Die Brüste der Béart (7): Entwurf des fünften Teils: Dithyrambos I.

Dann die von diamantenem Staub prallen Säckchen
der hingegebenen Lea, die,
verrufen um ihrer Demut willen, dominant
mit dem Leben herumspielt, dem Mann,
den sie wie dieses nie nahe an sich heranläßt,
dennoch den Hals, wie eines Kranichs
gebogen, zurück, wenn sie küßt: femd ist die Zunge
des ihr Fremden ein Fisch, den sie schluckt;
gierig, gesättigt – mißtrauisch aber, verwundet
zu werden, führt s i e das Objekt ein.

O du Umschwärmte! Wie kindlich bist du, Begehrte,
an Theken erwachsen geworden!
Resolut dir den Feinsinn roh in Zoten verdreht
profanierender Abschätzigkeit
gegen Männer, sind deine Sätze zu Sehnen Spotts,

vibrierendes Höhnen, versponnen.
Noch, wo er sich lockert, ist jeder Muskel im Sprung
zur Abwehr, bevor er erläge,
dein Leib einem Herrn, der dich schlüge und zög dir wie
Teig die zu lange Taille weit aus

und spickt‘ mit den Zähnen die Hefe in deinen Bauch,
die drinnen aufging‘, stieße er dich –
Besser, du, denkst du, stößt gegen ihn selbst wie ein Mann
a n – ja, ihn vorher hinweg: „Apage, Ergebung!“
Gekreuzt deiner Seele Zeigefinger ausgesteckt,

ist aber doch, um zu ehren die
Schmale der Fersen und Fesseln, und in der Fülle
des Lustschreis, beider Füße Gewölb
derart hochgespannt, daß dir mit roter Verheißung,
des Lacks auf den Nägeln, die Zehen

zucken nach untertags -: Sterne, matt,
doch paroxystisch erglühend, so erdnah, ein Glanz,
der erlischt, beworfen von Erde,
in die du gepflanzt würdst, begraben schon als ein Tier,
das nicht mehr atmet und stirbt, entloht,

weil es sich hingab: das ganze Geschöpf schon nicht mehr
als die Nährung für andres Geschöpf.
Da entknotest du besser die Spitzen der Zitzen
vorher, beide Schlaufen je für sich,
bevor sie aufgehn als Knospen und blühen könnten,

Und melkst drückst mittels streifender massierendem Daumen
aus der Brüstchene Bereitheit ein glitzerndes Rieseln
in deine von Rillen, den feinsten, Kanälen
durchronnene Hand, die du nun streckst und ihm hinhältst,
damit auf daß er, dein Hundchen, sie es abaufleckt.

(und massierst mit sechs Fingern dir selbst
aus den Brüsten, den kleinen, das glitzernde Rieseln
in deine von feinsten Kanälen
durchronnene Hand, die du ihm hinhältst, geflacht:
auf daß es, ein Hundchen, sie ableckt.
[Ach, daß er es tut! Daß er nicht zubiß!
Verachtung.]

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17 thoughts on “Die Brüste der Béart (7): Entwurf des fünften Teils: Dithyrambos I.

  1. Uneins Wunderschön, gefällt mir sehr gut. Warum lassen Sie nicht allein das Wort “Verachtung” aus? Da wäre das harte am Ende schließende Urteil heraus, das sehr abrupt daher kommt. Es bliebe dann die letzte Zeile mehr hängen, die ja eine neue Wendung in sich hat, ein Gedanke, eine Sehnsucht eigentlich, die ohne dieses letzte Wort sozusagen ent-wehen kann.

    1. @Gast. Aus Gründen des Versmaßes, die ich >>>> dort angedeutet habe.

      Die Verse alterieren streng 13- zu 9silbigkeit; nur die letzte Strophe, “logischer”weise unvollständig, zerfällt in 10 plus 3 Silben. Das Wort Verachtung wird semantisch zur Verstärkung der plötzlichen Klage. So dachte ich es mir. Aber selbstverständlich, das ist bisher ohnedies nur Entwurf.

  2. Verstehe. Aber dann müsste es ein anderes Wort als Verachtung sein – inhaltlich ist es zu hart, es urteilt eben und bremst zu sehr. Das Sehnen., zB, irgend so etwas. Ich bin jedenfalls gespannt auf die nächste Fassung.

  3. Verständnisfrage Dann die von diamantenem Staub prallen Säckchen
    der hingegebenen Lea, …

    Hier bleibe ich immer wieder hängen.
    Man kann sich hingeben oder es kann etwas hingegeben werden.
    Wie ist das gemeint?

    Oder Etwas gab sie hin? Sie als Gezeugte? Dann verstünde ich auch das mit den Säckchen. Denn beim ersten Lesen assoziierte ich Hoden.

    Nachtrag

    Müsste es nicht auch heißen:

    …von feinsten Kanälen durchzogene Hand,… ,

    ansonsten müsste noch Blut her, das rinnt.

    1. @read An. 1) sich hingeben und/oderr dann hingegeben s e i n: eine Hingegebene.

      2) Hoden sind in aller Regel nicht prall; Säckchen meint hier pralle Säckchen, so die Brustform; Säckchen, wie wenn sie sehr fest gestopft wären. Ein überraschendes Bild, das aber, zuweilen, real ist. Nur von kleinen Brüsten zu sprechen, erfaßt die Erscheinung nicht.

      3) Daß Kanäle eine Hand durchrinnen,. gibt ihnen Leben. Ist die Hand von ihnen durchzogen, dann hat jemand/etwas andres das getan, es sozusagen so eingerichtet. Hier rinnen sie selbst. Dazu braucht es kein Blut, nur die Vertiefungen, Rillen..

    2. zu 2)
      Ah, daher auch das glitzernde Rieseln.
      Das es solche Brustformen als natürliche gibt, tja, das muss ich Ihnen so glauben…

      zu 3)
      Ich verstehe was Sie damit sagen, das ist an sich auch schöner als ein: der Herr hat’s so installiert.

    3. @read An: Ja, selbst gesehen. (Eigentlich war das der erste Anlaß für das Gedicht. Mir ging diese Brustform nicht mehr aus dem Kopf, weil sie in einem augenfälligen Mißverhältnis zu den übrigen Körperproportionen stand. Dann haben sich die “Figuren” aber vermischt, und andere Szenen sich angelagert.)

      Bin heute morgen noch einmal drüber, habe einiges, glaube ich, verdeutlicht. Ich möchte in dem Dithyrambus gerne noch mehr alliterieren, muß vielleicht auch hie und da noch einen Reim zur Binnenverklammerung finden.

    4. Neeeiiin! Was haben Sie da gemacht?

      Und melkst mittels streifender Daumen…

      Das liest sich jetzt fast wie eine Handlungsanleitung wegen: mittels streifender Daumen… Auch die Zahlensymbolik der 6 Finger fällt weg.

      aus der Brüstchen Bereitheit ein glitzerndes Rieseln

      Brüstchen, das finde ich zu verniedlicht.

      Und ich hätte auch die Klammer nicht weggelassen, da bin ich mit dem Kommentator Gast einer Meinung.

    5. Melken und Zahlenmystik. Die “Brüstchen”, Sie haben recht, das nehme ich zurück. Aber die Daumen lasse ich, weil es dann trotz -vielleicht auch wegen – der “Handlungsanleitung” körperlicher wird; etwas Zahlenmystisches hatte ich auch vorher nicht intendiert, sondern mir genau vorgestellt (und es mit eigenen Fingern imaginär getan), wie frau so etwas tun könnte. Die eine Hand liegt leicht gehöhlt unter der Brust, über die bis zu den Milchdrüsen der Brustwarzen der Daumen, dabei leicht drückend, streicht. Die Szene funktioniert mit den Fingern nicht, weil das Rieseln dann nicht in die Handfläche fiele.

      Wegen der Klammer… ich weiß nicht. Mir kam das heute morgen zu sehr bewertet vor, und zwar fremdbewertet. Die Protagonistin dieses Gedichts kommt ja aus der Abwehr nicht heraus; die “Erlösung”, die die Klammer vorgibt, ist eine scheinbare, sozusagen – aus Männerperspektive, die der Frau etwas zuschreibt – hoffende.

    6. Zur Zahlenmystik kam ich auch nur weil ich mich fragte wieso gerade 6. Klar versucht der Leser sich das bildlich vorzustellen. Und Sie haben es selbst getan. Das ist doch herausfordernd! Wollen Sie darauf verzichten? Die Zahlenmystik wäre nur eine weitere Dimension, die dann noch hinzu käme.

      Noch etwas, jetzt habe ich mehr Zeit das auszuformulieren…

      Zum Melken:
      Da ist schon von Zitzen die Rede und wenn der Leser dann noch um die biblische Gestalt der Lea weiß und weiß eine der Namensableitungen ist (Wild-)Kuh, finde ich muss nicht noch das passende Verb dazu her (aber vielleicht bin ich da auf falschen Pfaden). Das mag zwar, je nach Kontext oder Situation Bumms haben aber hier nimmt es, da kann ich auch nur für mich sprechen, der Handlung Erotik. Und vorher fand ich’s hoch erotisch.

      Zu Ihrem Einwand:
      Die Szene funktioniert mit den Fingern nicht, weil das Rieseln dann nicht in die Handfläche fiele.

      Doch, wenn eine gehöhlte Hand nach dem Massieren unter die Brust gehalten wird.

      Zur Klammer:
      Ja, es bewertet, gibt aber auch so eine Art Beobachter- / Außenperspektive hinzu, ein Drittes. Hundchen finde ich in der Wertung viel fieser. Ob das nur eine scheinbare Hoffnung ist,… ich las es völlig offen. Und Verachtung ist eher eine Empfindung.

    7. @read An: Melken etc. – Ich kannte die Ableitung von Lea nicht, sondern nahm den Namen anstelle eines anderen, der zu autobiografisch rückgebunden gewesen wäre. An ein Biblisches hatte ich in der Tat nicht gedacht, so nahe es auch gelegen hätte. Jetzt habe ich erstens etwas gelernt, und zweitens kann da nun “melken” nicht mehr stehen; deshalb. Wahrscheinlich kehre ich zu “massieren” zurück, auch wenn ich befürchte, daß den wenigsten Leser:innen die “melk-inhärente” Anspielung ans Alte Testament bewußt sein wird.
      – gehöhlte Hand:
      Nein, sie wird gleichzeitig unter die Brust gelegt, sonst müßte diese ja wie ein geöffneter Wasserhahn laufen.
      – viel fieser:
      Ja. Es bleibt beim Recht der Abwehrperspektive. Für das Recht der Empfindung stehen dagegen die gewölbten Füße und ihr Zittern bis in die Zehen.

      (P.S.: “drückst” nun statt “melkst” gibt dem Vers eine der von mir gesuchten weiteren Alliterationen; also haben Sie hier auch ästhetisch recht.)

    8. massieren: Das gibt etwas Beruhigendes unter die Haut. Noch kurz gesagt, als Plädoyer für dieses Wort, auch wenn es nicht alliteriert. Bevor Sie sich entscheiden.

      Wieso Wasserhahn? Das kann ja noch, wenn auch nur noch gering (im Sinne eines Rests weil das Massieren aufhört), rinnen oder tropfen.

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