III, 219 – Das Licht schläft

Gestern war ich nur noch in der Lage, dies zu schreiben: Che bello adesso. “Il lamento della ninfa”, Monteverdi. Während ich >>>> dieses erst einmal, dann noch einmal anhörte mit seinen kleinen Swing-Einlagen. Zu allem Überfluss auch jetzt.
Heute abend geht mir indes der Satz “Das Licht schläft” nicht aus dem Kopf, den ich nirgends gelesen, sondern der sich meiner von selbst bemächtigt. Womit nicht Dunkelheit gemeint ist. Schläft man nicht, weil Licht da ist? Auch das Gefühl des leeren Platzes und der rosafarbenen Mauer des Ostello gegenüber suggerieren dieses Gefühlt, das Licht schlafe. Sicher, es ließe sich umgekehrt auf einen selbst beziehen, der das Licht ausmacht, wenn er schlafen geht (früh genug gestern), der aber bei künstlichem Licht wacht, während er doch eigentlich dennoch in eine Art Schlaf eingetaucht ist, nennen wir’s: Arbeitsschlaf, wenn die Finger nur noch quasi automatisch Standardsätze rattern. Derzeit ist es wieder so.
Von Kerzenlicht könnte man es vielleicht nicht behaupten, denn es bewegt sich. Läßt Wachs hinuntertropfen. (Vor einiger Zeit beschrieb ich die Notwendigkeit, eine Kerze anzustecken, während zudem auch noch zwei Fliegen herumflogen: seit dem Abend ist eine der beiden Fliegen am Fuß der Kerze in Wachs einbalsamiert, die andere, ebenfalls mit Wachs überzogen, schaffte es noch bis zum großen Spiegel über dem Kamin, an dem sie immer noch mit ihrem weißen Wachsmäntelchen klebt (ich hab’ ein weißes Mäntelchen, niemand kann ein’ Harm mir tun)).
Stimmen erklangen am Nachmittag von der Hoftreppe, während die Tür wegen des Ofenanheizens offenstand. Ob da jemand sei. Zwei Köpfe waren da emporgetaucht. Schnieke Herren, der eine beladen mit Drucksachen. Der Träger der gedruckten Worte. Die gesprochenen hatte der Andere, der vor ihm stand. Worum es gehe? Man führe Gespräche hier in der Nachbarschaft. Und worüber? Nach einigen Zirkumlokutionen: Etwa über Gewalt. Gewalt? Das sei doch so ein Thema, das uns alle angehe. Aber auch nur in den Medien. Natürlich war klar, worauf es hinausgehen sollte. Und wenn wir dagegen angingen mit, sagen wir mal: Gott. Ich hätte ihm antworten sollen, daß Mars am liebsten mit Venus ins Bett geht. Stattdessen winkte ich nur: Tschüß!
Das Meer kann nichts dafür, wenn einer darin ersäuft.
Zum ital. Referendum und zum Rücktritt Renzis fällt mir nichts ein. Wahrscheinlich hätte ich mich, wenn ich hätte wählen können, fürs “Ja” entschieden. Denn so kommt alles, was an Reformen vielleicht doch hätte gepackt werden können, wieder in eine Nullphase. Zwei Schritt vor und drei zurück. Aber das nur ein sehr grober Eindruck. Im Bekanntenkreis werden alle fürs “Nein” gestimmt haben.
Bin zwar seit dreißig Jahren hier, aber die Politik habe ich nie durchschaut. Der wichtigste Satz, der mir aus den achtziger Jahren blieb, den einer von der Democrazia Cristiana aussprach: “Direi, anzi dico…” (Ich würde sagen bzw. ich sage…).

das licht die
qual das nicht
die zahl die
sicht das mal
das spricht die
wahl die schlicht
und schal uns
picht im mahl

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