Öffentliche und private Sphären, abstrakte und konkrete, mythische und pragmatische. Im Arbeits- und Reisejournal des Montags, dem 25. März 2013.

5.31 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Aufbruch gegen zwölf.
Seit kurz nach fünf auf.
Erster Latte macciato, erste Morgenpfeife.
Noch einmal versuchen, die Steuererklärung online abzugeben. Gestern nachmittag scheiterte ich gestern abermals, obwohl ich nun zum zweiten Mal einen Zugangscode bekommen habe und mein System auch, >>>> Elster überprüfte es, dafür kompatibel ist. Nervig. Wenn‘s heute früh erneut nicht funktioniert, gebe ich‘s auf und radle die Erklärung eben doch mit allen Unterlagen beim Finanzamt vorbei. Jetzt liegt sie schon vier Wochen lang fertig hier herum. Und Towday, gestern, fiel für fast einen dreiviertel Tag aus.

Intensiv an den Argo-Versen gesessen gestern, ununterbrochen sechs Stunden lang, dann wurde ich müde und guckte blöderweise wieder Filme. Noch hab ich mich nicht zurück auf der Reihe. Und heute, für fünf Tage, wird verreist, selbstverständlich mit allem, was ich fürs Arbeiten brauche. Die Pfeife jetzt, dann wird sich rasiert, wird geduscht und gepackt. (Bei dieser Witterung weiß man nicht recht, was man anziehen und an Klamotten mitnehmen soll. Zumal ist‘s in der Serengeti warm).

Das Problem der Argo-Verse ist nicht nur der rhythmisch oft „falsche“ Goethe, sondern auch, daß der Roman nicht in chronologischer Sukzession erzählt ist und dies auch in den Versen gespiegelt werden sollte. Damit fällt ein episches Moment der Erissohn-Erzählung weg, das in ihr zugleich erhalten sein sollte. Die Verse, soweit sie Argos Vorgeschichte erzählen, also Geschehen aus Thetis und BuenosAires wiederholen, nur eben in dem sozusagen epischen Rhythmus, sollen wie eine Erinnerung, bzw. Wieder-Erinnerung funktionieren, aber auch Leser:inne:n, die beide Vorbücher nicht gelesen haben, eine Ahnung vermitteln, worum es in ihnen ging, wenn auch nur für den Borkenbrod-Erzählstrang – von allem anderen weiß Erissohn nichts oder nur wenig: er gibt der Lamia Niam den mythischen Grund. So wird sie eine, von der man „raunt“: Gegenfigur zu den vielen anderen Figuren, die pragmatisch in der Technologie leben, aber mit Niams „Altem“ immer wieder konfrontiert werden. Das meint auch unsere Geschichte, meint die Ungleichzeitigkeit, die wir selbst in uns erleben: als Gefühlsausdruck gespeicherte älteste, sozusagen kollektive Erfahrung ./. modernes praktikabilitätsgerichtetes Bewußtsein. In dem Sinn ist es poetologisch wichtig, in einem literarischen Weblog auch von der Steuererklärung zu erzählen; dieses entspricht auch der intendierten Erzählung von „privat“ und „öffentlich“, wie ebenfalls von „abstrakt“ („allgemein“) und „konkret“ („persönlich“).

Zweiter Latte macchiato. Recht spannende Diskussion an >>>> Kuhlbrodts Viertem Tag.

8.21 Uhr:
So, >>>> dort einmal wieder einen Auszug aus der Versarbeit in Argo. Hier kann man, denk ich, ganz gut mitlesen, wie rhythmisches Zitieren gemeint ist.

Und in Elster war ich nun drin; aber das ist so kompliziert, daß ich die Steuererklärung samt allen Unterlagen nun doch direkt zum Finanzamt fahren werde. Sowie ich zurück in Berlin sein werde. Ich sollte da aber anrufen und bescheidgeben, um eine vorherige Zwangsschätzung zu vermeiden. Aber selbst die könnte ich durch Widerspruch und dann sofortiges Rüberfahren der Erklärung noch auffangen. (Es hat etwas Irres, sich zugleich mit sowas und mit den Argo-Versen befassen zu müssen, auch etwas bizarr Komisches, wenn man‘s aufs Nachleben von Dichtungen bezieht).

Ab ins Bad jetzt!

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