III, 346 – la lune l’allume

Nach Osten hin ist von hier aus alles verbaut. Auch wenn man wie ich neulich hinabfährt, muß man, aus dem Tor herausfahrend in der Nunmehrdämmerung des gar nicht mal so späten Nachmittags eher auf sich nähernde Scheinwerfer achten und darauf, daß das die Weiterfahrt behindernde Auto nun wirklich geradeaus fährt oder vor dir links abbiegt ins Tor hinein. Der Blinker ist so eine Ad-libitum-Option. So daß man hätte eigentlich fahren können. Aber man weiß das ja und stellt sich darauf ein.
Und nach der ganzen Runde brauchte es diesen einen öden Parkplatz hinter Supermarkt, Feuerwehr und Karrosseriewerkstatt und immer noch offenen Gittertoren, wo hinter den Glasscheiben des nunmehr ständig geschlossenen und pleite gegangenen Bekleidungsladens immer noch Licht brennt, um der Plötzlichkeit des Vollmondes gewahr zu werden.
“He da!”, sagt’ ich bei mir, “Sei mir willkommen in deiner Glorie!”
Und stiefelte zum Supermarkt. Fünfzig lange Meter. Hundert? Vielleicht fünfundsiebzig. Immerhin. Ich bewußt langsam, wollte keine 75-Meter-Rekorde brechen. Ob ich mich unterwegs umdrehte zum Mond, weiß ich nicht mehr. Die Vorstellung, es getan zu haben, ist so abwegig nicht.
Die Tür zum Supermarkt, wie nunmehr üblich, öffnete sich von selbst, nachdem die davor parkenden Autos umkurvt waren. Auf die Einkaufswagen zusteuernd, sah ich sie gleich, die Glorie des Mondes, gleichsam verpflanzt als sein, des Mondes Ableger, in den Süperbmaché, die, wie ich sie nenne, die Sympathetische. Die auch so heißt, bloß mit der Variante -a.
“Desinenza in a”, > Carlo Dossi. Damals eine Entdeckung für mich, diese “Scapigliati” (so etwas wie zerzauste Haare) der italienischen Literatur am Ende des 19. Jahrhunderts und etwas darüber. Oder ‘Donna Folgore’ von > Giovanni Faldella. So Femme-fatale-Geschichten. Der gegen die Dante-Lektüre und -Auslegung aufbegehrende Italienisch-Student.
Und Luna Folgore erkannte mich auch sofort. Es wangte sich.
Und sie hatte auch gleich bei all dem Eingangsgemüse ein Problem. Mit einer winzigen Zitrone. Die wollte gewogen sein. Nur hatte die Zitrone eine Nummer, die auf der digitalen Waage nicht berücksichtigt war. Che faire? Sie brauchte scheinbar unbedingt diese winzige Zitrone. Sie ging zum Chefpult. “Kiwi-Taste drücken!” Sie suchte dann die Kiwi-Taste und fand sie nicht.
“Da!” zeigte ich. Sie drückte. Zufällig sah ich den Preis der kleinen Zitrone: 0,27 Cents.
Ich grapschte meine Sachen zusammen, die ich hatte kaufen wollen und war’s zufrieden – mit der Glorie des Monds und der Zitronen-Luna der Gloria.
Seit der Ablieferung der Brot-Arbeit heute morgen um neun schneit es bunte Federn, die nichts schreiben, sondern nur schweben müssen. Was sie in einem gewissen Sinne auch taten.
la lune
l’allume

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