Der Ferne nahe Lichter. Das Arbeitsjournal des Mittwochs, dem 20. Juli 2016.


[Arbeitswohnung, 17.26 Uhr
Jarrett, Paris & London Testament 2008]

Und plötzlich blaschte gestern ein Licht am Ende des Tunnels auf, ein Scheinwerfer, muß man sagen. Anruf Titania Carthagas: ob ich nicht einen Ghostwriter wisse; eine Kundin brauche einen…
Ich ließ mir die Grundzüge erzählen, rief dann ins Telefon: „Das mache i c h!“
Sie bekam einen Lachanfall. „Das hätte ich nie gedacht, daß du dich für sowas bereiterklären würdest.“
„Weshalb nicht, es ist, was du erzählst, eine reizvolle Herausforderung an mein Handwerk.“
Wir sprachen und sprachen, immer mehr ward offenbar: die Kombination ist geradezu ideal.
Schon meldete sich auch die Kundin, dann eingehender heute morgen, per Skype aus dem Ausland. Längeres, freundliches Gespräch.
Etwas Unsicherheit freilich ist ihrerseits wohl noch da, ging ja auch alles sehr schnell. Ich habe jetzt einige „Probe“texte aus meinen verschiedenen Büchern zusammengestellt und ihr auf die griechische Insel geschickt, wo sie ein Anwesen hat, auf dem sie sich zur Zeit halt aufhält, und warte auf ihre Rückmeldung. Wahrscheinlich wird sie abends über wahtsup kommen, dann wieder in Skype. Ein erstes Treffen ist für Mitte August verabredet, wenn sie aus Griechenland nach Düsseldorf zurückkehrt und ich aus Paris nach Berlin. Aus Tschaikowskigründen mag ich sie hier Frau v. Nadjeschda nennen.
Es werden, wenn, einige Treffen werden, bevor ich den eigentlichen Text zu schreiben anfangen kann. Material sammeln, Interviews, Tonbandprotokolle, Entwicklung der story line, damit schon mal erste Kontakt zu Agenturen. Nicht sie wird als Autorin auf dem Buchdeckel stehen, nicht ich als Autor: Entwicklung also auch eines Autorinnen-Alias‘; wie, also wer, z.B., tritt nachher bei Lesungen auf, bei Zeitungsinterviews usw. Denn Thema und Milieu sind deutlich bestsellerverdächtig. Für mich bedeutet dies: runter vom elaborierten Stilniveau, gleichwohl eine der höheren Gesellschaftsschicht angemessene Sprache. Bisweilen fiel der Name IvKs. In die werd ich mich einlesen. Stilkopien gehören zum Handwerkszeug jeden Autors. Selbstverständlich sich nachher unterscheiden.
Jedenfalls triggert dieser Auftrag meinen poetischen Spieltrieb enorm. Am liebsten finge ich sofort an, bin geradezu gekitzelt.

Parallel war für einen Antrag an einen schnell greifenden Künstlerfonds eine Rechnung zusammenzustellen. Damit also beschäftigte ich mich im übrigen.
So kam ich denn heute nicht zum Sport – zu laufen wäre drangewesen. Immerhin war ich dort >>>> gestern. Aber vielleicht laufe ich abends noch los, vierzehn Kilometer im Friedrichshainpark. Da seit halb sechs auf, mußte ich zu mittag schlafen. Jedenfalls scheinen zumindest schon mal August und September überbrückt zu sein.

Von >>>> Septime kam der neue Kjaerstad, Der König von Europa, Roman:


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Fast siebenhundert sehr sehr schön gesetzte Seiten – wundervoller Satzspiegel! Das Buch wird ab dem 21. August meine Lektüre in Italien sein; danach werde ich sicherlich drüber schreiben. Hingegen in Paris will ich >>>> den Dath zuendelesen, den mir die Zeitläuft‘, die zu schreibenden Kritiken, auch mein neuerliches Seelentief unterbrochen haben.
Daß es immer etwas gebe, das den Himmel halte, läßt sich auch umkehren: Und wenn du denkst, es geht nicht mehr…

[Italo Montemezzi, L‘amore dei tre re]



4 thoughts on “Der Ferne nahe Lichter. Das Arbeitsjournal des Mittwochs, dem 20. Juli 2016.

    1. @gaga. Es muß ja gar nicht „down“ sein, sollte auch nicht, sondern halt nur anders. Und gerade das lockt ziemlich. Ich habe auch in der Kunst Pastiches immer geliebt, einige ja auch schon selbst verfaßt, etwa >>> dies da in der „Alter Meister“-Manier Thomas Bernhards; der fertige Text findet sich in den >>>> horen Nr. 252, die den Nibelungen „gewidmet“ ist.

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