Das Arbeitsjournal des Montags, den 27. November 2012


[Arbeitswohnung, 8.14 Uhr]

Wie gut, meine Freundin, wieder einmal vor sechs Uhr aufgestanden zu sein; bereits um 5.30 Uhr war ich, ohne Wecker, wach, dämmerte dann noch paar Minuten, dann dachte ich: Unfug, hinaus!
Latte macchiato usw., der Freund ratzte und ratzte. Heute spätnachmittags wird er wieder fahren, und ich werde mich auf Triest vorbereiten, von wo es am Donnerstag dann nach Wien zu Veranstaltung und Lektorat gehen wird – wobei ich auch jeweils dort weiter an der Thetis-Überarbeitung arbeiten werde. Über einhundert Seiten habe ich gestern geschafft, wiewohl ich so spät und verkatert aufgestanden war. Allerdings habe ich, nach dem Arbeitsjournal, kaum etwas anderes gemacht und erst knapp vor Viertel vor neun Uhr abends aufgehört. Da schleppte der Freund eine junge armenische Übersetzerin an, mit der wir hier aßen, sprachen, vor allem über >>>> Helmut Schulzes und meine beiden Joyce-Nachdichtungen, also sowohl die >>>> Chamber Music als auch den >>>> Giacomo Joyce; schließlich hörten wir zusammen noch >>>> Das Wunder von San Michele (ich liebe das Stück nach wie vor), bevor ich beide kurz nach Mitternacht „hinauswarf”; die arg benutzte Küche war noch in Ordnung zu bringen; ich hasse es, beim Aufstehen in einen Berg verklebter und noch riechender Gedecke und Töpfe zu treten — beide wiederum, weil der Freund, ein Kavalier, die junge Dame noch ein Stück Wegs durch die Nacht eskortieren wollte.
Als er zurückkam, lag ich bereits im Bett und hatte die Lichter gelöcht; sein Vulkanlager war fertig aufgeschlagen worden, er mußte nur noch hinein.

Wiewohl so früh auf, habe ich noch nicht wirklich viel zustande gebracht… das heißt, s c h o n, aber nichts Literarisches. Sondern nach dem Checkin für Triest waren erst einmal Texte zu speichern, Arbeitsjournale, die bisherigen Poetiken, >>>> deren dritte ich dann gleich eingestellt habe, einfach deshalb, weil ich auf Artmann >>>> gestern schon zu sprechen gekommen war. Bin gespannt, liebste Freundin, was Sie zu diesem Kabinettstückerl sagen.
Von dem ist >>>> mein morgendlicher Ecker übrigens gar nicht weit entfernt, wenn er sich infolgs einer Nachricht, die ihn zum Verlassen seines bisherigen Lebens aufgefordert hat, „mit einer Gartenschere drei erfrorene Zehen vom rechten und vier vom linken Fuß schnitt.” Woraufhin er „mit amüsierter Gelassenheit” den harten Kontrast dieser Zehen zum schneebepuderten Bordstein betrachtet. Obwohl er gar keinen Schmerz empfindet, sind wir bereits, er und ich und, Der Dschungel wegen, nun auch Sie über das zweite Drittel dieses Buches hinaus:

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Nur mit dem >>>> Becher bin ich nicht weitergekommen. Aber das sehr eng gesetzte Büchlein ist demzufolge schmal; es wird gut in die Seitentasche meines Reisejacketts passen.

So. Ich tauche zurück in die Arbeit.

ANH

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