III, 220 – Halbseidene Strauchdiebereien

Lampe f Mond; dt.
Lampe f, Lampen m Überraschung, Störung, Vereitlung, Lärm; lampenfrei treu, sicher, lampig unsicher, laut, spektakulär; verlampen verjagen; Lampen haben, Verhaftung erwarten, Lampen m Polizist, Wissender, gerissener Gauner jidd. lamdon Gelehrter –

Günter Puchner: Kundenschall.
Das Gekasper der Kirschenpflücker im Winter.
Übersetzungen ins Rotwelsch

Eichendorff hatte gestern im ‘Glücksritter’ ein Halbseitengespräch auf Rotwelsch mit erklärenden Parenthesen: es schlunt noch alles im Schöcherbeth.
Ein Gespräch auf dem halbseiden beleuchteten Platz. Ich brauchte eine Sicherheitsreserve an Wein, weil Ninno sich heute nicht hatte – bis jetzt jedenfalls – blicken lassen. V. schlenderte grad über den Platz zu seiner Frau. “Uè!” Ob der Ofen funktioniere, wollte er wissen. Da kam auch schon der einstige Hasenlieferant mit seinem alten Golf. Und als sich so eine Art Stammtischgespräch im Stehen entspann, wurde der Platz noch halbseidener wegen der kurvenreichen Nachbarin, die grüßend ihrem Auto zueilte und deren Namen ich nicht einmal weiß.
Denn es ging um Tagespolitik. V., das Fernseh’ referierend, der Hasenlieferant beteuernd, er verstehe eh’ nix davon, obwohl er nein gewählt. Unvermeidlicher Clou: alle gingen, nur Frau M. in “Utschland” (so nannte es eine Zeitlang der Freund in Berlin) nicht.
Woraufhin das Weite durchaus zu suchen war. Denn es wurde nun doch zu halbseiden. Aber der Hasenlieferant hatte es schon begriffen: das beste wäre, sagte er, sich darüber beim Wein zu unterhalten.
So stürmte ich den Bioladen. Und wie es putative Alkoholiker halten, griff er erst zu den Eiern, dann zu den Radieschen, ohne die zylindrische Packung Kekse zu verschmähen, aber dann doch die Weißweinflaschen drehend. Na? Wieviel Prozent? Ok, Centopassi, Sizilien, von der Mafia beschlagnahmte Anbaugebiete, dreizehn Komma fünf.
Und dann jetzt das Kunststück, in der linken Hand das Sieb zu halten, in der rechten den Topf mit dem fertigen Reis, und zwar so, daß der Wasserstrahl so in den Topf geht, daß der genau über der rechten Hand liegende Wasserhahn die Hand und den Ärmel nicht naß macht, weil immer noch ein paar Reiskörner am Topfboden aufzulösen und ins Sieb nachzugießen sind.
Aber in der Zwischenzeit kam ja dann doch noch Ninno, während ich schälend der Haut meiner Finger Knoblauch antat (“sminzo verdurame”, schrieb ich mal).
Abermaliges Achelbeiß-Gespräch (die Wirtshaus-Liste ist recht lang und geht bis Zottelteile) über den politischen Gewitterhimmel. Immerhin waren wir uns einig, daß mal wieder ein Nullpunkt erreicht sei.
Da sie aber Essig holmten vor Taubheit und stupp bannten, schmettert er zu ihnen: Hegt ihr he ebbes zu spachteln? Und sie stippten ihm ein Fündchen gfünkelten Flotscher und Ottchenschund, und er zupfts und schluckts vor ihren Zwielingen. Lukas 24,41-43 [ü Puchner].
Der Wein, den er gebracht, sei von diesem Jahr, noch nicht ganz fertig, aber nicht unangenehm.

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