Von Messina habe ich überhaupt kein Bild im Kopf, nur die unangenehme Erinnerung an den Beginn einer Nachtfahrt im Zug nach Rom. Wir kamen am Ende unserer Hochzeitsreise dort irgendwann (am Nachmittag? am Abend?) an, waren auf der Fahrt von Palermo noch ein bißchen in Cefalù herumgelaufen. Da war noch alles normal. Dann begann aber eine ihrer schmerzhaften Monatsblutungen. Und die Nachtfahrt wurde zur Qual. Auch die habe ich verdrängt. Aber warum Messina?
Am Vormittag las ich in den >>>> ‘Frauen von Messina’ (Elio Vittorini, nicht wirklich spannend, mir kommen dauernd S/W-Bilder à la Neorealismus beim Lesen, sehr lange Einstellungen). Aber Messina kommt darin außer als Herkunftsort einiger Frauen dort aus dem Apennin so wenig vor wie in der Aussage des Mädchens, das in >>>> Paul Gurks ‘Berlin’ am Büchertisch des Buchhändlers Eckenpenn sich wünscht, ‘Die Braut von Messina’ zu finden:
”Es ist ja Torheit – Ich kann nichts kaufen. Es ist wenig diese Woche herausgekommen. Wenn man alles abzieht … Nur – ich bleibe manchmal stehen – und suche die Braut von Messina. Das rollt so – anders als meine Singer – Entschuldigen Sie!”.
Und darum wurde das Buch plötzlich so wichtig für mich.
Wer weiß, ob ich nicht nach Erledigung des Bücherberges doch noch ‘Perrudja’ bestelle. Damals hatte ich ein Exemplar aus der Amerika-Gedenkbibliothek. Neulich war ich schon drauf und dran. Nabelschnuren.
Und so kam ich auf Messina. Auf die in Messina beginnende Monatsblutungspanik am Ende der Hochzeitsreise.
Ich könnt’ auch von Auroren reden, die am Morgen am Himmel verbluten, um dann im Blau ein Denkmal sich zu setzen. Von der im Abendlicht leuchtenden Fassade der Kirche Sant’Agostino und ihres Campanile mit der schmuddeligen Dachziegelhaube, um dann im Schwarz mit einem Memento sich zu schmücken. Vom Ofenloch, aus dem es riecht nach: Bohnen. Und daß ich heute nur draußen war, um Holz hereinzuholen. Ganz zu schweigen von dem Brief gestern, den mir die Steuereintreibungsstelle geschickt, und die knapp eintausenddreihundert Euro von mir will. Eine Art Weihnachtsüberraschung so zwischen Heilje Drei Körnige und Karneval…
>>>> Und wie in die Ohren gebohrt, begleitet uns unser Vokabular.
Lieber Herr Lampe, ob Sie wohl über Ihre Gurk-Lektüre weiterschreiben würden, vielleicht gesondert von den Tagebüchern so, wie es vor sieben Jahren >>>> Dr. No mit dem Wolpertinger und zwei Jahre danach >>> auch mit Thetis gemacht hat? Eine Kritik also, die die Form einer laufenden Lesemitschrift hat?
Sie begannen in Ihrer gestrigen Erzählung ja schon…