14 thoughts on “Elf.

  1. Ernst Bloch ODER Der Vater und die metaphysische Neugier.

    Ich bin. Wir sind.Nun haben wir zu beginnen.Ernst Bloch, Geist der Utopie, 1923.
    Der nun wär es gewesen, mir mein Vater zu sein. Ich las ihn zu spät. Persönlich begegnet bin ich ihm nie.
    Er hatte die Autorität, die ich suchte. Er hatte die Stirn. Der >>>> Vatermord wär aber furchtbar geworden.
    Er besaß die Bildung, und er kam aus Geschichte. Er beherrschte diese Sprache, denkend, wie kaum jemand anderes. Und er verstand die Musik. Auch, wenn er gegen Reger so ungerecht war wie Adorno gegen den Jazz. Für ihn war in ihr etwas, das schützend die Hand auf das Herz legt. So schreibt er. So hatte ich es erfahren.

    Es handelt sich, immer wieder, um das Inhalt-Was
    des großgeschriebenen Menschhaften und seines offengehaltenen,
    doch mysterisch gebliebenen Grunds.
    Zuerst begegnete ich ihm in dem entscheidenden Jahr 75, er sprach im Fernsehen; es war eine Dokumentation. Er schritt im Mantel und erzählte, auch antwortete er, dann erzählte er wieder. Es ging um die große Erkennungsszene Elektra/Orest in Richard Straussens Salomé, die er, ich kann es nicht anders sagen, offenbarte – als nämlich ἀναγνώρισις, Anagnorisis, die aller wahrhaft Liebenden sei, wobei sich erkennen, einander, in der Thora der Liebesakt ist. Ich seh ihn stapfen, den schweren Mann, und frage mich, wie wohl man würde heute ihm das Rauchen verbieten – welch eine Dummheit gehörte dazu, die aus der Kenntnislosigkeit rührt wie eines Türstehers vor dem Club, der nicht weiß, wen er abweist. Horchst du nach innen, hörst du das Außen – so steht es bei ihm und ist die Grundlage seines idealistischen Materialismus: daß wir so wenig seien getrennt, so ähnlich einander, daß einer, der von sich schreibt, von den andren miterzählt.

    Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen.
    Seine Arbeit entsagt nicht, sie ist ins Gelingen verliebt
    statt ins Scheitern.

    Das Prinzip Hoffnung.

    Das war nun deutliche Antwort auf jene>>>> negative Dialektik, von der ich schon durchdrungen war wider mich selbst – m e i n Selbst, das zu träumen nie aufgehört hatte. Mir geschah in diesem 1976, dem nächsten bedeutendsten Jahr, etwas Wunderbares: es begannen zwei meiner Prägungen, die ältere mit einer neueren, die mich indessen älter deuchte, miteinander zu sprechen. Sie waren nicht einer Meinung, nicht generell und in den Böden ihrer Seelen in gar keiner Weise. Aber beide hatten in mir Platz.
    >>>> Günter Steffens schrieb, es gebe Sätze, die seien schon bei ihrer Erfindung Zitat. Dafür steht keiner mir wie Bloch. Er ist unendlich reich, und, was sehr viel mehr zählt, er hat uns davon abgegeben, Ihnen und solchen, die schon starben, wie jenen, die noch kommen werden, und auch mir, dem noch immer zu schnell errötenden Hitzkopf, der ich damals war, der seine Schüchternheit mit Hybris balancierte, damit man nicht ab- und dann hinstürzt, und über einen fahren die Räder, unter die man dabei gekommen, nicht nur eines einzigen Autos.
    Jahre zuvor, mit sechzehn vielleicht, hatte ich ein „Prinzip Trotz“ formuliert, das Stampfen im Fuß eines Rumpelstilzchens, wenn es das Kind nicht bekommt. Jetzt erfuhr ich, daß Trotz nicht nur sein muß, sondern gefüllt werden kann. Die Serie meiner Absagen begann, Absagen von Verlagen, anfangs noch freundlich, auch interessiert, aber ich war so gegen die Zeit. Fünf Jahre hielt das noch an, Typoskript für Typoskript. Bereits mit zweiundzwanzig kannte ich namentlich jeden Lektor eines jeden auch nur irgend infrage kommenden Hauses, aber war nicht Thomas Bernhard, mich auf den Fußabtreter Suhrkamps zu legen und dort zu campieren, bis man ihm nachgab. Ich war zu schüchtern, doch obendrein stolz. Schrieb also Erwiderungsbriefe, so schon bereits, wie ich heute auf Kritiken reagiere, wenn ich sie ungerechtfertigt finde.

    Ich war ein enormer Briefeschreiber damals, auch das alles mit der Maschine und mindestens einem Durchschlag. Fast drei dicke Leitzordner füllt die Zeit von 1973 bis 1976; ich habe mich nie davon trennen können. Die Briefe waren mein Denklabor, noch hatte Theorie keinen Einzug in meine literarischen Texte gehalten, in das jedenfalls, was ich für solche hielt. Wenn mir jemand eine Absage schickte, war das der Anfang einer monatelangen Korrespondenz, bis er einfach die Waffen streckte und dann schwieg. Mag sein, daß der ungute Ruf, der bis heute an mir haftet, auch ein wenig daher rührt. Aber ich hatte wenig Gesprächspartner damals, schon gar nicht Gleichaltrige, die, was mich rührte, anging, und wenn es sie anging, hatten sie schlichtweg die Bildung nicht, eine zugegebenermaßen angelesene, um mir Antwort zu geben; aber auch sie braucht Reflex. Deshalb wurde zwei Jahre später das Abendgymnasium für mich zur Erscheinung und einer Art Erfüllung, obwohl mir doch die elenden Jahre meiner Tagesschulen noch im Nacken saßen, die ewige Angst vor der Lächerlichkeit, die von ihr immer eingeholt wird, und Angst vor dem – eben – normierten Denken, das sich nach Lehrplänen ordnet, Angst auch vor dem Verlangen, ich hätte mich unterzuordnen, was mir selbst in meinen feigsten Zeiten nie gelang. Kurz, ich hatte Angst vor erneuten Sanktionen, vor allem denen der Gruppen. Einzelne Menschen habe ich nie gefürchtet, doch mehr als fünf auf einen Haufen beklommen mich, bei zehnen geriet ich in Panik, die aber dem Eis, zu dem mein Gesicht werden konnte, längst nicht mehr anzusehen war. Da stand nun Arroganz drin.

    … nur vom Überblick des Steigens her, nicht in purer
    Versenkung, wird wahlverwandt Utopisches an Archetypen gegebenenfalls
    sichtbar. Was im Orkus des Gewesenen noch Eurydike ist, die selber
    nicht ausgelebte, das findet nur Orpheus, und nur für ihn ist es Eurydike.
    Einzig dies Utopische an einigen Archetypen ermöglicht deren fruchtbare
    Zitierung, vorwärts, nicht rückwärts blickend; wie das bereits beim schein-
    baren Ineinander der Traumspiele erschienen ist und bei der Auflösung des
    Scheins. Alle derartigen Rationalismen an den Müttern, als noch gebä-
    renden
    , zeigen ein von der Utopie her einfallendes Licht, selbst in der
    Romantik mit der sehnsüchtigen Gräber- und Unterweltlampe.

    Derweil begab sich‘s, daß sich mein Verhältnis zu meinem wirklichen Vater seltsam pervertierte. Zweieinhalb Jahr zuvor hatten wir uns noch geprügelt, im Wortsinn, auf einem Bahnübergang, und Bahnwärter Thiel, ausgerechnet, guckte herunter. Danach zog ich weg.
    Jetzt begann eine nächste Annäherung. Marlene saß in dem Ohrsessel. Sie spürte die Verdrehung, und wie ich meines Vaters Vater wurde, meine Güte, mit zweiundzwanzig, ging sie mit dem Vater mit. Sozusagen blieb sie bei ihm, indem sie ihn verließ.
    Er soll ein guter Liebhaber gewesen sein, erfuhr ich später, ein Liebhaber also, ohne das Beiwort, weil schlechte Liebhaber gar keine sind. Nun war die Vertauschung der Rollen derartig groß, Folie à plusieurs, daß sie von mir den Rausch zu erlangen, ohne sich‘s eingestehen zu dürfen, erwartete. Das ging gründlich schief.
    Enttäuschte Frauen sind eisig. Das taut nicht –

    Die Menschen folglich, so sehr sie Teile
    des Wahns sind, vermögen hier doch nicht einmal so selbständig
    wie solche zu handeln.

    Es ist etwas Religiöses um Bloch, ohne daß er‘s drauf angelegt hätte. Das kommt von jener Art Weisheit, die noch im Verstoßensten Heil glimmen sieht, wie anders Adorno das glimmende Heil immer nur verstoßen sieht, und was wir auch tun, sofern wir nicht schweigen, wie stoßen es tiefer und tiefer. Bloch aber hebt es heraus. So fand ich>>>> Karl May bei ihm wieder, sogar den>>>> Schauerroman.

    So sehr ist er lebendig und über das Auschwitz hinaus es geblieben: einer, der liebt. Ich konnte da noch nicht ahnen, daß es mich enger an ihn führen würde;>>>> dort deutete ich es schon an. Er ist mir viel verwandter als Adornos Negativität, die mit einem permanenten >>>> Double Bind philosophisch operiert; was freilich zur Sucht führt, wenn man nicht dran scheitert. Bloch ist dagegen Begeisterter und begeisternd, dabei starrsinnig, wo er durchsetzen wollte, unbeugbar wie da, als er nach Tübingen und eben nicht nach Reformbremen ging; er dürfte der Antiautorität tief mißtraut haben und der politisch richtigen Seite, wenn sie dich links an ihr Herz zieht, aber rechts, was sie nicht weiß, umarmt.
    Nie wurde vorurteilsloser geschrieben. Ausgerechnet er ruft aus, der im Exil war, und er meint den Tristan: „Ein Banause, wer Wagner nicht mag!“ Und was er dazu dann schreibt, ist mir bis heute poetisches Diktum:

    Erst indem Wagner keinen Ton schreiben mochte,
    der nicht als Zeichen eines Bachschen Lyrismus inmitten seiner
    dramatischen, metadramatischen Sonatenform hätte gelten können,
    ist, wie
    >>>> Nietzsche sagt, begonnen worden, das ungewußte
    Musikgebiet nicht nur mit Ethos, sondern auch mit transzendenta-
    lem Pathos, also mit mystischem Gewinn zu erschließen.

    Auf dem Totenbett, auf die Frage, was er jetzt empfinde, soll er geantwortet haben: „Ungeheuer neugierig bin ich.“

    (So, Sohn, vernarrt bin ich ins Le­ben,
    ich ginge freiwillig eher, als daß ich’s beklagte.

    Neunte >>>> Bamberger Elegie.
    )

    1. Wagner , Karl May, die Silberbüchse und der Ring – das war ihm kolportiertes Desiderium. Aber das Fundement jeglicher Hoffnung als einer b e g r i f f e n e n (docta spes) war ihm immer Karl Marx.

    2. @tom zu Marx. Nein, nicht das Fundament. Sondern eines. Worin ich mich ganz sicher von ihm unterschied und unterscheide. Marx ist These, nicht Synthese.
      Allerdings schätze ich seine nach wie vor gültige Geldtheorie – das heißt alles, was analytisch mit dem Kapital umgeht. Bezüglich seiner, Marxens, Anthropologie hatte ich schon damals tiefe Zweifel – ähnlich wie gegenüber jeder verdinglichten Parteistruktur, egal welcher Ausrichtung. ‚Partei‘ meint hier auch ‚Klasse‘.

    3. Diese Relativierung mögen Sie vornehmen, für Bloch wäre das nicht in Frage gekommen. Allerdings hat der Philosoph bis zuletzt gegen die Verdinglichung von Prozessmomenten philosophiert, da käme er mit Ihnen zusammen. Aber eine Zäsur zwischen dem jungen Marx und dem Marx ab den „Grundrissen“ roch ihm immer nach kleinbürgerlichem Revisionismus, für den alles unter dem totalen Ideologieverdacht steht. Für Bloch war die Diktatur des Proletariats die historisch notwendige Ideologie des Proletariats. Das war sein Begriff von historischer Gerechtigkeit.

    4. @tom zum Proletariat. In dem hat er sich dann wohl getäuscht. Das macht seine Leküre nicht weniger ergebig: Bach glaubte tief an Gott; zu recht ist sein musikästhetischer Einfluß auch ohne den von ungeheurer Bedeutung. Dennoch wäre keine Note, die er schrieb, ohne Gott denkbar gewesen. Der war sein Movens. Wiederum Marx, Movens des jüdischen Blochs, war wie Luther ein Antisemit.
      Man wird Blochs Glaube an eine Diktatur des Proletariats, den ich so absolut wie Sie aber auch nicht sehe, als eine Erscheinung der Zeit begreifen, so, wie man auch aus Thomas noch Erkenntnisse zieht, ohne noch kanonischen Regeln sonderliche Bedeutung beizumessen. Und um ein, angesichts Blochs, besonders hartes Beispiel beizuziehen: der grauenvolle Rassismus Célines läßt ihn dennoch einen der allerwichtigsten Stilisten französischen Sprache bleiben, von dem auch französische Dichter mit Migrationshintergrund sehr viel lernen können und lernen.
      Wirkzusammenhänge sind kompliziert, nicht einfach.
      Zuletzt muß ich auch gegen mich selbst anmerken, daß mein Werk frei ist, allgemein, und welche Schlüsse meine Leser:innen, und welche Haltungen auch, sie daraus beziehen, ist, sowie ich es hinausgegeben, s e i n Bereich, nicht meiner. Sehr wohl hat aber ein Leser das Recht, ’seinen‘ Bloch gegen den eines andren zu verteidigen, mithin auch gegen ‚meinen‘. Meist werden dann exegetische Analysen geführt, Beleg gegen Beleg und, was diffiziler ist, Auslegung gegen Auslegung gehalten.
      Sie werden, wenn Sie diese Reihe weiterhin mitlesen, erfahren, daß ich auch >>>> Jan Carl Raspe anders verstehe, als es gemeinhin üblich ist. Auch damit hat Ernst Bloch zu tun, wie ich erzählen werde. Noch kann ich darauf nicht verlinken, wohl aber in Richtung meiner Bücher zeigen – einiger von ihnen.

    5. „Antijudaisten“, bitte, Luther wie Marx, jeweils der späte. Das bisschen Begriffsschärfe wollen wir doch hier nicht den Bach heruntergehen lassen oder gar ans Ende der Nacht schicken…

    6. Bedeutende Autoren k ö n n e n veralten, das gerade macht sie groß – auch ein Gedanke von Bloch.
      Was Bach unter Gott gedacht und imaginiert hat können wir heute kaum ermessen. Auch Leibniz sagt in seiner Monadologie „Gott“, hätte aber genauso gut (oder eben nicht genauso gut, sondern besser) Infinitesemal sagen können, weil es für ihn keinen mehr gab, der „außerhalb der Welt hockt“, und wer hockte außerhalb der Welt, wenn nicht Gott?
      Thomas allerdings machen gerade die Regeln groß, weil es ohne Regeln gar kein Wissen gibt.

    7. @Beckmesser zur Schärfe. Ich habe den anderen Begriff bewußt gewählt – ihn in einen anderen Kontext versetzt, in welchem er nach der erlittenen Erfahrung gemeinhin auch gelesen wird. Wirklichkeit ist, sagt Schopenhauer, was wirkt; das ist k e i n e Frage des ὄν, bzw. der Ontologie.

    8. „…weil es ohne Regeln gar kein Wissen gibt“. Sie begehen den erkenntnislogischen Fehler, die Definition von etwas für den Grund seines Eigenseins zu halten. Formallogisch ist das eine Tautologie und damit erkenntnisphilosophisch leer.
      Was Gott anbelangt, bleibt unterm Strich – denkerisch – nur Kant: ein regulatives Prinzip. Daran haben wir uns dann, wir Letztbegründungsstudenten, bei >>>> Karl-Otto Apel die Zähne ausgebissen. Aus welcher Erfahrung heraus ich vorübergehend hier ‚passe‘; denn rein regulativ ist ein Roman zu beenden, der Anfang Februar abgegeben sein muß. Später am Abend dann vielleicht mehr. Wobei wir auch da schwerlich den Seinsgrund lösen werden. Es hat schon seinen Grund, daß ich Dichter geworden und nicht Philosoph bin. So lese ich Philosophen auch: als Dichter. Diese >>>> Reihe der Prägungen behandelt Literatur; bitte das nicht vergessen.

    9. …Kant hat erst verstanden, wer die Sprache dieses Philosophen als Dichtung begreift, so Bloch, aus dem Gedächtnisse zitiert.
      Zum Verhältnis kategorialer Bestimmungen zum Grunde möchte ich morgen etwas sagen. Ich bin hier beruflich eingebunden (wer einen Beruf hat ist ruiniert!), und einiges steht noch vor der Tür.

    10. „So“ @tom again „lese ich Philosophen auch: als Dichter.“ Dann war das von mir ein unbewußtes Plagiat? Sehen Sie: Prägungen…

      (Prägungen plagiieren, dachte ich gerade, als ich fast etwas erschrocken Ihre letzte Einlassung las. Aber der juristische Urheberbegriff schließt alles Lernen aus.)

      Auch ich >>>> bin ruiniert. Aber stellen Sie sich mal vor, man müßte einem Job nachgehen, anstatt einen Beruf zu haben. Der meine dreht sich jetzt >>>> zu Arno Schmidt.

    11. Ich habe gesagt, dass alles Wissen vom Allgemeinen dem Satze vom verbotenen Widerspruch unterstellt sei und damit gemeint, dass die Frage nach der kategorialen Form von Widersprüchen immer nur von den gegenständlichen Gehalten des Wissens her gestellt und angegangen werden kann. Dies gilt für alle Aussagenkomplexe , also Theorien. Treten Widersprüche auf, so muss ein diesen übergeordnetes, widerspruchsfreies Prinzip gefunden werden, um den untergeordneten Widerspruch aufzuheben; eine Theorie kann nur so als eine zutreffende gelten. Das Allgemeine ist widerspruchsfrei, darauf beruht seine Geltung als Allgemeines. Der Identitätssatz, der Satz vom verbotenen Widerspruch, der Satz vom ausgeschlossenen Dritten, mithin die R e g e l n und Axiome der formalen Logik legen die Verfassung jeglichen Denkens und Wissens fest.
      Die Frage nun –und darauf wollten Sie hinaus- hinsichtlich auf welche Gegenstände diese Axiomatik erweitert werden muß (bezüglich etwa auf Ernst Blochs Philosophie der unfertigen Welt) , stellt sich nur auf dem Boden dieser Axiome und annulliert sie nicht.

    12. @tom zur formalen Logik. Innerhalb Ihres Systems haben Sie selbstverständlich recht. Das impliziert aber nicht, und kann es gar nicht implizieren, das poetische Denken, dessen einer Teil es aber sein kann wie etwa bei Musil. Andererseits ist die logische Voraussetzung der Kategorialität etwas, gegen das auch Philosophen, gerade sie, anzudenken versuchten, etwa Adorno. Aber auch Bloch.

      Als ich zu schreiben begann – so, daß ich das auch heute noch professionell verstehen darf -, formulierte ich, es gehe darum, den Satz vom Ausgeschlossenen Dritten zu widerlegen. Schon mein ersterschienener Roman trägt das im Titel: Die Verwirrung des Gemüts (leider bekam ich’s damals nicht durch, „Gemüt“ mit „th“ schreiben zu dürfen, nämlich in Bezug auf Kant).
      Was ich vorhatte und was mich als Aufgabe nie verlassen hat, kann per definitionem nicht im kalkulierten System des logischen Denkens geschehen, sondern anderes muß hinzukommen, das Religiöse wohl ein Anderes, großgeschrieben nämlich, nennten. Kurz: es geht nicht als Ableitung, man landete andernfalls in den dann Teufels(!)kreisen der Logik-selbst.
      Sie haben recht: „stellt sich nur auf dem Boden dieser Axiome und annulliert sie nicht“. Aber ich annulliere. Und wenn ich das wirksam tue, kommt es in die Welt. Nicht mit demselben, aber mit dem gleichen Recht steht neben der Antwort auf die Frage, was wirklich sei, die Frage, was wirklich sei.

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