Frühe mythische Ängste, an Dämonen gebunden und Frauen,
gute, ersehnte (sind sie Reflexe der vorgeburtlichen
Mutter, als sie P e r s o n noch nicht war, sondern uns Körper
unseres eigenen Körpers? Umleibung und in der Nährung
Teilkörper wir?), wirken, Bilder eines alten Instinkts,
schützend weiter nah wie vergangenes Echo, das anhaltend
nachhallt, fern im Massiv unsres Kopfes. Es kann nicht hinaus,
weil die Schädeldecken es halten. Wehr es nicht ab!
W i s s e jedoch um die Prägung! Und wisse ihr Recht. Wie soeben
eingerissen und grell, aus windzerfetzten Wolken
Anahit aufsteigt, doch steigt sie nicht, sondern wir drehn uns drunter:
all die schlummernden Dächer, all die erwachenden Wipfel.
Ganz so genau kenn deine innere Astronomie zwar,
Und halt dennoch am Sonnenball fest als der Göttin Erscheinung.
S i e ist das Nahe, nicht ihre Begründung ist’s. Dennoch gilt sie.
Gott ist nicht, nicht sind es Götter, nicht leiten Geister
Schicksal und Erde. Aber sie kleiden Welt in Schönheit,
Anahits Schönheit, ohne die wir verarmten. Wie karg würden wir!
Wären zugleich doch, n u r in ihr, haltlos entbeint und verloren:
flammend ging Semele auf vor Jupiters herrlichem Anblick.
Wir aber träumten, uns zur Wahrung: Asche ward Weinstock.
Wurden Prometheus und ließen ihn in uns fruchtbar von der Leine Kette,
unsren befreienden Willen, stolz wie Luzifer gegen
Götter und Bestimmung. Erfanden stirngesenkt den Asbest,
Naphtha, Polypropylene und künstliche Frucht. Und
graben ein schwarzes flüssiges Gold aus den Wüsten
hoch ans Licht, in die es aus guten Gründen gesperrt war:
infertile Utren schlossen es weg vor der Nachwelt,
die es nun, chemisch aufgeschlossen, verklappt und uns selber.
Altöl ertränkt das bleibende Tier in ergrauenden Meeren.
Wurm nicht wieder zu werden noch Pflanze, wenn wir sterben,
ausgenommen zu sein aus den währenden wandelnden Zyklen:
Alle Wissenschaft, letztlich, ist Erhebung gegen die Herkunft,
ist ein mit Wissen bewaffneter Krieg. Sohn gegen Vater,
Männer gegen die Mütter, in denen das bleibende Tier noch
Wirkt. Ist Zeugung. Empfängnis aus trainiertem Schenkel.
Wirkt. Der Logos ist Empfängnis aus trainiertem männlichem Schenkel,
Kopfgeburten gebiert er wie Athene Parthenos Zeus:
Fruchtlos hell, ihm fehlt das ungeschiedene Dunkle,
dem sich doch alles, was ist, verdankt, was noch wird und was atmet.
Mutter der Äneaden, du Wonne der Menschen und Götter,
Lebensspendende Venus: du waltest im Sternengeflimmer
Über das fruchtbare Land und die schiffedurchwimmelte Meerflut,
Du befruchtest die Keime zu jedem beseelten Geschöpfe,
Daß es zum Lichte sich ringt und geboren der Sonne sich freuet.
LUKREZ, De rerum natura
http://www.textlog.de/lukrez-preis-venus.html
Günderrode: Des Wanderers Niederfahrt
Dem Werden können wir, und nicht dem Sein gebieten
Und du bist schon vom Mutterschoß geschieden,
Durch dein Bewußtsein schon vom Traum getrennt.
Doch schau hinab, in deiner Seele Gründen,
Was du hier suchest, wirst du dorten finden,
Des Weltalls seh’nder Spiegel bist du nur.
Auch dort sind Mitternächte, die einst tagen,
Auch dort sind Kräfte, die vom Schlaf erwachen,
Auch dort ist eine Werkstatt der Natur.
Das schmiegt sich nicht so schön, wie der Lukrez….
dem werden sich schmiegen die unfertigen, werdenden worte… nur die wörter sind fertig mit ihren fertigen buchstaben – werkstatt mit werkzeugen, die aussehen wie käfige der kräfte…
an ihren Gittern rütteln die Zeichen und werfen Kassiber in leere Räume weißer Blätter…
Von der Wiege bis zur Bahre ist alles in einem Mantel von Sprache eingeschlagen. ( Werner Krauss)
und dann: kassiber-liebe oder die entstehung der welt
Lektorat per Email 1. „ihn in uns von der“ klingt mir nicht gut, es fehlt eine signifikante Hebung.(>>>> parallalie).