Steine aller Gassen quillt
an grauen und von Sonne matten
Mauern, noch als Rest gewillt
zu harren, bis zur Abfuhr ungestillt
vom Hunger, den sie hatten,
wahrem und einem, der noch wild
bleibt in längst satten
Leuten, ihrer, nach dem Rosa, Gier,
nach Süße, Staunen, milden Schatten
und tiefester Erfüllung hier,
der Müll:
Kartonagen, Pappen, Packen,
Essensreste, Roste, Schleifen,
Dosen, Becher und, in Placken,
Rotze an den Einwegflaschen;
Windeln, Reifen,
das Profil in wüsten Zacken
eingeschnitten, und in Streifen
Drecktuch, ausgediente Jacken;
Kanister, Kläe und Gegüll;
ausgerupfte Kissen, schimmlige Matratzen
und Steinschutt abgeladen; implodierte
Röhren, Fischabfall für staupe Katzen;
Kondome, trockne, und verschmierte
Fotos einst Geliebter – àh!:
wie sich die Nähe invertierte –
il brodo della povertà.
Dächer Neapels 1 <<<<
Nicht wirklich ein „Dach“gedicht, aber für den ganzen Zyklus stehen mir einmal mehr Benns Zeilen im Ohr:
doch unten wimmelndes Getier.
Herbstleser:innen wissen, wie sehr ich davon durchdrungen bin. Die „Dächer Neapels“ blicken nach unten, das ist die Besonderheiten. Der Himmel, als Reinheit, hat mich nie interessiert.