Mit bewundernden Bemerkungen zu Roberto Savianos „Die Schönheit und die Hölle“. Das ZwischenschnaufJournal des Freitags, dem 7. Juni 2013. Sowie am Abend, erstmals, INFEKTION!

9.26 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Zum einen verschlafen: Erst um acht Uhr hoch, wiewohl ich bereits um ein Viertel nach Mitternacht im Bett lag und wohl auch sofort eingeschlafen bin. Meinem Gefühl nach ist dies das Ergebnis des Umstands, daß ich erst um neunzehn Uhr zum Laufen und Krafttraining kam, also erst gegen zweiundzwanzig Uhr etwas aß (drei Kartoffeln hab ich mir zum Spargel gegönnt und auch auf die warme flüssige Butter nicht verzichtet). Aber der Körper hat dann nachts mit noch andrem als nur der Verarbeitung des Tagesgeschehens zu tun; die tatsächlich Phase von Ruhe wird von anderer, körperlicher Arbeit grundiert. Immerhin 78 kg heute früh, das sind dann schon, trotz Essens, drei „wirkliche“ Kilo weniger als zu Beginn des wiederaufgenommenen Trainings. Insofern: zufrieden. Noch zwei weitere Kilo, und ich hab meinen Körper wieder im selbstgestalten Griff: wendig und ausgewogen definiert. Das wiederum gibt das Selbstbewußtsein in den Geist. Da werden sich dann den möglichen Härten, die ich immer erwarte, gut parieren lassen.
Latte macchiato, Morgen-Cigarillo.
Aber ich schau grad in ein InterimsLeeres. Der Verlag hat den nächsten Fahnenschub nicht geschafft, aus sehr nachvollziehbaren Gründen. Auch hier geht Persönliches mit „Offiziellem“/Öffentlichem Hand in Hand. Wer, wenn nicht ich, verstünde das, ja wollte das stützen? Also werden die nächsten Fahnen – wir haben soeben telefoniert – gegen Mittag zu erwarten sein. Nur daß ich dann in die Staatsoper radeln werde: doppelte Probeneinsicht für Presseleute, einmal in >>>> Aschemond, dann, nach einem Transfer zur Schaubühne, in >>>> For the Disconnected Child, dessen Premiere heute abend stattfinden wird. Vielleicht aber geh ich beim zweiten nicht mehr mit, zumal ich nicht bei der Pemiere sein werde, auch aus Fahnengründen nicht kann. Aber man hat mir direkt persönlich, mit gesonderter Email, eingeladen, da möcht ich dann auch gerne folgen. Zwar werde ich die Premiere von Aschemond ebenfalls nicht erleben, weil ich am 16. nicht in Berlin bin, doch dafür drei Tage später die zweite Vorstellung, über die ich in Der Dschungel auch schreiben will – ebenso wie, direkt nach der Aufführung, über, von Christof Loy inszeniert, >>>>.La Fanciulla del West an der Oper Frankfurtmain. Jedenfalls komme ich an die nächsten Fahnen frühestens heute nachmittag, und ich will ja auch noch Sport machen – was ich hätte auch heute früh hinkriegen können; nur für den Kraftsport hätten die Trainingsphasen dann zeitlich zu nah aneinandergelegen. Auf jeden Fall fahr ich zur Staatsoper mit dem Rad, da hab ich dann schon mal knapp zwanzig Kilometer Bewegung gehabt.

Roberto Saviano.

Die Aufsätze in >>>> Die Schönheit und die Hölle beschäftigen sich oft gar nicht mehr direkt mit der Camorra, sondern er hat dort Portraits ins Buch aufgenommen, etwa Michel Petruccianis, den er verehrt hat; es sind kleine Elogen voll lebensbejahender, hoffnungsgetragener Einsichten. Obwohl mir so etwas sehr nah ist, meiner eigenen Mentalität, war ich geradezu baff, und zwar, weil mir Saviano sogar einen Fußball-Star zu schildern wußte, so menschlich, so innig und so voller Gründe, daß ich, der Fußball-„Gegner“ wie auf die Zeilen festgeklebt blieb – überzeugt geradezu. Wenn jemand das vermag, so sehr Abwehr zu unterlaufen und das ohne niederzureden, sondern „einfach“ durch die Wahrhaftigkeit seiner Darstellung, dann ist das tatsächlich Kunst und zu bewundern. Ebenso macht er es mit zwei Boxern, auch ein, nun ja, Sport, der mir fremd ist. Er nimmt mich mit all meinen Urteilen und wohl auch Vorurteilen bei der Hand und sagt: „Guck mal, fühl mal“, wobei er meinen Blick von dem markthaft Veranstalteten auf bestimmte Menschen lenkt und mich in sie mich einfühlen läßt – ohne gewollte Psychologie, vielmehr allein durch genaue Beschreibung und Wiedergabe von Gesprächen. Zugleich bleibt er selbst, „Robbè Saviano“, immer zugegeben, ebenfalls als Mensch. Da ist kein durchgestrichenes Subjekt wie allzu oft im Journalismus. Da ist „Ich“: Ich meine, ich sehe, ich verstehe etwas so und so aus diesen und jenen Gründen, die ebenfalls die meines Ichs sind. Dadurch erreicht er diese hohe Wahrhaftigkeit, ohne daß ich das Gefühl hätte, hier werde etwas didaktisch inszeniert. – Toll.

Jetzt warte ich weiter, warte auf weitere Elterntexte wegen der Jugendweihe morgen; es fehlen immer noch fünf, drei als Reaktionen auf meine Bearbeitungen, zwei insgesamt. Morgen fällt der Tag als Arbeitstag ganz aus; da will ich nur für meinen Sohn und seine Feier da sein. Seine Mutter und ich haben die Moderation übernommen.

19.10 Uhr:
Von der Staatsoper und der Schaubühne zurück und auch schon drüber geschrieben: >>>> Dort steht’s. Aber zum Sport komm ich nun nicht mehr. Gut, ich hab meine zwanzig Kilometer Radfahrn absolviert, das mag für heute genügen. Morgen dann wieder Laufen, vor der Jugendweihe, auch Krafttraining usw., alles gegen sechs/halb sieben. Denn auch, wenn ich jetzt gleich loskönnte, will ich doch lieber an die neuen – es sind die letzten 142 – Fahnenseiten gehen, die mir der Verlag bereits hergeschickt hat. Ich hätt das nicht geglaubt, aber wegen der klug gewählten Type hat der Roman nun „nur“ 872 Seiten – das entspricht ziemlich genau dem Umfang von >>>> Thetis und läßt mein Konzept tatsächlich aufgehen: zwei große Seitentafeln, eine schmale Innentafel. Ich bin also durchaus zufrieden. – Was ich heute nicht schaffe, muß am Sonntag getan werden, wiewohl ich da ab mittags auf die Zwillingskindlein aufpassen werde und möchte, weil ihre Mama unterwegs sein wird.
Dann mal ran.

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