VERNICHTUNG EINER MYTHE. In der Jungen Welt zu Maria Callas‘ einhundertstem Geburtstag, die vor sechsundvierzig Jahren starb.

(Die j u n g e Callas, bis etwa 1952)

Online → d o r t.

(Die Ikone Callas, seit etwa 1954)

[Nur das Wort „ruchlos“ hat man mir gestrichen. Wörtlich schrieb ich vom Elend des ruchlosen russischen Angriffs auf die Ukraine.]



[Der Schwulst, → im Kino.]
(Indessen   d a das g a n z e umjubelte bittere Leben)

.

(Um 1974)

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Nachtrag, 4. Dezember:
Guter Text von Kesting → heute in der FAZ. (Dank an Franz-Josef Knelangen).

 

 

 

 

 

 

 

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12 thoughts on “VERNICHTUNG EINER MYTHE. In der Jungen Welt zu Maria Callas‘ einhundertstem Geburtstag, die vor sechsundvierzig Jahren starb.

  1. Bedankt für diesen wunderbar klarsichtigen Artikel. Auch hier der Riss zwischen Person und Werk – was für die Callas um so schwerer wog, da es wohl z w e i Personen gab und die eine sich der Tragik der anderen bewusst war. Für mich, als lebenslangem Callas-Verehrer, ist da auch nie einfach „Belcanto“ gewesen, dann hätte die Tebaldi an erster Stelle gestanden, denn bei Maria Callas war immer so viel S c h m e r z in der Stimme, mit jedem Ton. Für diesen Schmerz habe ich sie geliebt. (Als sie den auf seine Art nicht minder gezeichneten PPP 1970 traf, scheint sie Spaß gehabt zu haben. Wie schön. Er war übrigens am Tag seiner Ermordung 53 Jahre alt.)

    1. Auf Pasoloni wäre ich auch gerne eingegangen, zumal sich Callas nach der >>>> „Medea“-Erfahrung gewünscht hat, wenn es mit der Stimme nicht mehr „funktioniere“ als Schauspielerin weiterleben zu können. Nur war ich auf 6000 Zeichen beschränkt – immerhin ja doch eine ganze Seite.
      Auch die Tebaldi habe ich in der Erstfassung erwähnt (die 2000 Zeichen zu lang war, so daß ich selber sie schon mal zusammenstrich; wenn ich in zweidrei Wochen meinen Text hierher übernehmen werde, werde ich die „gefallenen“ Passagen wahrscheinlich wieder einfügen): Das Publikum hat in der Tat Tebaldi ihrer wärmeren Stimme wegen mehr geschätzt als die „Tigerin“ geheißene Callas und sie, Tebaldi, „Taube“ und gar „Engel“ genannt.

      Was die z w e i Callas-Personen anbelangt, sagt sie an einer Stelle tatsächlich: „Es gibt die Maria und es gibt die Callas“. Heute abend >>>> >>>> bei 3sat, in „Maria by Callas“, wird es in einem der montierten Interviews zu hören sein.

      Auf allein den Balcanto allerdings hat sie sich nach wenigen z.B. Richard-Wagner-Versuchen aus eigenem Entschluß festgelegt; bekanntlich ist das „Deutsche Fach“ nicht unbedingt für die menschliche Stimme geschrieben. Nur wenige halten es sehr lange durch, vor allem die höheren Lagen verschleißen sehr schnell; siehe, was ich >>>> dort über Hildegard Behrens‘ Salome unter Karajan schrieb.

        1. Spricht entschieden für den Autor, ob auch fürs „Urteil“, stell ich dahin. (Es wäre schön, hier die entsprechende(n) Stelle(n) lesen zu können. Könnte ich auch selbst abtippen und einstellen, hätte dann aber gern die Seiten, dürfen gern auch die der neueren Ausgabe sein.)

          1. Das ist ja eines der Brüder-Themen, die sich durchs ganze Buch ziehen. Der jüngere Bruder der Hauptfigur liebt die Oper und schwärmt für die Tebaldi. Das wandert als Motiv bis ans Ende der Geschichte in Venedig, mit dem letzten Gespräch der beiden Brüder am Morgen nach dem Brand des Fenice am 29. Januar 1996. (Lang ist’s her.)

  2. „(…) onduliert dem Kitsch auch noch Locken“
    Die Formulierung sitzt aber! Hat mich gerade amüsiert. Tatsächlich macht Deine Rezension jeden Callas-Liebhaber auch ein bißchen neugierig auf das verunglückte neue Filmstückwerk. Den von Dir auch mehrfach erwähnten und empfohlenen „Maria by Callas“ sah ich damals sehr bewegt im Kino. Er bewegte nicht nur im Sinne von Rührung, sondern bewegte, schob, das Bild, das ich bislang von ihr „menschlich“ hatte, in eine viel sympathischere Richtung. Der Film wurde ihr so sehr gerecht, dass plötzlich die von mir empfundene Kluft von ihrer mir bislang durch statisches Bildmaterial kolportierter Ausstrahlung und ihrem beseelten, zart empfindenden Gesang, geschlossen wurde. In den vielfältigen Filmfragmenten sah ich endlich auch dieses Zarte in ihrem sonstigen Wesen, ich hätte sie umarmen mögen.

    Danke fürs Teilen des Artikels.

    1. Tatsächlich, wenn man zuerst den 1978er Film sieht, kann der neue jetzt eine andere Wirkung entfalten. Mir jedenfalls ging es so. Nach Ansehen n u r des neuen Films war ich so entsetzt, daß ich einen Komplettverriß schreiben wollte. Dann stieß ich auf Tom Volfs früheren Film, auf den ich bei amazon über ein Arthaus-Probe-Abonnement bereits zugreifen konnte, und meine Wahrnehmungen gerieten ins Rutschen. Eine hohe Peinlichkeit blieb dennoch zurück, aber vielleicht ist es „besser“, von Pein zu sprechen, weil die Art, in der Callas die endlosen Ovationen quasi einatmet, ja -saugt, nun auch ihre Not zeigt, von der >>>> hierüber Gogolin spricht.
      Die Anpassung an den männerdominieren Frauengeschmack der Zeit und also Callas‘ Unterwerfung hat damals लक्ष्मी, Ende 1999, allein aus Callas‘ Gesang gespürt; dies ist und bleibt frappierend. Welch eine Sensibilität! Deshalb habe ich es im Artikel geschrieben. Weder Eigner und ich haben uns meiner Gefährtin extreme Aggressivität seinerzeit erklären können; ich kann es in der Tat erst heute, nachdem ich „Callas Paris 1958“ gesehen.

  3. Sehr schön. Und Danke für die 2, 3 Stunden gewonnene Lebenszeit – ich verspüre nach der Lektüre keinerlei Ambitionen, mir den Film anzusehen; den auf 3Sat gibt es ja zum Glück in der Mediathek.
    Was ich zu kritisieren habe, ist der mangelnde Respekt vor den Toningenieuren, in diesem Falle vor Allan Ramsay: die gut 60 Stunden Callas, die seit 2014 in „Maria Callas – Remastered – The Complete Studio Recordings (1949-1969)“ vorliegen, sind definitiv das Beste, was wir je von ihr zu hören bekommen werden (sofern sich nicht durch die Laune irgendeiner KI etwas Überraschendes ergeben sollte), und die dort enthaltene 1953er Tosca ist überhaupt nicht „matschig“, was das Orchester angeht; hören Sie sich einmal andere Monoaufnahmen aus demselben Zeitraum an.

    1. Es wurde in „Callas Paris 1958“ die 1953er Aufnahme nicht verwendet (die ich – wie insgesamt die „remasterten“ Conplete Studio Recordings von 2014 leider nicht kenne), sondern ganz offenbar der Mitschnitt eben des 1958er Auftritts, Paris 1958 halt; andernfalls wäre obendrein der Filmtitel falsch. Da jedenfalls klingt das Orchester tatsächlich matschig. Auch aus den Dolby-Surround-Boxen des Berliner Zoo-Palasts, wo gestern die Berliner sozusagen Uraufführung stattfand, wird es nicht besser, sondern eher n o c h schlimmer geklungen haben, weil diese Dolbydinger dem Zeitgeschmack entsprechend ausgesprochen baßlastig sind.

      (Ich bekam, weil der Verleih vorherige Kritiken gerne als PR haben wollte und für die Aufführung-selbst keine Pressekarten herausgab, zumindest mir, bzw. der Jungen Welt nicht, – also ich bekam einen paßwortgesicherten Link auf den hochgeladenen Film, der sich dann leider aber nicht herunterladen ließ, so daß ich unter Verwendung dieses Paßworts die Site jeden Tag neu öffnen mußte, wenn ich ihn oder bestimmte Passagen erneut sehen wollte. Was ich tatsächlich mehrfach tat. Eine zu mir heruntergeladene Kopie hätte mir alles viel leichter gemacht. Doch dies nur nebenbei.)

      1. Oh, da hätte ich auch selber darauf kommen können: mir fiel nur, als ich „remastered“ gelesen habe, sofort die CD-Box ein. BTW: Falls hier jemand mitliest, der noch ein Weihnachtsgeschenk für ANH sucht, das wäre bestimmt eine kluge Wahl 🙂

        1. Ich weiß übrigens nie, ob ich eingedeutscht „remastert“ schreiben soll, was zumindest für den Plural notwendig wäre („remasterte Aufnahmen“), oder eben „remastered“. Ist micht der Prozeß des „Eindeutschens“ längst abgeschlossen? Fürs gesprochene Wort ist er’s auf jeden Fall.

          (Bei der Kunst der Fuge in einer → von Pina Carmirelli, Maria Fülöp, Philipp Naegele und Philippe Muller eingespielten Fassung für Streichquartett aus dem Jahr 1973. Sie lehrte mich, da war ich 18, jede Stimme einzeln hören, gleichzeitig, und sogar in der Quadrupelfuge, über der der große Mann verstorben ist. Sie, diese Aufnahme, hat mich maßgeblich geprägt. Fünfzig Jahre ist diese Schallplatte jetzt alt und knistert nicht einmal.)

          Carmirelli et al Kunst der Fuge (1973))

  4. [Hier der „ursprüngliche“ Beitrag – da, als ich für die Junge Welt noch geschrieben habe;
    zu meinem Bruch mit ihr siehe >>>> dort.]

    Online → d o r t.

    [Nur das Wort „ruchlos“ hat man mir gestrichen. Wörtlich schrieb ich vom Elend des ruchlosen russischen Angriffs auf die Ukraine.]


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