Frieden, n i c h t „Ruhm“! Das Ukraine- und heute Bebelplatz benannte Arbeitsjournal des Montags, den 7. März 2022. Darinnen Marieluise Beck großartig spricht und furchtbar dumm Wolf Biermann, in jedem Fall verantwortungslos.

[Am Ende dieses Beitrags finden Sie ein Video,
das den Mitschnitt der gesamten hier dargestellten
Veranstaltung zeigt.
Dank an Gaga Nielsen für den Hinweis.]]

[Foto: ANH | Alle übrigen Bilder (©: → Gaga Nielsen]

[Arbeitswohnung, 8.48 Uhr
Herrlich strahlende Sonne und klare schneidende Kälte
Der Kohleofen kämpft, doch gehn die Bruchbriketts mir langsam aus]

Erstens: muß ich zu begreifen lernen, daß auch diese Journale Arbeit sind, vielleicht keine poetische, doch Grundlage, mag sein, eines, eines Tages, neuen Gedichts, einer Erzählung womöglich, eines Romans – oder Material dann doch für „Friedrich.Anderswelt“. Es ist die Zeit noch nicht, mir dessen auch nur annähernd sicher zu sein; kann auch sein, daß solch eine Zeit niemals wieder kommen wird.
Zweitens: steht bei Arno Schmidt, es gebe keine Altersweisheit, nur den Altersstarrsinn. Den Wolf Biermann des gestrigen nachmittags vor Augen und in den Ohren, was er sagte, scheint dies zumindest in einer Variation wahr zu sein, die aus „Starrsinn“ Dummheit macht. Er war immer einer der mutigsten Menschen, der hellsten allerdings auch früher schon nicht.
Drittens: ist der Ruf nach Ruhm entsetzlich auch in der neuesten Prägung, die von so vielen jetzt mitgeschrien wird: „Слава Україні!“. „Миру Україні!“ – „Frieden der Ukraine!“ – müßte er heißen. Dann, und nur dann, riefe ich mit.
Viertens: stand abseits, jedenfalls am Rand der Menschenmenge, eine junge Russin und hielt vor ihre Brust ein Schild, auf dem in Englisch stand:

I am Russian
I am against the war

Ihre Verlorenheit ist der beste, ja ein herzschnürender Anlaß, von Anfang an zu erzählen. Nun jà, „von Anfang an“ … – Jedenfalls, nachdem der deutsche PEN seine → Presseerklärung hinausgeschickt und wiederum ich nach Kenntnisnahme sofort eine Mail an sämtliche Beteiligten versendet hatte, in der ich mich bedankte, kam, ich stand schon im Mantel, ein Anruf → Deniz Yücels, in dem er unter anderem, und mit Recht, zur Sprache brachte, ich hätte ihn in unserem in der Vorbereitungszeit der Presseerklärung von mir mitunter sehr scharf geführten Briefwechsel ausgesprochen verletzt, persönlich. Ich fragte, womit. Und habe mich entschuldigt. Das Temperament eines Südländers, der ich doch gar nicht bin, halt aber doch bin, irgendwie. Und so weiter. Nun war die Angelegenheit fast vom Tisch. Zumal wollte auch er auf → die Kundgebung gehen. „Dann laß uns uns dort treffen.“
Ich radelte bewußt früh los, nicht mehr ganz so früh, wie ich vorgehabt, doch als ich den Bebelplatz betrat, wuselte noch nur eine kleine, letzte Vorbereitungen treffende Schar um den Tribünenaufbau herum. Und gleich vorne rechts stand auch schon Yücel. Ich zu ihm hin, ihn gegrüßt, und wir sprachen. Nun war wirklich alles geklärt.

Wie fast immer hatte → Ulrich Schreiber den Ort sehr klug gewählt, zumal eben hier, dem Zentrum der Bücherverbrennung des Jahres 1933, drei Stunden zuvor Daniel Barenboim mit seiner Staatskapelle das → Benefiz-Konzert für Frieden in der an den Bebelplatz rainenden Lindenoper gegeben hatte. Nun begrüßte er, Schreiber, das bereits eingetroffene, noch nicht sehr zahlreiche, doch mit ukrainischen Fahnen wedelnde sowie Spruchkartons haltende Publikum.
Es war kalt, sehr kalt.
Wir ließen’s uns nicht verdrießen. Die Rednerinnen- und Rednerliste war ausgesucht, teils wurde online auf den großen Screen zugeschaltet. Mehrere Male kam das komische Wort Schalte vor, das irgendwie immer nach „Schelte“ klingt und nun wirklich mal dringend zu gendern ist. Aber wie? Ein „Schalter“ is‘ nu‘ mal was anderes.
Egal.
Unruhe kam auf, Durchsage des Moderators, gleich nebenan, vor der russischen Botschaft, finde eine parallele Ukraine-Demonstration statt; man habe beschlossen, beide Kundgebungen zusammenzulegen – was es nötig machen werde, die Reihenfolge der durchgetakteten Programmpunkte nunmehr zu improvisieren. So bekamen wir denn die eine und andre Folklore zu hören, schon die die Boxen überforderte, besonders Chöre stellten sie vor ungeahnte Probleme. Daß sie, die Chöre, rot maskiert warn teils, spielte keine Rolle. Aber darum ging es ja nicht, das hält man schon aus. Sogar ich, an den Ohren empfindlich,  kriege es hin. Schwierig wurde es erst später, Freundin, warten Sie ab. Und daß ich hier bisweilen scherze, ist zynisch nicht gemeint, sondern dient der Überspielung meiner Angst, ja sogar meiner – aber warten Sie, warten Sie ab! – P a n i k.

Großartig sprach → Marieluise Beck[1]Auf dem Programmzettel als „Marie-Luise Beck“ angekündigt., sprach wie Danton, als er sich gegen die Terrorherrschaft wandte, aber weiblich, eine glühende Frouwe, die anklagt, u n s anklagt, den Westen anklagt, dem nach wie vor mehr um die eigene Wohlfahrt getan ist, als daß er die Sanktionen nun wirklich komplettieren würde. Und sie nannte die Belege. Ihre eigentliche Klugheit bestand aber darin, daß sie zur Forderung nach einem Überflugverbot n i c h t s sagte. Sie weiß sehr genau, was es bedeuten würde. Ist allerdings nicht schwierig, selbst die Baerbock weiß es jetzt, und sie → sagt es.
Dieses Überflugverbot war indessen der Tenor aller, ja aller Beiträge aus der Ukraine. Das ist verständlich. Putins Bomber- und Marschflugkörperterror muß aufhören; jeder von uns will das. Es ließe sich aber nur erreichen, wenn keine russischen Flugkörper mehr in den ukrainischen Luftraum eindringen. Doch was bedeutete ein Überflugverbot? — nicht nur, wer spricht es aus, sondern vor allem, wer kontrolliert und, bei Übertretung, ahndet es dann, wenn nicht die NATO? Womit wir dann, ganz Europa und der gesamte Westen, in den Krieg eingetreten wären, und zwar in einen, weil Putin einen konventionellen gewinnen nicht k a n n, dazu ist die westliche Übermacht zu groß, atomaren. Regierungen haben ihre Bevölkerung zu schützen, in allererster Linie, ihre eigene, der sie als gewählte zuerst verpflichtet sind.
Ich gehe darauf weiter unten noch ein.

Die übrigen Reden waren teils anrührend, teils glichen sie Franziski, der den Fischen predigt. Teils waren es vorhersehbare Statements, auch von, leider, Vargas Llosa, der zudem, ein zweites „leider“, nicht auf Spanisch sprach, sondern englisch. So elegant er war, wirkte er nur hilflos. So, wie wir alle sind.
Zwischendurch klampfte, zu Instrumentalem aus der Dose, immer mal wieder Yuriy Gurzhy. Was ich anfangs eher lästig, dann aber schlimm, überaus schlimm fand. Es sind die Phasen einer Demonstration, vor denen mir graut. Auch in „normalen“ Konzerten ertrage ich es nicht, wenn von vorne gebrüllt wird: „Jetzt ihr alle!“ Ich wäre beinah gegangen. Es war aber gut, daß ich blieb.
Die Demonstanten sollten den Refrain singen, bzw. skandieren. Es waren zwei Refrains, zum einen die Worte der tapfren Ukrainer, die von der Schlangeninsel — Lévkas in → Anderswelt! — dem russischen Kriegsschiff „Idi nachuj!“ zuriefen, Fickt euch!, anstelle sich zu ergeben – und die Folgen trugen. Der zweite „Refrain“ bestand ganz ebenso aus nur zwei Wörtern:

„Flugverbot erteilen! Flugverbot erteilen! Flugverbot erteilen!“

Ich habe dies nachts, in einem Brief an → Baskakova, noch immer voller Entsetzen, so kommentiert:

Da dachte niemand mehr nach, und es geschah das, was ich bei Demonstrationen stets befürchte: eine Eigendynamik des schunkelnden Mitmachens.

Dann l e g t e sich die unheilsbereite Begeisterung; so ganz funktionierte es auch nicht, wie sich’s Gurzhy gedacht, nicht alle, immerhin, hatten mitgemacht, das Skandieren versank zwischendurch immer mal wieder, versickerte im Boden. Vielleicht auch, weil von da die Kälte so in die Fußsohlen kroch und weiter wadenaufwärts. Woraufhin die Musik, ein bißchen fast aufgebend, vorbei war. Und → Jurko Prochasko sprach.
Seine Rede war stilistisch vollkommen und wäre für mich sogar ein Genuß gewesen, wenn nicht … ja wenn nicht bei all der klaren Sicht und auch Herleitung des von ihm, in Anlehnung an „Stalinismus“, so benannten Putinismus deutlich nationalistische Töne mitgeschwungen – nein, nicht „geschwungen“, sondern sich unter diesen ausgefeilten, dabei frei vorgetragenen Formulierungen gleichsam unterirdisch wie feine Wurzelranken ausgenestelt hätten. Was darin gipfelte, dem gesamten russischen Volk die Schuld an diesem Krieg zu geben, das, so Prochasko, Putins revisionistisch-mythische Geschichtsklitterung begeistert mitgetragen habe, jede und jeder einzelne ein Held der, ja was nun?, nicht mehr Sowjetunion gewiß, doch des welterlösenden russischen Reiches.
Es war, was und wie er es sagte, saugefährlich. Aber dies ist ein Gegner, den man anders als Putin ernstnehmen muß, ein intellektueller Feldherr, vor dem sich der ebenso gebildete verfeindete Feldherr verbeugt und den er, wenn Glück und Geschick es so wollen, zwar schlägt, aber voller Achtung. – Ich zitterte vor Ambivalenz, ein seltsames, meinen ganzen Körper überkribbelndes Amalgam aus unmittelbarer Sympathie und rigoroser Ablehnung. Der Mann hatte mich ästhetisch gefaßt und politisch entsetzt. Die Wirkung hält nach wie vor an, noch jetzt, da ich dieses schreibe.

Kam jetzt noch einmal Musik? Ja, „wir brauchen wieder Musik“ sagte der Moderator oder die Moderatorin. Ich, ausgerechnet ich, habe seit dem Kriegsbeginn keine Musik mehr gehört, es geht einfach nicht. Nun mußte ich abermals redundante Klänge ertragen. Aber gut, daß ich’s tat. Was jetzt nämlich folgte, wer folgte, war nur noch das Grauen. Um mich nicht neuerlich zu erregen, zitiere ich nun länger aus meinem nächtlichen Baskakovabrief:

Denn Wolf Biermann sprach, und das war dann das r e i n e Grauen. Er wollte, daß wir sofort in den Krieg eingreifen, und zwar, „weil er sowieso kommt“. Und ließ keinen Zweifel daran, daß solch ein Krieg ein atomarer würde, der möglicherweise – wörtlich – „Milliarden Menschenleben kostet“. Aber, unterm Strich und etwas verkürzt, diesen Preis hätten wir zu zahlen, wenn es uns ernst mit unseren Werten sei.
Er bekam Applaus, viel, ich hätte fast gekotzt. Der Mann ist deutlich ein Greis, sein Lebenshorizont ist nur noch sehr schmal, da hat man gut schlecht reden. Aber meine fünfzehnjährigen Zwillinge, mein zweiundzwanzigjähriger Sohn? Und andere Eltern sollen sehenden Auges ihre Kinder opfern?
Ganz nebenbei, es gäbe in Deutschland auch ganz sicher nicht, selbst jetzt nicht, eine Mehrheit für einen Krieg. Wer also soll gegen die entscheiden, sie zu Opfern machen dürfen? Man muß ihnen wenigstens Zeit lassen zu emigrieren[2]und ihnen finanzieren..
Es war einfach nur unverantwortlich. Es nützt dem Sterben, Siechen, Ausgebombtwerden (ja, Putin setzt massiv Raketen gegen zivile Gebäude ein, gegen ganze Stadtteile) … also es nützt diesem Elend doch nichts, wenn nichts als weiteres Elend noch hinzukommt, weltweit womöglich, vielleicht mit dem Untergang der halben oder gar dreiviertel Welt. Denn ein Atomkrieg macht erst halt, wenn eine der beiden Seiten nichts mehr abfeuern kann. Da ist dann alles andere aber schon hin. Und an den Strahlenfolgen werden Generationen über Generationen tragen.
************
Dem ist nur wenig, vielleicht auch gar nichts hinzuzufügen. Auch weil ich dann ging. Die Polyneuropathie in den Füßen, eine nicht umkehrbare → Chemofolge, wurde bei dieser Kälte so stark, daß ich nicht mehr ganz sicher war, weiterhin stehen zu können; möglicherweise knickte ich gleich ein. Ändern konnte ich ohnedies nichts, schritt, vorsichtig mit den Schuhsohlen tastend, im beklemmenden Bewußtsein davon, daß wir mit hoher Wahrscheinlichkeit der Vernichtung der gesamten Ukraine und einem nächsten Völkermord werden zusehen müssen, zwar tatenlos nicht ganz, letztlich aber hilflos. → „Wir kommen da mit sauberen Händen nicht mehr heraus.“ – Haben Sie sich, Feundin, Habecks Gesicht mal angesehen, das neue? So schauen Sie nur (ich begehe eine Urheberrechtsverletzung, der Urheber seh‘ es mir nach, oder die Urheberin):

Quelle (©): → dpa
 

Welch Menschenleid in dem Gesicht.

 

 

 

Миру Україні:
Ihr ANH

 

 

 

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[Hier die gesamte Veranstaltung; Wolf Biermanns Beitrag
findet sich bei 2h12’56“, der Beitrag Prochaskos ab 34’46“:]

References

References
1 Auf dem Programmzettel als „Marie-Luise Beck“ angekündigt.
2 und ihnen finanzieren.

7 thoughts on “Frieden, n i c h t „Ruhm“! Das Ukraine- und heute Bebelplatz benannte Arbeitsjournal des Montags, den 7. März 2022. Darinnen Marieluise Beck großartig spricht und furchtbar dumm Wolf Biermann, in jedem Fall verantwortungslos.

  1. Biermann ist wahrscheinlich der peinlichste „Held“, den die DDR hinterlassen hat, er musste ja dasein. Aber seine Bekenntnis zum Atomkrieg verschlägt auch mir die Sprache. Vielleicht hat er zu viel den ukrainischen Politikern zugehört und will sich im Alter noch rasch einreihen. Nur ein wahrer Held wie Silenskiy, der sein eigenes Leben riskiert, das wird er nie, der Biermann. Allerdings habe ich auch eine gewisse Skepsis gegenüber Heldentum an sich, Silenskiy muss man es vielleicht nachsehen, er zeigt ja auch glaubhaft Mut, aber Biermann, ausgerechnet Biermann… hatte er nicht immer die schützenden Hand Margot Honeckers über sich, während andere wegen seiner schlechten Verse in den Knast gehen mussten? Wenn das alles die letzten Tage der Menschheit sein sollen… nicht, dass er noch rasch ein Liedchen fabriziert.

  2. Ich habe es bis zu Biermann mir angehört. Danach mußte ich mich erstmal ausruhen. Sie haben diese Veranstaltung sehr gut auf den Punk gebracht, ich sah oder besser, hörte zuhause das meiste ebenso wie sie. Becks Rede fand ich einerseits richtig, andererseits zu bellend. Mit Nord Stream 1 hat sie recht, mit der Flugverbotszone nicht – aus eben den Gründen, die Sie hier nannten.

    „Zwischendurch klampfte, zu Instrumentalem aus der Dose, immer mal wieder Yuriy Gurzhy. Was ich anfangs eher lästig, dann aber schlimm, überaus schlimm fand. Es sind die Phasen einer Demonstration, vor denen mir graut.“

    Das geht mir genauso. Ich habe aus Fremdschamgründen den Ton ausgeschaltet, weil ich sowas ebenfalls nicht ertrage. Gemeinsames rthmysches Klatschen und Refrainsingen. „Eigendynamik des schunkelnden Mitmachens“: Das haben Sie sehr gut auf den Punkt gebracht. Und das ist etwas, das ich schon in Kindertagen nicht sonderlich mochte.

    Biermanns Rede war schlimm und verantwortungslos. Ich bin froh, daß ich nicht mit dabei war, denn das hätte von mir hemmungslose und böse Zwischenrufe gegeben. Das Problem bei Biermann, schon immer, schon in jenem Konzert in Köln 1976: er hört sich selbst gerne reden und dieses Reden geschieht leider auf einer großspurigen Weise. Seine Musik mochte ich lange Zeit und Hugenottenfriedhof und „Die hab ich satt“ sowie die Chausseestraße 131-LP sind großartig. Aber ein Atomkrieg und überhaupt dieses ganze Gerede von Strategien und Taktiken: Es ist bei den meisten Dichtern denkbar schlecht aufgehoben.

    1. Wohl wahr, Bersarin. Schlimmer aber noch, daß Ihre Zwischenrufe auch gar nichts gebracht hätten, nicht einmal eine noch so gut gezielte (eine, bitte!, schon vergammelnde Tomate) hätte ihn getroffen; aber das wäre auch bei Anwesenheit in persona so gewesen, hätte auch dann an seinem Wahrnehmungszustand gelegen.

    2. @Bersarin
      „(…)Das Problem bei Biermann, schon immer, schon in jenem Konzert in Köln 1976: er hört sich selbst gerne reden (…)“

      Ja. Ich frage mich, was den Unterschied zu früher ausmacht, als es mich noch nicht peinlich berührte. Vielleicht war das Feuer seiner Rede in den (Sechsund)Siebzigern getragen von der noch mühelosen Vitalität eines gerade Vierzigjährigen, der sich nicht mühen muss, kraftvoll zu wirken, sondern im Saft steht. Seit seinen reiferen Jahren wirkt es auf mich, als ob er sich wie auf einer Hängematte an seinem durchaus vorhandenen Talent für aparte Wortjonglagen ausruht und selbstgefällig darin hin- und herschaukelt. Nichtsdestoweniger habe ich unverändert ewige Lieblingslieder von ihm, wie „Kuckuck Kuckuck“, „Das Frühstück“, „Hugenottenfriedhof“ und „Ermutigung“, den „Preußischen Ikarus“ und „Einschlaf- und Aufwachlied“. Nicht zufällig (außer Ermutigung und dem Ikarus) Liebeslieder. Lange, lange her. Danach fand ich von ihm keine mehr.

      1. Ich kannte ihn nicht persönlich, aber einige Leute, die bei ihm ein-und ausgingen, das waren nicht wenige, er gebärdete sich ja wie ein Guru, einer von denen, die ihn besuchten, ein sehr belesener Mann, der bevor er (wie ich) zur „Bewährung in die Produktion“geschickt wurde, und im Gegenteil zu mir ein Funktionär und auch ein Dramaturg war, bevor er in Ungnade fiel, sagte es kurz und bündig: „Biermann ist nicht nur ein A-loch, sondern ein Doppel A-loch“. Im Stasi-Verhör wurde ich mehrfach gefragt, ob ich Verbindungen zu ihm habe, sie wollten mir meine Verneinung einfach nicht glauben, wo ich doch ganz in der Nähe gewohnt hatte. Dann gab es dieses seltsame Konzert, er wurde im Westen sehr gefeiert, und ich hielt es eher mit Peter Hacks. Hier habe ich einen ganz guten Link gefunden, aber genau genommen, ist das alles Schnee von gestern:

        https://bonjourtristesse.wordpress.com/2014/07/15/angry-old-man-wolf-biermann-und-die-hallenser-lokalpolitik/

  3. [Von >>>> d o r t. Wird laufend ergänzt.)

    Florian Voß
    biermann hat ernsthaft gesagt, wir sollten einen atomkrieg in kauf nehmen? ist der mittlerweile senil?

    ANH
    So wirkte er, ja. Oder es war zuviel Nemiroff seit morgens. (Belenkaya wird er ja derzeit nicht trinken.)

    Ulrich Schreiber
    lieber alban, verrätst du auch noch deine argumente?

    ANH
    Lieber Uli, Argumente worauf? Auf ukrainischen vs. russischen Wodka? Oder zu dem, was Biermann gestern nachmittag gesagt hat? Zu letztrem brauche ich keine Argumente, da argumentiert ja nicht wurde. Ich habe nur widergegeben, was ich hörte und wie ich drauf, sogar körperlich, reagierte. Sollte ich mich, ich sage einmal, verhört haben, lasse ich mich gerne richtigstellen. Ich hätte mich gerne, sehr gerne verhört. – Oder darauf, daß Biermann auf mich senil gewirkt hat? Dazu kann ich schlecht argumentieren, da dieses – oder das andere, von mir auf hierüber Florian Voß Erwiderte – mein E i n d r u c k war. Auch desbezüglich würde ich mich eher freuen, mich geirrt zu haben, als recht behalten zu wollen.

    Ulrich Schreiber
    lieber alban, jeder hat das recht, sich zu irren. aber du behauptest etwas- ohne hinweise, wie du darauf kommst. wb sei „dumm“ und „verantwortungslos“. Why??

    ANH
    Weil, einen Atomkrieg zu proklamieren, entweder dumm, in jedem Fall aber verantwortungslos ist. Auf sowas können wirklich nur a l t e Männer kommen und in diesem Fall auch noch ein weißer. Hier hat die Rede von der toxischen Männlichkeit einmal recht, wobei, Uli, „männlich“? Guck ihn Dir mal an und höre, wie er die Sätze phonetisch verschwurbelt. – Dazu gibt es einen Witz: „Kennst du ein Wort ohne ‚k*?‘ – “ ? “ – „A’lohol. – Und kennst du ein Wort ohne ‚t‘?“ – “ ??? “ – „Au’ofaahn.“

    Ulrich Schreiber
    ich glaube du hast nicht verstanden, was er sagte. womit soll er nur einen atomkrieg proklamiert haben ?

    ANH
    Hör doch an, was er sagt. Lars Hartmann, »»»> dort, hat gerade geschrieben, es genauso gehört zu haben. (Er konnte, weil erkrankt und im Bett, gestern nicht persönlich anwesend sein.) – Ich kann mir aber auch die Mühe machen, Biermanns, ich euphemiere mal, „Rede“ zu transkribieren und dann Wort für Wort hier einzustellen. Kostete aber paar Stunden.

    Ulrich Schreiber
    nee brauchst du nicht. wäre aber gut. – es ist ein schmarrn, was du schreibst

    Peter H. E. Gogolin
    Ja, lieber Herr Schreiber, wenn man schon längst weiß, dass der andere nur einen Schmarren schreibt, dann braucht man auch nichts mehr. Schön, dass Sie es so einfach haben.

    ANH
    Lieber Uli, es läßt sich ja nachhören, jetzt auch in Der Dschungel, in die ich unter meinen Text Euer Gesamtmitschnitts-Video eingebettet habe. (Mit dem „Schmarren“ kann ich gut umgehen, wird ja gerne auch im Feuilleton über mich und meine Arbeit gesagt; da tritt irgendwann sowas wie ein Gewöhnungseffekt ein. Meine, sagen wir, Rehabilitierung wird im Herbst durch den dann erscheinenden text+kritik-Band eh erfolgt sein, wobei Du sowieso immer einer der wenigen warst, Dich nicht irritieren zu lassen. Also, bitte, laß uns diesen Dissenz nicht zum Anlaß einer Entzweiung werden.)

    Eva-Maria Spoetta
    Ich habe den Artikel gelesen, zu dem es viel zu sagen gäbe. Ich verfolge den vom Westen ignorierten, da von der NATO unterstützten, Völkermord an den Russen in der Ukraine seit 2014. Wer weiß hier schon von den Rassengesetzen, Verbot der russischen Muttersprache , der Unterstützung der Nazis durch den Westen, wer weiß schon daß der amerikanische Geostratege George Friedman 2015 vor dem Council of Foreign Affairs detailliert erklärt hat, wie die Amerikaner dafür sorgen, daß die ukrainische Armee ausgebildet und ausgestattet wird, um stellvertretend einen Krieg mit Russland zu provozieren? Dabei ist das ganz leicht bei Youtube zu finden, wenn man sich mal für mehr als Katzenvideos interessiert. Aber eigentlich antworte ich hier, weil ich mich frage ob Habeck nicht schon längst weiß, für welch schlimme Aufgabe er eingesetzt wurde. Wenn ich nur an ein Gas- und Ölembargo denke ist den meisten scheinbar nicht klar, welches Chaos auf uns in Deutschland zukommt. Unnötig zu betonen, daß die Amerikaner ihre Importe aus Rußland noch erhöht haben. Kurz vor seiner Vereidigung als Minister fragte ein TV Reporter Habeck warum seine Frau nicht bei ihm in Berlin sei. Seine Antwort: „Sie will nicht miterleben wie ich untergehe.“

    ANH
    Zu der Erklärung George Friedmans bitte einen Beweis; läßt sich ja, so Du einen hast, gut hier einstellen. Youtube-Videos allerdings reichen da nicht. Ebenso für die von Dir angeführten „Rassegesetze“ – zumal Russen und Ukrainer ganz gewiß keine verschiedenen „Rassen“, ich meine Ethnien, sind. All dies hätte sich, wenn, im Donbass abgespielt, wo tatsächlich nicht nur mit Wissen, sondern auch unter mehr oder minder direktem Kommando des ukrainischen Ministeriums das rassistisch-nationalistische, verkürzt und nicht ganz richtig ausgedrückt: faschistische sog. Regiment Asow (Полк Азов) auf ukrainischer Seite gekämpft hat und wohl auch weiterkämpft. Dazu habe ich bereits mehrfach geschrieben. Es wäre dies immer noch kein Grund, die ukrainische Zivilbevölkerung auf diese Weise anzugreifen und einen solchen Vernichtungskrieg gegen Menschen zu führen, die dergleichen ganz sicher nicht mitgetragen, wahrscheinlich nicht einmal etwas davon gewußt haben. Doch wenn sogar das stimmen sollte, was ich nicht glaube, wäre dies immer noch kein Grund für einen völkerrechtsbrechenden Krieg. Etwa hätte Putin ja durchaus den Völkergerichtshof in dieser „Sache“ anrufen können. Tat er aber nicht. Sondern droht unverhohlen mit einem Atomkrieg. Insofern kommt es mir, und nicht nur mir, sehr klar vor, wer hier Großmachtsambitionen hat und den Weltfrieden bedroht. Daß die USA nicht selten ihre eigenen völkerrechtswidrigen Aktionen durchgeführt haben, bis zum Mord, wissen wir alle ebenso wie, daß Putin den Massenmörder Assad gestützt und sich an dessen Volksvernichtung mitbeteiligt hat; es war sogar das Trainingsgebiet für sein Militär; man kann sagen, hier ist die russische Luftwaffe für die Ukraine-Invasion auf neuesten Stand gebracht worden. (Zu Asow siehe »»» dort. Zu sonstigen auf ukrainischer Seite unguten Belangen ist »»» d o r t ein Artikel der ZEIT verlinkt und auch als PDF herunterladbar, der sie deutlich benennt.) | Миру Україні.

    Eva-Maria Spoetta
    Warum willst Du einen Artikel, wenn Du ihn selbst hören und Dir ein eigenes Urteil bilden kannst?

    Alban Nikolai Herbst
    Daß es in den USA ultrarechte Stimmen gibt, ist nicht erst seit Donald Trump bekannt; es heißt dies aber noch nicht, daß es sich um vom Kongreß abgesegnete, also auch Gesetz gewordene Realitäten handelt. Mit „Beweis“ meine ich derartige Beschluß- und Gesetzfassungen.

    Eva-Maria Spoetta
    Friedman ist der einflußreichste Geostratege in USA. Politische „Entscheidungshilfen“ kommen aus solchen Think Tanks.

    ANH
    Mag ja sein. Abgesehen davon, woher weißt Du das? Gehörst Du dem Kabinett an oder schlußfolgerst Du? Dann bitte nicht als Tatsache hinstellen. Kommt mir ein bißchen vor wie die fälschlich und sehr ärgerlicherweise so genannte „Querdenker“-Impfgegnerschaft. (Querdenker bin ganz sicher auch ich, ist etwa auch Lars Hartmann; nur sind wir keine „Querdenker“. Das nur zur Richtigstellung.)

    Eva-Maria Spoetta
    Ich will Dir nicht die Recherchearbeit abnehmen. Man kann das Video als Exotenmeinung eines Rechtsradikalen abtun oder als Denkanstoß nehmen.

    ANH
    Ja, beides ist möglich. Interessant aber, daß derjenige, der das Video hochgeladen hat, Harry Reiß, schreibt, es werde von Youtube immer wieder gelöscht, aber er könne es, weil auf seiner Festplatte, jederzeit aufs neue einstellen. Deshalb lade ich es ebenfalls grad runter – und werde mir überlegen, ob in Die Dschungel betten, selbstverständlich fragend kommentiert. Dies scheint mir ein angemessener Schritt zu sein, Dir und allen andren gegenüber fair. Nur, da das Video jetzt auch hier verlinkt ist, ist denkbar, daß dieser ganze Kommentarbaum plötzlich verschwindet. Deshalb bitte ich um etwas Geduld mit mir, der ihn sofort ebenfalls, und zwar gleich, sichern wird.

    Eva-Maria Spoetta
    Was diese Löschungen angeht ist es auch wieder so ein Fall wo man je nach persönlicher Geisteshaltung daraus schließen kann dass es wohl unwahr sein muss oder dass es möglicherweise unliebsame Wahrheiten sind, die hier zu Tage treten.

    Maik Lippert
    Hallo, Eva-Maria Spoetta, Verbot des Russischen wo und wann soll das in der Ukraine stattgefunden haben? Warum wurde der Film mit Wolodymyr Selensky 2015 dann auf Russisch gedreht, und nur Nachrichtenmeldungen sind auf Ukrainisch, wenn Russisch verboten wäre? – siehe https://www.arte.tv/…/RC-021804/diener-des-volkes/….
    P.S.: Können Sie selbst das Russisch und Ukrainisch in diesem Film unterscheiden? Kann dieser George Friedman das? Ein amerikanischer Geostratege kann selbst aber meist weder russisch noch ukrainisch, oder? Würde er auf Videos unterscheiden können, ob jemand ukrainisch oder russisch spricht. Bei der Berichterstattung aus der Ukraine haben nicht selten Leute auf Russisch gesprochen. Da wollte sie auch niemand davon abhalten …

    ARTE.TV
    Diener des Volkes – Fernsehfilme und Serien | ARTE

    Gaga Nielsen
    Die gesamte über dreistündige Veranstaltung wurde aufgezeichnet (gestreamed) und ist »»» hier zu sehen und zu hören; Biermanns Beitrag ab 2.12.56 (Stunde/Minute/Sekunde).

    Alban Nikolai Herbst
    Ah, danke. Großartig. Ich werde es sofort auch in dem Dschungelartikel verlinken … nein, sondern den Mitschnitt einbetten, so daß er auch über Die Dschungel angeschaut werden kann.

    Florian Voß
    interessant. da hast du, lieber alban, überinterpretiert. biermann hält sich nur für churchill …

    ANH
    Der gesamte Mitschnitt ist in den Dschungelbeitrag jetzt integriert; ganz »»» nach unten scrollen. (Wichtig, daß dort auch, weil hier ja schnell alles verschwindet.) | @ Florian Voß Nein, er hält Selenskyj für Churchill, also einen heilsbringenden, ich sage einmal, „Widergänger“. Sich selbst hält er nur für in Kriegsbelangen allwissend.

    ANH
    Für alle hier Teilnehmenden: Ich werde diesen Kommentarbaum morgen kopieren und unter dem Dschungelartikel als Kommentare einstellen. Damit sie archiviert bleiben, auch in Marburg und Innsbruck, deren Institute Die Dschungel täglich scannen. – Und während wir hier diskutieren, führe ich – anstelle mich, obwohl dringend aufgefordert, um das Finanzamt zu kümmern – mit einem mir sehr werten Kollegen ein Gespräch, das vor noch einem Monat völlig unmöglich gewesen wäre. Ich werde morgen daraus einen Dschungelbeitrag formen. Welche Vorbereitungen treffen wir, um rechtzeitig emigrieren zu können. Und weshalb bliebe wer von uns hier? Welches sind mögliche Ziele. So groß ist die Angst, die, präzise gesprochen, F u r c h t ist, denn sie, nicht die Angst, ist gerichtet.

    Reni Ina von Stieglitz
    …wohin könnten wir denn noch gehen? Wer? Viele Menschen sind doch an „ihr“ Leben gebunden/verpflichtet, viele Sparkonten sind nicht mehr „gut“ gefüllt! Und über den Zustand der Bunker und einer möglichen „Notfallversorgung“ möchte ich nicht nachdenken… – Ach ja, eine Bemerkung noch zu „WB“: war noch NIE (weder auf meiner Musik- noch Bücherliste) meine Wahl zur „Unterhaltung“…

    ANH
    So, sollte hier wegen der einen oder anderen Unliebsamkeit plötzlich alles verschwinden (aus dem Netz genommen werden), habe ich bis 18.09 (jetzt 20.10) Uhr alles bei mir gesichert, auch in der Cloud. Nach und nach werde ich es durch Neuscans ergänzen.

    Peter H. E. Gogolin
    WB hin oder her. Diese Verse fand ich immer gut:

    Was soll aus uns noch werden
    Uns droht so große Not
    Vom Himmel auf die Erden
    Falln sich die Engel tot

    Nun ja, mein Geschmack halt.

    ANH
    Das sind in der Tat gute Verse. Ich habe auch Biermanns Ausbürgerungskonzert immer sehr geliebt, habe noch die Original-Venyl-Pressung. Es gibt einige Lieder von ihm , die sehr gut sind. Dagegen wende ich mich nicht.

    Lars Hartmann
    Das sehe ich ganz ähnlich und ich schrieb es oben schon: Die Chausseestraßen-LP, der Hugenottenfriedhof und viele viele der Lieder aus der DDR sind sehr gut. „Ermutigung“ ist ein wenig totgehört, eben weil es zu einer Art Kirchenlied wurde, aber in seinem Ursprung war es gut.

    Ulrich Schreiber
    ach ne?

    Michael Johann Bauer
    das allerschrecklichste, aber, solcher aussagen wie der, die biermann da von sich gegeben hat, sind m.e. nicht die aussagen per se – man haette ihn reden lassen koennen & nicht ernst nehmen muessen -, sondern der gierige schwamm der masse, der sie aufsaugt & internalisiert, als waere etwas weises/richtiges daran, um sie dann weiterzuverbreiten, vielleicht gar noch im glauben, besonders mutig & subversiv zu sein. kein sinnvoller wert ist das leben der menschen wert, weil dann schlicht & ergreifend niemand mehr da ist, der diesen wert vertreten koennte. & wenn der wert der tod waere, dann wuerde ich liebend gerne darauf verzichten.

    Mark Max
    Was ist das für ein seltsames Deutsch. Kann da jemand nicht schreiben oder ist Deutsch nicht seine Muttersprache. Ich kann nicht wirklich folgen …

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