Alle Menschen sind schön.
Was aber ist gemeint? Die metaphorische „innere“ Schönheit oder eine leibliche? Wahr ist freilich, daß für diese die Kulturen je verschiedene Ideale haben – oft bestimmter Körperstellen -, aber alle kennen das Häßliche auch.
Der so empfundene, offenbar, Skandal liegt in dem der Schönheit eigenen undemokratischen Wesen, und mithin darin, daß ihr „Moral“ komplett gleichgültig ist und sie wahrscheinlich, sofern wir sie mal als ein handelndes Wesen fassen, sogar langweilt. Also unternimmt es das demokratisch Moralische, ebenfalls → als ein Wesen betrachtet, sie zu diskreditieren, diesen allzu beseelten Ausdruck der Ungleichheit von Menschen — ganz so, wie unterdessen jegliche Verschiedenheit verschwinden gemacht werden soll und sei es um den Preis ihrer, aus Furcht, Verdrängung. Nur kehren verdrängte Ängste an anderer, unerwarteter Stelle → wie[e)der.
Können wir bösen häßlichen Menschen verfallen? Eher nicht. Den schönen Bösen hingegen sehr wohl und nicht einmal selten. So besteht in der körperlichen Schönheit die Willkür der klassischen Göttinnen und Götter fast genauso weiter wie im „Schicksal“, dessen Anerkennung, und sei es „nur“ als Wirken einer hinreichend und notwendig determinierten Ursache-Folge-Wirkung, die für unser Rechtssystem grundlegende Annahme des freien Willens gefährdet. Den es so wenig gibt wie jene nicht.
DLIX
Zu diesem Thema deutete ich Anfang Januar an, etwas über Gleichmacherei, auch im Körperlichen, bei Vonnegut in einer Kurzgeschichte gefunden zu haben. Das Blättern in meinen Vonnegut-Büchern half nichts. Jetzt fand ich’s: https://de.wikipedia.org/wiki/Harrison_Bergeron_(Kurzgeschichte)