Was mir noch nie passiert ist. Zerknirschtheit im Arbeitsjournal des Montags, den 9. Oktober 2017. Aus Frankfurtmain.


[Vor den Pflanzen, die fleischlich, 11.30 Uhr
Henze, Cantata della fiaba estrema]

So habe ich es gestern wirklich nicht gemeint, als ich, >>>> Phyllis Kiehl zitierend, nach Abschluß des Lyrikseminars zu Malte Kleinjung sagte: „Wenn man gelehrt hat und ist hinterher nicht wie durch die Spül- und dann Trockenschleuder gezogen, hat man etwas falsch gemacht.“ Die leidenschaftliche Lehre zehrt. – Aber ausgerechnet लक्ष्मीs Geburtstag vergessen? Noch heute morgen wäre ich nicht drauf gekommen, hätte mir nicht mein Sohn – ohne mir den wahren Anlaß aber zu sagen – gewhatsappt, ich möge doch mal die Mama anrufen.
Die dann voller Sorge war, mir sei etwas zugestoßen – derart ungewöhnlich ist dieses „Vergessen“ für einen wie mich – das Wort sehr bewußt in Anführungszeichen, weil ich mir jetzt, grübelnd, überhaupt nicht klar darüber bin, welche Dynamik hinter ihm steckt. Denn gerade jetzt, da Meere wieder frei und quasi täglicher Gesprächs- und Beschäftigunsstoff ist, liegt es so ferne. Ich bin weder noch war ich je der Mann, etwas „auf sich beruhen“ zu lassen. Ich will immer wissen.
Es wird mich noch lange um-,ja,-treiben?
Zumal sich eine Seminaristin gestern ein weiteres Seminar mit und von mir wünschte – zu, wie sie es nannte, „explizitem Schreiben“. Sie hatte ein Meere-Exemplar dabei, daß sie tatsächlich, da kann sie noch keine zwanzig gewesen sein, vor vierzehn Jahren in der einzigen Woche gekauft, in der das Buch in seiner originalen Gestalt zugänglich war. Dieses legte sie vor mich für eine Signatur.
Ich hätte also schon aufmerken müssen, als ich im >>>> Literaturforum überdies meine geliebte Reisebox von Bose vergaß und hier, in Dos Wohnung, nichts anderes mehr tat, als mir nacheinander zwei Tatorts reinzuziehen, den „neuen“, überdies schlechten, weil extrem moralinsauren und auch noch unglaubwürdigen von gestern und einen älteren danach, – so unempfindlich offenbar für sogar billigsten Geschmack. Jetzt klärt mich immerhin zum Cigarillo der Henze. Was ich noch konnte, allerdings, war, mir >>>> Nielsens wunderbare Fotografien der Berliner Veranstaltung anzusehen. Dann fiel ich ins Bett, ich weiß nicht mehr, wie.
Morgens um sechs hoch und lange, lange, letztlich aber unperfekt, >>>> etwas für Die Dschungel formatiert. Mit meinem Nettbückerl wäre es schneller und eben auch perfekt gegangen; auf das Ipättchen muß ich mich erst eingewöhnend einstellen. Dabei fördern die nur kleinen Ausmaße des Gerätes durchaus die Konzentration; man schaut nicht „schnell noch mal“ hie und dort im Netz nach und surft dann dusselig herum. Mein Verhältnis zu ihm ist also durchaus ambivalent. Wir sind nicht wirklich befreundet, aber genau diese Distanz erzeugt Genauigkeit und Obacht.
Was aber noch einmal लक्ष्मीs Geburtstag anbelangt, so weiß mich heute vormittag nicht einmal Christopher Eckers >>>> meine Morgenlektüre zu beruhigen, in der von einem terrestrischen Raumschiff die Rede ist, das qua praktisch angewandter Spiel(buden)theorie den Krieg zu den Eidechsen bringt. So, denke ich, hat sich‘s von Däniken nicht gedacht, noch hatte Kubricks Monolith dergleichen im Sinn, wenngleich dort – nach wie vor atemberaubendster Schnitt der Filmgeschichte – auf den zertrümmernden Schenkelknochen unmittelbar das Weltraumshuttle folgt. Aggression als Voraussetzung der Kulturbildung, Verlust als Voraussetzung aller Kunst. Eine Liebe, die zu groß ist, verliert ihr – ecco! – Objekt; um nun die Leere auszugleichen, wird sie gestaltet: dies schafft nicht aus dem, sondern in das Nichts. So wird es wieder Etwas. — In furchtbar ungewissem Sinn ist der letzte Satz ein Kommentar zu einer gestern im Seminar geführten Diskussion. Das Glück braucht keine Darstellung, noch verlangt es nach ihr. Es ist – und will bleiben – alleine es selbst.

[Henze, Undine]

[18.27 Uhr
Henze, antifone]

Ist es, Freundin, wirklich so sonderbar, daß meine Depression wieder steigt, schlimm steigt, und ich weiß gar nicht, wohin jetzt mit ihr? >>>> Danach? Wieso lesen so erbärmlich viele Menschen nicht die Poesie dieses Liebesklagebuches, sein von den Wellen der Prosabewegung getragenes Elegisches? Wieso kleben sie – wie Fliegen am Leimband – an den vorgeblich„expliziten“ Stellen, die eben Stellen sind, notwendige, ja, sonst stünden sie nicht dort, aber gemessen auf das ganze Buch immer noch nur Teilchen dessen, was erzählt wird? Woher dieser, ich kann es gar nicht anders sagen, Haß auf mich? – Nein, er ist nicht neu, er wurde schon lange vor Meere auf mich projeziert – imgrunde, seit ich zum ersten Mal öffentlich aufgetreten bin, irgendwann zu anfang der Siebziger. Nur hab ich heut die Kraft nicht mehr, mit Wut zurückzureagieren. Es bleiben alleine Traurigkeit und Trauer.

(Dabei ganz davon abgesehen, daß wieder einmal mein Name falsch geschrieben ist; aber auf Genauigkeit kommt es Herrn Schröder ja nicht an — Hauptsache, er darf etwas zertreten, wenn er es nicht versteht..)

10 thoughts on “Was mir noch nie passiert ist. Zerknirschtheit im Arbeitsjournal des Montags, den 9. Oktober 2017. Aus Frankfurtmain.

  1. Und d a m i t umzugehen. Christoph Schröder.

    journal Frankfurt Nr.22 S.80/81

    An sich ein Grund zur Freude, daß das journal Frankfurt – d a s Frankfurtmainer Veranstaltungsmagazin – die morgige Meere-Lesung als Top1 der Buchmessenveranstaltungen empfiehlt, und ich freute mich auch, sehr, als ich es vorgestern am Telefon erfuhr. Aber was nun solch ein Freudgrund war, wäre jetzt nur noch einer gewesen, stünden im Text selber nicht Sätze wie
    Herbsts Protagonist ist „eine unangenehm aufdringlich Testosteron versprühende Figur, ein alternder, egomanischer geiler Sack. Die ersten Kapitel ersaufen von ‚Meere‘ ersaufen in Sperma und Banalität.“
    Was meint dieser damals ganz sicher noch junge Mann? Solche Sätze?:
    Während er endlich bei Arbeiten schreien konnte, ohne daß verstörte Nachbarn gleich die Polizei alarmierten, wollte er nicht sehen, daß Irenes Fußsohlen bluteten, sondern hieb seine Farben händevoll in Gemälde, die immer größer wurden, genauer zwar, doch massiver, er weiß es ja: unmenschlicher, dies endlich, nahe Wisetka, in den Naturpark übergingen. – Kapitel 1
    Oder:
    Nicht daß er ihn wirklich für einen hielte, denn alles ist Wahn: was wir denken, wie wir fühlen und was wir glauben, wo Recht und Unrecht sei. – Kapitel 2
    Oder vielleicht?:
    “Sucht und Genuß“, erwiderte Irene, es klang beinah ärgerlich, „schließen sich aus.“ – Kapitel 3
    Ja eine explizite Sexualstelle kommt überhaupt im sechsten Kapitel erst vor. Also welches Buch hat Christoph Schröder gelesen? Meere war es sicher nicht.

    Aber das Schlimme, wirklich Schlimme und mich Niederschlagende daran ist nicht, daß Schröder das nicht nur falsche, sondern grob gehässige Zeug vor vierzehn Jahren bereits schrieb, sondern daß er es jetzt wiederholt. Es ist schlichtweg Machtmißbrauch. Auf der >>>> Veranstaltung morgen werde ich mich dagegen scharf verwahren und mich noch viel schärfer wehren.

  2. aber jetzt bin ich auch verwirrt, identifizieren Sie sich als Autor so sehr mit Ihrem Protagonisten Fichte, dass Sie hier empfindlich reagieren?
    Stehen diese Stellen im Buch, dann stehen Sie doch auch dazu.
    Als Autor, meine ich.
    Vielleicht in der Art: so ist halt ein Mann mit diesem “Genie”oder ähnlich.
    Ansonsten würden Sie alle Vorwürfe bestätigen, die von den Gegnern dieses Buches angeführt werden.
    Da ich das Buch gelesen habe, nicht in der jetzt frei gegebenen Fassung, sondern in der schon jahrelang existierenden Fassung, teile ich die Auffassung über den Charakter des Protagonisten, die der Rezensent Schröder(?) ausdrückt. Ich halte Fichte nicht für ein Genie, eher ein eingebildetes.
    Genau gesagt für ein Arschloch.
    Angesichts Ihres Blogs, den ich oft lese, ginge ich immer davon aus, dass es nicht um Ihre Person geht.
    Wenn doch, bekunde ich eine tiefe Hochachtung der Frau, die dieses Buch jetzt frei gegeben hat, allerdings nicht Ihnen, sorry.
    Ihre Empfindlichkeit ist mir unerklärlich.

    1. @HARFIM zum Arschloch. Fichte ein Arschloch? Ganz gewiß nicht. Ein Getriebener, auch Vertriebener, das ja. Aber immerhin einer, der bekennt. Sonst hätte es das Buch gar nicht gegeben. In diesem Roman steht alles, wirklich alles auf der Seite der Frau – bis hin in Fichtes Zerknirschung. Wenn es also jemand hätte mit Recht verbieten lassen dürfen, dann allenfalls er selbst.
      Und da jetzt Schröder und Sie: Bloß nicht hingucken, schon gar nicht so genau wie Fichte (geschweige ANH). Besser das alles nicht bedacht, sondern 1:1, also schlecht „realistisch“ gelesen. Wenn Sie‘s denn taten, was ich momentan sehr bezweifle. Nicht die Trauer bemerkt, nicht das Unheil, das alles ausgelöst hat.
      Aber davon abgesehen: Wo denn ist er ein Arschloch? Als Irene ihn bittet, nein, von ihm fordert, ihr ins Gesicht zu schlagen? Und weil er es tut – zu ihrer Erfüllung? Oder weil er ein Werk schafft, wie es nur wenige tun (und die unter und mit nicht unähnlichen Grausamkeiten, nur sie geben‘s nicht zu)? Also Butter bei die Fische, ästhetische, mein ich, zur bürgerlichen Moral: wo? Und wo nehmen Sie Fichtes „Unbildung“ her? Aus der ihm – wie mir – „mangelnden“ political correctness oder aus dem Umstand, daß er Mann ist und das gerne, und weil er es sagt? Ah, ich wittere Ihren Beweggrund.
      Dennoch, ich erwarte Ihre Antwort; kann ja sein, daß ich mich irre, Judith Butler nun hin oder her. Wenn keine kommt, dann bitte zurück in die Kleinstbürgerecke.

      Ach so, zu Ihrer Eingangsfrage: Ja, ich identifiziere mich. Es gab (und gibt ihn noch) einen Schreibgrund – eleganter formuliert: einen mir sehr nahen Anlaß. Was aber immer noch nicht bedeutet, daß Fichte und ich identisch sind – etwas, das sich schon biografisch zeigen läßt, also so „realistisch“, wie Sie es, denke ich, schätzen.

    2. Danke. Ich habe kein Problem damit von Ihnen in die „Kleinstbürgerecke“ gestellt zu werden.
      Natürlich lasse ich mich bei der Lektüre eines Buches auch dazu verleiten in Abgründe zu schauen, die vielleicht sogar menschlich typisch sind. Als Leser identifiziere ich mich mit dem Protagonisten, den mir der Autor anbietet.
      Ich steige in seine Seele mit hinein und wenn er jemand ist, der jede Achtung vor der Frau verliert, sie schlägt und demütigend behandelt, schrecke ich zurück vor dem, was auch in mir eventuell schlummert. Zum Arschloch wird er ja dann erst durch seine Zerknirschung, die er gewissermaßen liebevoll zelebriert und darbietet, die aber nur zeigt, dass er weiß, was er tat.
      Als Leser bin ich im besten Fall davor gewarnt, so ein Arschloch zu werden. Man ist nicht unbedingt mutig, wenn man seine dunklen Seiten auslebt, eher ein großer Egoist.
      Aber das sagen eh nur Kleinstbürger.
      Bei einem Genie wie Dostojewski, der das ganze Seelenleben eines Raskolnikows aufblättert, erlebe ich als Leser die Erkenntnis dieses Mannes mit, dass er am Ende nichts als ein jämmerlicher Mörder ist. Ich glaube nicht, dass das Genie Dostojewski, um das zu zeigen, real eine alte Dame ermorden musste.
      So war ich bereit, über Fichte zu lesen.
      Die „Aufdeckungen“, dass es sich um Teile Ihrer Biografie handelte, haben mich schon irritiert, Kleinstbürger, der ich bin.
      Jetzt noch Ihre Rechtfertigung, dass er „ein Mann ist und das gern und es sagt“, also irgendwie großartig ist, weil er sich „bekennt“ dazu, befremdet mich zusätzlich.
      Ein „eingebildetes Genie“ kann auch ein hochgebildeter Mann sein, das hat, glaube ich, nix mit Bildung zu tun. Selbst bei „Hochgebildeten“ habe ich so meine Zweifel, wenn sie es von sich selbst behaupten.
      Wenn aus diesem ganzen „Schlamassel“ der Verquickung von realem Leben mit der Fiktion sich jedoch zukünftig eine Fortsetzung der „Meere“ ergibt, dass der Fichte doch eigentlich die Irene immer noch liebt und daraus sich ein neues Buch schreiben lässt, lassen Sie uns Leser das wissen.
      Alles Gute.
      Gute Nacht.

    3. @Harfim zur Erklärung. Dieses, so, kann ich als Äußerung eines Lesers gut und nachvollziehbar stehen lassen, ob nun Kleinstbürger oder nicht. Da empfinde ich mich und/oder meine Helden vielleicht falsch gesehen, aber nicht ungerecht behandelt. Es ist eine Haltung, davor habe ich Achtung, auch wenn sie Ihnen den Zugang zu manchen Büchern und insgesamt vieler Kunst versperrt. Daß Sie jetzt offen und ohne Ressentiment geantwortet haben, streicht die Kleinstbürgerecke jedenfalls durch oder setzt sie zumindest in Klammern.
      Was das “demütigt und schlägt“ anbelangt, so habe ich darüber in einigen Publikationen derart ausführlich geschrieben – auch erkenntnis- oder sagen wir motivationstheoretisch -, daß ich es hier nicht wiederholen zu müssen meine. Im persönlichen Gespräch dann aber gerne; vielleicht sind Sie ja >>>> heute abend dabei. Unabhängig von Irene und Fichte, so viel aber doch, daß es Menschen (beiderlei!) Geschlechtes gibt, die aus Demütigung und Schmerz Sexuallust beziehen, für ein erfülltes Geschlechtsleben sind Ihnen eines und/odcr das andere unabdingbar. Dafür – und daß es derart viele Menschen und eben auch Frauen sind – gibt es Gründe, psychologische, soziale wie anthropologisch-biologische. Der Siegeszzug von SM erst durch die Szenen, dann in den Chic zeigt es – für Sie wahrscheinlich erschreckend – deutlich. So etwas war lange schon vor dem Internet da, dort aber konnte es sich finden. In Meere ist dies ein Thema – eines und nicht einmal das vorherrschende -, weil die perverse Bewegung gezeigt wird, die alle, tatsächlich alle große Kunst nimmt, nehmen muß, und zwar zusammen mit ihren Rezipienten. Hierüber, tatsächlich, können, und müssen wir vielleicht, diskutieren. Dann fallen moralische Kategorien, etwa „Arschloch“, weg und wir schauen auf die Strukturen, sei es auf Irenes, sei es auf Fichtes, seien es die seiner Kunst.
      Insofern ist Ihr Raskolnikof als Beispiel gegen Meere schlecht gewählt; auch hat dort die alte Dame darum nicht gebeten, erschlagen zu werden. Sondern Dostojewskis Held findet sich in einer Parallelzeit mit Max Stirner und den moralanarchistischen Thesen anderer Vertreter, die dieser Autor immer wieder ins Zentrum seiner Beobachtungen gerückt hat – am schärfsten wahrscheinlich bei Stavrogin aus den Dämonen. Dostojewski wie noch nach ihm Freud, der den Begriff geprägt hat, ist weibliche Sexualität – die männliche damit aber auch – ein dunkler Kontinent. (Schon das Farbadjektiv läßt mich aufhorchen da).

    4. Na dann Okay, auf keinen Fall wollte ich Sie zusätzlich verbittern, wenn dieser Herr Schröder es schon tat.
      Wie Sie ja sogar andeuten, wären Sie heute Abend sogar besser „gerüstet“. Dann ist ja gut.
      Also ich drücke mal die Daumen, dass Sie sich gut verkaufen.
      Nein, ich werde nicht da sein.
      Solch ein Rummel ist nie ein Ort gewesen, an dem ich mich wohl fühlen würde.
      Wenn das Sado/Maso Thema so wichtig geworden sein soll, melde ich Bedenken an, ob das nicht eher zur Mode geworden ist.
      Und ob überhaupt bei dieser Art Sexualität jemals etwas echt war?
      Eine der schönsten Liebesromane ist für mich „Liebe in Zeiten der Cholera“ und nicht dieses „Fifty Shadows of Grey“ Geraune.
      Ja, selbst dort ist ja der Schläger ein gestörter Mensch (ich kenne nur Teil 1) und die junge Frau lässt aus Liebe sich verprügeln, nicht weil sie Lust an Schläge hat.
      Den „dunklen Kontinent“ bleibt vielleicht besser dunkel, das macht ihn schön geheimnisvoll.
      Ich halte es jetzt mit bald 70 eher wie Bunuel, der mal, erheblich älter schon, sagte:
      „Endlich hört der ganze Mist auf“.
      Nein, ich glaube auch nicht, dass gute Literatur aufklären muss oder etwas ans Licht bringen.
      Das ist irgendwie was anderes, vielleicht ein Geheimnis, das es bleiben sollte, smile, außer für Herrn Schröder und solche hoch intelligenten Kenner.
      Mir ging es eigentlich nur um die Distanz, die ein Autor doch besser zum Helden gewinnen sollte.

    5. Distanz@Harfim. Jetzt verstehe ich Ihren Ansatz und respektiere ihn. Persönlich ist er mir sogar nahe – immer näher geworden, je älter ich wurde. Aber persönlich eben, nicht künstlerisch. In meiner Arbeit geht es um das Gegenteil: Nähe herzustellen, die Dinge zu schmecken und nicht nur, aber auch, an ihnen zu lecken (und zwar allen), sondern sie zu kauen, zu schlucken und zu verdauen. Woraufhin und woraus Dünger für das Nächste entsteht. Dichtung ist für mich körperlich, genau wie Musik, die ich mit der Haut höre, auch mit der Haut, und, klar, mit den Ohren. Brahms‘ Bemerkung, die wahre Musik finde statt, wenn wir die Partitur lesen, finde ich falsch; nur wenn sie Klang wird, ist Musik überhaupt da. Alles übrige ist abstrakt und also lebensfeindlich. Deshalb mein Beharren auf Othmar Schoecks >>>> „Ergriffen sein!“ Der Rest ist Papier.

    6. nun bin ich tatsächlich extra zu meinem Klavier gegangen, um diese Töne hörbar zu machen.
      Hier stimme ich Ihnen zu, ohne Wenn und Aber.
      Warum der vierte Ton so anders klingt als der erste, obwohl es doch der gleiche ist, ist wohl ein Geheimnis. Da ist irgend eine Scham verborgen.
      Ergriffenheit?

    7. Ach wie toll @Harfim, daß Sie das getan haben!

      Ja, Scham könnte sein. Denken Sie an die Entstehungszeit. Zudem ist die Geliebte eine Statue, die das „letzte Geheimnis“ gar nicht hat, von dem Paglia bei ihrer Betrachtung des Striptease spricht – als eines, wie sie schreibt, sakralen Tanzes, eben weil die Tänzerinnen das Verborgene, ohne es offenbart zu haben (noch es offenbaren – eben! – zu können) wieder von der Bühne mit sich, in sich nehmen.

      https://www.amazon.de/Die-Masken-Sexualit%C3%A4t-Camille-Paglia/dp/3929029065
      Übrigens ist der Originaltitel sehr viel schöner: Sexual Personae, auch wenn persona Makse tatsächlich meint. Doch etwas Drittes schwingt mit – wie in demselben, doch anders klingenden Ton.

Schreiben Sie einen Kommentar zu HARFIM Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .