Aus dem Tagebuch eines russischen Offiziers: Gedanken über Krieg, Hitlerismus und Putins Tod. Von Roman Petrenko (Ukrayinska Pravda).

 

 

[Verlinkt von  Tatiana Baskakova. Deutsche Fassung
von ANH nach der Interlinearübersetzung von  deepl.]

(Interessant daran, und erschreckend, wie sich im Lauf des Tagebuchs die Einschätzung dieses völkerrechtswidrigen Angriffskrieges verän-dert, als machte es, daß die russische Armee quasi steckengeblieben ist und später sogar abziehen mußte, seelisch geradezu nötig, sich jetzt mit dem zu identifizieren, was man zu Anfang ausgesprochen bezweifelt, ja als „Nazi“-Handlung selbst gespürt hatte.)[1]Etwas Ähnliches ist bei der Zustimmung der russischen Bevölkerung zu diesem Krieg zu merken. Waren es vor der Invasion noch 60 %, die sie befürworteten, so seien unterdessen, ist zu lesen, 90 % … Continue reading
ANH

Nach der Befreiung von Katjuschanka wurde in einer Schule das Tagebuch eines Soldaten, wahrscheinlich im Rang eines Offiziers, gefunden, in dem er darüber nachdenkt, woher die [russische] Armee und warum in die Ukraine kam, und in dem er die russische Militärstrategie analysiert und sich [schließlich doch] mit den Verhören von Ukrainern brüsteten. Auf dem Schulgelände eingegraben, hatten die Militärs nicht nur Zeit, den Alltag, die Sitten und Gebräuche der russischen Armee zu beschreiben. Sondern auch zu schildern, was sie im Gottesdienst gemacht haben. – Der Militär beginnt mit seinen Überlegungen am 13. März, als die russische Armee das Dorf bereits besetzt und sich seit fast zwei Wochen in der Schule verschanzt hat.

Wir gingen zum Studieren und landeten im Krieg… oder im Krieg…“ Dies die Überschrift des Tagebuchs:

„Wenn man in Katjuschanka sitzt, ist es wie ein Dorf. Ich studiere die Schulakten, habe mich immer noch nicht damit abgefunden, dass ich in einem fremden Land bin, ich glaube immer noch nicht an den Krieg. Ich weiß immer noch nicht, ob es das Richtige ist, ihn zu führen.“ Gleichzeitig kritisiert er das Verhalten des Kommandos: „Es ist ärgerlich, dass niemand die Wahrheit über die Verluste und die Realität der Kämpfe sagt, alles, was ich höre, ist ‚Unsere Sache ist richtig, der Sieg wird unser sein!‘ Aber ist es das Richtige, das zu tun? In ein fremdes Land einmarschieren und dessen Städte bombardieren?
(…)
Wir wollten einen Blitzkrieg, aber am Ende haben wir uns auf den Fersen festgesessen[2]deepl übersetzt: „daß wir uns auf die Fersen gesetzt haben“ – offenbar ein russisches Idiom für „festsitzen“.. Es besteht das Gefühl, dass die Geschichte unser Handeln als zweiten Hitlerismus bezeichnen und ein weiteres ‚Nürnberg‘ veranstalten wird, ich werde nicht wackeln, es ist meine Schuld[3]wahrscheinlich: Pflicht, ich war, ich habe gekämpft, es tut mir leid!“


„Die Artillerie ‚verschmiert‘, die UAVs sind dumm… Die Truppen sind nicht kohärent, dreihundert und zweihundert sind knapp, und die Kommandeure sprechen in ihren Berichten nur von imaginären Erfolgen… Putin wird bald 70 Jahre alt, wenn er stirbt und den Krieg beginnt, wird es etwas geben!
Es kursieren Gerüchte über eine Gegenoffensive der Ukraine. Angeblich helfen die Länder mit Arbeitskräften und Ausrüstung. Aber das sind nur Gerüchte“, fährt der Offizier fort, und dieses Mal prahlt er damit, dass „die Aufgaben perfekt ausgeführt wurden“, die Armee habe ein „Lager mit Ausrüstung“ entdeckt.

Zwei Tage später berichtet der Soldat, wie er das Verhör durchgeführt hat:
„Durch die gemeinsamen Bemühungen von mir und einem Mitarbeiter konnte eine Gruppe von 12 Personen, allesamt Nazis, verhört werden. Ich war rücksichtslos und habe sie mit Kreuzverhören, Einzelverhören und nächtlichen Verhören gequält. (… — …) Wieder einmal musste ich einen Priester verhören. Ich kann nicht sagen, dass ich weich war, ganz und gar nicht – ich fand zu einer Strenge und einer hingebungsvollen Professionalität, dass es das Interesse der FSB-Spezialisten weckte. (…) Die Verhöre verlaufen gut, informativ; für ein nächstes wurde mir ein evangelischer Pfarrer versprochen. Wenn er etwas zu verbergen hat, werde ich es herausfinden, egal wie gerissen er ist denn ich habe, wie man sagt, an solchen Kameraden einen Narren gefressen!“

Und nun phantasiert er sich seine weiteren Berufsaussichten: „Im Sicherheitsbereich tätige Kollegen höheren Ranges sagen mir eine große Zukunft als Spionageabwehr-Offizier voraus und versprechen Hilfe bei der Ausbildung und dem Verbleib an der Akademie“. Er träume [aber] davon, Richter zu werden, und denkt über Probleme im Justizsystem nach und wie man es reformieren könne.

Der letzte Tagebucheintrag stammt vom 19. März

[©2000—2022, Ukrayinska Pravda
Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator]

References

References
1 Etwas Ähnliches ist bei der Zustimmung der russischen Bevölkerung zu diesem Krieg zu merken. Waren es vor der Invasion noch 60 %, die sie befürworteten, so seien unterdessen, ist zu lesen, 90 % für den Krieg. Dem entspricht, was Barbara Ehrenreich zur Operation Wüstensturm schreibt – übrigens wurde der Golfkrieg von den USA ebenfalls nicht Krieg, sondern „militärische Intervention“ genannt -: „Noch am Vorabend der Feindseligkeiten war die Öffentlichkeit in der Frage, ob ein Krieg nötig sei, in zwei gleich große Lager gespalten, doch als das Töten begann, schbnellte Bishs Beliebtheit auf über 90 % (…).“
2 deepl übersetzt: „daß wir uns auf die Fersen gesetzt haben“ – offenbar ein russisches Idiom für „festsitzen“.
3 wahrscheinlich: Pflicht

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