Ich stand schräg im in einem dunklen Garten.
Umgeben von Urtannen,
unbewegt vor einem
blühenden Strauch.
Mein Haar war wie an Fäden aufgehängt.
Einer der vielen Raben zu
meinen Füßen hob sich
in Zeitlupe empor. Trug
den Duft der gelben Rosen
in den Himmel mit sich.
Ich stand schräg im in einem dunklen Garten,
umgeben von Urtannen, mein
Haar war wie an Fäden aufgehängt.
@Read An. Das „wie“ in dem Gedicht schwächt es, dieses Vergleichen. Weshalb nicht den Mut haben und das Bild setzen: „Haar an Fäden aufgehängt“?
Das ist richtig. Es ist schmerzhaft konkreter. Aber dann bleibt das Haar einfach Haar. Und die Assoziation zur Seele geht vielleicht ein wenig verloren.
Was halten Sie vom Titel? Ich weiss nicht ob ich ihn behalten kann. Es geht mir ja nicht um die Stundenanzahlen dieser zwei Tage im Jahr. Sondern dass Tag und Nacht für einen zusammenfallen. Weil es egal wird ob es hell oder dunkel ist. Tagundnachtgleich(e). Es könnten auch die Urtannen oder die Raben sein.
„Schräg stehen“ im dunklen Garten – eine Beuge, die Füße am Grund, den Kopf in den Himmel, gezogen und gedehnt (passiv/aktiv). Mir passt die Nachtgleiche (als Titel).
Über ein Wort stolpere ich: Strauch. Es ist bloß das „str “ als Klang, dem ich widerstrebe.
Busch?
Ich sehe das Problem mit den Rosen. Und dennoch…
(Bei dem „wie“ geb´ ich dem Dschungel-Herrn Recht. Es ist stärker ohne.)
Hab‘ s geändert.
Und ich denke, ich bleibe beim Titel.
Busch. Assoziiert aber auch den brennenden. Busch ist voluminös, blättrig und blühend. Strauch auch zweigig, wuchsig.
Ich empfand das Problem mit den Rosen. Daher…
Habe zwei Jahre zum Gedicht gebraucht.
Read An, noch eine Idee. „Mein Haar an Fäden aufgehängt“, also die erste Nennung, in eine einzige Zeile nehmen, ohne Bruch: das Bild wird fleischlicher so, und die (ja dünnen, hauchhaften) Fäden stellen genau darum die Verbindung zur Seele her.
Dann aber in der letzten Strophe es genau so lassen, wie es jetzt ist, denn es wiederholt dann einerseits das Bild, prägt es sozusagen nach, aber dadurch, daß das „mein“ in den vorletzten Vers gleichsam hochgenommen ist, ergibt sich gerade durch den Rhythmuswechsel eine sehr starke Legierung (die schwächer wäre, bliebe es oben bei den zwei Versen).
Equinoxe fand ich von Anfang an reizvoller als das erklärende Nacht&TagGleiche.