Der Angriff auf die Zeitachse. Zweiter Zwischenbefund. Kleine Theorie des Literarischen Bloggens.

Hält der Autor in der permanenten Gestaltung des Literarischen Weblogs ein, führt das nicht dazu, daß nach älteren noch unbekannten oder überlesenen Einträgen gesucht wird, sondern die Zugriffszahlen gehen sofort signifikant in den Keller. Es wird nicht geblättert. Um deshalb das Gewesene nicht ins Vergessen zu schütten, sondern eben das ästhetische Kontinuum herzustellen, um das es Den Dschungeln getan ist, müssen nun die alten Beiträge gelöscht (bzw. offline gestellt) und übers Kopierverfahren „oben“ wieder neu eingestellt werden, teils revidiert, teils unverändert. Interessanterweise führt das dann tatsächlich zu neuen Lesern und neuen Kommentaren. Doch ergibt sich nun nicht nur dort eine Schwierigkeit, wo Binnenlinks notwendigerweise zu modifizieren sind, was enorme Arbeit bedeutet, sondern vor allem lassen sich die alten Kommentare nicht mitnehmen. Das wäre nicht weiter schlimm, sammelten sich nicht die kommentierten Beiträge, weil sie nicht zu verschieben sind, nun alle „unten“. Dafür wäre also eine (zu programmierende) Lösung zu finden.
Ein Vorteil des Verfahrens ist freilich, daß sich das in den Einstell-Daten spiegelnde „Dokumentarische“ verfremdet und daß es umgedeutet wird. So stellen sich, bezieht man die Einträge neuerlich auf andere und nun fremde, unerwartete Bedeutungshöfe her, die ihrerseits wiederum freie Denkbewegungen öffnen. Ob etwas wirkt oder nicht, ist also weniger die Frage des bestimmten Materiales (des Eintrages) selbst, als seiner Zuordnung zum folgenden und nächsten. Insofern ein Literarisches Weblog nicht durch dingliche Präsenz zum Blättern verführt, ist der Gedanke inniger bei sich wie zugleich hochgradig flüchtig. Sein überindividuell Abstraktes läßt – anders als irgend ein Ding – keine emotionale Vertrautheit zu: Vergangenes wird hier nicht als etwas erlebt, das in eine Kiste getan und verwahrt werden kann. Hingegen hat, ein Buch zu öffnen, immer etwas von Inbesitznahme. Daß genau das in einem Weblog fehlt, ist mit „überindivuell Abstraktem“ gemeint.
Zudem blättert es sich in einem Buch leichter, denn der zwischen die vorhergelesenen Seiten gesteckte Finger, hält harptisch den Zusammenhang wach… und zwar genau wie ein Kind auf den ersten Spuren der Algebra ebenfalls die Finger zuhilfe nimmt. Gedanken haben keine Hände. Das ist die Crux Der Dschungel.

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