Und wieder (weiter) die Kožená. Das Arbeitsjournal des Sonntags, dem 9. September 2012.

7.28 Uhr:
[Arbeitswohnung, Magdalena Kožená, Tarquilo Meruna: Canzonetta.]
Erst um halb sechs hoch. Darum gleich an die Arbeit-direkt: Erst einmal am >>>> Giacomo Joyce weitergemacht, dann an Argo gegangen; woran ich noch einiges weitersitzen will, nachdem ich gestern g a r nicht an das Typoskript kam – hausputzeshalber. Abends war dann alles sauber. Muscheln hatte ich besorgt, überhaupt mich eingedeckt: Tintenfische, Calamari, Baby-Calamari. Nun ist das Eisfach wieder gefüllt, und man muß sich auch nicht schämen, weil alles zu vernachlässigt ist; ich kann jetzt beruhigt jeden Gast der Welt empfangen.
Also kein schlechtes Gefühl, weil ich zu wenig getan hätte gestern. Im Gegenteil: befriedigt und zufrieden. Mit um so mehr Elan heut ans Tagwerk. Und wie toll, daß Oegyr >>>> in den Joyce mit eingestiegen ist!

Hab ältere Aufnahmen der Kožená gefunden und hör mich durch. Die >>>> Lettere amorose sind wunderschön:

2 thoughts on “Und wieder (weiter) die Kožená. Das Arbeitsjournal des Sonntags, dem 9. September 2012.

  1. kozená (aber das nur nebenbei vermerkt) die frau beeindruckte auch mich vor gut einem jahr im kieler schloss, wovon ich für die “Kieler Nachrichten” wie folgt schwärmte:

    — snip! —

    Zorn und Zartheit

    Magdalena Kozená erntete im Schloss stehende Ovationen.

    Von Jörg Meyer

    Kiel. Wahnsinn, diese Arie – im doppelten Sinne: Dejanira rast ob der Schuld, die sie auf sich geladen hat, der Wahnsinn packt sie in Händels „Hercules“ mal in den verzweifelten Tiefen ihrer Seufzer, mal im strahlenden Aufschrei zu schwindelnder Höhe. Ein Wahnsinn, den die Mezzosopranistin Magdalena Kozená sowohl von den Gefühlen her als auch stimmlich bis ins Letzte ausreizt – und dafür im Schloss begeisterten Applaus und manch’ bewundernd gemurmeltes „Wahnsinn!“ erntet.

    Händels reifes Werk lässt hier schon Mozarts, wenn nicht sogar Strauss’ kunstvolle Gestaltung enormer Leidenschaften aufscheinen, zumal in Kozenás Interpretation. Ansonsten erleben wir sie in Arien aus Opern von Händel und Vivaldi als eine Kundige der barocken Affektenlehre. Virtuos wechselt Kozená eben diese Affekte zwischen Zorn und Zärtlichkeit, zwischen Emphase und inniger Einkehr, um die emotionalen Extreme dennoch miteinander zu verbinden. Etwa in Ruggieros Liebesarie „Sol da te, mio dolce amore“ aus Vivaldis „Orlando furioso“, wo eine Flöte und Kozenás Gesang gleichsam umeinander werben wie ein Liebespaar, mal zart schmeichelnd, dann den beherzten Zugriff wagend. Ahnend freilich, dass solcher Leidenschaft oft das Leid folgt, das Vivaldis Griselda in ihrer Arie „Ho il cor già lacero“ ebenso tief schmerzlich, wie in dagegen aufbegehrender Wut empfindet. Gefühlsgegensätze, die sich in Kozenás Gesang gegenseitig steigern und zugleich moderieren. Im Zorn schwingt Zartheit mit, das Zarte befeuert noch die Leidenschaft.

    Im barocken Zeitgeist stehen dafür bestimmte musikalische Formeln, deren erstarrte Konvention Kozená aber verflüssigt, indem sie den fest stehenden Gesten gegenwärtiges Gefühl einhaucht. Das ist durchaus werktreu und weist doch über die barocken Affekte hinaus, wenn Kozenás Farnace in „Gelido in ogni vena“ die Schatten nicht nur besingt, die sich auf ihn legen, sondern auch stimmlich fühlbar werden lässt.

    Als Garant für derart in Gefühl verwandelte musikalische Gesten erweist sich auch das Venice Baroque Orchestra unter der Leitung von Andrea Marcon. Zusammen mit ihnen hat Magdalena Kozená bereits richtungsweisende CD-Einspielungen vivaldischer Arien vorgelegt. Auch „live“ verstehen Sängerin und Orchester sich in den Affekten eben nicht blind, sondern feinfühlig aufeinander hörend. Die Venezianer füllen auch in den zwischen die Arien gestreuten Concerti von Vivaldi und Telemann den barocken Geist mit leichtfüßiger Lebendigkeit. Etwa in Vivaldis „Fagottkonzert F-Dur“, wo ruppiges Marschieren auf federnd zartes Schreiten, weicher Klang auf burleske Tanzbarkeit treffen.

    Das kommt Händels strahlender Lebensfreude in der Arie „Oh! had I Jubal’s lyre“ aus dem Oratorium „Joshua“ ebenso zugute wie dem von Kozená berauschend schön zelebrierten Klagegesang „Scherza infida“ des Ariodante. Berauscht sind dabei nicht nur der Beifall, sondern auch die Bravo-Rufe für Orchester und vor allem die Sängerin. Letztere wird erst nach der dritten Zugabe entlassen, in der sie mit einem zauberisch zarten „Lascia ch’io pianga“ aus Händels „Rinaldo“ das stehende Ovationen spendende Publikum noch einmal betört.

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