[Arbeitswohnung, 6 Uhr
E.S.T Symphony (Only for promotion)]
ACT ist unterdessen mein entschiedenes Lieblingslabel für neuen Jazz; dessen europäische Entwicklungen lassen sich hier in sowohl geradezu Echtzeit wie geradezu enzyklopädisch miterleben. Ich komme kaum nach. Auf dem seitlichen Arbeitstisch stapeln sich die CDs. So hier doch immerhin schon mal ein Hinweis, auch wenn Sie, liebe Freundin, diese Scheibe noch noch nicht bestellen, aber doch immerhin >>>> vorbestellen können.
Der Schreibtisch ist voll, so voll, daß ich gestern gar nicht in meinen Terminkalender sah, jedenfalls tat ich‘s nur oberflächlich, übersah nämlich, daß es einen Grund hatte, wenn ich – was ich in der Gedrängtheit aber auf morgen vorschob – bereits heute nach Frankfurtmain weiterfahren wollte – nämlich um >>>> Madame TT bei der Einrichtung ihres neuen Ateliers zu helfen. Immerhin habe ich gestern die Bilder >>>> ihrer Austellungswände abgehängt und die Werke gut in den Kartons verpackt, die in den nächsten einzwei Wochen dort abgeholt und in die Heimatstadt zurücktransportiert werden. Dennoch habe ich jetzt ein schlechtes Gewissen.
Kurzum, es ist nicht alles zu schaffen, was auf der Agenda steht. Ich war auch schon wieder am Flügebuchen, abermals Sardinien, diesmal allein, um tzurückgezogen dort zu schreiben, dann noch einmal auf die griechische Insel, für denselben Zweck. Ich erzählte es Ihnen schon >>>> vor fünf Tagen, mit als Bewacher Jean Reno. Und nächste Woche Sizilien, zur vorerst letzten Recherchereise. Mit der Buchmesse werde ich quasi den gesamten Oktober unterwegs sein, bis zum Anfang der zweiten Novemberwoche, an deren Ende wiederum der erste Block meines Marburger Lehrauftrages stattfinden wird. Dann aber, versprochen, bis Ende Dezember Ruheberlin: hier dann schreiben.
Mir gefällt dieses Reisen, selbstverständlich. Es ist einer der großen Vorteile dieser Auftragsarbeiten, daß ich im Süden arbeiten darf, daß die Contessa mir dieses ermöglicht. Im übrigen schrieb sie mir ziemlich eindeutig, sie werde mich mit weiteren Aufträgen derart überschütten, daß ich für andere als ihre Projekte fortan keine Zeit mehr fände. Ich antwortete lieb zurück, für meine eigenen sehr wohl. Eines der ihren ist nun schon auf dem Abschlußweg. Nein, nicht der Roman. Doch den will ich nach wie vor bis Ende Februar lektoratsfertig haben.
Dabei muß sie Geduld mit mir haben, nicht wegen der poetischen Arbeit, sondern weil ich nach wie vor etwas behindert bin: Ohne Kreditkarte mal eben ein Auto zu mieten, scheint schlichtweg unmöglich zu sein, weil es immer die des Fahrers sein muß. Das war früher anders. Jetzt brauch ich also so ein Ding, muß dazu aber erst einmal meinen, nennen wir es so, „Bohème-Status“ ein wenig normalisieren. Ich hab auch schon eine Idee und sie in die Wege ihrer Realisierung geleitet. Das Ganze geht ja auch auf die mir so wichtige Ehre.
Auch anders aber muß gewaschen werden: konkret. Als ich der Contessa vom Waschsalon erzählte, schüttelte sie nur ihren feinen hellen Kopf; ich hatte aber gute praktische Argumente. Überdies werde ich die Waschzeit-selbst für mein Reisebürochen nutzen, das mal herauskriegen soll, weshalb sich zwei von mir ausgeguckte Flüge nicht einfach kombinieren lassen. Stellen Sie sich vor! Wenn ich von Sardinien nach Athen will, um von da wieder das Boot auf die Insel zu nehmen, kostet der Flug ein horrendes Geld. Fliege ich aber einfach erstmal nach Rom und steige dort in den nächsten Flieger, bleibe ich preislich weit unterhalb der Hälfte. Nur kombinieren wollen sich die Flüge offenbar im Netz nicht lassen. Also müssen sie zeitlich weit genug auseinanderliegen, um das Gepäck erst ausschequen, dann neu wieder einchequen zu können. Gut, „not“falls werde ich zweidrei Tage >>>> Parallalie dazwischenschieben, wovon er allerdings noch gar nichts weiß. Ich werde ihn auch erst dann fragen, wenn das Reisebüro mein Anliegen nicht sollte umsetzen können.
Liegen bleibt derzeit auch >>>> die Béart, doch werde ich, worauf ich mich sehr freue, die als Hommage an >>>> Paulus Böhmer geschriebene No XVIII am Donnerstagabend >>>> öffentlich vortragen können. (Hat mich aber schon etwas geärgert, daß mich das Literaturforum als u.a. aus dem Titel der Veranstaltung fegt.)
Zweiter Latte Macchiato. Der Schreibtisch sieht aus wie Sau.
Planung eines Bandes meiner (bisher) sämtlichen Erzählungen; ich darf nicht vergessen, die verstreut erschienenen Erzählbände mit zur Buchmesse zu nehmen. Völlig liegengeblieben ist nun der nächste Gedichtband, ich hatte keine Lust mehr auf Vertröstung, Hinausschieben, „nicht vor 2018“. Er ist mir nicht mehr wichtig.
So hat alles ein bißchen was von Abschluß, Abschluß einer Lebensphase. Derart deutlich steht im Raum, daß eine nächste begonnen hat. Ich bin jetzt Adjutant, persönlich wie poetisch: Über „pures“ Ghostwriting geht diese Arbeit weit hinaus. Mir gefällt das. Es ist mir lieber als strikt definierte Verhältnisse, entspricht meinem Temperament, entspricht meiner Mentalität. Die Trennung von Arbeit und Freizeit, so etwas gar wie „Feierabend“ war mir immer fremd. Flüssig sein. Einfließen, Herausfließen, durchlässige Grenzen: Man sieht sie, aber sie spielen keine Rolle oder eine nur geringe. – Moment, die Pavoni. (Früher hat sie gezischt, einer defekten Dichtung wegen, ich erinnere mich. „Früher“. Wann früher? Um 2004, 2006. Ein Dezennium. Die Zeit der Kinderwohnung, Vater-WG, seither diese | Arbeitswohnung genannt ist.)
Die Orchidee, die ich zum siebten Februar geschenkt bekam, blüht in diesem Jahr nun schon ein zweites Mal, wie aus dem einen Leben hinaus in das andere, neue hinein:
Ihr ANH,
im Rücken die Septembersonne
Immerhin eben noch schnell >>>> das heutige DTs skizziert. Damit wenigstens etwas Struktur bleibt.