6.20 Uhr:
[Villa Concordia, bewölktfeucht alles, wenn man hinausblickt; jedoch kommt eine weiße Sonne durch und sieht aus, wie wenn am Boden einer mit Milch gefüllten Tasse eine sehr kräftige kleine Lampe angeknipst ist. Dazu Mahler, V., Bamberger Sinfoniker unter Jonathan Nott.]
Heute muß der MOZART-Text fertigwerden, damit ich morgen sofort an den KASCHMIR-Text gehen und beides pünktlich abliefern kann; wie schleppend das mit MOZART vorangeht, habe ich eben noch >>>> im Tagebuchnachtrag für gestern notiert. Schaffe ich die Vornahme, dann ‚hängt’ aber immer noch das Libretto für RHPP,- doch dafür werde ich mir von ihm sicher noch eine Woche ausbitten dürfen. ARGO muß also ruhen. Geht nicht anders.
Ich wittere kleinen hausinternen Ärger. Die Jungs waren abends vom Herumtollen durch den Regentag völlig verdreckt, weshalb ich, als sie zu Bett gingen, ihre Klamotten packte und in die Waschmaschine stopfen wollte. Nun stehen in dem kleinen Waschraum z w e i (normalgroße) Waschmaschinen; eine lief, die andere w a r gelaufen. Ich tat sie in eine der Wäschekörbe, um das Zeug der beiden Jungs hineinzupacken. Die Sachen müssen heute früh ja fertig sein, sonst stehn die beiden ohne trockne Hosen da. Tat es, verließ den Waschraum. Als ich später am Abend die Maschine kontrollieren wollte, war über die Sichtluke ein schildartig beschrifteter Zettel geklebt: „Es scheint nicht bekannt zu sein, daß dies meine private Wachmaschine ist. Ich bitte mich zu benachrichtigen, wenn sie wieder frei ist.“ Nun, das war tatsächlich, jedenfalls mir, nicht bekannt; ich werd mich nachher entschuldigen gehen; gestern nacht war es dazu zu spät. Ein kleiner Hinweis auf den Sachverhalt wäre allerdings hilfreich gewesen; ein Schildchen genügte ja; schließlich teilen sich den wirklich kleinen Waschraum ein Direktor und zwölf Künstler, und die Chance, eine freie Waschmaschine zu bekommen, steht demzufolge 1:12. Jeder übrige Kram wird hier im Haus ja auch brieflich geregelt. Außerdem bleibt die Frage, wie denn die danebenstehende Trocknermaschine behandelt wird; davon gibt es nämlich n i c h t zwei… Okay, Leser, Kleinmüll.
Jetzt wieder MOZART, der sich über sowas schiefgelacht hätte.
14.01 Uhr:
[Gluck, Orfeus ed Euridice.]
Jetzt wird der MOZART langsam rund und – reich. Witzig. Unmoralisch. Jetzt bekommt er den hyperaktiven Tanzschritt, der mir vorgeschwebt hatte. Daß ich dazu Gluck höre, ist natürlich eine Frechheit; Salieri wär aber gemeiner.
Es hat wieder zu regnen begonnen, der ältere Junge ist mit einem Freund verschwunden, m e i n Junge kam allein zurück und würde gern beschäftigt. Was nun nicht geht, wegen der beiden drängenden Aufträge. Ich hab’s ihm erklärt, und er versteht’s.Klar, daß er dennoch immer wieder mit irgend etwas angekleckert kommt – aber ich bin jetzt nicht mehr störbar, muß ja nur noch den dialogischen Linien folgen und irgendwie die Pointe, die ich schon kenne, glaubwürdig hineinfingern. Nicht mal, daß der Computer eben abkackte (darf ich verwenden, den Begriff, weil Mozart so eine Neigung zu Fäkalscherzen hatte), hat mich auch nur enfernt geschockt. Nach zwei Neustarts – beim letzten hab ich alle angeschlossenen Geräte vorübergehend vom Laptop abgetrennt – fing sich das Dingerl auch wieder.
Zudem hat sich der „Fall Waschmaschine“ vorhin entgrollen lassen; imgrunde genügte mein Lächeln – und daß ich die Angelegenheit sofort auf meine kleinen Hörner nahm.