und also die Zahlungsmoral der hiesigen öffentlichen Hand… alles sehr bekannt und allzuoft schon gelesen, läuft somit auf ein “Hallöchen! Na, wie sieht’s aus?” hinaus (bisher hat’s ja auch immer geklappt mit dem Bezahlen)). Dies hört sich etwas weniger gut an, wie dito der Umstand, dass sich die Wolfsburger im Bernabeu in zwei Minuten von Ronaldo zwei Tore haben reindonnern lassen… (kam aber jetzt auch aus einer sehr profanen Ecke).

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2 thoughts on “III, 18 – Profan

  1. Ein bennyprofaner Eckball, sozusagen gesailort?

    Und was das bißchen Pathos anbelangt: Bei >>>> TT gibt’s hinterm Balkon eine Taube, die dort immer nur “Kogge” genannt wird. Denn so benimmt sie sich. Bei der Landung allerdings hält sich sehr oft für eine Meise und sucht sich also immer die feinsten Astspitzen für sie aus. Die dann durchweg mißlingt.

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