Twilight. Crossing the piazza. Grey eve lowering on wide sagegreen pasturelands, shedding silently dusk and dew. She follows her mother with ungainly grace, the mare leading her filly foal. Grey twilight moulds softly the slim and shapely haunches, the meek supple tendonous neck, the fine-boned skull. Eve, peace, the dusk of wonder….. Hillo! Ostler! Hilloho!
Giacomo Joyce 9 <<<<
Editorial <<<<
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Halbdunkel über der Piazza. Joyce-Version ANHs.
DämmerlichtDämmerung über der Piazza. Der Abend senkt sich grau auf die weiten salbeigrünen Weiden, still vergießt er Dunst und Tau. Sie folgt ihrer Mutter in unbeholfener Grazie, der Stute, die ihr Stutenfohlen führt. Das trübe Zwielicht mildert die schmalen Konturen ihrer Lenden, des zarten, biegsamen, sehnigen Halses, des porzellanenen Schädels. Abend, Friede,DämmerungWunder halben Dunkels. …. He! Pferdeknecht! Herbei!Im Dämmerlicht – HS-Version
Im Dämmerlicht. Quer über die piazza. Der graue Abend sinkt herab auf die salbeigrüne Weite des Weidelands, gießt schweigsam Tau und Zwielicht aus. Sie folgt ihrer Mutter geziert grazilen Schritts, die Stute führt ihr Fohlfüllfüllen aus. Im grauen Dämmerlicht treten weich die schmalen wohlgeformten Lenden hervor, der ergebene biegsame sehnige Hals, der feingeformte Schädel. Eva vespertina, Frieden, das wunderliche Zwielicht… Heda! Stallbursch! Sput’ er sich!.
“Eva vespertina”. Ist eine t o l l e Findung! Absolutes Kompliment!
Nicht glücklich bin ich mit dem “Fohlfüllfüllen”. Verschreiber? Außerdem legt Joyce wert auf das “filly foal”, das eben ausdrückt, daß es sich um ein weibliches Fohlen handelt. Deshalb mein “Stutenfohlen”. Das Mädchen wird hier an die reife Weiblichkeit der Mutter herangerückt. Wiederum formt das Zwielicht sanft die Lendenkonturen, was ich dahingehend deutete, daß es sie weicher macht, als sie sind, also das Gegenteil davon, etwas besonders hervortreten lassen. Hervortreten tun sie auch ohne das Dämmerlicht. – Nur als Diskussionsgrundlage bemerkt.
@Parallalie zum Grazilen. Das hat ein gerade geborenes Füllen eben nicht, sondern es findet keine Balance, alles ist eckig, es wirkt, als knickten ihm jederzeit die Beine ein. Ich glaube, daß Joyce dieses Bild vor Augen hatte und das mit “ungainly” meint.
@ANH das “Fohlfüllfüllen” ist der wortklingklang einer momentlaune, wobei ich fast schon “wohlfühlfohlen” schreiben wollte, aber sei’s. allerdings scheint mir die kombination stute/stutenfüllen bzw. -fohlen eine unglückliche doppelung, die im englischen nicht da ist, der text spricht durchaus von einer “sie”. — die formen ihres körpers im dämmerlicht: ich war erst versucht, ein “zeichnet weich” zu verwenden, war mir aber zu zweidimensional, also ließ ich sie hervortreten (faut de mieux), in dem sinne, daß sie plastischer werden, vielleicht durch das spiel von licht und dunkel. “hervortreten” gefällt mir nicht wirklich. — das grazile: sie ist ja keine gerade auf die welt gekommenes füllen und wird auch kaum die beine einknicken, mir ging es darum, das unnatürliche ihres ganges zu betonen, das – zumindest nach den in den vorhergehenden stücken charakterisierungen – nicht wirklich ungelenk oder unbeholfen ist, sondern versucht, sich eine gewisse attitüde zu geben, um anmutig zu erscheinen, aber nicht wirklich zu sein.
noch zu Deiner Version mir fehlt das “crossing”, der umstand, daß er unterwegs ist, er auf die agora sich begeben hat. “prozellanen”: darunter stelle ich mir etwas weißes und schimmerndes vor, er meint aber doch wohl die form, vielleicht sogar “die feingebauten schädelpartien”.
@Parallalie u.a. zum Wohlfühlfohlen. Dieses sich Wohlfühlen spüre ich in dem Text nicht, weder bei Giacomo noch auch, wie Du selbst schreibst, der jungen Frau, die sich eben den Anschein des grazilen Gehens geben will. Dann fühlt sich niemand wohl, weder sie noch jemand, der es mitansieht. Und, ja, “Stutenfüllen” ist eine Doppelung wegen der vorhergegangenen Personaprponomens, betont aber die Stute, was mir erotisch wichtig zu sein scheint. Außerdem mag ich die Assonanz.
Ja, an Weichzeichner hatte auch ich zuerst gedacht, fand aber kein wirklich schönes Verb, das die Funktion solch eines Objektivvorsatzes beschreibt. Tatsächlich werden Konturen gemildert, und tatsächlich geschieht so etwas in der Dämmerung. Ganz bestimmt aber werden Dinge in ihr nicht plastischer. Sie werden flacher und ungewiß.
Ich glaube auch nicht an einen “unnatürlichen” Gang, sondern es ist einer, der sich erst einübt. Deshalb das Linkische. Genau das aber stimmt: “sondern versucht, sich eine gewisse attitüde zu geben, um anmutig zu erscheinen”.
@Parallalie zu “crossing”. Du hast recht. Ich habe das nicht gesehen, daß ja Joyce unterewegs ist und nicht etwa die Dämmerung die Piazza kreuzt, was wirklich nicht ginge. So müßten wir erzählen, etwa: “Als ich die Piazza überquere, senkt sich…” – wobei ich aber nicht recht verstehe, woher Giacomo dann das Weideland nimmt. Ist der Ort so klein, daß es sich direkt anschließt? Sicher nicht.
Mein “porzellanen” beschreibt das Fragile des, ja, Schädels, der offenbar auffällig ist: also eben kein “Babyspeck” dran. Auch das weicht die Dämmerung auf. Porzellan ist ja nicht nur weiß, sondern kann viele verschiedene Farben haben; andererseits paßt das Wort sehr gut zum von Joyce verwendeten “skull”, der ja auch den Totenschädel meint, also alles, was bleibt, wenn Sehnen Fleisch Haut nicht mehr sind. Es gibt Köpfe, denen man den Totenschädel schon zu Lebzeiten extrem ansieht. Das ist jetzt ein bißchen weitgegriffen, aber zu der jungen Dame paßte, instinktiv gesprochen, eine Anorexie. Das könnte auch ihrer übrigen Erscheinung, wie bislang beschrieben, entsprechen. Auch das wiederum zeichnet die Dämmerung weich.
auch für mich ist das weideland ein problem, und woher es denn kommt. Triest liegt am meer (das hinterland ein ansteigen gen slowenien (più o meno, ich sollte doch mal hinfahren)). ob das dann gemeint ist? recherchieren…
noch etwas es ist, Alban, keine ich-erzählung
Keine Ich-Erzählung. Selbstverständlich nicht. Ich wollte nur die erzählerische Richtung andeuten, in der sich das Crossing aufnehmen ließe. Auf die Dämmerung-selbst bezogen, geht Crossing nicht; eine den Platz kreuzende Dämmerung ist unfreiwillig komisch.
(Hab mitGogolin eine halbe Flasche Malt geleert, seit mittags. Deswegen sieh mir das “Ich” in der Erzählung bitte nach.)
rot a peck of pa’s malt had Jhem or Shen brewed by arclight, das “< i >” sieht nacht, sah nach.
@Weideland. Oder bezieht sich Giacomo hier wieder auf >>>> Vercelli? Erinnert sich zurück, von Triest aus über >>>> Padua bis dort imaginär hinsehend? Eine Strategie der Verschleierung, vielleicht, wo denn die Szene spiele…”>
hm? reisfelder? wäre nicht plausibel.
Bei Vercelli schon. Deshalb habe ich >>>> in dem entsprechenden Abschnitt auch das Bild eingestellt.
Nein, ich verstehe es eher so, dass das Dämmerlicht die Weichheit der Form moduliert. Und die Weiblichkeit des Fohlen steht doch schon im Personalpronomen:
Zwielicht. Schweift über die Piazza. Grau senkt sich der Abend aufs weite Weideland, das salbeigrün, senkt sich still, vergießt Dunst und Tau. Sie folgt ihrer Mutter in linkischer Grazie, der Stute leichtes Füllen. Graues Dämmern schmeichelt weich um die schmalen Lenden, den halmzarten, biegsamen und sehnigen Hals, den fein geformten Schädel. Eva verspertina, Friede, Dämmerns Wunder. ….
@Zoe zum Licht. Hier müssen Sie aufpassen, glaube ich, daß es nicht kitschig wird, etwa in dem als Genitivkonstruktion recht alt gewordenen Lyrismus “der Stute leichtes Füllen”, der überdies nur sagt, was das Wort Füllen schon selbst aussagt: daß es kein schweres Tier ist. “Filly” ist aber tatsächlich das Stutfüllen, was ich als Ausdruck nicht schön finde, so daß ich “Stutenfüllen” daraus gemacht habe. Außerdem ist die junge Dame, das ist bereits einige Male angedeutet worden, ohnedies zartgliedrig, aber eben auch, was Joyce betont, knochig, also ein bißchen eckig. Dem entspricht die Linkischkeit eines Fohlens genau; auch sie sind knochig, die Gelenke springen noch hart vor usw.. Genau dieses etwas Eckige (= noch nicht ganz Fertige; deshalb der Kontrast zur Mutter) wird vom Dämmerlicht gemildert.
Ziwelicht kann nicht schweifen, es ist eher ein Zustand als zum Beispiel der konturierte Kegel eines Scheinwerfers, der tatsächlich schweifen könnte. Sondern das Zwielicht hebt auf, nämlich Konturen; diese Beobachtung ist realistisch. Genau das habe ich im Blick gehabt.
Ein “weiches Schmeicheln” ist ein weißer Schimmel. Den hatten wir schon mal anderswo in diesem Projekt … wobei ich gerade merke, daß meine Übersetzung das “Wunder” unterschlagen hat. Das muß ich noch nachbauen.
Der “halmzarte Hals” aber ist wunderschön. Ich überlege deshalb, ob ich >>> mein “des zarten, biegsamen, sehnigen Halses” folgendermaßen umforme:
halmzart ich hab’ schwierigkeiten, einen halm zu assoziieren, wenn ich an hals denke, der aus dem zusammenhang auch nicht herauszulesen ist. wo ist das “kantige”? wenn, dann ist es im sehnigen schon ausgedrückt. sie legt ja vielleicht zuweilen der stute den kopf im gehen auf die schulter. – außerdem beißen sich “halmzart” und “sehnig”, so kräftig ist kein halm. / P.S. hinzu kommt noch die phonetische nähe tendonous / tenderness.
“sie legt ja vielleicht zuweilen der stute den kopf im gehen auf die schulter.” Dafür ist ein Fohlen zu klein, es müßte den Hals recken, um die Kuppe der Mutter auch nur mit der Nase zu erreichen. Daß sich “halmzart” und “sehnig” beißen, sehe ich nicht: man kann sich an einigen Halmen sogar tiefe Wunden schneiden; andererseits ist Halm möglicherweise zu schmal im Umfang. Da gäbe ich Dir recht. In der von Dir gehörten Nähe von “tendenous” und “tenderness” spüre ich wieder Gioacomos Begehren, diesen Hals zu küssen, übrigens.
Das “Kantige” betrifft die Lenden, also die, wie Giacomo spürt, vorstehenden Beckenknochen. Körperlich ist dieses Mädchen – wenn wir meine Assoziation an eine Anorexie mal beiseitelegen – in einigem sehr jungenhaft – was wir ganz ähnlich bei Wedekind finden. Etwas Hermasphrodites ist an ihr.
Einverstanden, was Kitsch im Genitiv, Zwielicht und weiches Schmeicheln betrifft, letzteres klingt jetzt schlimm, für sich gelesen. Aber: es gibt durchaus Füllen, die lange, aber schwere Knochen haben, die schwer kantig sind, sozusagen, daher klingt ein leichtes Füllen für mich wie ein zärteres, weiblicheres Exemplar als ein Hengstfüllen. Und, das schrieb ich schon: “Sie folgt ihrer Mutter”, da steht schon, dass es ein Stutenfüllen ist, der erneute Hinweis ist also überflüssig.
Der Halm als Hals aber triffts wunderbar: die Spannung, die Biegsamkeit, das Schlanke und Kantige, ja: Alles drin.