Sich zu lieben entscheiden. Unterm Pflaster glimmt das Feuer (12). Das Neapel-Hörstück: aus dem Typoskript (ff).

Im Hintergrund der Mercato-O-Ton.

Sprecherin 1
Und du sitzt immer noch bei deinen Wirtsleuten rum.
Sprecher 1
Es gehört zur Heimat in der Ferne, sich g a  r nichts mehr anzusehen, sondern dort zu tun, was man zuhause ebenfalls tut: arbeiten. Oder „einfach“ sitzen und denken, oder auch n i c h t denken, sondern nur dasein.
Sprecher 3
Man geht auf Vesuv-Lava. Weit aufsteigende Engpässe unter den weißen, blaßroten, violetten Fahnen der Wäsche, die von einem Fenster zum gegenüberliegenden gespannt ist, wie in einer zum Fest dekorierten Triumphstraße. Straßen, die zugemauert, nur zu Fuß zu erreichen sind, dort, wo in dunklen Winkeln, hinter rostigen Gittern, gelblich-blasse Lichter ein erstarrtes Madonnenlächeln erhellen.
Sprecher 1
Immer wieder auf die Gassen herabstürzende Blicke.
Sprecher 3
Zerfallene Kirchen im spanischen Stil, die bäurische Kraft des Frühbarocks in abenteuerlich verrotteten Treppenhäusern.
Sprecher 1
Oft in die verfallenen Treppenhäuser der alten Palazzi schwarz hineingebaute Wohnungen.
Sprecher 3
Unzählige lärmende Kinder, so unzählig wie die räuberischen, grauen, sehr fetten und sehr mageren Katzen, in allen Etagen.
Sprecherin 2
Eine tragbare Freihandwaage, die der Bauer am Gasseneck verwendet, wo er sein Gemüse verkauft.
Sprecher 3
Porosität begegnet sich nicht allein mit der Indolenz des südlichen Handwerkers, sondern vor allem mit der Leidenschaft für Improvisieren. Alle teilen sie sich in einer Unzahl simultan belebter Spielflächen, Balkon, Vorplatz, Fenster, Torweg, Treppe, Dach sind Schauplatz und Loge zugleich.
Sprecher 1
Orgien der Gerüche. Fisch, Benzin, Backwaren und Staub und immer wieder von Fleisch, dem die pralle Sonne einen leichten Hautgoût gibt.
Sprecher 3
Das Wasser als der eigentliche Träger der Eucharistie.
Sprecher 1
Dreirädrige trötende Kleintransporter. Die ständigen Mopeds. Selten mal ein Fahrradfahrer.
Sprecher 3
Vom Balkon des ersten Stockwerk läßt eine dicke Frau einen Eimer hinab. Unten legt der Händler seine Waren hinein. So zieht sie den Eimer wieder herauf.
Sprecher 1
Alte, kaum noch zusammengehaltene Kinderwagen werden benutzt, um die Lieferungen durch die Stände zu transportieren. Vierradgerippe.
Sprecherin 2
Süße.
Sprecher 3
Eine Tripperia napoletana, in der via Sanità. Und noch eine. Und die nächste, nahe der via Toledo.
Sprecher 1
Das Ich schmilzt. In dem Blau überm Meer wird es frei von sich selbst.
Sprecher 3
Salziges Pfeffergebäck voller Mandeln.
Sprecher 1
Man atmet sich in die Welt aus und spürt zugleich, wie sie, in dir nämlich, atmet: durch dich hindurch.
Sprecherin 2
Die dieser Stadt einzig angemessene Kunstform ist die Collage.
Sprecher 1
Und wieder habe ich das Aufnahmegerät mitlaufen lassen, hinaus auf die Gasse gerichtet.
Sprecherin 1
(Spöttisch:) Auf der Terrasse, wo du immer noch sitzt.
Sprecher 1
Wo ich immer noch sitze und sinne, meinem Erlebten voraus.
Sprecherin 1
„Einem bereits Erlebten voraus“.
Sprecher 1
Das Schweifende des Flanierens und das Gerichtete des zielenden Gangs mit den Imaginationen verschmilzen.
Sprecherin 1
Auf der Terrasse.
Sprecher 1
Gleichgültig ist, was wir wählen. Ob wir, was wir sehen, lieben, hat sich schon vorher entschieden.

[Eingebaut sind hier Zitate von Ernst Bloch
und Hans Werner Henze.]

12 thoughts on “Sich zu lieben entscheiden. Unterm Pflaster glimmt das Feuer (12). Das Neapel-Hörstück: aus dem Typoskript (ff).

  1. soll das wirklich Plaster heißen?
    Wenn JA warum nur?
    Weil unterm Pflaster der Strand liegt und sie das gar nicht wissen, weil Sie keine Ahnung von Pop haben?

    1. @Yeoke. Was soll denn d e r Unfug jetzt? Was hat das alles mit Pop zu tun?

      Wiederum “das Pflaster”: Hätten Sie die anderen Beiträge mitgelesen oder wären auch nur willens, sich einzulassen, wäre Ihnen der Bezug ganz klar. Aber ich bin auch Brettern gegenüber freundlich: Es handelt sich um >>>> ein Zitat, das ich für den Titel wählte. Und sogar Ihren Wortschatz bereichere ich: man spricht im Deutschen vom Straßenpflaster; daß Sie offenbar an Leukoplast denken müssen, indiziert allerdings eine Tendenz zur Selbstverwundung – wie Ihr Kommentar insgesamt auch. Es scheint Sie mächtig zu wurmen, daß es noch jemanden gibt,der nicht i-a-t, wenn alle es tun.

      (Der “Pflasterstand” war eine Frankfurtmainer Stadtzeitung: spielen Sie darauf an? Dann ist es, weil ungeerdet polemisch, mißlungen. “Setzen”, sprach der Lehrer, “fünf.”)

    2. Sie verstehen aber auch gar nichts!
      DA IST EIN TIPPFEHLER!

      Man(n) bin ich froh das ich nicht in Ihrer Welt lebe in der Sie sich auch noch als Studienrat aufspielen…

      Keineswegs Frankfurter Stadtzeitung sie irren sich! Anarchismus in Berlin siehe hier:
      http://de.wikipedia.org/wiki/Unter_dem_Pflaster_liegt_der_Strand_(Zeitschrift)

      Und auch Pop siehe hier:
      http://www.youtube.com/watch?v=Ci4ZA6Nd6-E

      sie sind so leicht zu verärgern und sie interpretieren und interpretieren einfache Dinge bekommen Überbedeutung bei Ihnen. Nicht ich denke an Leukoplast, das sind wohl eher Sie! Ich denke an Strand und PFlastersteine und an besetzte Häuser, die Grünen und Joshka Fischer, Vermummte auf Demos und Wurfgeschosse. Und an o.g. Lied. UND stellen Sie sich vor… das hat alles gar nichts mit Ihrer Arbeit zu tun. Komisch nicht?

      Ich wollte Ihnen eigentlich nur sagen dass da wohl ein “f” fehlt und konnte mir den Pop-Kommentar nicht verkneifen (mein Fehler).

      Und nun leben Sie schön weiter in ihrer Welt in der Sie entweder über Köpfe hinweg oder Köpfe (die mitdenken wollen) abschießen mit ihrer sofort aufgebrachten Art.

      Wie sagte einmal so schön jemand über Sie? Sie führen einen Krieg vom Wohnzimmerteppich aus. Konnte er ja nicht wissen dass die Arbeitswohnung keinen Teppich hat…

    3. @Yeoke (ff) Wenn dieser jemand so viel arbeitet wie ich und so viel mit Lust, und wenn dabei auch >>>> so viel herauskommt, dann darf er das gerne sagen, auch wenn er, anders als ich, sicher noch nicht in der Dritten Welt war, sondern es sich in der permanenten Fernsehshow der unseren bequem macht. Wobei sich diese Berliner Zeitung ganz gewiß auf die alte Frankfurter bezieht – falls aber nicht, wird offenbar, was man von ihrer Bildung halten muß.
      Daß Sie mitdenken wollten, wurde aus Ihrem verwirrten Kommentar jedenfalls nicht klar. Mag am Dope liegen.

      (Hab den Tippfehler korrigiert. Hätten Sie einfach direkt darauf hingewiesen, anstatt sich mühsam zu ergießen, wäre es zu diesem leidigen Kommentarwechsel gar nicht gekommen. Einen Tippfehler zu bemerken, kann ich übrigens als “Mitdenken” nicht werten, nicht einmal als ein “Denken” für sich.)

    4. Qualität und Quantität sind zwei verschiedenen Dinge.

      Arroganz ist immer ein Zeichen von Unsicherheit. Das ist es was mich hier fern hält und warum Sie mich nie bekommen werden. Nie wieder muss ich wohl sagen.

      Gute Nacht!

    5. Was soll ich auch mit Ihnen? Meine Abstellkammer ist eh voll genug. Schon komisch, daß Sie davon ausgehen, ich wolle Sie “bekommen”. Sie sind ja nicht mal weiblich. Lacht.

      Was Quanität und Qualität anbelangt, bin ich übrigens Ihrer Meinung. Spannend wird’s aber, wenn beides zusammenkommt. Bevor Sie also nölen, üben Sie konstruktiv Kritik – wozu Sie meine Bücher freilich lesen müßten, vorausgesetzt, daß Sie lesen können. Das kann nicht – muß aber auch nicht – bei jedem Menschen vorausgesetzt werden.

    6. Diese Art von blinder Wut die Sie hier präsentieren hat Sie in Ihrem Leben mehr gekostet als Sie Ihnen genutzt haben wird, oder was glauben Sie warum der Betrieb sie damals ausgeschlossen hat?
      Mich wundert’s nicht Sie können und konnten noch nie mit Kritik umgehen und Ihren Instinkt haben sie auch irgend wo an der Ecke zwischen Löwin und Wölfin verloren. “Bekommen”: Sie sollten dankbar für Leser sein, all die denen es nicht als Zumutung erscheint sich durch Ihren Auswurf hindurchzuackern. Nur wer will das schon wenn man so behandelt wird?
      Kämpfen Sie weiter Herbst. Ich weiß dass Sie das Leben als Kampf sehen und es ist sehr anstrengend Ihnen dabei zuzuschauen (oh dabei muss man ja lesen können) wie verhakt sie darin sind alles als einen Angriff zu werten.
      Zum Glück ist das hier ja freiwillig Herr Lehrer.
      Abgewählt!

    7. “Wut”? @Yoeke? Sie sind wirklich süß. Und niedlich ist, wie Sie sich entgegen Ihrer Aussagen überhaupt nicht von mir trennen können. Was läßt Sie so an mir kleben? Ich bin eine Hete, das scheinen Sie ganz zu vergessen. (Interessant in dem Zusammenhang, wie Sie auf die Löwin kommen und auf eine, wen meinen Sie nur?, Wölfin. Dieser Dialog beginnt, Erkenntnisgründe zu gewinnen.)

      Wenn Sie übrigens Kritik äußern würde, würde ich darauf auch sachlich und ernsthaft reagieren. Aber dazu müssen Sie argumentieren und dürfen nicht immer nur behaupten oder übel nachreden. Es gibt wahrscheinlich niemanden, der seine Leser:innen und ihre Einwände ernster nimmt als mich und auch bereit ist, ihnen so, wie ich es immer wieder getan habe und weitertun werde, Rede und Antwort zu stehen. Dieses tue ich aber nur, wenn man mit derselben Ernsthaftigkeit daran geht, wie ich selbst das tu – wofür wiederum Voraussetzung ist, daß man das, was man kritisiert – ich meine die Bücher, denn nur um diese geht es -, auch gelesen hat. Ihr Ton hingegen, lieber Yoeke, war von Anfang an nicht geeignet, diesen Eindruck zu vermitteln.

      Allerdings macht es mir wirklich Spaß, nebenbei immer mal wieder auf Ihre Anwürfe zu reagieren: eine Art Etüdenspiel für meine Schlagfertigkeit. Also machen Sie ruhig weiter.

      P.S.: Interessant an >>>> Ihrem letzten Kommentar ist freilich dieser Satz: “oder was glauben Sie warum der Betrieb sie damals ausgeschlossen hat?” – Was meinen Sie mit “damals”? Können Sie das spezifizieren? (Im übrigen steht die Antwort >>>> dort gleich im ersten Absatz.) Und wieso fehlt in Ihrem Satz das Komma, und weshalb schreiben Sie das “Sie”, das doch mich ansprechen möchte, klein?

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