Mit diesem Kampfruf zog ANH, geprägt durch die Vorträge Klaus Kinskis, bereits in den Siebzigern durch die norddeutsche Kneipen- und OffTheaterszene. Damals gab es den Begriff des Open Mike noch nicht, sondern Literatur war vor allem der politischen Aufklärung verpflichtet: dies war die Forderung, die man an sie vorwiegend stellte. Da provozierte ein der Vortragslust und der Lust seiner Hörer dienender Rezitator. „Dem kommt es ja nur auf die Kunst an”, war immer wieder damals zu hören. Doch schrieb bereits die Hannoversche Allgemeine, 1981: Schon eindrucksvoll, diesen schmalfigurigen Poeten dabei zu erleben, wie er in seine alltäglichen, schon bald ins Makrabre oder Sexualbesessene abschwirrenden Wortkaskaden einsteigt und am Ende vor Heiserkeit kaum mehr sprechen kann. Und die Bremer Nachrichten nannten seine Lesungen schon vorher ungerecht, stachlig und provokativ, indes die Neue Hannoversche Presse von einem Einmann-Theater aus Wunsch-Träumen sprach.
Es war für diese Zeit zu früh.
Dreißig Jahre unausgesetzten Publizierens verstrichen. Wenn auch der Mann unterdessen älter, eben Mann geworden ist – an seiner Grundauffassung, wie Lesungen sein zu haben, hat sich wenig geändert. „Sie können einem”, sagte jüngst eine Hörerin, „auch das Telefonbuch vorlesen, und man zittert vor Spannung.” Und nunmehr trägt ANH die phantastische Erzählung „Azreds Buch”, deren erste Skizzen bis in genau die Zeit der ersten Auftritte zurückreichen, zum ersten Mal öffentlich vor: eine gute Stunde lang reiner akustischer Thriller: komplett und am Stück. Wer nicht gefesselt sein sollte, bekommt das Eintrittsgeld zurück.
Alban Nikolai Herbst
liest
A Z R E D S B U C H
Torstraße 58/60
Berlin-Mitte
20 Uhr
geld zurück ich nehme sie dann beim wort!
@Sun. Sollten Sie sich langweilen – selbstverständlich.
Joghurt Das klingt voll nach Joghurt. Man muss es aber mindestens 3 Wochen getestet haben, hmmm. Damit man seine Kohle wieder bekommt….
@Zazie. Ich verspreche hiermit – und nehme dabei sogar den Teelöffel aus dem Mund – in Ihre virtuelle Hand, daß noch keine meiner Lesungen so lange gedauert haben wird. Obwohl mich das jetzt natürlich reizt. Also Sie bringen mich vielleicht was auf Ideen…
Marathon Vielleicht in der Art von Roland Graeters Musikmarathon. An 365 Tagen musiziert er 2011 jeden Tag an einem anderen Ort in Deutschland, Improvisationen auf dem Cello, zum Teil mit Musikerkollegen, die dazuimprovisieren. Katzenmusik in mancher Ohren, aber ANH hat ja einen Sinn für ungewohnte Klänge. Ein Konzert dauert 36,5 Minuten, eine Zugabe dann noch 3,65 Minuten. Das Abschlußkonzert ist in Berlin am 31.12. in den Uferhallen.
@Cellofreund zu Roland Graeter. Das ist aber ein interessantes Projekt – zumal, wenn ich >>>> Graeters Improvisationsbeispiel höre. Danke für den Hinweis.
Marathon Erinnert ein wenig an Hape Kerkelings „Hurz“. Aber vielleicht ist es auch so wie Vagn Holmboe mir einmal sagte: „Ihr müßt hören lernen“.
Sie kennen Holmboe? Das ist jetzt aber interessant. Ich habe seine Achte hier, aber lange nicht mehr gehört. Das werde ich jetzt sofort ändern.
(Sein Satz ist vollkommen richtig, nämlich so, wie man auch zu sehen lernen muß, wenn man Kunst betrachtet, vor allem Neue Kunst – also die, etwa, vom Kubismus bis heute. Das Ohr stellt sich, lustvollen Willen vorausgesetzt, enorm schnell auf neue Klänge um und läßt sie uns mit einem Mal als glücksbringend fühlen – ich hatte das Glück, diese Erfahrung bereits mit siebzehn/achtzehn zu machen. Seitdem predige ich Neue Musik geradezu – selbstverständlich gibt es auch da entsetzlichen Schrott -, aber ich teile meine Lusterfahrungen wahnsinnig gerne. – Das Problem ist, daß das Ohr auch schnell wieder regrediert; eine Gefahr, die der Pop permanent füttert und bereits, ist zu fürchten, realisiert hat.)
Vagn Holmboe Ja, seit meiner Kindheit versuche ich, seine Musik zu genießen. Nur bei wenigem ist es mir gelungen. Sein Cellokonzert op. 120 ist sehr schön, auch sein Trompetenkonzert. Es gibt wunderbare Chorwerke (Liber Canticorum). Der Dirigent des Freiburger Kammerchors Morten Schuldt- Jensen schätzt ihn sehr. Für die Blockflöten- Virtuosin Michala Petri hat Holmboe Beeindruckendes komponiert. Als er mir in seinem Haus in Nordseeland seine Eskimolieder vorspielte, empfand ich großes Glück. Aber zu den Symphonien und zu den Streichquartetten bekam ich bisher nur schlecht Zugang. Vielleicht sollte ich mich mit „lustvollem Willen“ nochmal dranmachen, Ihre Worte ermutigen mich.
@Cellofreund zu Holmboe (ff) und Roland Graeter. Ich hätte heute früh „kannten“ statt „kennen“ schreiben müssen; das fiel mir zu, als ich das Plattencover ansah, das noch nur „geb 1909“ angibt; also lebte er noch, als ich die Schallplatte erstand. Ich hab eben nachgesehen; er starb 1996.
Die Achte ist, wie ich vorhin gehört habe, auch Menschen gut zugänglich, die nicht mit Neuer Musik bereits gestillt wurden, verläßt kaum den tonalen Rahmen, ist allerdings ruppig, stampft bisweilen, ich höre einen Einfluß Stravinskis heraus, was wahrzunehmen nicht schwer ist. Manches erinnert auch an den Finnen Kaalevi Aho, wobei man das wohl umgekehrt sagen muß, weil Aho sehr viel jünger ist. Beider Musiken haben – bei Holmboe jedenfalls in der Achten – etwas Archaisches. Am besten, Sie hören mit Kopfhörern – das ist ohnedies, wie Sie sicher längst wissen, die beste Art, zu einer Musik Zugang zu finden — weitaus besser sogar als im Konzertsaal live. Man ist schlichtweg konzentrierter. Und dann erfaßt’s einen.
Daß es Streichquartette von ihm gibt, macht mich jetzt geradezu scharf auf sie; diese Kategorie der Kammermusik – häßlicherweise würde man heute von einem Format sprechen… furchtbar -, also diese Kategorie der Kammermusik gehört zu den mir nächsten musikalischen Fomen überhaupt… – wobei, ich höre gerade Improvisationen von Graeter (er ist >>>> auf seiner Site sehr freigebig: skippen Sie das Intro-Video und gehen auf „Musik“; falls Sie die Site noch nicht kennen sollten): – s e h r schön!!!
Vagn Holmboe Die Achte habe ich hier, werde sie so bald es geht mal wieder hören. Danke für Ihre erklärenden Worte. Dann habe ich auch noch als LP auf einer Schallplatte die Streichquartette Nr. 2 op. 47 und Nr. 6 opus 78. Diese LP habe ich doppelt, von 1973. Erbstücke. Wenn Sie mögen, und wenn Sie noch einen Plattenspieler für LPs haben, kann ich Ihnen eine schicken. Kostenlos natürlich. Mögen Sie?
Ihre Adresse habe ich. Ich würde mich freuen, wenn wenigstens Sie einen Zugang zu den Streichquartetten fänden. Inzwischen gibt es sie auch auf CD. Holmboe war der Mann der Schwester meines Vaters.
Holmboes Streichquartette. Oh! S e h r gerne. Wenn die Post hier sein wird und ich dann Ihre Adresse habe, revanchiere ich mich mit einem meiner Hörstücke; falls Sie ein bestimmtes haben möchten, schauen Sie mal bei wikipedia; die haben tatsächlich alles von mir gelistet. Ansonsten kopiere ich mein letztes vom Dezember 2010, das im WDR ausgestrahlt wurde.
Ja, selbstverständlich habe ich noch einen Plattenspieler, Linn Sondek: der würde es zu einem schwermasochistischen Vergehen machen, sich auch nur von einer einzigen Schallplatte zu trennen.
@ANH Jetzt bin ich aber mal gespannt. Gibt´s vielleicht bald ´nen Lesemarathon ? Das wär mal was ! *grinst*
@cellofreund „Hurz“ , das alte Ding, ist schlichtweg genial ! Da konnte man sich noch krümmen vor Lachen. Und das taten wir, eben damals….
@Cellofreund. Ihre Sendung, lieber Cellofreund, hat mich gestern äußerst wohlbehalten erreicht. Ich danke Ihnen sehr und danke Ihnen ganz besonders für den schönen Brief, den Sie beigelegt haben und auf den ich nachher gleich antworten werde, während mein >>>> Hörstück zur Romantik im Brenner liegt.
Momentan, wie ich heute >>>> dort schon schrieb, höre ich abwechselnd die von Ihnen hergesandte Aufnahme und die derselben, aber neu eingespielten Streichquartette auf der Aufnahme des KontraQuartets.