„Piove come dio la manda“: La seconda mattina amerina. PP76, 5 gennaio 2014: Domenica.

An eine Leserin:Welch ein schöner Brief zur Nacht! Die/über es gegossen und gegossen hat in Amelia; ich werd nachher noch darüber schreiben. Es ist alles ein wenig später geworden, sowohl nachts gestern als in der Frühe heute, so bin ich nicht mal an den Handke gekommen bisher und friemele außerdem an einem der neuen Neapelgedichte herum. Selbstverständlich lenken Briefe wie Ihrer zusätzlich ab.
(…)
Italianità, man muß da, auch frau, unterscheiden; hier in Amelia keine Napoletanità, die Leute sind bergig zurückhaltend fast, ein bißchen vornehm, ein bißchen durchdünkelt; andererseits ist dieses kleine Amelia ein Auffangbecken für Außenseiter, Ausländer einige, die es in ihren Inländern nicht hielt: sogar einen Senegalesen haben “wir” hier, einen Holzschnitzer, den die Honoratioren der Stadt, als wäre sie das berühme Buch Heinrich Manns, vom Stadttor weg- und hochgetrieben haben in den alten Ort, wobei sie ihm immerhin eine freilich nicht heizbare Werkstatt frei zur Verfügung stellten. Nun friert der schwarze Mann.
(10.50 Uhr.)
*******

„Es regnet, wie der Herr es gibt.“ Kein Sitzen auf den Stufen, also, früh im Heute, statt dessen an dem Gedicht gewurschtelt und es – >>>> soeben – eingestellt, sowie mit einem sozusagen editorischen Kommentar versehen. Dem Freund wiederum hat der Halsschmerz eine Hand in den Rachen gesteckt, weil er, der Freund, vielleicht zu weit mit offenem Mund geschlafen, was wiederum nötig war, weil gestern schon die Bronchien schimpften. Angemessene Reaktion, kann ich nur sagen, „na ja“, so aber er, „drei Tage im Jahr läßt sich ein Wetter wie dieses schon aushalten“:

.
Und aus Catania schreibt mir Uwe Schütte, ob wir am 12. beim Flug >>>> nach Innsbruck nicht zusammensitzen wollten, woraus die Neue Deutsche Schlechtschreibung ein „zusammen sitzen“ machen will: das Flugzeug als ein Knast. Dabei haben wir nicht wirklich etwas ausgefressen, jedenfalls nichts, das der Legislative bekannt wär. Um das zu ändern, vielleicht, und wieder Schulter an Schulter mit dem Duden zu stehen, schrieb ich soeben zurück:… und unbedingt auf den Fischmarkt (gleich unterhalb der Elefanten-Piazza beim Dom, einfach dem fallenden Wasser, das Ihr hören werdet, folgen und den Rufen der Marktschreier). Hier dann unbedingt Austern essen, frisch, und Seeigel, die man Euch aufschneiden und reichen wird: einfach aus der Schale löffeln. Unvergleichlich. Ihr könnt Euch auch zum Pranzo einen Fisch direkt auf dem Markt aussuchen und in einer der Platz und Gassen säumenden Trattorie bescheidgeben, welchen Ihr zubereitet haben möchtet. Allerdings ist dieser Markt nicht unbedingt für feine Gemüter: allein schon die Muscheln spritzen einen an, über anderthalb Meter hinweg, und man watet in Fischblut…
*******

Gerard Manley Hopkins liegt jetzt auch hier; Besuche bei >>>> Parallalie sind für mich, „in Sachen“ Lyrik, immer auch Bildungsaufenthalte; Youtube läßt ihn, Hopkins, hinreißend von Richard Burton interpretieren:



Dennoch wird es, für unser neues Projekt, bei Montales Finisterre bleiben: sechs (!) Gedichte hat Schulze gestern abend bereits übersetzend skizziert, indes ich selbst mit meinen Gedanken noch anderswo herumschweifte, froh darum, überhaupt in den Gedichtemodus schon mal wieder gefunden zu haben, aber eigene Verse waren mir näher. Ich beug mich auch gleich über die nächsten, diesmal freirhythmisch reimlos.

Es läutet. Von Sant‘Agostino her. Durch die Nässeschleier. (Zwei Pullover, drei Schals, Takke. Und wollene Leggings unter der Jeans: erosprall, möcht mein innrer Ironiker sagen.

*******

4 thoughts on “„Piove come dio la manda“: La seconda mattina amerina. PP76, 5 gennaio 2014: Domenica.

  1. Hopkins Einer, bei dem man hören kann, dass die Poesie von der Beschwörung her kommt, vom Gebet, der Anrufung der Götter.

    Burton liest wunderbar.

    1. Beschwörung: Ja! (Und zwar mögen wir die magischen Worte kennen, die Formeln, nicht aber, was sie bedeuten. Das heißt, daß sie für uns selbst dann nicht Funktion werden können, wenn sie durch uns erreichen, was gewollt ist. Genau darin liegt ihre geheimnisvolle Kraft.)

    2. Deshalb ist man … … letztlich nur Medium. Sich durchlässig machen dafür, ist die Aufgabe. Aber selbst das bedarf der Gnade.

      Ich wünsche Ihnen, dass sie mit Ihnen sei.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .