[Arbeitswohnung, 7.10 Uhr
>>>> France musique contemporaine: Miroglio, Edinger, Prin, >>>> Magnetiques et tremplins]
Ein neues Gedicht begonnen: en route; bisher aber nur vier Verse, auch nur skizziert: um den Lufthauch einzufangen. Konkretion, schrieb ich meiner Lektorin, sei das Fundament, immer.
Dabei hatte ich erst mit abermals Verdi anfangen wollen: La forza del destino. Schnell wurde es mir zu, wie sag ich? weich? und surfte zu France musique, siehe oben, hinüber. Aber auch dort kommt immer der Moment, da ich den Kitsch nicht aushalte – stets dann, wenn es „minimal“ wird, wenn die ewige Wiederholung droht, die den neuen „Schön“klang, so mein Instinkt, rechtfertigen soll. Ich will ihn, diesen Klang, einmal „flaches Pathos“ nennen. Weil nur die dünne Fläche bleibt. Dann doch lieber Verdi wieder. Auch Gänsechöre werden, wenn modern, nicht besser. Selbst Presley bekam einen Lachanfall dabei, freundlich aber höhnisch.
Mein Zustand hat einen durchgezogenen grauen Grund. Bisweilen springe ich lachend über ihn hinweg und steige dann für Momente hoch über ihn auf; dann wieder spüre ich ihn an mir ziehen, und ich verliere die Höhe. Etwa der mir so wichtige Mittagsschlaf funktioniert derzeit gar nicht. Ich lege mich für eine Stunde hin, drehe mich nach fünfzehn Minuten aber wieder vom Lager, unruhig ungut, will dann arbeiten. Arbeit ist ein Sand, um den Kopf hineinzustecken – eigentlich aber, um mit ihm das Herz zu bedecken. Nicht die Pumpe, nein, sondern das metaphorische.
Gut tut >>>> die Huxley-Lektüre. Welch Reichtum an Bildung, an Stil, an vollendeter Charakterzeichnung! Welch böser Witz oft! Und welche Wahrheiten!
Aber nun, bevor ich an den Kark-Jonas weitergehe, >>>> den seit gestern täglichen Ecker. Das heutige Stück heißt „Für ein Lesebuch der Oberstufe“ und beginnt folgendermaßen: „In ihrem angeborenen Bedürfnis, sich nützlich zu machen, stößt man bisweilen auf die alten Götter. Einmal sah ich Prometheus, der auf dem Bahnsteig der Untergrundbahn für Ordnung sorgte.“
Felix Philipp Ingold. Nachdem er >>> d a schon etwas fast Drittelrichtiges sah, über das dann von NZZs Dean bis ZEITs Kastberger auch nett wassergeglasstürmt wurde, hat Ingold >>>> viertelrichtig nachgelegt. Daß man aufgrund der Zuständ‘ Preise und Stipendien streichen sollte, ist als Lamento so alt wie es vergißt – oder bewußt vergessen machen will -, daß das meiste genau der Kunst, die Ingold favorisiert, von Förderungen stets abhängig war. Will sagen, früher von Mäzenen, die es heute aber nicht mehr oder nur noch kaum gibt – was mit der veränderten Gesellschaftsform zusammenhängt, sprich einer, die sich als Demokratie versteht. Von daher hat die Förderung der gerade anspruchsvollen Künste zur Aufgabe des Staates, also des Gemeinwesens, werden müssen und ist es auch geworden. Der Mißstand beginnt da, wo die Förderung sich am Markt orientiert, bzw. an schon vorhandenem Ruhm und/oder Erfolg der Geförderten, kurz: am Mainstream. Das behebt sich aber nicht durch Streichung der Förderungen. Weshalb Ingold also aus dem Bade auch die Seife kippen will, läßt auf… ja, was? Rückschlüsse zu..?