sondern entsetzlicherweise auch ihre — „Musik“:
Nämlich der pure Kitsch. Der unter diese grauenvollen Bilder gelegt ist. Soll er sie uns erträglich machen und denen o h n e ein feines Gehör angenehm sogar?
Vor dem gesamten Kongreß.
Es ist ein brutalster Schlag ins Gesicht → solcher Trauer:
________________________________________
[Wir müssen uns nur die Bild-/Tonmonteure vorstellen,
die im Studio diese Aufnahmen mit einem solchen Kitsch
unterlegen. Und schon „verstehen“ wir den Krieg: nämlich
auch als → Kulturindustrie, die dem Markt selbst das Ent-
setzen aufzuschlotzen gibt und hier der Kriegsrhetorik dient.]
Im Blick auf die Bilder und diese Musik – die ganze Rede habe ich nicht gehört, weil mir im Augenblick die Zeit dazu fehlt: Es ist in der Tat ein entsetzlicher Kitsch und eine eine Dummheit. Jeder, der halb bei Verstand ist merkt die Botschaft und ist verstimmt. Man kann Bilder auch gut für sich selber sprechen lassen. In einer klugen Bildkombination. Ohne Musik. Nur mit der Ansage, um welche Orte es sich handelt. Bild-Musik-Kombinationen gerade in Filmen über die Gewalt des Krieges sind eine heikle Sache. Sie sind sicherlich auch an die Zeit gebunden. In Resnais‘ „Nacht und Nebel“ ist es gut gemacht – die Musik stammt ja auch von Hanns Eisler. Man sieht also, daß es geht.
Gut, man kann bei diesem WELT-Machwerk sagen, es bedarf vielleicht irgendwie auch des Pathos der Propaganda. Aber wenn, so sollte das besser durch eine technisch gut gemachte und das heißt eine rhetorisch gut gebaute Rede geschehen und durch klug eingesetzte und montierte Bilder.
DIE WELT ist nur die Verteilerin des Videos; das Video wurde genauso von → ZEIT online gepostet, dort allerdings nicht mit deutscher Übersetzung. Es handelt sich also um eine ukrainische Montage, nicht um eine, in der irgendjemand hier die Hand im Spiel hatte.
Wenn Sie die gesamte Rede wollen, einfach auf den Anfang zurücksetzen. Ich habe das Video bewußt erst bei den unterlegten Bildern starten lassen.
„Dummheit“ aber ist es nicht. Sondern — Kalkül.
Dieser Propagandaschlacht werden wir schon seit Wochen ausgesetzt. Der Kitsch ist das Niveau von billigen Hollywood-Filmen. Und er dient vor allem dazu, das amerikanische Volk einzustimmen.
Genau genommen handelt es sich um einen Kampf zwischen USA und Russland, wer die Ukraine als Einflussgebiet gewinnt.
Die USA fürchten eine neutrale Ukraine, darum verkündete Biden heute Waffenlieferungen von fast 1 Milliarde Dollar an die Ukraine, und Russland ist zu schwach dagegen zu halten, um zu gewinnen und versucht mit Horror und Gewalt jenseits jeder Moral den Sieg der USA aufzuhalten. Wenn man das Kleingedruckte bei ntv liest, findet man. „Nach dem Krieg werden 90 % der Ukrainer unter der Armutsgrenze leben“, dann lässt die USA sie fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, vermute ich mal, sie haben dann voll damit zu tun, Abschußrampen aufzubauen.
Ja. Und ich bin mir sicher, wir sähen die gleiche Kriegsrhetorik auf russischer … Verzeihung, auf putinistischer Seite, und ich würde sie dann genauso attackieren. Aber russisch-putinistische Propagandafilme werden bei uns ja nicht mehr zugelassen; ich spreche und verstehe kein Russisch, leider; also werden Vergleiche, gar wird, Parallelen zu zeigen, mir unmöglich. Das ist eines der gegenwärtig großen Probleme. Die Opfer dieses bestialischen Krieges interessieren, steht zu befürchten, weder die eine noch die andere Seite. Um das zu belegen, „verfolgt“ Die Dschungel quasi Tag und Nacht, was geschieht – ohne sich auf irgendeines „Parole“ einzulassen. Ich bin zu sehr von meiner literarischen Andersweltästhetik geprägt, um das zu tun. (Im „Herzen“ bin ich moralisch und, ich nenn es mal, „warm“ – im Kopf aber poetisch-kalter Stratege). Selinskyj etwa halte ich fast nicht mehr aus; mit dem gräßlichen Kuleba spielt er das immer funktionierende Spiel von „guter Bulle“/“schlechter Bulle“. Es ist dermaßen durchschaubar. Und auf der anderen Seite der Massenmörder Putin. Wer, frage ich Sie, reibt sich da die Hände – über die Opfer und geschundenen Ukrainerinnen und Ukrainer hinweg? Genau hier erhebe ich den Einspruch.
Einseitige Sicht auf den Krieg macht auf die Dauer blind für die Wahrheit. Schon Tucholsky sagte einst : „Soldaten sind Mörder.“ Und zwar auf allen Seiten. Töten ist ihr Job. Das nebenbei auch „Unschuldige“ sterben, gehört aus der Sicht der Mörder dazu.
Meine Tochter sagte mir per Skype, ich kann Ukrainer und Russen gar nicht unterscheiden, sie sprechen mit demselben Akzent, also wohl auch in der englischen Sprache. Wenn wir die ukrainischen Politiker hören, sind die Dolmetscherinnen meist Ukrainerinnen (oder Russinnen, 40 % der Einwohner Kiews sind Russen), immer dieses weinerliche vorwufsvolle Schluchzen untergelegt, was die übrige Menschheit für eine Pflicht hat, zu helfen, denn ihnen, nur ihnen widerfährt schweres Unrecht. Wo waren diese Politiker während des Syrienkrieges, während Georgien, Jugoslawien , Vietnam, Afghanistan, den Morden in den Befreiungskriegen der Kolonialländer Afrikas, dem Schlachten im Kongo, wenn Menschen die Hände abhackt wurden, auch in den USA der Rassenkriege gegen Schwarze? Morden des Kukluxklans, wo? Selenskyj und Co.? Wo hattet ihr eure Stimmen erhoben? Der Putsch in Chile: Kann sich noch jemand erinnern, wie Allende für sein Volk starb, als Pinochets Truppen das Regierungsgebäude stürmten? Victor Jara, kennt jemand den Namen? Mit Unterstützung der CIA fand damals das Morden statt. Wie viel Beispiele gibt es wohl noch?
Aber nein, sie fordern eine Flugverbotszone, dass den Luftkrieg mit Russland möglich macht, selbst wenn die gesamte Menschheit darüber vernichtet wird. Denn ihnen, nur ihnen gehört der Opferstatus, und wenn es zu Ende geht, haben wir gefälligst alle mitzusterben. Freiheit und Ehre der Ukraine. Auch mit Nazitruppen in den Reihen? Sie reden von nichts anderem mehr, aus allen Kanälen, auch in den deutschen Medien. Einseitigkeit pur.
Schließt den Himmel für die Hölle unten. Das genau forden sie. Nein, ich bin kein Putinversteher.
Lieber Franzsummer,
bei allem, was Sie aufzählen und bei dem ich Ihnen in den meisten Punkten recht gebe, aber – die Ukrainerinnen und Ukrainer haben alles Recht, Trauer nicht nur zu tragen, sondern auch zu zeigen; es ist sogar Notwendigkeit, ebenso, wie sie ihren Kampfgeist zeigen müssen, und zwar, um durchzuhalten, nicht zuletzt sich selbst. Doch eben auch der Welt. Hier erheb ich nicht mein Wort. Sie haben auch das Recht, Forderungen zu stellen. Ob auf sie eingegangen wird und wenn n i c h t, warum nicht, ist eine andere Diskussion. Und daß sie uns Vorwürfe machen, ist gleichfalls nachvollziehbar, nicht aber immer, mit welchen Argumenten. Was ich hingegen zu akzeptieren ablehne, sind rhetorische Inszenierungen wie die in diesem Video, ist auch das aus der Klischeekiste herausgeholte Hochrecken der Faust und ist die, wie ich es nenne, heldische Sprache. Es sind dies alles Elemente des Showbusiness; legen wir die Betonung auf den zweiten Wortteil, wird es ziemlich bitter.
Einschränken möchte ich aber Ihre Bemerkungen, es habe sich bei vielen der von Ihnen aufgezählten, sagen wir mal milde, „Unsäglichkeiten“ niemals Protest erhoben. An die Ermordung Allendes erinnere ich mich noch gut und daß damals massenhaft protestiert wurde, auf der Straße, in den Schulen und Universitäten. Noch als ich 78-80 das Abendgymnasium Bremen besuchte, war sie fast ein Halbjahr lang zentraler Gegenstand des Geschichtsunterrichts, eines, der alles andere als reaktionär war. Und wir wissen auch, daß das heutige Regime des Irans eine Folge der jahrelangen Unterstützung des folternden Regimes des „Schahanschah“s Reza Pavlavi durch den Westen, namentlich der USA war. Seine Frau Farah Diba wurde hierzulande, vor allem vermittels der Regenbogenpresse, als geradezu Ikone verehrt.
Danke, die Trauer teile ich auch, aber nicht die Forderungen nach Verlängerung des Leidens, sogar des eigenen, sondern endlich eine Beendigung diese Krieges, nicht nur, weil ich als Deutscher im Winter ein warmes Zimmer haben möchte. Die eigentliche Ursache dieses Krieges war die Erweiterung der NATO in Richtung Russlands, nicht die Gleichgültigkeit der Welt.
Trauer und Klage gemischt mit Showelementen ist genau genommen eine Beleidigung der Opfer und wird dadurch unglaubhaft.
Frei nach Brecht könnte ich sagen „Habt doch endlich mit euch selbst Erbarmen“. Alles ist besser als Krieg. Wenn Selenskyj eine Kapitulation unterschreibt, um Menschenleben zu retten, würde ich ihn als Held bezeichnen, dann ja, auch ohne Beifall und stehendes Klatschen.
Mir geht es darum, in all den Krisen der Welt, sah man nie ukrainische Politiker, die prostierten, nur eben in der eigenen, wird die ganze Welt angeklagt, sorry.
Wer ernsthaft behauptet, die Ursache des Krieges sei die „Erweiterung“ der NATO gewesen, ist auf die russische Propaganda hereingefallen. Das ist an Dummheit schwerlich zu überbieten.
Aber Hauptsache gendern.
Ähm … wo wird hier gegendert?
Ich finde übrigens gerade nicht, daß Sie „argumentieren“. Sie unterstellen, einerseits, daß jemand auf eine Propaganda „hereingefallen“ sei (wenn ich mir, was ich nun täglich stundenlang tu, die westliche Berichterstattung nebst ihren Analysen und teils Aufrufen, etwa axelspringerseitig, in den Krieg aktiv einzugreifen*), ansehe, komme ich nicht umhin, auch hierzulande Propaganda zu verspüren, die wie drüben darauf aus ist ein „Einheitsgefühl“ zu erzeugen), und andererseits, daß jemand dumm sei. Woher wissen Sie das? Läßt sich dieser Ball nicht sehr einfach zurückspielen? Und dann? Dann rollen die Panzer. Qed.
*) Aber auch DIE ZEIT mischt schon mit und sogar, zu meinem trauernden Entsetzen, mein PEN-Präsident. Und stell mir meine Kinder vor, wenn die Bombe sie erwischt. Kein Sieg, erst recht keine Nation ist das wert. (Im Gegenteil, Nationen – als emphatisch besetzte – gehören abgeschafft). Egal, habe dazu ja >>>> sehr deutlich geschrieben.
Es wird oder wurde von Putin immer behauptet, dass sein Reich durch die Osterweiterung der NATO bedroht wird. Und tatsächlich sind nach dem Zerfall des Sowjetreiches 18 Länder in die NATO aufgenommen worden. Eine andere Frage ist natürlich auch für mich, was das eigentlich für ein Reich sein sollte. Mit hundert Oligarchen die hundert Millionen teure Jachten besitzen und der Rest ist arm? Damals in der DDR wurde ja noch der weltweite Kommunismus gepredigt, der die ganze Welt beglückt, bei Putin ist nur ein Nationalismus übrig geblieben mit religiösen Symbolen und Verkündigungen im Jenseits, wo man Märtyrer werden kann.
Wer da dumm ist, das sind wohl führende Politiker weltweit, die das, was Putin will, außer Acht ließen, er fühlte sein Rußland bedroht, sorry, ich jedenfalls nicht. Vielleicht ist das ein Missverständnis. Ich halte schon diese Osterweiterung der NATO für eine große Dummheit und wer das nicht erkennt, ist ebenso dumm, ob mit oder ohne Gender, lol, für alle Argumentierenden.
Dieser ganze Krieg ist ein Irrsinn.