Vom Kopf herunter stinken ODER Von Molli und von Hans. Offener Brief an den WDR.


>>>> d o r t.

[Eine treffliche, wenn auch engagiert-zynisch zugespitzte Zusammenfassung der Vorgänge finden Sie >>>> d a***, wobei es mir, gegen meine eigenen Mitparteien, schleierhaft ist, wie man nicht sehen kann und/oder will, daß dergleichen sehr wohl mit der Favorisierung des Pops zu tun hat, der sich einmal mehr als die Ästhetik des Kapitalismus erweist. In hegelschem Sinn erfüllt sich in ihr, was beim WDR geschieht – und in anderen Sendern fast schon abgeschlossen ist: Es ist eine Synthese der Konzentration ökonomischer Macht mit der Favorisierung des unausgebildeten Geschmacks. So stark, indes, sind unser aller Prägungen, daß wir nach einem Staubsauger nicht nur erst rufen, wenn es ohnedies zu spät ist, sondern gleichzeitig möchten, daß der Sand im Zimmer bleibt.]


***) Siehe >>>> dort.


38 thoughts on “Vom Kopf herunter stinken ODER Von Molli und von Hans. Offener Brief an den WDR.

  1. Occupy WDR. Von Erika Fuchs.

    Erschienen auf >>>> Nachdenkseiten.de.
    Verantwortlich: >>>> Wolfgang Lieb
    >>>> Druckversion | >>>> Beitrag versenden |
    [Die Site war heute früh, nachdem ich den Text gelesen hatte,
    plötzlich nicht mehr erreichbar. Ich hatte ihn aber bereits kopiert
    und bringe ihn Ihnen deshalb hier zur Kenntnis. Sollte es seitens
    der Redaktion Bedenken geben, bitte ich um Mitteilung; ich nehme
    den Text dann wieder heraus.
    ANH, 28.2.2012.]

    Im WDR gärt es, und zwar seit langem. Ob es um die schleichende Boulevardisierung des Fernseh-Nachrichtenmagazins Aktuelle Stunde geht oder den Abbau von lokaler Berichterstattung im Hörfunk: vor allem die Mitarbeiter des Senders, die ihre Aufgabe als kritische Wächter in Nordrhein-Westfalen noch ernst nehmen wollen, fragen sich, ob sie den richtigen Beruf gewählt haben. Die größte ARD-Anstalt verliert unter der Ägide ihrer Intendantin Monika Piel (Jahresgehalt 2009: 308.000 Euro) immer mehr an Anspruch und journalistischem Profil. Gleichzeitig scheint es, als räume Monika Piel als derzeitige ARD-Vorsitzende auch noch bundesweit wichtige Bastionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zugunsten der privaten Verleger. Von Erika Fuchs.

    „Hans“, geboren 1948, ist angestellter KFZ-Meister. „Leicht übergewichtig und mit hohem Blutdruck“ lebt er mit Hund („Molli“) und Frau („Brigitte“) in einem Reihenhaus in Hagen. Seinen Partykeller hat er schon lange nicht mehr benutzt. Allerdings fährt er einen Opel Vectra (Stufenheck) und geht kegeln. In der Erotik mit seiner Frau Brigitte (die 57-Jährige ist im Übrigen „topfit“, hat aber „gelegentlich Migräne“) ist er „aufgeschlossen, aber diskret“. Hans und Brigitte gibt es nicht wirklich. Aber sie sind – kein Witz – die prototypischen Hörer der Hörfunkwelle WDR4. Für diese Zielgruppe gilt es Programm zu gestalten. Da heißt es dann in einer senderinternen Anweisung an die Programmmacher: „Wir wollen nicht zu viel voraussetzen und Fremdwörter meiden.“ Ähnlich geht der WDR auch mit seinem dritten Fernsehprogramm und den anderen Hörfunkwellen um. Sogar das Multikulti-Programm „Funkhaus Europa“ hat seine Musterhörer: „Carla“ und „Sami“. Die beiden sind „zielstrebige Trendsetter“ und „moderne Kulturorientierte“. Nicht mehr Bildung, Information und Unterhaltung (wie die BBC das definiert) für möglichst viele Bürgerinnen und Bürger ist der Auftrag, obwohl er so im Gesetz steht. Nicht mehr das, was die Redakteure und Autoren für wichtig halten, hat im Quotendenken von Monika Piel eine Chance. Entscheidend sind Stromlinienförmigkeit, „Durchhörbarkeit“ und das Vermeiden von allem, was sperrig oder gar anspruchsvoll sein könnte. Für Letzteres werden kleine (Programm-)Inseln geschaffen („Politikum“ auf WDR 5 beispielsweise), auf die die Hausspitze dann bei etwaiger Kritik als Alibi verweisen kann.
    „Der Fisch stinkt vom Kopf her“, sagt einer der WDR-Mitarbeiter, die „auf gar keinen Fall“ namentlich zitiert werden möchten. Die WDR-Chefin gilt als äußerst nachtragend, humorfrei und zutiefst intellektuellenfeindlich: „Sie ist gegen alles, was sie einfach nicht versteht, und das ist viel“. Die Stimmung im Haus, in dem Misstrauen und Unsicherheit hierarchisch streng von oben nach unten durchgereicht werden, ist entsprechend angespannt. Statt den öffentlich-rechtlichen Programmauftrag ernst zu nehmen, reduzieren die Verantwortlichen die WDR-Programme auf ihren jeweiligen „Markenkern“. Die Entwicklung dieser verschiedenen Markenkerne wurde im Übrigen externen Marketingexperten überlassen, denn der WDR als einer der größten „Kulturanbieter“ Europas hatte offenbar niemanden im eigenen Hause, dem man eine Weiterentwicklung des Programmprofils hätte zutrauen können. Es wäre aber wohl auch niemand intern darauf gekommen, dass der WDR „eine Marke wie Apple oder Coca Cola“ sein solle, eine „Marke“ mit „relevanten und glaubwürdigen Botschaften“.
    Schon seit Jahren beklagen WDR-Autoren den Zwang, die Inhalte ihrer Beiträge den schon vorab geäußerten Wünschen der Redaktion anpassen zu müssen. „Ergebnisoffene Recherche“ gilt in manchen WDR-Kreisen inzwischen als Fremdwort. Die Wirklichkeit hat sich den Vorstellungen von einzelnen Redakteuren anzupassen und nicht umgekehrt – entsprechend müssen Beiträge geschönt („Wo bleibt das Positive?“) oder aber alarmistisch aufgeheizt werden. So manchem treibt es noch heute angesichts der Berichterstattung der „Aktuellen Stunde“ über den Mord an dem zehnjährigen Mirco aus Grefrath die Schamesröte ins Gesicht. Der Überfall auf ihn wurde, samt schräg von unten gefilmtem Dunkelmann im Auto und reißerischer Musik, in Spielfilmart nachgestellt. Der Erkenntnisgewinn war gleich null, aber beim Zuschauer wurden Emotionen angesprochen, und darauf kommt es inzwischen im WDR vor allem an.
    Das betrifft auch die bislang qualitativ hochwertige Kulturberichterstattung im Hörfunk. Anstatt auf Kontinuität und zeitgemäße Anpassungen zu setzen, wird beispielsweise WDR 3 nun einer Organisationsreform unterzogen, die eine weitere Gleichmacherei, oder im Marketing-Deutsch: „Homogenisierung“ des Programmes zur Folge haben soll. Fachkompetenzen sind nicht mehr gefragt. WDR 3 hat durch mehrere Programmreformen viele seiner treuen Hörer, die sicherlich nur einer kleinen, aber immerhin relevanten Minderheit angehören, an den Rand der Schmerzgrenze getrieben, da einzelne anspruchsvollere Sendungen entweder ganz eingestellt oder in andere Zeitschienen verlagert wurden, so dass sie kaum noch auffindbar waren. Der daraus folgende Hörerschwund wird nun als Begründung dafür herangezogen, dass weiter „reformiert“ werden müsse.
    Auch in der Lokalberichterstattung, die eigentlich eine Stärke und die ursprüngliche Daseinsbegründung eines „Landes“-Senders sein müsste, wird immer mehr abgebaut. Es werden lieber menschelnde „Geschichten“ erzählt als Hintergrundberichte gesendet. Vereinzelt soll es deshalb schon zu Beschwerden von Lokalpolitikern gekommen sein, die sich wunderten, dass der WDR noch nicht einmal mehr einen Mitarbeiter zu Pressekonferenzen schickt. Diesem Abbau an (lokalem und regionalbezogenem) journalistischem Engagement entspricht aber auch die Außenpolitik des Senders. Unter Federführung von Monika Piel versucht die ARD anscheinend zurzeit den Schulterschluss mit ihrer (publizistischen) Konkurrenz, den Verlegern. Ohne Not wollen sich nun die öffentlich-rechtlichen Sender selbst im (freien) Internet beschneiden und sich den kommerziellen Interessen von WAZ, DuMont und Co. unterordnen. Der Journalist und Blogger Stefan Niggemeier nennt das zu Recht Vorauseilende Selbstverstümmelung http://www.stefan-niggemeier.de/blog/vorauseilende-selbstverstuemmelung/ . Obwohl es im ganzen Land NRW aufgrund von Pressekonzentration und mangelndem Investitionswillen der Verleger schon längst kaum mehr Meinungsvielfalt und hochwertigen Lokaljournalismus gibt, es also gerade an Konkurrenz für die privaten Medien mangelt, entmündigt sich der WDR freiwillig selbst. Dabei sollte er doch im Interesse der Informationsfreiheit und Informationsvielfalt seiner Gebührenzahler handeln, schließlich bezahlen diese doch den Sender gerade auch dafür. Insofern wäre es höchste Zeit, wenn die Bürger, denen der WDR schließlich gehört, ihren Sender endlich selbst darauf stoßen würden, in wessen Auftrag er eigentlich seine journalistischen Aufgaben wahrnehmen sollte: Occupy WDR!
    1. Nur am Rande Weder gegen die vom WDR eingesetzten sogenannten «Personas», noch gegen Positionierung und Markenbildung etc. gäbe es an sich etwas zu sagen. Das sind nichts als – in den richtigen Händen auch ziemlich brauchbare – Werkzeuge und Methoden. Auch dass, wie Fuchs moniert, die Entwicklung der Markenkerne von externen Experten vorgenommen wird, ist schlichtweg sinnvolles, professionelles Vorgehen, u. a. weil dafür eine Außenperspektive *notwendig* ist.

      Die Kritik von Frau Fuchs geht in diesem Punkt völlig am Problem vorbei, und zwar aus, wie mir scheint, simplem Ressentiment aufgrund von Ahnungslosigkeit.

      Exakt mit denselben Werkzeugen etc. könnte (und *müsste* vermutlich auch) der WDR nämlich eigentlich zu Ergebnissen kommen, die deutlich mehr im Sinne von Frau Fuchs wären. Wäre der WDR nicht von einer intendanzgewordenen merkbefreiten Katastrophe namens Monika Piel geführt, die angesichts des – politisch offenbar gewollten – inkompetenten Blödsinns, den sie landauf landab verzapft, an echter Professionalität in diesem Zusammenhang nicht viel Interesse haben dürfte. Sonst würde sie auch nicht den starken Kern der Marke «WDR» dermaßen ins X-beliebige verwässern – was so ziemlich das absolute Gegenteil gelungener Markenbildung darstellt.

    2. Einwürf, An- und Bemerkungen Schöne Diskussion, leider komme ich etwas spät. — Wir teilen bestimmte Beobachtungen und Phänomene, strittig ist hingegen wie wir sie ordnen, auf einander beziehen und bewerten.

      Es gibt eine Vielzahl von Lebensentwürfen, Idealen und Menschbildern, es muss sie geben, alles andere wäre in seiner Tendenz ideologisch, ja totalitär — jede Kritik darf daher nicht rein auftreten, muss den Menschen immer unscharf bestimmen, Abweichungen möglich machen. Wozu also auf Elite für alle hoffen?

      Dann der diffuse Vorwurf, dass Wirtschaft und Politik einen bestimmten Typ Mensch wollen, das kling sehr verschwörerisch, und verdeckt zudem eine mögliche andere Sicht, dass hier ein System reproduziert wird auf Grund seiner Logik und seines Nutzens, das natürlich bestimmte negative Seiten und Effekte hat. Wie auch immer: Wenn sich etwas ändern soll, ist es entscheidend wo wir das Problem lokalisieren: Ist das System ein reproduziertes auf Grund seiner Logik oder ein oktroyiertes? Oder vielleicht beides?

      Zum Pop: Man sollte ihn ästhetisch danach bewerten was er ist und will. — Alles andere wäre vergleichbar, als wollte man einem Volkslied vorhalten, dass es kein Kunstlied sei. Selbstverständlich ist das kein Argument gegen die verheerende Wirkung, die er andern Orts entfaltet oder entfalten kann. Aber auch hier muss man die Frage stellen, ob für jeden die selben Kriterien und Vorlieben zu gelten haben und falls nicht: Warum jammert man dann? Außerdem sehe ich das Problem, das Phänomen Pop immer wieder neu zu gebären, wenn alles was eine bestimmte Breitenwirkung erzielt automatisch ihm zugerechnet wird und alles was das nicht tut dem Elitären oder der Kunst. Würde Elite für alle nicht wieder automatisch eine neue Richtung des Pop bedeuten?

      Obwohl ich Adornos Ausführungen zum Nichtidentischen schätze, er neigt dazu der Kunst wieder eine Funktion (von Gesellschaftskritik oder Widerstand) zuzweisen, was diese wiederum als Selbstzweck in Frage stellt.

      Was den Begriff Entfremdung anbelangt, mag ich nur soweit mitgehen, als von Entfremdung nur mit Zustimmung oder in Abstimmung mit den Betroffenen gesprochen wird, alles andere, etwa Entfremdung, die von ihnen selbst nicht bemerkt werden kann, ist von Ideologie und Machtausübung nicht mehr zu trennen.

    1. @brsma
      Seines, d. i. Pascals Herz, natürlich nicht… Dass die wenigen, denen etwas gelungen ist, nicht verehrt werden als willkommene, seltene Lichtgestalten, statt dessen gleichgemacht werden mit dem Hinweis auf einen alle heimsuchenden Tod oder ein Allgemeinmenschliches. Dass die Mittelmässigen derart herunterziehen und sich solches herausnehmen ist das untrügliche Signum der Barbarei.

    2. @brsma und tom zur Mittelmäßigkeit. Nun besteht das humanistische Problem aber darin, daß Mittelmäßigkeit notwendigerweise das Gros stellt; sie hat das im übrigen meist gar nicht selbst zu verantworten. Sie aber besteht eben auch, gerade sie, aus Menschen. Und deren am wenigsten ungerechte Staatsform ist meinem Dafürhalten nach die Demokratie, zu der wiederum der Kapitalismus gehört, in allerdings ausgeprägter, sog. liberalistisch, wie in abgefederter, sozial und kulturell orientierter Spielart. Wir erleben zur Zeit den Siegeszug der ausgeprägten, die mit einem aus mehrerlei Gründen verlorenen Bildungshorizont zusammenhängt. Klug über den Nexus haben Kluge und Negt geschrieben. Wenn Enzensberger nun, was er tat, das Hohelied des Mittelmaßes singt, hat er einen großen Teil Menschlichkeit für sich, weil sich die Frage immer stellt, ob mehr Menschen leiden und wenige glücklich sein sollen oder umgekehrt. Hier nun kommen allerdings Kapitalinteressen hinein, die den homo faber in einen homo consumus umzuprägen dabei sind; jede Kulturleistung, die Ansprüche stellt, steht dem im Weg; also werden vor allem einmal die Massenmedien gleichgeschaltet. Wobei man eben nicht vergessen darf, daß das Mittelmaß genau das begrüßt. Nach dem losgelassenen Kalkül des Konsumismus wird von daher auch der politische Bildungsauftrag obsolet, der die Öffentlich Rechtlichen Sendeanstalten mit steuerähnlichen Gebühren alimentiert; der Grund für sie war eben der Bildungsauftrag. Nun aber wird gesagt: Wir orientieren uns am Bedürfnis der meisten, das sich freilich von den Bedürfnissen mittelalterlicher Mensch so wenig unterscheidet wie von dem der Masse zur Zeit der jungen Moderne.

    3. Das Problem ist doch dabei das Implizite, der durschschnittsdeutsche Radiohörer, mir geht das alles dermaßen auf den Senkel, schafft einfach Orte, wo etwas stattfinden kann, und nicht, wo etwas stattfinden soll, dass so und so zu sein hat. Ich würde mir wünschen, dass man mit dem marktanalytischen Projizieren bei Kultur mal aufhört, die Menschen werden nicht gut, in dem, was sie sollen, immer nur, in dem, was sie wollen, kapiert das endlich mal wer? Und wenn man sie dann lässt, dann ist irgendein Interesse meist auch nicht völlig fern.

    4. Warum müssen Sie, Herr ANH, eigentlich ihre ganze ja im Grunde völlig berechtigte Konsum-, Kapitalismus- und Demokratiekritik immer wieder mit so einer rechten Soße übergießen von wegen „Mittelmäßigkeit“, „verlorener Bildungshorizont“ etc.? Ich habe heute morgen den WDR-Brief unterschrieben und mich wirklich über Ihren Link gefreut – und dann werde ich hier wieder mit so bescheuerten „Untergang des Abendlandes“-Diskursen indoktriniert! Das geht ja auch immer wieder von vorne los und dann denke ich, dem Herbst brennt wohl wieder mal sein Bett oder so und am nächsten Tag ist alles wieder gut – aber trotzdem: Nerven tut das schon, sofern man hier sonst eigentlich ganz gerne liest!

    5. Und überhaupt: was ist denn eigentlich „guter Geschmack“? Ok, alles was Sie mögen. Was ist denn „Pop“? Achja, alles was Sie nicht mögen. Wessen „Bildungshorizont“ idealisieren Sie denn die ganze Zeit? Verstehe, den Ihrigen. Was sind große Kulturleistungen? Natürlich, Ihre eigenen und aller derer, die Sie mögen bzw. von denen vielleicht sogar Sie gemocht werden oder würden. Und da wundern Sie sich noch, wenn andere Sie „eitel“ nennen? Ich sage Ihnen, die untertreiben total!

    6. @ABC. Erst. Wenn Sie Gesicht zeigen, sind Sie satisfaktionsfähig. Bis dahin ist alles, was Sie sagen, billigster Tand. Erst dann auch wäre es sinnvoll, Ihnen Antwort zu stehen.
      Es gibt ein Wort dafür: Zivilicourage. Es ist fast vergessen, von mir aber nicht. Wenn Sie sie zu zeigen wagen, stehe ich Ihnen so offen Rede, wie ich es immer bin. Aber mit Feiglingen spreche ic h nicht.

    7. Oh nein, jetzt fängt das wieder an. Das ist auch wieder so ne rechte Geschichte: Die Schlamperei desjenigen, der nie argumentieren gelernt hat. Der denkt nämlich immer gleich, er wäre auf sonem kitschigen Ritterturnier, wo man sich gegenseitig vom Pferd fegt! Weil: Gesellschaft ist ja Nahkampf, Mann gegen Mann, bellum omnia contra omnes. Das ist der Grund jeder dieser unsäglichen Personalisierungsstragien. Mal abgesehen davon, dass man im Nahkampf nun wirklich nicht sein Visier hochklappen sollte, dann kriegt man nämlich übelst Kloppe und das Ergebnis werden die ganzen Burgfräuleins auf den Rängen ganz bestimmt nicht honorieren. Nein, diese Schlachten sind längst geschlagen, auch zieht man nicht mehr mit Rutenbündeln durch die Straßen, um sogenannte Feiglinge zu verdreschen. Wer spricht von siegen? Sie allein, Herr ANH!

    8. @tom Nein. Denn… «des» ist nunmal generalisierend, insofern erstreckt es sich auch auf den Menschen Pascal. Dessen, in diesem Falle, misanthropen Unsinn ich mich allerdings ganz und gar nicht anschließe. Aber gut, jeder hat mal einen schlechten Tag, an dem er Mensch und Welt im Allgemeinen grollt. Bei manchen dauert er vielleicht etwas länger.

    9. @brsma
      Es gibt auch in den Zwischenwelten der Philosophiegeschichte Denker, die mehr als nur formallogische Konstruktionen hervorbrachten, und vielleicht gerade in den Zwischenwelten, ganz ohne System. Mag sein, dass die überschreitende Methode, gefasst i m System, stärker ist; aber vor Kant und Hegel gab es lange kein System, das Mittelalter ist im Grunde ohne Philosophie, und nach der klassischen deutschen Philosphie gibt es ebenfalls kein philosophisches System.
      Pascal, den ich als Zwischenweltler katexochen bezeichnen möchte, hatte in dem von Ihnen intendierten Sinne k e i n e n schlechten Tag

    10. @ABC zur rechten Ideologie. 1) Mehrmals jetzt unterschieben Sie mir, der namentlich und also persönlich auszumachen, zu erreichen und gegebenenfalls zu belangen ist, rechte Positionen, wiewohl Ihnen klarsein muß, was das in Bezug auf meinen Geburtsnamen bedeutet. Sie scheuen also keineswegs davor zurück, mir einen persönlichen, realen Schaden zuzufügen. Wenn so etwas unternommen wird, verlange ich tatsächlich Kenntlichkeit und Ablegen der Anonymität. Das gehört im übrigen zur Grundlage des Rechtsstaats. Statt dessen denunzieren Sie. Wenn das eine „linke“ Haltung ist, dann aber danke. Denunziation gehört zur ideologisch angetriebenen Agitation. Anders, als Sie zu meinen scheinen, meine ich, daß Ideologien der Erkenntnis schaden.
      2) Etwa behaupten Sie, die Klage über Mittelmäßigkeit und verlorenen Bildungshorizont sei eine „rechte Soße“. Bereits den Begriff Soße halte ich für gefärbt. Was aber ist an ihr rechts? Allenfalls ist sie konservativ. Das ist ein erheblicher Unterschied.
      Wenn Sie zum Beispiel Lehraufträge haben und feststellen müssen, daß manche Studenten frei von jedem schulischen Fach-Vorauswissen in den Seminaren sitzen, so daß die Universitäten Schulaufgaben nachholen müssen, wofür sie eigentlich weder Zeit haben, noch kann das ihre Aufgabe sein, und was zusammen mit der Lehrzeitverkürzung zu immer weiteren Bildungseinbußen führt, dann werden Sie sehr hautnah erleben, was unter einem verlorenen Bildungshorizont zu verstehen ist, der auch noch immer weiter verliert, nunmehr durch grobe Kürzung der Studienzeiten und eine radikale Ausrichtung auf das allein industrielle Interesse. Muß ich Ihnen wirklich Marx vorrechnen, ich meine den der Analysen des Kapitals? Meine Klage also, die nämlich Anklage ist, kann ich wirklich nicht rechts nennen, es sei denn, man nennte die Interessen der steuernden Wirtschaft links.
      3) Sie schreiben, daß ich indoktrinierte. Wo bitte tue ich das? Das Wort bedeutet ein ideologisches System von Aussagen und Ansichten unter Ausschaltung jeglicher Kritik mit dem Anspruch auf Allgemeingültigkeit zu vertreten und andere Ansichten als unwahr darzustellen. Davon kann in Der Dschungel in gar keiner Weise gesprochen werden, sondern hier ist zu Kritik über die zumal offene Kommentarfunktion geradezu aufgerufen. Indoktrinierte ich, hätte jemand wie Sie gar keine Chance, sich unter meinen Beiträgen zu äußern. Insofern wäre es mir ein leichtes, I h n e n eine rechte Gesinnung, was immer das nun sei, zuzuschreiben. Aber ich finde eben solche Ideologeme so uninteressant wie erkenntnishindernd. Allerdings können sie als rhetorische Zuspitzung, nämlich in offenen Debatten, eine zur Erkenntnis führende Funktion haben.
      4) Was eine Kulturleistung sei, steht gar nicht zur Debatte, weil Kultur den gesamten Bereich von Zivilisationen meint, wohl aber sind die Kunstleistungen gefährdet. Eine große Kunstleistung wiederum ist eine solche, die auf dem Stand des zeitgenössischen Materials (Adorno) mit hoher handwerklichen Fertigkeit etwas in die Welt stellt, das zuvor so nicht da war und dessen Kern prinzipiell unerfaßbar bleibt, wiewohl er gefühlt und erkannt wird. Adorno nannte dies das Nichtidentische, andere sprachen von „dem Dritten“ usw; es geht dabei um Metaphysik, ähnlich wie bei der Seele des Menschen. Der Kunst ist, da sie die Seele schützt, nahezu immer Widerstand eigen, was übrigens auch für manche scheinbar affirmativen Werke der Postmoderne gilt. In welchen Werken sich dieses Metaphysische befinde, darüber freilich gehen die Rezeptionshaltungen weit auseinander, weshalb Kunst – jedenfalls so lange sie noch etwas gilt – immer umstritten sein wird.
      Dies, in kürze, meine Position. Ich bleibe Antworten durchaus nie schuldig.
      5) eine Kleinigkeit: Nein, ich wundere mich nicht, daß mich andere eitel nennen; ich b i n eitel, das habe ich auch nie bestritten. Anders als „andere“ halte ich Eitelkeit aber für eine positive, nicht negative Eigenschaft, unter der Voraussetzung, daß sie nicht alleinigen Einfluß auf ein Werk und eine Lebenshaltung hat und nicht anderer Eitelkeiten mit Füßen tritt, sondern sich auch an deren erfreut. Um es einfach zu sagen, aus meiner männlichen Sexualität heraus: eine nicht-eitle Frau würde niemals mein Interesse finden, ich würde sie nicht ansehen, und beide blieben unbeglückt. Wobei, das muß ich wahrscheinlich noch eigens sagen, es nicht darum geht, konkrete sexuelle Handlungen vorzunehmen, sondern einfach um das Augenspiel und um die Gestik, also um ein spielerisches Geschlechterverhältnis.
      6) Daß ich dem Pop gegnerisch gegenüberstehe, ist bekannt; daß ich einiges von dem, was Pop genannt wird, dem Pop nicht zuschlage, aber ebenfalls; genau so wie vieles, was man heute Klassik nennt, schlichtweg ebenfalls Pop ist. Pop mißt Qualität allein an seiner Massen-Rezipierbarkeit. Daran bedient sich z.B. das Klassikradio bis zum Kotzen derer, die Nietzsche „feine Geister“ genannt hat. Pop bedeutet Popularität in Verbindung mit Kulturindustrie, also den ökonomisch bezifferbaren und ökonomisch begründeten, ja ökonomisch erschaffenen Mainstream. In sehr seltenen Fällen gehört auch ein großes Kunstwerk dazu, verliert dann aber sofort seine Widerstandskraft; man muß den Mainstream, will man sie wiederfinden, mit viel Mühe von ihm wieder abkratzen.
      7) Es ist ein Irrtum anzunehmen, daß der ökonomisch erschaffene Mainstream das Ergebnis demokratischer Geschmacksfindung wäre; vielmehr sind die Konsumenten werblich, also per ökonomischer Macht, gesteuert, sagen wir: manipuliert. Das geht bereits sehr früh los, denken Sie an den Kinderkreuzzug von McDonalds ab den frühen Achtzigern. McDonalds ist weniger eine gastronomische Kette, als tatsächlicher Ausdruck einer ökonomisch bewirkten Kulturleistung; die in den dortigen Essensräumen gespielte Musik wirkt auf die spätere Geschmacksbildung nachdrücklich ein wie auf die Ausbildung der Zunge. Für diese ästhetische Geschmacksbildung gilt nun, im Kapitalismus, die gleiche Dynamik der Konzentration wie für das Kapital selbst. Damit der eine, nämlich möglichst simple (weil dadurch die größten Käufermengen erreichbare) Geschmack nicht total wird, gibt es Widerständler in der Kunst – sowie Menschen, die die Rechte einer solchen Kunst nachdrücklich weitervertreten. Zu denen, tatsächlich, zähle ich mich. Imgrunde ist es mir wurscht, ob man das nun rechts oder links oder meinethalben sonnenfarben nennt. Nur werde ich von Beiträgen wie Ihren öffentlich einer Fraktion zugerechnet, mit der ich weder etwas zu schaffen habe oder zu schaffen haben will. Dagegen verwehre ich mich.

    11. @tom:
      das Mittelalter ist im Grunde ohne Philosophie
      dann sehen Sie in der Scholastik auch nur sinnlose Klügeleien? Dann vergleichen Sie doch einmal die Engel auf der Nadelspitze mit den heutigen philosophischen Zombies und beantworten mir wer nun mehr vernünftelt und spitzfindelt.

      @ABC:
      dann kriegt man nämlich übelst Kloppe und das Ergebnis werden die ganzen Burgfräuleins auf den Rängen ganz bestimmt nicht honorieren. Nein, diese Schlachten sind längst geschlagen, auch zieht man nicht mehr mit Rutenbündeln durch die Straßen, um sogenannte Feiglinge zu verdreschen.
      Ich glaube der Blogherr hat es weniger mit der Minne und ihrer Ritterlichkeit als vielmehr mit deren Dekonstrukteur Cervantes, dessen Ritter von der traurigen Gestalt bekanntermaßen meist der Verdroschene ist.
      (Was die Rutenbündel betrifft so bin ich mir bei manchen Blogmobs nicht so sicher.)

      @brmsa: «des» ist nunmal generalisierend, insofern erstreckt es sich auch auf den Menschen Pascal. Das ist ein schöner Punkt, der vielleicht für alle Kritik zählt. Der Kritiker muss sich rechtzeitig hinauswinden und seine Kritik immunisieren (so auch die ganze Kritische Theorie?).

    12. Nachgedacht und gespitzfindelt wurde zu allen Zeiten, sonderlich in der Scholastik, aber philosophiert?
      Ich komme am Abend darauf zurück.

    13. @Phorkyas zum Ideal des Dichters. Cervantes‘ Don Quixotte, ja, aber mit einem großen Anteil Eulenspiegel, dazu ein paar Prisen Münchhausen. Dies alles in den Cocktailbecher des Lebens gegeben und – gerührt, nicht etwa geschüttelt. So dann in das nicht auf-, sondern mit allem Geschick des Handwerkerstolzes geblasene Glas seinen Lesern kredenzt, verziert selbstverständlich mit der vor lauter Bläue spöttischen Blume >>>> seiner Eitelkeit, nämlich jener a l l e r Solitäre.

      (In unserer Zeit ist es nicht mehr, wie zu Baudelaires, „ein aristokratisches Vergnügen zu mißfallen“ – so drückte er das aus -, sondern: insgesamt nicht dazuzugehören. Das eben ist Nicht-Pop. In ihm zeigt sich der Widerstand, und bisweilen fürchte ich: in ihm allein.)

    14. @ ANH ganz kurz zum POP
      Lieber ANH: Das, was Sie POP nennen – warum verwenden Sie nach ihren obigen Ausführungen nicht zukünftig gleich das Wort MAINSTREAM? Scheint mir die engere, präzisere Definition dessen zu sein, was Sie meinen bzw. wogegen Sie sich zurecht stellen. Oder enthält der Begriff POP für Sie noch gewichtige Aspekte, die im MAINSTREAM nicht enthalten sind?
      Das frage ich mich eben nur spontan, denn: Wie kriege ich den positiven Aspekt von POP, nämlich das nicht ökonomisch geschaffene Erreichen Vieler (ohne Agitprop zu sein; etwa, wenn ein Kunstwerk durch „Herumsprechen“ zum MEM wird) begrifflich gerettet? Gibt es ein „elitär“ sein für alle? Ich zumindest mag die Hoffnung darauf nicht aufgeben.

    15. @poppey zum Begriff. Ich verwende den Begriff Pop sehr bewußt, weil er den Mainstream mitbefaßt, was schlicht daran liegt, daß er sich von vornherein vom Populären ableitet, das wiederum Voraussetzung der Kulturindustrie ist. Dabei ist es für mich gar keine Frage, daß es auch aus der Popularmusik heraus, wie seit je aus der Volksmusik, sich direkt wieder Kunstwerke haben entweder nur inspirieren lassen oder tatsächlich solche a l s solche entstanden sind; die sind aber nicht mehr, überhaupt nicht, populär. Wobei der Unterschied zwischen Pop und Volksmusik in jedem Fall derjenige ist, daß jene industriell verfertigt wird: also auf den Absatz hin; wenigstens wird der Pop auf diese Weise vermarktet. Neben diesem Pop, der eine Teilmenge des Mainstreams ist (eine andere ist z.B. der Schlager oder auch die sagen wir mal Weichspül-„Klassik“ wie gleichermaßen populäre Formen des Jazz‘), gibt es zig Richtungen, die, wie gesagt, aus dem Pop entstanden; streng genommen, sind sie aber längst keiner mehr, sondern oft Mischformen aus elaboriertem Jazz und Hardrock, zum Beispiel.
      Den Begriff Pop mag ich aus politischen Gründen nicht durch Mainstream ersetzen, denn Pop wird gleichermaßen von rechts wie links als Quelle annonciert und so auch behandelt – in der Tat ist er das, aber eben als Erzeugnis der Kulturindustrie, die an Masse orientiert ist. Sein Problem ist generell der Kitsch; verläßt er den, dann verläßt er auch sich selbst als Pop und wird E-Musik.
      Was das Elitär-sein für alle anbelangt, möchte ich von Herzen gerne, und ich meine das ohne jede Ironie, mit Ihnen hoffen. Ich fürchte aber, es ist eine vergebliche Hoffnung. Elitär zu sein, setzt eine Bildung voraus, der gegenwärtig alle Wirtschaft entgegenarbeitet. Anders als zu Beginn des 19.Jahrhunderts, als es auch der Wirtschaft darum ging, den Arbeiter auf die Höhe der Produktionsmittel zu bringen, damit sie nämlich bedient werden konnten – schauen sich mal an, wie viele Arbeiterbildungsvereine damals gegründet wurden und was für Konzerte, z.B., es da gab und von welcher Länge (manche dauerten fünf Stunden!), ist dem Wirtdschaftsinteresse heute darum getan, die Bildung möglichst zu reduzieren, gerade damit der Arbeiter NICHT auf die Höhe der Produktionsmittel gelangt (wer das nämlich tut, denkt über das nach, was er tut, und hemmt damit den Ablauf), sondern lediglich noch Knöpfe drückt. Wäre er gebildet, weigerte er sich. Es ist ausgesprochen bezeichnend, daß heutzutage so gut wie nicht mehr von nicht-entfremdeter und entfremdeter Arbeit gesprochen wird, sondern solche Kategorien haben sich durch Wünsche nach Vollbeschäftigung ersetzt. Die Arbeit-selbst, als Ontisches, wird nebensächlich. Genau dies ist die Voraussetzung für einen homo consumus, der nicht erst angestrebt wird, sondern längst schon erreicht ist.

    16. @Phorkyas Aber wäre eine Kritik, die sich gegen sich selbst immunisierte, nicht ebenso angstdurchbohrt wie dogmatisch? Und damit – letztlich ein Widerspruch in sich – schlichtweg *erkenntnisfeindlich*?

      Mir sind Denker:innen, die sich bzw. ihr Denken nicht selbst ins Spiel bringen, sondern sich aus eben diesem lieber fein herauswinden wollen, insofern hochgradig suspekt: Zuwenig Eros und souveränes Leben, zuviel herzverklemmte Heckenschützenmentalität, die nur auf den rechthaberischen Marktplatz schielt.

    17. @Phorkyas & Tom re: Mittelalter Tom liegt insofern zumindest halbrichtig, als dass in der abendländischen mittelalterlichen Scholastik das Denken in Exempeln vorherrschte und dabei eher wenig abstrahiert, systematisiert etc. wurde. Dies nicht als Philosophie betrachten zu wollen, scheint mir allerdings etwas engstirnig und borniert. Mal ganz abgesehen davon, dass z. B. auch William of Ockham und Ramon Llull zum Mittelalter gehören, auch wenn beide nicht gerade Vertreter klassischer Scholastik waren. Und ebenso abgesehen davon, dass auch außerhalb des christlichen Abendlandes ein paar Menschen ihren Intellekt zu gebrauchen wussten.

    18. @poppey zum Begriff(2) Die Bezeichnung „Pop“ finde ich auch etwas problematisch, weil der Begriff gemeinhin doch mehr bezeichnet. So gibt es im „Pop“ doch auch sehr viel Elitäres (s. z.B. Spex, Diedrich Diederichsen) und auch Aufbegehrend-Widerständiges (s. z.B. Reinald Götz,..) – In diesem „üblichen“ Pop-Begriff ist wohl viel Disparates und Schillerndes enthalten, das Herr Herbst mit seinem verengten Begriff (s.o.) explizit ausklammert. Mit dem Populären von dem Pop herstammen mag, lässt sich leicht etwas von Massenwirksamkeit und Publikumsanbiederung verbinden, und sicherlich zieht das, was schon in diese Richtung hin produziert wird, zurecht Kritik auf sich – aber vieles wird doch durch den Markt und Konsumenten erst dazu gemacht und so ergeht es ja auch der „echten“ Kunst oder den Künstlern. Was da einst Aufbruch zu neuen Darstellungsformen war, ist heute ein Label, mit welchem hohe Preise auf dem Kunstmarkt sich erzielen lassen, auch für die Klassiker gilt ja ähnliches. (In Teilen meine ich zeigt sich hier im Pop auch nur das ‚kulturelle‘ Spiel: das Ringen um den Zuschauer, um den Erfolg und den oft[?] zufälligen Eingang eines Werkes in das kollektive Bewusstsein, oder die nachträgliche Kanonisierung..)

      Den von Ihnen ins Spiel gebrachten Begriff „Mainstream“ finde ich allerdings fast noch problematischer. Der erscheint mir doch oft so diffus-wabernd, dass ich gar nicht weiß, wovon sich diejenigen, die ihn kritisieren denn absetzen wollen. Nur nicht so zu sein wie alle anderen – das wollen alle anderen doch auch.
      [Ihre „Elite für alle“ hat hingegen schon etwas widersprüchlich gewinnendes für sich.]

    19. Lieber ANH, damit hätte ich gar nicht gerechnet, dass Sie dann doch so elaboriert auf meine kleinen Provokationsversuche antworten. Aber gut: Ich musste mich schon ganz schön daneben benehmen, damit Sie es taten. Ich danke aber für die vielen Klarstellungen und Anregungen. Vieles von dem, was Sie sagen, teile ich ja, aber bei einigem – Bildungs-Bashing und „Elitär-Sein-für-alle“ – fasse ich mir echt nur noch an den Kopf. Das konservativ zu nennen, wäre ziemlich gnädig. Viele Ihrer Aussagen halte ich für ideologisch geradezu in der Wolle gefärbt. Das Schlimme, ja Indoktirnäre ist: Sie distanzieren sich grundsätzlich von Ideologien und immunisieren sich dadurch von vornherein. Was für ein Arroganz! Ihr Name ist mir übrigens schnuppe! Ich werde Sie auch weiterhin für einen rechten Schriftsteller halten!

    20. „Ich werde Sie auch weiterhin für einen rechten Schriftsteller halten.“ Und ich Sie für einen Denunzianten, der bewußt die Rechte eines anderen Menschen tritt, indem er üble Nachrede betreibt- weshalb er anonym bleiben m u ß. Feigheit gehört zu diesem Konzept.
      Kurz gesagt: Sie ekeln mich an. Wie Leute wie Sie noch geradeaus in den Spiegel schauen können, ohne selbst kotzen zu müssen, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Aber lassen wir’s dabei bewenden. Ich frag mich nur, weshalb Sie hier immer wieder lesen. Offenbar, um Ihre Lust am Heckenschießen zu befriedigen. Ich bin Ihre Projektionsfigur. Also könnten Sie mir ein bißchen Geld überweisen, weil Sie ja auch die Butter nicht umsonst im Supermarkt bekommen. Oder klauen Sie die dort, so daß die Verkäuferinnen nachher Ihre Schuld begleichen müssen? Das würde zu Ihnen sehr gut passen.

    21. „Nur nicht so zu sein wie alle anderen – das wollen alle anderen doch auch.“ Genau das halte ich für einen typischen Intellektuellen-Irrtum. Ich habe zu viele Jahre im Kleinbürgertum, auch arbeitend, verbracht, um diesen Satz nciht für restlos falsch halten zu wollen. Wäre er wahr, im übrigen, dann gäbe es keinen Rassismus.
      Es stimmt auch nicht, wenn man ins Fußballstadion oder in – ecco! – Popkonzerte geht. Da funktioniert das gleiche wie bei den Nürnberger Aufmärschen, strukturell. Vielleicht kann man das aber nur dann empfinden, wenn man meine Sozialisation des gemiedenen Außenseiters hat; das ging bei mir ja schon im Kindergarten los. Ich bekam sehr genau, da und später, zu spüren, was „Gruppengeist“ ist – Ungeist nämlich, und zwar immer, und wie nahe er am Lynchen gebaut hat.

    22. „Also könnten Sie mir ein bißchen Geld überweisen, weil Sie ja auch die Butter nicht umsonst im Supermarkt bekommen.“

      Ich werd drüber nachdenken!

    23. Zum vorgeblich Reaktionären. Habe ich mich, da derartige Anwürfe immer wieder und selbstverständlich stets anonym erhoben werden, bereits >>> d o r t eingehend geäußert. So möge es fortan auch dort diskutiert werden; hier in diesem Strang wird solcher Unfug von nun an gelöscht.
      (Denunziation gehört übrigens zum Verfahren diktatorischer Ideologien, ob rechts oder links, ist völlig Eierkuchen.)

    24. @ ANH + phorkyas, teils auch ABC.
      Ja, meine Bauchschmerzen mit dem Begriff Pop rühren genau daher: Ich teile da eher die weite Diederichsen-Linie, während Sie, ANH, den Begriff wohl von Adorno herkommend verwenden. Wiewohl ich Ihre Position dahinter durchaus teilen kann. Zumindest ist mir Ihre Eingrenzung nun sehr viel klarer geworden, vielen Dank. Ich überlege aber noch immer, wie ein anderer Begriff dafür lauten könnte, um Verwechslungen zu vermieden. Mainstream in der Tat ist dafür wiederum zu schwammig.
      Zum „Elitär für alle“: Kunst, also damit immer Nicht-Pop im Sinne ANHs, ist mithin immer elitär und muss es sein. Wobei ich „Elitär“ hier ganz unideologisch (geht nicht, ich weiß, behaupte ich aber trotzdem) von der Bildung her meine. Doch ist der grundsätzliche Bedeutungsüberschuss eines Kunstwerks zugleich auch immer der Punkt, wo „alle“ sich einhaken und mitreden können. Wo also auch die „Elite“ es nicht besser weiß und wissen kann. Somit das Bild, das da ein „Hochkultur“-Künstler sich „über“ den anderen stehen sehe, die durch den Genuß seine Kunstwerks evtl. zu ihm hinauf gelangen könnten, welches ABC als „nicht mal mehr konservativ“ kritisieren möchte, sich sowieso schon selber unterläuft. Dies passiert sowieso von selbst, denn das ist, meiner Ansicht nach, ein Kern der Kunst. Man kann dies aber auch noch unterstüzten. Wobei mir wieder gewisse ästhetische Mittel des Diederichsen-Pop helfen, wie Sie selbst, ANH, Sie in Ihren Texten zahlreich zur Anwendung bringen. Diesen Punkt interessiert, mich stark zu machen: Elitär sein nur, indem ich mir als Künstler erstmal Anmaßungen erlauben muß, will ich zur „hohen“ Kunst gelangen, zugleich aber auch darauf verweisen muß, wie die mich und sich immer schon dekonstruiert und wieder auf den Boden holt, indem sie mir immer auch den Abgrund des Sinnlosen unter allem zeigt. Elitär für alle eben. So ähnlich verstehe ich im Übrigen auch das Projekt der Dschungel hier. Politische Färbungen, ABC, haben mit diesem Wesenskern des Ästhetischen, an dem ANH sich abarbeitet, erstmal nicht das geringste zu tun.
      Last but not least: Den von der Politik gewollten Bildungsniedergang, die Zurichtung auf bloße Funktionstüchtigkeit sehe ich genauso. Dennoch oder gerade deshalb muss man als Künstler aus meiner Sicht dem das Paradox entgegenhalten, dass ein Kunstwerk in sich elitär und doch populär, oder auch populär und doch elitär sein kann; je nachdem von welcher Richtung her man kommt. Shakespeare hat es, denke ich, eindrucksvoll vorgemacht.
      Darum ist es mir so darum, dass bei der ganzen Diskussion um den Pop-Begriff dieses, wenn auch kleine, Türchen nicht mit zufällt.

    25. @ brsma
      Der Nominalismus Occams, seine Reduzierung der Universalien auf das bloße post rem menschlicher Erkenntnis, das ist nicht antiphilosophisch, gewiss. Und nicht zuletzt die nichtchristlichen Scholastiker, namentlich die jüdisch-arabischen Denker, die ja schon von Haus aus selten Kleriker, meist Ärzte waren, brachten mit der griechischen Bildung –aber in Ermangelung tatsächlichen Wissens und auch gerade wegen dieses Mangels -logisches Denken. Wenn man sich anstrengte, könnte man viele Namen nennen.
      Jedoch bleibt im ganzen und großen das Mittelalter hindurch die Philosophie dem Glauben untergeordnet. Indem sie den Glauben gedanklich auszudrücken hilft, kann, darf sie immerhin M a g d sein.
      Einem emphatischen Begriff von Philosophie greift das zu kurz.

  2. Personalisierungsgegner sollen Dylan ganz laut aufdrehen: you can call me any name you like i will never deny it, gelle, und sich jung wie Bolle fühlen. Der Vorwurf, Sie seien irgendwie rechts ist eh für die Glutenkiste, als wenn das irgendwer überzeugend hier antackern könnte. Es funktioniert doch alles weiter nach dem, wir ärgern den Käfigtiger ein bisschen Muster, der kann sich auch getrost die Pfoten lecken und ab und an mal kräftig durchs Gitter urinieren, der Exot bleibt trotzdem er, das Publikum bleibt austauschbar. Darf man nicht vergessen, es kommt allein, um Sie zu sehen. Sie haben längst gewonnen.

    1. @diadorim. Ist meine Schwachstelle, biografisch, dieses „Rechts“ding, Ich weiß und muß mich damit abfinden, daß irgend ein Trolli den Knopf drückt, und sofort mach ich Tut.

      Aber >>>> mein Cocktail ist gut, oder? Ich werd ihn >>> der Bar empfehlen, obwohl die da neuerdings alle schwarz tragen müssen, als würde sie bald beerdigt werden, und Krawatten dürfen die keepers auch nicht mehr tragen. Bin jetzt sowieso immer lieber im Soupanova, weil man da rauchen zwar ebenfalls nicht darf, es aber einfach – g u t-berlinsch – tut.

    2. Och, da macht ja jeder tut, auch die Königin von Schweden tutet da und ruft mal bei Öffnung von brasilianischen Archiven höchstpersönlich an, und äußert sich besorgt, was ihre braunen Vorfahren angeht. Nichts ist natürlich dümmer, als zu meinen, jemand der Ribbentrop heißt, sei per se schuldig, an was auch immer, vermutlich irgendwelche biologistischen Denkungsarten, die meinen, es gibt ein Mördergen, was sich in abgeschwächter Form vererbt, oder, Sie beziehen daraus negativen Ruhm, in dem Sie drauf dann immer wieder verweisen, wenn man Sie angreift, könnte man auch meinen, wenn man so denkt, wie ihre Angreifer denken, ist aber Unsinn, weil man durch Verwandtschaft noch nie Ruhm beziehen konnte, eigentlich ist Verwandtschaft, die sich irgendwie hervorgetan hat, immer ne Last. Eigentlich leben die Dschungel ja auch ein wenig von den Anwürfen und Ihrer Rauflust. Wer sich verteidigen muss, hat schon verloren, das ist doch das alte Spiel hier, man teilt die Pfründe unter sich und spuckt auf alles andere. Und schrieben Sie unaushaltbare Gossenliteratur, Sie wären mir lieber, als jeder, der was davon versteht und meint, Sie deshalb bespucken zu müssen, und natürlich schreiben Sie nichts dergleichen, jeder ordentlich verlegte Autor heute weiß, dass das ordentlich Verlegte nicht viel mehr bedeutet als eine kleine Illusion von Ordnung und etwas Auskommen, die ihm recht und billig sein darf, aber deshalb auf Sie herabsehen, was sind das für Geister? Unerlöste Widergänger? Ein Hauen und Stechen um einen kleinen Heimvorteil, wenn man ein Heim hat. Ich las von einem Mann, der im Fritz Schloß Park, bei mir um die Ecke, lebt, Jugendliche zündeten seine Hütte an, der Dschungel soll halt auch am besten niederbrennen, warum ist hier so viel Leben, das doch für keinen von Belang sein dürfte, tja….
      Soupanova kenne ich leider nicht, welchen Cocktail meinen Sie?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .