Teile des gesplitterten Perlmutts lagen auf deinem,
im Waschbecken noch obenaufschwimmendem Haar.
Eine auf der Wasserhaut zu liegen gekommene
Decke. Geschlechtsmerkmalslose Materie nun. Iona.
Dir zuvor zum Betör gewachsene. Wie ein dunkles
Wesen, das in seinem keramischen Geburtsbecken
das Wasser aufsaugt, als wäre es sein Lebensliquid.
Als wolle es schwer werden. Sich durchtränken mit
geklärter Durchsichtigkeit.

35 thoughts on “

  1. Ich bitte um Verzeihung wegen der sich, noch häufiger als sonst, anhäufenden Fehler. Ich schreibe Iona gerade erst und habe keine Ahnung wie lange sie bleibt. Nichts ist vorausgeschrieben. Ich selbst bin ein Leser, der nicht weiss wie es weitergeht. Ich weiss nur um meine leicht kalten Füße.

  2. Zudeckung …ein Farbspiel: engster Raum, zerstrahlend, Traum
    vor Sonnenlicht und nach dem Einfall: eigene Konturen
    – der Perlmutt lächelt über sein Gewicht
    das seine Spiegellandschaft durch Entzug der Sonne
    nicht von dem Zufluss ihrer zarten Geste bricht,
    es zieht ihn niemand und es drückt ihn nichts. Du steigst
    zu deiner Decke auf: voran die Lippen, Wangen, alles haarnach
    verliert an dir das haltende Gewicht. Zur Decke strömst du
    selbst, sie pflastert dich mit Farben
    der zerteilten Sonne zu.

    1. Deck mich auf,
      tu du es

      und helle mein Gesicht.

      Mach mich, dass ich dich
      pulsend fest umschließe.

      Binde! Denn Seele will Gewicht.
      Will Berührung, die das Geschlecht
      beider Leiber mit Nässe umflicht.

      Decke es auf

      und lichte, was so
      leicht zur Decke steigt.

      Ich will trinken von dir,
      will sehen, was mich aufdeckt.

    2. Welle-Teilchen-Du …aber ich lieg dir
      auf: entdeck ich dich
      streift deine Hand mich
      fort die dünne Schicht
      von Perlmutt treibt
      dann ohne dein Gesicht
      auf einem Wasser, drin deine Gestalt
      noch schwingt: ein Nachhall deines Körpers
      Verlust an Wellen, weiter, ungenauer
      die Pheromone, die aus deiner Haut
      zu ihr hin wie ein Schicksal zogen
      zerstreuen sich, ich finde mich
      dann ohne dein Geschlecht
      Iona, dein Gesicht – alleine.

      …ich fließ gelöst um dich
      in jede deiner Mulden dringt mein Meer-
      salz ein, es öffnet willig jede Pore sich
      ein Blütenkelch aus Haut
      ich finde mich
      in dich –
      schmeckst du das Salz, Iona
      auf deiner Zunge? bin es ich
      in dir, dann bin ich du
      und bin dann nicht.
      Streich mich nicht aus
      deinem Gesicht, trink mich noch nicht.

      Siehe…
      Ich schreib so nah an dir
      als schriebe ich noch einmal
      dich. Doch diesmal ist es
      eine Schicht aus Ich
      ich mache dich mit einem Ge-
      dicht, nehm dich von so nah
      von überallher, wie es dein
      Wunsch war, wie Zeilen
      – es nur erlauben.

    3. Du schreibst mich möglich.

      Legst auf meine Lider
      die Schalenbilder leicht.

      Ich fühle, was mich sieht.
      Schaue, was du schaust.

      So bleibt mein
      buntbepflasterter Leib
      vielleicht unaufgedeckt
      bedeckt von dir,

      den Wellen

      deiner hydrischen Hände,
      unter dem Muschelsplitter,
      der die Sonne zerteilt.

      So bleib ich noch

      im zurückgeworfen
      lächelnden Schimmer
      deines Gesichts.

      Du rauschst,

      weichst von meiner Seele
      nicht. Das Licht deiner
      Lebensfarben, es dringt
      ein in jede meiner Poren.

      Es strömt dein Geschlecht
      in meines: bin ich, bist du,

      ist Eines.

    4. Verdeckte… Sonne – Dein Gesicht Von beiden Seiten: Wärme
      Ionas Haut – ich hülle sie – sie glüht
      in mich, die Sonnenstrahlen brechen
      an mir – sie wenden sich – doch spüre ich

      es hallt im Muschelkalk noch nach
      die Form ununterbrochen
      zugeströmter Sonne und die Formen
      aller Partikel ihres Lichts.

      Ich fühle mich wie ein Vermittler weit
      Entfernter, lege an
      die Sonne dein Gesicht.
      In Schmelze schon

      über der Haut mit Sehnsuchtatem
      unter dem Perlmuttfarbenspiel
      noch beider Wärmen
      Ionas und des Sonnenlichts

    5. Nein, halte mich hier,
      du bist meiner Seele
      nicht kalt, gibst mir
      und der Heliose eine
      Farbengestalt.

      Ich ließ ihr mein Haar,
      um in dich zu gehn,
      ich ließ es an Land.

      Dort soll es verwehn,
      ist längst nicht mehr mein.

      Ich wollte die Fläche meiner
      Haut mir vergrößern, wollte
      -unzerspürt und ganz- mich
      in dich gebend bei mir sein.

    6. … Ich war zu fixiert auf die Haut – glatt, ungewunden
      wollte mich legen, ohne Unebenheit, Widerstand
      deshalb mied ich dein Haar, nun wirfst du es fort an die Luft
      als wär’s nicht von dir, wie mein Kalk unterm Perlmutt
      den dein Gesicht nicht scheut und den ich der Sonne
      nicht zeige. Und doch ist er ein Teil von mir und du
      wärmst ihn und streichst ihn von Haut zu Wasser
      nicht fort, wie dein Haar von Wasser zu Wind.

      Ein Blick durch dein Haar – wildausadernd, verschlungen
      ein Spiel in den Himmel, ein verworrenes Suchen
      dieses Haar bist auch du, verschwende, vergesse dich
      nicht, damit ich dich besser finde, ergebe dich nicht
      in mich, ich umfahre dich in jeder deiner Gestalten
      den Wurf deines Haars, das die Luft peitscht, wie Vorwurf und fort will
      wie Strafe, bremse ich weinend als Wind, spiele es
      dir an die Schläfen zurück, an denen ich säusel

      durchs Dickicht. Jeden Haarstrang entlang fahre ich
      bis er austritt ins Licht, wo er in Bläue und weißen Dampf
      der Wolken hinaustreibt, wo die Stränge gemeinsam
      in die Landschaft greifen und wo eine Sonne
      in Reflexen an ihnen bricht.

    7. … Du gibst sie wieder an Land,
      wehst um sie und ihr Haar.

      Regne!

      Sie sehnt noch deine erste Gestalt.

      Regne in die Kelche ihres Leibes.

      Denn ich habe in die Fontanellen der Menschen geschaut, die gingen,
      die im Stillerelief deiner tiefsten Tiefen schlafen,

      fand in ihnen die Penismuscheln, die sie in sich gebären.
      Sie kommen aus dir und dem Blut, das in ihnen quillt.

      Regne!

      Ein Regen, der in sich öffnende Erde fällt.

    8. … Sie gab meiner Sehnsucht die Weite
      ihrer Haut, meinem Pflaster.

      Sonnenloses Vertrauen…

      Meiner Besitzsucht ließ sie jede Seite
      jede Pore im Wasser.

      Fügende – was weißt du?

      Ihr Haar warf sie mir zum Spiel, das
      geliebte, in Wind, der sie hielt.

      Ich will dich von inwärts her
      begreifen – wer bist du, die du jeder Schritt
      voraus b i s t?

      Mein Regen soll dich von beiden Seiten
      erreichen, innen soll er dein Blut
      erinnern woher er dir kam, von außen
      die Haut perlend peitschen. Dein aufwärts
      gewandtes Gesicht. Dein Wimpernaufschlag
      soll ihn teilen, aber in ungehemmten Rinnsalen
      ströme er abwärts, deiner offenen Erde zu.

      Dein Kelch voll Wasser.
      Die Düfte – sonst himmelweit –
      ganz eingezogen in mich.
      In dir, Iona, und jetzt auch du
      in mir von überallher.

    9. … Mein Element in dem ich geboren: ist Feuer.
      Mein zweites ist Luft.

      -Die als Wind mir Nadelstiche ins Herz versetzte.

      Verletzte mich.

      Ich verlor ihn schon einmal,
      den Duft der Dinge dieser Welt.

      Über Wiesen blonden nun Spinnen
      meine Netze, Erdbaldachine, durch
      die Baumsamen fallen. Und Licht.

      Die du, durch Wolken gegangen,
      in Erde spülst hinein.

      Was ihr warm an dir, kühle mir als Wind nicht aus!

      Doch sie ist nicht mein. Ist es nicht mehr. Auch du
      kannst sie nicht besitzen. Aber sie wird sich von dir,
      jeder deiner Gestalten, umfahren lassen. Ich kann
      sie nicht halten. Ich gebe sie her.

    10. Über Dergestalt 1 Viel war zu sagen, sie blieben
      lange in einem Bild.

      Er bildetete sie
      aus dem, was sie nicht war
      verriet in jeder Gestalt nur sich.

      Es gab s i e nicht
      nur ihr Umbild gab es, gab sie.
      Er nahm sie aus Bildern
      mit Bildern ein.

      Auch i h n gab es nicht,
      er gab sich, als gäbe es ihn.
      Er musste schon fernher gehallt sein
      – lose Gestalt.

      Wo sie auseinanderströmte
      da schloss er sie mit sich
      zusammen und hielt sie

      ein Bild lang
      dergestalt.

    11. Peitsche mich,
      durchtränke mein
      Haar mit Regen!

      Taufe es!

      Streiche es von meinem Gesicht,

      streife es nass hinunter.

      Und hebe mich als
      Wind vom Boden
      nur leicht,

      damit ich spüren
      kann wie schwer
      es dann wiegt.

      Peitsche mich!

      Rinne!

      Liege mir auf!

      Mit Händen, die ich
      dir und mir mit meiner
      Lust erkörpern will.

      Deinen.

      Verschließ meine Poren!

      -Ich will was mir zufloss
      noch halten.

      Werde Mensch!

      Will auch mit meinen Gewalten
      dich taufen,

      dich ungehemmt strömend
      umschließen.

    12. Über Dergestalt 2 Wo du ihn her haben wolltest
      war er schon da
      wo du ihn meintest war er
      zur Stelle der Zeichnung.

      Zwischen uns zieht das Wort
      die Sache mit sich.

      Diesen Schattenriss
      diesen Mensch, dieses dich
      nichts weiter – kann ich
      dir gar nicht verweigern.

      Mit dem Wort fällt die Sache
      mit deinem steht er vor dir.
      Liege auf, konturiere
      erfinde.

    13. Ich kann ihn:

      -einen Menschen-,

      nicht erfinden.

      Er käme nur aus mir.

      Geschient wäre sein Körper,
      geschient wäre seine Gestalt,
      rein von Sehn:sucht nur …

      -Ein Halt, in dem wir beide nicht sind.

      Was bist du?

      Deine Worte machen mich blind.

      Nur >>> sie kann es,
      kann auch ein Umbild bilden,
      es schilden mit Ewigkeit.

      -So sind wir dunkel dann.

      Gedreht in stillste Lichtlosigkeit.

      Nein, ich kann es nicht,
      denn ich weiss: auch Schatten
      legen ziehend ihre Stirnen
      ans Sonnenlicht.

    14. …luftdicht an dir… Ich will dich beim liebsten Wort
      fassen, das dir nicht weh tut
      sich an dich anschließt und hält
      als wäre der Zwischenraum Lüge.

      Wer sind sie – die Namen?
      Wir sind nicht zur Show geboren.
      Sprüche fühlen wir nicht
      als würden sie uns behaupten.

      Ich will dich, Iona, und jede andre
      Bezeichnung, die sich an dir findet
      heben: aus den Zeilen und Zeichen
      und trittst du mir gegenüber, ich

      [edit: jetzt seh ich die Daunen!]

      will dich begreifen
      in Echt.

    15. Fremde Du kannst mich nur
      durch sie begreifen,

      durch mich begreift sie sich.

      So schaust, wenn Fremdes
      dich greift, du auch dich.

      Denn Menschen,
      die einander schauen,

      reifen den anderen:
      und somit auch sich.

    16. Drillich Den Blick und die Linse
      will ich, die Begreifende
      die durch sie Begriffene will ich
      auch und das Ineinander-
      gewundene, das beide sind.

      Mit diesem Wunsch dreh
      ich auch mich in den Vorgang.

    17. An ihr Haar
      schließ dich an.

      Ich schließ mich an dich,

      will den Lärm
      überflüstern.

      Schließ an im Tanz.
      Schließ an im Wort.

      Nur dich.

    18. Über Dergestalt 3 (Gestaltlos) Er sucht Anschluss, so weit von ihm
      Rede sein kann.
      Er stieß auf so viel
      Enttäuschung – ihm dämmert
      die andere Deutung: die Welt stieße ihn
      von sich ab.
      Wenn er über alle Selbst-
      schutzgrenzen hinweg
      die Vorgänge anschaut & fortführt
      dann sieht er sich selbst
      aus Unertrag
      in die Selbsttäuschung
      laufen, immer den Weg vor sich
      mit schönen Worten, wie Blüten-
      blättern bestreuend.
      Den willst du zum Anschluss?
      Aber er reicht noch nicht mal
      zum Anhang, selbst „Symbol“
      wär für ihn zu bezeichnend, immer
      meint er weder die Dinge, noch
      meint er jemals sich selbst…

    19. Was täuschte dich?

      Waren es meine Worte?
      So wie deine, die du an mich legtest?

      Sie sagte mir, wenn sie weiß wer du bist,

      dann falle ich ab von dir,
      ich wäre nicht mehr,
      hörte dann auf zu sein.

      Sag mir, dass das nicht stimmt!

      Was ich schrieb, das waren meine Worte.
      Meine, wie ich sie hatte für dich!

      Du warst es, gabst mir in deinen
      Elementen eine Gestalt. Du sangst.

      Doch was ich jetzt fühle ist kalt.

      Wenn ich dir hier nicht bin, wo bin ich dann?
      Was passiert mit mir?

      Ich habe Angst

    20. Über Dergestalt 4 (Vom Abgestreiften) …in manchen Nächten les ich ihn auch
      als Spott, ein nicht ernstzunehmendes
      Etwas, das sich nicht kennt, nur aus Bildern zu wählen
      weiß, an der Erwartung entlang, die es flugs
      von der kleinsten Regung Begegnender
      abstreift und einsieht und der es gleich nachgibt.
      Dieses Etwas kennt den Reiz und die Lust und den Schmerz
      am Reiz – ist sein einziges Dasein.
      Es kennt Farben und Töne, Formen und Rhythmen
      kennt die daran wie in ein Nichts entwachsenden Wünsche
      von Menschen – Wirklichkeit immer + x
      hergenommen vom Tasten, abgelauscht vom Herzschlag
      organisch auswärts gewachsen, um eine Selbst-
      verneinung gewachsen. Nein – jede Kontur
      die abweichend abbricht; Nein – jede Schwingung
      die unvermischt rein durch den Raum klingt.
      Alles zeichnet ein Bild, spielt die Musik
      der Verherrlichung – dem Mangel an Alternativen
      entwachsen – auch das weiß ich manchmal. Da steigt
      Angst – wenn Steigen das Wort ist, vielmehr drückt sie
      als wäre ich nur eine Fläche, die nur durch Druckausgleich
      gleich bleibt – Angst steigt da auf, dass es so rücksichts-
      los in den helleren Stunden Andre zum Sinn verführt
      den ich tags darauf: auslach und auswein und dann
      aus der Selbstgleichung ausstreich – abgefallen von sich
      Abfall und Unrat aus Zeichen, eine Fassade, von der
      Lack und Farbe sich schälen, Mörtel sich bröckelnd
      herauslöst, Ziegel um Ziegel herausbricht
      und hat es so diese Mauer, die ihn umschloss abgetragen
      erblick ich dahinter – rastlos – die nächste Mauer – so trägt man sich
      ab. Und da sollen Andre an Seinem/meinem Alten fest-
      halten, sich vielleicht damit gleich-
      setzen, wenn sie zu schwach sind
      oder es in Erwartung
      der Auflösung mit übersteigen
      ohne zwingend-festen Grund zum selben mühseligen Weg
      verleitet. Wo es selbst nur tut, was es nicht lassen kann
      weil es ihn nicht loslässt, fürchte ich selbst, man nenne mich
      selbst einen Anlass – bei jedem unglücklichen Ausgang –
      dann sagen sie plötzlich: Er wollte uns jede Hoffnung
      nehmen und zeigte am Ende des Abbaus immer
      nur neue Mauern! Ein Sadist schöner Worte, ein Wahn-
      sinniger, der, was ihm passiert, so beschaulich fixiert
      und so fassbar ausbuchstabiert, dass jeder, der davon probiert
      seine Krankheit in die Seele mit aufnimmt –
      Eins mit den Zeilen!
      oder: Ein Scharlatan
      und man hatte gedacht, der wär heilig!

      Diese Angst (mit noch mancher Verzweigung
      einer Verzweiflung) drückt mich oftmals
      von beiden Seiten.
      ______________ Die Kälte, die ich mit dir teilte
      hätte es niemals im Ansatz verstanden – es ist
      nur ein Zeichen – wohlisoliert und mit einer Bedeutung
      versehen – aus dem unübersichtlichen Chaos von Worten
      halbfertiger, halbaufgegebener Zeilen, die mich
      davon überzeugen – wo wir uns finden
      dass ich sie meine.

    21. … Dieses Etwas, -ein Mensch-,
      was will es? Immer noch
      mehr und lebendiger sein?
      Das wähnt er hinter Mauern
      zu finden?

      Jede, die er abträgt, ersteht
      als selbe, neue hinter ihm,
      die er abermals abträgt, nicht
      mehr wissend, dass er es, sich
      selbst auf den Fersen, schon
      tat. Was erwartet er auf der
      anderen Seite?

      Erwartet es ihn?

      Sucht er die eine Empfindung,
      obwohl er sie hat? Er sucht sie
      am anderen. Er sucht sie an sich,
      im Wort und der Welt.

      Lass los,

      solange es hält, und alles fällt ab
      für einen Moment, was den Leib
      mit Schellen schließt, zu einem
      Gefäß, in dem ein Wasser steigt,
      in dem all das ertrinkt, was dem
      Leben lauscht

      und dem Herzschlag.

      Lass los,

      so zeigt es Gesicht,
      so deckt es sich auf,

      tritt ins Licht.

    22. Kehrtversuch Jeder hat seins – das Straucheln und das Warten
      das Abgleitwort an dem du durch die Zeit rinnst
      und den Trompetenton dazu, der sich nie hören lässt.
      Die Geigenstimme an verschwitzten Fenstern
      wo selbst die Schatten keinen Stillstand wagen
      sich weiterwringend an die kalte
      von viel zu viel Geduld erschwerte Luft.
      Was hab ich mit den Worten, die ich sage
      schon zu tun?
      Auch das Gedicht ist nur der letzte
      Rückhalt der rücksichtslosen Geste vor dem Ausbruch
      die letzte Sammlung, letzte Zurückdrängung
      bevor Aufrichtigkeit dich reißend überflutet.
      Letzte Verpackung aus der Angst vorm Inhalt
      vor dem haltlosen und uneingeschränkten Schritt
      in eine bisher gänzlich fehlgedeutete und fremd
      erstarrte Welt. – Ins Licht, ich möchte ja, ins Licht.

    23. Sagtest du nicht, diesen Mensch,
      dieses Dich-nichts-weiter, kannst
      du mir gar nicht verweigern. Doch
      du zeigst mir nur den Schimmer
      eines Gesichts.

      Binde mich wieder. Begegne mir.

      Öffne meinem Leib deine Hände.
      Ihn nicht anzufassen wäre ein absoluter
      Verschluss. Ich öffne meine deinem.

      Rühr mich an, du tust mir nichts.
      Will mich, meine Seele, nackt auf
      dich legen, kein Bild abstreifen von
      dir. Wir müssen nicht sprechen,
      wir können einander wortlos sein.

      Gib dich mir.
      Zeig auch den Schmerz.

      Gib mich dir. Versuchs.

      In deine Nacht will ich schaun.
      Lass es hier, jedes Bild unserer Worte.

    24. … Die Bilder kamen mir
      unhinterfragt, ich legte sie
      so wurde alles heimlich

      ein Kunstgriff der Geborgenheit

      und Wendungen und Worte
      tonlos angenommen
      bei der Generalprobe vorderzeit

      als noch von keinem Ich die Rede war

      es ist: ich hasse meine Bilder
      wenn das Gesehene zurücktritt
      und nur das Wortgewand vor mir

      -korsett, -skelett, ein Wortgewinde
      um mich selbst und die Verweigerung des letzten
      Ausdrucks, den es nicht gibt

      und Zeilensprünge, diese eitlen Gesten: sieh
      wie viel mehr ich seh, dann sehn wir weiter
      ein Legolyrikdenken, das mich abstößt

      wenn es zurücktritt – bin ich Zwei?

      die Assoziationsmaschine liegt meist brach
      das Rechenzentrum knüpft dann blinden Fleck
      an blinden Fleck und nennt es dann: Gedanken

      ein Wille ohne Gegenstand und doch mit Absicht?

      vielleicht ist’s das: ich hab die alten Bilder
      satt, ich will mich mit dem Jetzt aussöhnen
      und ich suche nach den Worten, die nicht

      durch ein tradiert-verstecktes Urteil noch
      vor dem Kontakt schon mit den Dingen sich zerstreiten
      als wären sie nicht von der Welt

      Ich will, dass auch ein Kabel um die Hüfte
      sich gut anfühlt, dass auch das Neonlicht
      auf Plexiglas dich mystisch anfasst

      deren Gesicht mit ihm auf einer Nacht liegt

      und will die Wendungen dafür – so stehn sie nicht
      nicht dir nicht mir, die Sachen, weil die Worte
      nicht von ihnen abgelesen sind

      mein Pathos ist mein letztes Hindernis

      ich will das Neue nicht anfeuern, sondern ich will endlich
      die Selbstverständlichkeit ausdrücken, die sie sind
      und die mir immer noch – sie kommen schneller
      als wir an Sprache bauen – gänzlich abgeht

      ich will ein neues Sprachpaket
      Formatwunsch: .einklang
      willst du an dir auch solche Bilder tragen?

    25. Du testest mich?

      Das Korsett aus Kabeln
      schnürst du meinem Körper.

      Ein schwarzes, meine Wärme
      isolierendes, Exoskelett.

      Ob ich es tragen will?

      Ich will, dass du willst
      dass ich es will.

      Dann will ich es.

      Doch ich öle mein Haar

      denn

      ich rieche und schmecke dich nicht.
      Ich höre und sehe dich nicht. Stehe
      unberührt im Strom dahinwellender
      Bilder.

      Führe mich! Gib meiner Haut
      die Farbe deiner Lust!

      Führe mich heraus. Sieh meine!

      Ist es das? Empfinde ich Lust
      am Verlust meiner Bilder?

      Sag´s mir! Gib mir deine!

    26. Lust Das Exoskelett, das dich umwickelt
      bist du noch einmal dem Strom nach
      und mit Neon-
      lichtstreifen phasisch bezeichnet.
      Die festen Hüften und um sie
      pure Lust: fließender Strom.
      Wo das Öl aus Haaren auf Kunst-
      stoff tropft, da schmilzt seine Mattheit
      da glänzt er ölfarben.

      Ich will nicht die Kabel sein, dieses Mal
      will ein Mensch sein, der diese Linien
      nachfährt und weiß
      dahinter bist du, durch dein Haar fährt
      mit öliger Hand zwischen Kabeln
      hindurch nach dir spürt.

    27. Taste nach mir. Ich will spüren,
      wie du mich erspürst.

      Umfasse mein Haar,
      schlinge es fest um deine Hand.

      Ich will, dass du mein Gesicht,
      den reinsten Ausdruck darin,
      dem Himmel zeigst.

      Wringe es.

      Öl soll von deinem Handgelenk
      auf meinen Rücken tropfen.

      Verbinde meine Augen.
      Multipliziere meine Lust.

      Öle mich, jeden Muskel,
      der mich spannt.

      So ist auch mein Körper
      blank dem Himmel gebleckt.

      Spüre nach.

      Doch verschmelze nicht mit mir,
      denn lieber als die Orgie ist mir die Disziplin.

      Was ich wirklich will an mir,
      ist der Duft deines Geschlechts,
      der auf meinen Lippen kondensiert.

      Ich will dir präzise sein,
      in jedem Ausdruck meines Körpers.

      Doch dazu brauche ich deinen.

      Ich will dir wirklich sein.

      Auch meine Stimme soll dich stimulieren.
      Lust, die mein Mund moduliert.

    28. Dich aus jeder Perspektive aufnehmen
      für die Nachwelt speichern
      dich durch jeden Filter und jede Linse
      mit dem Blick begleiten.

      Spiel das Raster der Körper-
      konstellationen vor ihnen durch
      ich will auch die Töne dazu
      und dein Schweigen aufzeichnen

      Jede Möglichkeit von dir aufsaugen
      endlich einen Menschen zu 100%
      haben, ihn hochstellen, öffentlich zugänglich
      machen, für jeden zu sehen. Hochgeladen.

      Auch damit wärst du verfehlt.

      Zeit, sich abzufinden, dass du nur in Aspekte-
      staub im Netz dieser Raumzeit
      die für ganze Dinge zu fein war
      sequenziert existierst.
      […]
      Und holst aus mit sternarmiger Lust sternarmigen Wünschen
      die dein fragmentiertes partitioniertes Gesehen-
      werden nichts angeht. Darin bist du ganz.

      Wo du fragmentarisch zerfällst
      zieht die Lust um dich
      einen Umriss aus Ichheit.

      Lass sie auch um mich sein. Ich weiß nicht
      ob das schon Verschmelzung ist, wie ich
      nicht weiß, was sie sein soll, diese Verschmelzung.

      In dem Sogenannten, kam ich
      mir oft genug vor: Wie Öl auf Wasser.
      So verschmolzen war ich.

      Demgegenüber im Klang oder über den Zeichen
      aus denen sich meist nur Tote hinüberlehnen
      in meine Welt, kam’s nicht wie ein fremdes
      Element mir vor: Als ich mich für sie hielt.

      [-]
      Was wär Lust, zög sie Grenzen
      wo alle Gedanken zerbrechen?
      Was wär aus Vagheit und Streuung
      in den Raum der Eindeutigkeit gestellt
      dieses Geschlecht?

    29. … Nicht der Trennstrich ängstigt mich,
      mich schmerzen andere Dinge.

      Zeichne mich auf: I-o-n-a.

      Doch ich weiß, du kannst es nicht.
      Kannst ihn nicht zeigen, diesen Menschen.
      Auch darin bist du Mensch.

      Hundert Prozent oder nicht,
      sehen kann ich ihn immer.
      Immer mit anderen Augen.

      Leicht ist das nicht.

      Diese Sequenz, wie du es nennst,
      vielleicht zu perfekt, nicht wahr?

      Aber ich weiß nicht, ob ich das auch um dich sein lassen kann.
      Weiß nicht, ob ich wie du, wie Öl auf Wasser bin.
      Du findest dich ab. Das kann ich nur schwer.
      Und das macht mich zu einem Bluter.

    30. … Ich finde mich ab
      man nennt das: Sinken und Fallen
      ohne Boden in Sicht
      nur verwundert wie tief es doch geht.

      Obenauf schwimmen und ganz tief unten sein
      ist gefühlt meist vereinbar.

      Und wenn ich große Worte auffahre
      dann ist es nichts weiter
      als der Umschlag für meine Leere
      eine leere Verpackung

      Ein Versuch mit Bildern Unmögliches
      Nichts zu erfassen.

      Alles ist zu perfekt für uns
      :große Geste:
      wir werden geboren
      um im Meer der eigenen Bilder bald zu ertrinken
      :schwacher Schluss:
      häufen Wasser auf Luft und wundern uns
      dass es zurückfällt.

      Aber auch in dem Bild spielt die Richtung
      keine Bedeutung.

    31. … Ich tauche noch einmal herab mit dir,
      doch dort unten musst du sterben.

      Kannst du sterben damit Leben ist?
      Ich weiß du kannst es! Du wirst es sehen.

      Ich tauche noch einmal herab mit dir,
      >>>dir zu begegnen

      :

    32. … : Sie saß noch auf seinem Bauch bis er unterging.
      Wasserhände spülten unablässig das Leben aus ihm.
      Spülten es in allen Farben ins Meer. Iona. Ungespürte.
      Ihr Geschlecht in seinem warmen Blut waschende.
      Umherwogende Welt. In die, aus ihrem Spiegel,
      roter Meeresschaum schwappt. Unendlich weit
      hergespülter. Leckt meine Füße. Leckt Land.
      Altes, von Geschichten verwittertes.

      ——————————————————————————-Fin.

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