„Fahlmanns Welten“. Das einhundertvierte PP, 11. Februar 2014: Dienstag.

(Vagn Holmboe, A Song at Sunset nach Whitman.
9.40 Uhr.)

Und schon die erste, frühe, Sinfonie Holmboes. Bei Musiken ist es wichtig, sie immer und immer wieder zu hören, bis man wirklich in sie eingedrungen ist – und sie in uns. So auch bei gewissen Büchern, die immer ungewisse sind, strahlende, auch außerhalb ihrer selbst. >>>> Eckers Fahlmann gehört dazu, und so wird denn mein neues Hörstück, mit dessen Typoskript ich heute beginne, Fahlmanns Welten heißen und eben nicht „Eckers Welten“, wiewohl das fairerweise angebracht wäre – schon weil ich auch von seinem >>>> Madonna-Buch etwas mit hineinnehmen will, wohl auch von den frühen Erzählungen, die eigentlich kleine Novellen sind, Novellen-Miniaturen. Ungeheuer sind auch sie, >>>> kleine bissige Biester, die man, es ist eine Schande, auf dem „freien“ Markt nicht mehr bekommt, nur noch bei Christopher Ecker selbst; da liegen sie im Keller. Was nun Madonna anbelangt, ich bin auf der Seite 116, so ist der Roman eine Ungeheuerlichkeit, gegen die der weltweit gehypte >>>> Brett Easton Ellis ein fast noch adoleszenter, wenngleich wirklich ungezogener Knabe ist, dessen Ungezogenheiten allein deshalb durchgehen, weil er in den USA schreibt. Da darf man, was man in Deutschland nicht darf. Die Deutschen sind zu Meistern ihrer Selbstzensur geworden, also der Selbsthemmung ihrer eigenen Kultur, die sie als eigene auch gar nicht mehr begreifen. Jemand wie Ecker stört das, stört die Verdrängung. Deshalb kommt er in der öffentlichen Wahrnehmung quasi nicht vor. Der Fahlmann ist sogar ein Generalangriff auf die favorisierten in romanästhetischer Hinsicht Harmlosigkeiten, zudem ein mehr als nur gehässiger Angriff auf den Literaturbetrieb des kritischen Tages,sic!,geschäfts.

(Ich kann jetzt an das Hörstück, weil ich Pause bis zur nächsten Tranche des beauftragten Lektorats habe, und ich m u ß auch dran, denn bis Ende Februar muß das Typoskript „stehen“. Der am 23. zu haltende Vortrag ist soweit fertig, daß es reicht, in der kommenden Woche noch einmal drüberzugehen.)

Das Hörstück wird in dem Pariser Hotel beginnen, in dem der Roman gegen Ende vornehmlich spielt; ich denke an Hühnergackern, knallende Türen, im Hintergrund ein penetrantes maschinelles Summen. Scheinmaschinell, denn was die Maschine da bewegt, paßt nicht in das newtonsche Weltbild. Dazu aus dem Off Stimmen, die sich mehrfach überlagern. So hörte ich es, als ich heute früh von fünf nach sechs bis fünf nach halb acht Uhr schwamm. Der Klang war deutlich und zwingend.

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Ich darf nicht vergessen, das Visum für Australien zu beantragen, damit es rechtzeitig ausgestellt ist, bevor ich Ende März auf die große Seereise gehe. Und immer noch nicht habe ich meiner >>>> mare-Lektorin davon geschrieben. Das ist dringend, dringendst, dringendster nachzuholen. Ich weiß derzeit vor Arbeit einfach nicht, wo mir der Kopf steht, der längst schon v i e l e Köpfe ist: >>>> Mein Schädel dient ihnen allenfalls als eine Garage gegen schlechtes Wetter. Und gegen, vielleicht, diesen Frühling mitten im Winter. Die Bäume treiben bereits aus. Mitte Februar 2014 in Berlin.
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(Übrigens:) >>>> D o r t nun Joyce‘ens Zehnte Kammermusik.

(10.05 Uhr.
Holmboe, Zweite Sinfonie.)

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