Das anfangs Berghainer Arbeitsjournal des Dienstags, dem 25. Oktober 2011.

5.14 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Zwanzig Minuten später hoch, als die Disziplin erlaubt: erst um 4.55 Uhr. Es wurde einfach zu spät gestern nacht, >>>> das Konzert ging bis knapp vor Mitternacht. Also die nächste Kritik schreiben und dabei den Mitschnitt hören. Jetzt gleich, das Tonfile wird gerade übertragen. Ich muß nur erst gestern abend noch angefallene Post durchsehen und will auch kurz schauen, was sich im Dschungelnetz ereignet hat.
Am wichtigsten war, daß ich jetzt den „Soundtrack“ für >>>> das Krausser-Hörstück habe: ich ließ gestern abend allezeit das Band mitlaufen, die Mikros in den Ohren.

„Hast du die ganze Zeit dein IPhone hat?“ fragte mich der Barkeeper. „Auch während des Konzertes?“ „Aber nein“, antwortete ich und beließ es dabei. Ich war schon darauf hingewiesen worden, daß zu fotografien im >>>> Berghain verboten sei; woran sich übrigens eh keiner hielt. „Ich schreibe drüber“, erklärte ich nebenhin, „da brauche ich Bilder.“ Der neben mir, hinter den ich mich in die Wartemenge gedrängt hatte, um zu einem Bier zu kommen, bemerkte völlig zutreffend, man brauche zum Schreiben aber einen Stift und keine Kamera. Der Profi war mit dabei, und >>>> BRSMA kam später noch hinzu; ich traf ihn, abermals an der langen Theke, in der Pause. Da war der Vorlesungsteil, wie ich ihn nennen mag, des Konzertes vorüber. Dazu dann gleich. „Du nicht im Anzug?“ fragte BRSMA verwundert. Ich trug, dem Orte angemessen, schwarz, Jeans & Hemd & Sneakers; in Weiß lugte allein
das T-Shirt vor, ein bißchen schnippisch. Mir war nach möglichst hohem Kontrast zum >>>> Abend zuvor. Die Biere gingen, auch zu Messiaen, hin und her. Schöne Frauen gab es, die vor der Zukunft standen, als wär sie als Teppich vor ihnen ausgebreitet, der aber nicht zu sehen war; auch ich sah ihn nicht, aber konnte ihn spüren. Ich war versucht, mich meiner Schuhe zu entledigen, um sie unter den Sohlen zu spüren. Die aber ja nicht meine war, auch wenn auch ich, anders als das Publikum in der Oper, noch nicht drin angekommen bin. Seltsamerweise überkam mich ein starkes Zugehörigkeitsgefühl. Unbegründet, dachte ich gleich – und spürte doch die Wärme. „Wenn ich doch nur“, sagte später Aimard, „in einem normalen Konzertsaal solch ein aufmerksames Publikum hätte.“ Daß hin und wieder eine Bierflasche umfiel und dann gläsern dumpfte, machte da gar nichts aus, auch nicht, daß einige Leute – es war ja so voll – an der Theke sitzenblieben, die von einer stahldurchpfeilten Glaswand vom Hauptsaal abgetrennt ist, und daß die da weitersprachen, während der Pianist spielte, störte nicht eigentlich, sondern gab, im Gegenteil, dem Konzert einen gesonderten Reiz. Einen besseren O-Ton für das Krausserstück kann ich mir als akustische Basis nicht wünschen:

10.33 Uhr:
[Liszt, Études d‘execution transcententale (Sv.Richter).]
Bis eben >>>> den Kritik gesessen und sie jetzt eingestellt; war ein ziemliches Gewurschtel mit den Bildern, die ich jetzt nicht mehr direkt ins Weblog hochlade, sondern über Picasa; Die Dschungel hat nicht mehr viel freie Fläche…
Dann was gefrühstückt, und jetzt geht es, mit Liszt, an den Jungenroman II. Bis etwa zwölf Uhr zum Mittagsschlaf, aber nachmittags werd ich weitermachen.

20.04 Uhr:
[Liszt, Les Années de Pelerinage, Vallée d‘Obermann.]
Sitze am Jungenroman II und warte auf RS, von dem ich aber nicht mehr genau weiß, ob ich für heute oder morgen abend mit ihm verabredet bin. Eingetragen habe ich den 25., also heute, habe dennoch etwas anderes in Erinnerung. An sein Mobilchen geht er nicht.
Ist egal, ich kann heute wie morgen.
Nachmittags, was ich sehr freute, >>>> eine scharfe, aber klare und argumentierende Kritik auf meine Don-Carlo-Rezension. So habe ich mir das immer vorgestellt, daß es geschehen muß, und habe dann meinerseits, gleich darunter, Gegenrede geführt. Vielleicht melden sich noch weitere Stimmen. Wenn das geschieht, kommt Giacomuzzis Meinung zum recht, die sie >>>> beim Turmsegler dort kommentiert hat. Dann auch wird die Macht weniger Meinungsmacher gebrochen, zumindest angeknackst., und die Beurteilungen wandeln sich zunehmend in Diskussionen. Womit man endlich, was Kritik anbelangt wieder zu Schlegel/Benjamin käme.
Übrigens, obwohl in Der Dschungel spürbar die Trollsicherung greift, zeigen meine Statistiken keine signifikanten Zugriffsrückgänge. Das ist ein interessantes Faktum, das freilich, noch, keine wirkliche Aussagekraft hat.
Meldet RS sich nicht, dann mache ich mit dem Jungenroman II bis 22 Uhr weiter und beende mein Tagwerk erst dann.

3 thoughts on “Das anfangs Berghainer Arbeitsjournal des Dienstags, dem 25. Oktober 2011.

    1. @Daniello. Na Sie sind aber schnell! Fast wie ein Troll-selbst

      (Ja, hab ich. Aber die Arbeitsjournale zogen Kommentare und Stalker immer nur dann an, wenn sie thematisch etwas hergaben. Momentan ist das nur „draußen“, auf der Hauptsite, der Fall.)

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