Erster R‘anh‘adam 2016: Das Pfingstmontagsjournal des 16. Mais 2016. Wieder aus Berlin.

[Arbeitswohnung, 19.10 Uhr
Hans Werner Henze, Erste Sinfonie]

Spät kam ich >>>> gestern an; lange ließen die Wiener den Flieger auf der Rollbahn warten. Und in Berlin-Schönefeld gab es einen Schienenersatzverkehr, den ich, wohl aus Müdigkeit, so wenig durchschaute, daß ich irgendwann fehl am Ostbahnhof ausstieg, den ich für das Ostkreuz hielt. Wohin ich nun aber für meine Ringbahn mußte.
Jedenfalls nachts noch den letzten Wein gekippt, in Vorausschau: – seit heute morgen der nun von mir in Ranhadam (R-ANH-adam) umbenannte persönliche Ramadan: Einen Monat lang keinen Alkohol, möglichst wenig Fett, so gut wie keinen Zucker, wichtig: kein Brot, keine Nudeln, keine Kartoffeln. Vorwiegend Haferflocken, etwas Obst, meist als Rohkost Gemüse. Und jeden Tag Sport: Bis ich von den jetzigen knapp 80 Kilo auf 76 runter bin, nur Ausdauertraining: laufen oder schwimmen. Danach auch wieder Krafttraining. Das wichtigste aber ist die Alkoholsperre.
Schummeln werde ich nur beim Caffè, also Espresso: da geb ich d o c h ein bißchen Zucker hinein; schmeckt einfach nicht mit Ersatzstoffen, die im übrigen schädlich sind.
Habe mir die Zeit in den Kalender eingetragen. Es gibt auch kein „Pfingsteis“, wie vorhin लक्ष्मी es auf unserem Familienspaziergang nannte, und erst recht nicht wird das erste Glaserl für Allah über die Schulter ausgekippt (wenn diese Legende überhaupt stimmt; hübsch aber ist sie: besonders, weil man sie „katholisch“ nennen könnte).

Nur schwer, erst um kurz vor acht, aus dem Bett gekommen, dann mit dem Wiener Freund über Skype zwei Vorschautexte redigiert. Das dauerte bis zum Laufen quasi. Trotz der kleinen Pause die zwölfeinhalb Kilometer geschafft: zehn am Stück, dann Streching, Liegestütze usw, dann die zweieinhalb Kilometer bis nach Hause wieder zurück. – Ich hatte Glück: Bis mittags gab es immer wieder Sonne. Nur wenn der Wind freies Gelände hatte, wurd‘ es schon arg frisch.

Der Mittagsschlaf schmatzte mich wie ein Moor in die Tiefe. Dennoch war er kurz, weil die quasiFamilie wartete. So kam ich bislang nicht an eigene Arbeit. Doch Briefe konnte ich schreiben. Immerhin.

Bis zum Abendessen (noch keine Haferflocken, sondern mit Knoblauch und Chilie gedünsteter Bratpaprika mit etwas später dazugedünsteten Tomaten, als Beilage parallel gedünsteter Stangensellerie; dazu alkfreies Weizen) mag ich noch ein paar der überarbeiteten Gedichte (Mein Zung‘, das Vieh, // soll bluten vor Du) durchschauen, die morgen, spätestens übermorgen an Verlage und auch ausgewählte Freunde hinaussollen. Henze dabei, den ich lange nicht mehr gehört habe, jedenfalls nicht die frühen, bei mir auf Vinyl, Sinfonien (1947, 1948, 1949, da war er 21/22/23).
Tolle Musik!

Es ist furchtbar kalt in Berlin. Dabei sang meine Omi immer:

Ach, Pfingsten isso scheen
un‘ die Natua so šreeen
(Von Bolle fange ich erst gar nicht an).

„Jetzt sind lauter neue Eltern da“, sagte auf dem Spielplatz लक्ष्मी, „und alle jünger.“ Dabei bin ich ihr fast einzwanzig Jahre voraus und

… stehe auch schon am Geländer
und sinne in die Ränder
der Lebenswetterlage

Denke sehr, immer wieder, an den >>>> Kiefer aus der Albertina. Wir nahmen nachher, Amélie und ich, ein paar Brötchen bei >>>> Trzešniewski, und unsere Kaffees im >>>> Hawelka; beides für mich kleine Pilgerorte, seit ich zum ersten Mal in Wien gewesen bin. Mit diesem, dem Hawelka, verbindet mich Hrdlicka, mit dem ich seinerzeit furchtbar gesoffen habe. Alles schon eine historische Zeit.
Nun aber wieder Berlin.
*

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