Eine andere Underground-Gazette nennt sich frecherdings ENTWERTER-ODER; eine grüne Grübelstunde müße mal eingelegt werden … – Seitdem das mit den Zeitschriften, die natürlich in winzigster Auflage »erscheinen« – »Klein, aber mein« – seit es mit diesen Heftpublikationen angefangen hat, sitzt alles herum und grübelt über neue Zeitschriftengründungen und vor allem über eventuelle Titel der intendierten Kollektionen. Wie wäre es mit einer Underground-Zeitschrift, die UPPERCUT heißt? Eine Spielwiese für die renitenten »Nichtstuer«, die sich als besonders fleißig bei der Namenssuche für Unternehmungen erweisen, die mit Sicherheit niemals das Licht der Welt erblicken werden! Die Saufbolde und Hurenböcke des Kiezes möchten vorschlagen: VAGINETTE (mit der Kinderbelage »VAGINETTCHEN«). Prächtig fände ich MUTTER MATSCH … »Na, wie wär’s?« – »Noch ’n Doppelten und ’ne Molle, Franz!«
Endler, → Tarzan am Prenzlauer Berg (Reclam Leipzig, 1994)
Einfach hinreißend, der viel, skandalös zu früh verstorbene → Endler, den ich Göttinseidank lesen nun mußte, nachdem ich mich entschieden, mein eigenes Buch zum Prenzlauer Berg[1]im → Bebra-Verlag für das Frühjahr 2025 unter Vertrag
Ovid am Prenzlauer Berg
zu nennen. Da ist eine Hommage an Adolf Endler obligatorisch – für mich allerdings, viel wichtiger, mit villonscher[2]eigentlich → Paul Zech’scher, siehe bei → François Villon Lust ’n Woll zu zelebrieren. Und eigentlich, wenn ich’s un- und rechts bedenke, sollte ich sein Vaginettchen Form annehmen lassen, eine, wie sie ihm nach Stil und Frechheit vorgeschwebt mag haben. Wobei ich mir, à propos »unrechts«, als Wessi völlig im klaren darüber bin, mich allein schon wegen dieser Idee einer cultural appropriation schuldig zu machen: Wer, außer jemandem aus dem Osten, dürfte sich dergleichen anerdreisten?
Hinzukommt, daß Endlers Buch just im Jahr erschien, das mich hierher verbrachte. Gewissermaßen schreib ich nun den zweiten Band, ohne aber eine Jane, um mir den Stift zu halten.
Zur Premiere der ersten Ausgabe werd’ ich, wenn nicht Dreadlocks, also dieses auf dem Haupte tragen:
P.S.:
Ein einziges Mal trafen wir aufeinander. Es war in einem „Tunnel über der Spree“ — einem vom Literarischen Colloquium Berlin einberufenen Zusammentreffen Berliner Dichterinnen und Dichter, meinem ersten, auf dem ich aus dem damals noch nicht erschienenen „Thetis.Anderswelt“ las und reichlich gescholten wurde, bis beschimpft. Und da eben stand er, Endler, auf und – verteidigte meinen Romantext unter sehr genauer Herleitung meiner stilgebenden Quellen. Döblins „Berge, Meere und Giganten“ nannte er als erstes.
Ach, wär es doch – er wohnte, was ich aber nicht wußte, nur ‚grad mal um die Ecke – zu weiteren Begegnungen gekommen! Weshalb nicht … warten Sie, Leserin, ab: Ich werd es in dem Buch erzählen.
References
↑1 | im → Bebra-Verlag für das Frühjahr 2025 unter Vertrag |
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↑2 | eigentlich → Paul Zech’scher, siehe bei → François Villon |