Er kannte sein Risiko. Von den alten, lange vor der Geologischen Revision angelegten Asbestdeponien hatte er gehört, um die herum nicht wenige Brachen Brache g eb l i e b e n waren. In der Weststadt hatten die jungen Reichen oft Witze darüber gerissen. Immer wieder fragte er nach dem Weg, es ging nur Ungefähres um. Ich brauche ein sehr dünnes Material, dachte er, es muß sich formen lassen. Ich brauche einen Mundschutz. So wanderte er von Halde zu Halde, füllte seine Karre mit Kram: Schnüren Decken Kleidungsstücken, kam schließlich an versperrtes Gebiet, zu dem sich die Brachler längst Zugang verschaffen hatten. Auf seinem Weg beobachtete er die Rheinströmung sehr genau, glaubte, eine Stelle gefunden zu haben, an der es sich vielleicht hinübertreiben ließe. Was den nötigen Asbest anbelangte, so konnte er nur raten: Im Unterricht hatte man den Schülern TRGS 519 gezeigt, auch Textilien aus dem bläulichen Krokydolith, dem grünen Serpentin, sowie industrielle Nachfolgestoffe: Krokydolmen – Serpenen III – Krokyserpen Minus; die wurden, bei Einsätzen im Osten, vor allem zur Entsorgung und Reinigung der vor Zeiten stillgelegten Atomkraftwerke gebraucht. Hatten sich über die Jahre aber ebenfalls als karzinogen erwiesen, nicht weil sich Fasern lösten wie vom vorgängigen Asbest, nein, dieses Problem hatte die Nutzchemie längst gelöst, sondern weil Harfa mit ihnen interagierte und eine Strahlung freisetzte, deren Wirkung dem von Radium nicht ganz unähnlich war. Also waren auch diese Gegenstände, vor allem Kleidungsstücke Branddecken Dachverspannungen, entsorgt und meist in Thetis verklappt, teils aber in den Brachen zwischengelagert worden, um sie später einmal abzutransportieren. Das war, als sich die Brachen mit Häftlingen füllten, teils vergessen worden, teils ganz bewußt unterblieben.