III, 300 – Etwas stümpt nicht

Die Freude gestern über das funkelnde Auto, das zuvor vollgestaubt und -geschissen auf dem kommunalen Parkplatz stand: sandbringender Regen (allerdings schon ein bißchen her) und Tauben. Tanken war sowieso angesagt, also dann gleich auch die Waschanlage. Ich hätte damit heute eventuell angeben können, aber nu ist’s verschoben. Niemand mehr da zum Abholen. Und immer wieder aus dem Fenster schauen. Hallo Auto!
Die kartenspielenden Hexen indes haben ihren Tatort vom Platz in die Garage gegenüber dem Küchenfenster verlegt. Gestern dachte ich, es liege am Wind, aber auch heute, wo der Wind nur eine federleichte Brise, saßen sie darin. Ich weiß nicht mal, ob sie >>>> Briscola oder >>>> Scopa spielen. Es vernettet und vernetzt immerhin in Zeiten, wo mir auch diese Spiele beigebracht worden.
Nicht unbedingt in der Fernsehatmosphäre, die ich ja erlebte im Haus der Schwiegereltern am Rande des Fucino und nun im Hof erlebe, weil gegenüber dem Hof ein Fenster den ganzen Tag offen steht und dahinter den ganzen Tag Dialoge oder Monologe geführt werden, die nicht von wirklichen Menschen stammen können. Ein Eruieren der heutigen Fernsehprogramme ließ mich nicht erraten, was da gerade angesehen wird – mehr noch als angehört, will mir scheinen. Eine Gardine hängt vor dem Raum, den Glühbirnen einförmig beleuchten, die im Fensterglas sich spiegeln. Nicht aber das typisch bläuliche Flimmern einer Mattscheibe.
Gestern, es war weit noch vorm Dunkelwerden, vermißte ich die Mauersegler: es flogen nur tschilpende Schwalben. Es hapert naturgemäß mit dem Dunkelwerden, aber dann kommen sie doch, die Mauersegler, sobald es wirklich auf der Kippe steht. Und “stars, peeping one by one”.
Und bis hierhin bin ich auch nichts anderes als eine tschilpende Schwalbe. Und ein ödes Fernsehfenster. Korrekter müßte es heißen: Fernseh- und Fernwehverweigerungsfenster. Wie ich “in meinem Ohrsessel” dachte (Bernhard, Holzfällen, passim).
Daß es noch keine Fernwehgebühren gibt, ist angesicht der Fernsehgebühren, die man mich seit Jahren zwingt zu zahlen, kein wirklicher Ausgleich. Mit dem neuen System, sie auf der Stromrechnung einzukassieren, wird’s noch perfider. Obwohl ich per Einscheiben beteuerte, ich habe keins! Sogar fristgemäß. Muß ich also doch anrufen, irgendso ein Callcenter, um mich entsprechend programmieren zu lassen. Alle Zeitspannen gleichen Weltumsegelungen von einst.
Hiobsbotschaften: hier ein Fahrradunfall mit Austausch einer Halswirbelsäule (traf ein, während ich schrieb), dort eine Lungenentzündung.
Es hümpelt sich und wünscht rundum Finnegans Wake, das Lied. Und sich selbst ein Dümpeln in der Brandung, die kein Sturm aus der Ruhe bringt, die dennoch prekär. Und es gereicht einem immer recht kümperlich in seinem auf sich selbst bezogenen Stümpern.
I am not amused. Zumindest: es hümmelt nicht, weder kümmerlich noch dem Tenor eines “stümpt” gehorchend.
Deshalb wird man auch nicht sagen, dass Kontinuität allein das verworrene Hüllgebilde der Perzeptionen sei, die das ganze Um und Auf, den Anschein, das Erkennen und Empfinden, das Gewahre, beständig in den Gewahrsam überführen. Oswald Egger, Harlekinsmäntel & andere Bewandtnisse).

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