III, 230 – terzariva

Die Unvernunft wartet immer auf den Tag, an dem Wolken heraufziehen und es leise zwar, aber im Kopf laut vor sich hin plätschert. Ein Fallen. Ein Aufschlagen. Ein Inspizieren des lädierten Schirms. Schaff’ ich’s damit bis zur Apotheke? Meine Blutdruckpillen waren mir ausgegangen.
Als ich im Sommer in Berlin war, vergaß ich sie zwei-dreimal. Grad so oft, wie ich ‘rauchte’ und meine Schritte im Gedächtnis plötzlich wie ausgesetzt nicht mehr in die Vorstellungen paßten, durch die sie einfach ausradiert worden waren. So wie man Schweben erst im Nachhinein wahrnimmt. Während sie schon wieder verwundert aufs Pflaster treten.
Aber ich weiß noch, wie es war, als ich mit Brustbeklemmungen zur Notaufnahme ins Krankenhaus auf der anderen Seite des Rathausplatzes ging. Nicht geheuer.
Aber da hatte ich dann keine. Auch ein Denken daran verursachte nichts als Schulterzucken.
Auch der Schirm war mir nicht geheuer. Aber Wind stülpte ihn mir nur einmal um.
Das Teuflische daran war, daß um die Mittagszeit, als ich hinabging mit dem sorgfältig in der unteren Manteltasche verstauten Rezept und der Hand, die den Schirm immer so zu halten versuchte, wie es dem Äolus grad gefiel, auf ihn herabzudrücken (aber dem, d.h. Äolus, ging es wahrscheinlich wie mir: wenn man um fünf Uhr in der Früh aufsteht, steht es um die Mittagszeit mit dem Wehen eben doch etwas mau), dass an derselben Stelle, an der neulich vor und nach dem Konzert ‘Stille Nacht, heilige Nacht’ erklang, auch tagsüber so ein Klingklang erklang.
Also irgendeine Installation. Der, wie bei allen Installationen, ich nicht wirklich auf die Spur kam. Es herrscht dich an. Und dahinter stecke immer alles. Im Bilde ist niemand.
Und so starben auch die Tropfen, denen ich noch besorgt eher zuhörte als zusah, als die über das Ofenholz gebreitete Plastikplane ihren Klang wiedergab.

grün ist das grausamste bajonett
doch ein traum     hängt sich wie ein verbrechen fest an gesternfelder
festgehängt in den holzstühlen der fichtenbäume
haben die toten wieder die schule begonnen

wer träumt     muß
dem frühling folgen und in diesen fluß münden
dem fluß folgen     ans dritte ufer schwappen zwischen weißen knochen

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