James Joyce: Giacomo Joyce. In der Neuübersetzung von Helmut Schulze und Alban Nikolai Herbst. Eine „translation in progress“ bei möglicher Mitwirkung der Leser:innen. EDITORIAL.

>>>> Zu den Übersetzungen.

Wir beginnen nunmehr ein neues Netz-Projekt: nämlich die Neuübersetzung von James Joyce‘ frühen Aufzeichnungen „Giacomo Joyce“, worin in poetischer Prosa seine durchaus begehrenden Liebesgefühle zu einer seiner sehr jungen Triester Schülerinnen erzählt sind. Bislang liegt davon auf Deutsch allein die freilich sehr kluge Übersetzung Klaus Reicherts vor, die aber zum einen das Schicksal fast aller Übersetzungen teilt: nämlich daß sie altern. Zum anderen, und das finde ich zwingender, geht Reicherts genaue Texttreue, jedenfalls für meinen Geschmack, auf Kosten der so drängenden wie schwärmenden Männlichkeit des erotischen Gefühls, das Joyce damals getrieben zu haben scheint. Dieses möchte ich gerne, zusammen mit dem >>>> Übersetzer und Lyriker Helmut Schulze, deutlicher herausformen – auch wenn das bedeutet, ein stückweit die semantische Texttreue zugunsten einer des libidinösen Empfindens aufzugeben.
Das Unternehmen ist insofern gewagt. Um so wichtiger scheint es mir zu sein, daß Sie, meine Leser:innen, unserer Arbeit zusehen und auch selbst an ihr mitwirken können. Meines Wissens ist dieses das erste öffentliche Projekt dieser Art überhaupt.
Wir werden Aufzeichnung für Aufzeichnung vorgehen, möglichst jeden Tag eine nächste, gleich, ob sie nur aus einem Satz oder aus einem ausgedehnten Absatz besteht. Die einzelnen Aufzeichnungen werden jeweils miteinander verlinkt sein, so daß man ohne größeres Scrollen von Text zu Text springen kann. Unsere Vorschläge sind im Netz frei zugänglich, aber es ist auch durchaus an eine spätere Buchpublikation gedacht, deren Text dann das Ergebnis dieser Netzarbeit sein wird. Erste Gespräche wurden bereits geführt.

ANH
Berlin, im August 2012.


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