Pariser Arbeitsjournal: Donnerstag, der 1. Juli 2010. Ganz unvermittelt mit den Bamberger Elegien wieder, abends. Und daß ich, in Ruhe gelassen, arbeiten will. (Qui m’aime me suive).

6.50 Uhr:
[L’Excentrique.]
1re Gauloise sans filtre du jour, Café au lait, doch auch das Cigarillokästchen, Mme. Le Duchesse, steht schon offen. Ja, ich spreche Sie am besten g l e i c h an, da ich davon ausgehe, daß Sie mein Arbeitsjournal ohnedies mitlesen oder mitlesen lassen. Bitte behalten Sie M. Hector auch heute daheim, denn ich möchte es wie gestern machen: den Vormittag meiner Arbeit widmen – im jetzigen Fall der Überarbeitung meiner >>>> Chapelle-Erzählung auf dem Papier -, danach möchte ich, mittags, eine Stunde schlafen und dann hinaus- und ungeführt durch Paris gehen, um weitere Blicke zu sammeln. Sehen Sie, das ist gestern bereits sehr ergebig gewesen, auch für unseren Roman – ich darf ihn doch so nennen? So schauen Sie nur, was ich auf einem Kanalisationsdeckel im Marais gefunden habe:Eine Botschaft von Ihnen? Die Pflanze ließ ich stehen. Aber mehr noch, sehr viel mehr fand ich von dieser und anderer Art. Worum ich Sie freilich bitte, Madame, sofern es Ihnen, bzw. M. Hector nicht einen zu großen Umstand bedeutet, das wäre, daß Sie mich morgen früh hier wieder abholen ließen. Sie wissen, mein Rückflug geht sehr früh, bereits um 6.40 Uhr, und die Métro-, RER- und schließlich Shuttle-Verbindung für Orly Sud ist ein bißchen kompliziert; unbegleitet würde ich sicherheitshalber um 5 Uhr früh aufbrechen wollen, deshalb; würde ich aber, wie abgeholt, so auch wieder hingebracht, hätt ich ein wenig mehr Luft. Wenn Sie mir also darüber eine Nachricht zukommen ließen, wäre ich Ihnen verbunden.

Dann, abgesehen davon, daß unter der Kapitelübersicht meiner Chapelle-Erzählung >>>> sich Edith88 wieder meldete in ihrer sich vermittels eines so übersteigerten wie überstiegenen Lobestons geäußerten Abschätzigkeit, worauf ich selbst ironisch reagierte, dann wieder sie, dann wieder ich; ausgerechnet gegen mich Heine einzuwenden, hat einige Perfidie (er nämlich ist, wie ich selbst bin, viel zu stolz gewesen, um in anonymen Pamphleten Leute zu verhöhnen; wenn, dann tat er’s, und besser, mit Gesicht); also abgesehen davon, daß ich diese Kommentarfolge gern löschen möchte, weil sie mir die Freude an einer gelungenen Arbeit kaputtmacht; wenn der jetzt darauf gelegte Link nicht mehr funktionieren wird, dann wissen Sie, warum; – abgesehen davon also kam ein wundervoller Brief des >>>> Elfenbein-Verlegers, der die BAMBERGER ELEGIEN nun vollständig nocht einmal gelesen hat:

(…) dass ich Ihren Text ganz und gar nicht “zu konservativ” finde (hatte A*** R*** sich so ausgedrückt?), er ist vollkommen neu, so etwas habe ich noch nie gelesen (…). Und die Form, wenn auch so klassisch, wirkt im Gegenteil absolut adäquat, wie neu erfunden. Chapeau für diese Elegien. Das ist wirklich 21. Jahrhundert! (…) Mein Gott, jetzt gibt’s also neben >>>> Holbeins “Uliversum” noch einen Kosmos ANH, der teilweise im Elfenbein Verlag erscheint. Also: Ich mach das Buch, ganz bestimmt! (…)

Daß mich dieser Brief ausgerechnet in Paris erreicht, wo ich mich wohlfühle wie seit langem nicht mehr und wo ich mit der Chapelle-Erzählung soeben, nach derart, scheint’s mir, langer Zeit, wieder einmal eine wirkliche Prosa geschrieben und als Rohling auch sogleich abgeschlossen habe!

Eingeschlafen bin ich heute nacht erst gegen zwei Uhr; ich sag nur: Löwinnenträume. Dazu lag die Hitze wie ein gepolstertes Brett nicht nur über dem Bett, sondern auf mir. Dann aber sackte ich in einen enorm tiefen Schlaf, aus dem mich der Ifönchen-Wecker um sechs Uhr herausholen wollte, aber bis halb sieben vergeblich.

Die Taube, ein Tauberich, ist wieder da. Beobachtet mich. Mache ich mir etwas vor, wenn ich dem Eindruck anhänge, er habe die Augen des Gräfin?17.15 Uhr:
[L’Excentrique.]
Ziemlich durchgeschwitzt zurückgekehrt, es ist ein rasender Sommer, der mir völlig entspricht; ich drehe in der Hitze ja immer erst richtig auf. Dazu die Begegnung mit G., die ich, um in der Erzählung zu bleiben, Marguerite nennen will. Unwahrscheinlich, daß ich sie wiedersehen werde, aber es ist eine dieser Begegnungen, die kein Mann je vergißt, und wahrscheinlich vergessen auch Frauen so etwas nicht. Ich stand vor einem d e r Orte geradezu klassischer Imaginations-Stimuli, hier nämlich:Einige Zeit stand ich da und schwankte, ob ich die Klinke drücken solle, es reizte, aber ich hätte den Fantasiefluß, der durch mich hindurchströme, ungern ernüchtern lassen, war also wirklich unschlüssig. Da fühlte ich mich beobachtet, unausgesetzt beobachtet und drehte mich um. Es war eine junge Schwarze – wobei „schwarz” ein ganz falsches Wort für diese Hauttönung ist, das an ein sehr dunkles Gold erinnert, obwohl auch „Gold” nicht stimmt, aber etwas über den Schattenglanz sagt, den die freien Schultern in meinem Blick annahmen; hinzu kam, daß der Gesichtsschnitt viel eher europäisch als schwarzafrikanisch war, das Haar freilich tief schwarz, bis zur Hüfte, nicht kräuselig, sondern gelockt: eine F l u t von Haar, wie meine Imagination Flut gewesen war.
Sie hielt meinen Blick. Dann mußten wir gleichzeitig lachen, nicht laut, aber voll von diesem wechselseitigen Einverständnis, das über alle Kulturen hinweg gilt, wenn eine Frau und ein Mann, bevor sie sich erkennen, sich erkennen.
Nun geschah das Seltsamste, das in dieser Situation zugleich das Allerselbstverständlichste war. Sie stand auf, sie hatte in dem Straßencafé gesessen, ich ging ihr entgegen. Die Straße war nicht sehr befahren, dennoch kam in diesem Moment ein Auto, das aber einfach direkt vor uns stehenblieb, als wir uns mitten auf ihr trafen und uns ansahen. Wir blieben vielleicht eine Minute, vielleicht auch zwei, da stehen in der Hitze, der prallen Sonne. Der Fahrer des Autos war nicht nur geduldig, nein liebevoll, so stell ich’s mir vor, amüsiert. Dann brachen unsere Blicke, der Frau und meiner, wieder in dieses Lachen, sie lachte jetzt wirklich, irre weiße kräftige Zähne waren das. Sind das. Und ich war gar nicht verwirrt.
Also was geschehen m u ß t e: Sie wies auf die Imaginationstür. „Ce qui veut m’aimer, doit me suivre”, sagte sie und schritt an mir vorbei, wobei sie meine Schulter streifte. Ich drehte mich ihr nach. Sie hatte einen Schlüssel aus ihrer Korbtasche gezogen, und das Auto setzte sich wieder in Gang. Zehn Meter weiter hupte es zweimal: das war ein Gruß, war ein durchweg heiteres „bonne chance!”, einfach einverstanden mit diesem Zwischenhalt der Welt.
„Marguerite”, sagte ich.
„Ayana”, sagte sie mit der französischen Betonung, wobei sie es hinbekam, den Namen mit einem eigenwilligen Schnalzklang zu rhythmisieren. „Et tu t’appeles?”
„Alban”, mit dem nasalen, zu einem offenen „o” gehobenen Endlaut.
Sie war nicht teuer. Das Geld diente eher der Wiederherstellung einer Distanz, die beiden Menschen ihre Freiheit zurückgibt.

Seit Viertel vor fünf bin ich wieder hier. Vom Gräfin hat mich noch keine Nachricht erreicht. Einige Bilder mehr habe ich während meines Flaneurements gesammelt und fotografiert, die ich teils in die Saint-Chapelle-Erzählung einfügen, teils aber auch für den Roman archivieren will. Abermals kam ein Brief von Elfenbein: Treffen nächste Woche. Und morgens mit meinem Jungen telefoniert; als ich sagte, ich riefe aus Paris an, jubelte er ins Telefon: „Geil!”

20.12 Uhr:
Bis eben durchgearbeitet, jetzt gehe ich etwas essen. Habe ein s e h r kleines Lokal entdeckt, draußen stehen nur zwei Tischchen und an jedem zwei Stühle. Mein Typoskript nehme ich mit. Mir ist nach einer Flasche weißen, sehr gekühlten Weines. Wenn ich zurücksein werde, packe ich meine Sachen zusammen und sorge hier für Ordnung – ich bin nicht gern ein nachlässiger Gast -, und danach will ich noch einmal diese unfaßbare Badewanne benutzen, wenn auch, leider allein. Ich hätte so gern die Löwin hier… aber auch, wenn Ayana jetzt klingeln würde und >>>> der „Freund” dort hätte recht (préfecture de police ist freilich deftig)…

21.15 Uhr:

:23.16 Uhr

Zusammenpacken. Keine Nachricht von dem Gräfin. Baden. Unbedingt baden. Um 4.30 Uhr aufstehen und los. Leserin: morgen wieder aus Berlin.

26 thoughts on “Pariser Arbeitsjournal: Donnerstag, der 1. Juli 2010. Ganz unvermittelt mit den Bamberger Elegien wieder, abends. Und daß ich, in Ruhe gelassen, arbeiten will. (Qui m’aime me suive).

    1. es heisst richtig … von Löwinnen träumen, aber es mit jungen Gazellinnen treiben … auf Paris übertragen bedeutet dies widerrum, möglichst viele unschuldige Zimmermädchen zu verführen!
      Obwohl, ich weiß garnicht, ob Dingsbums als bekennender BDSM `ler überhaupt weiß, was zärtliche & erotische Verführung in absoluter Vollendung ist?

    2. Zimmermädchen unschuldig? Dass ich nicht lache.
      Zur Vollendung der Verführungskünste kann ich – bei meiner Mähne! – nur sagen, selbst die Gnus haben das hier drauf. (Nicht, dass es ihnen was nützen würde.)

    3. @Löwenmähne. Als ich 1985 eine Zeit lang in Afrika war, Südafrika und Botswana, da dichteten meine damalige Lebensgefährtin und ich, um uns die wirklich langen Autofahrten zu verkürzen, permanent Tiergedichte für Kinder. Im nächsten Jahr wird daraus – fast zwei Dezennien später – ein Kinderbuch erscheinen. Ich erzähle das hier freilich nur, weil ein Gedicht selbstverständlich den Gnus gewidmet war. Es ging so:

      Das wilde blaue Biest*, das Gnu,
      das flüchtet vor uns immerzu.
      Wer jemals ein von einem Löwen gerissenes Gnu sah, versteht sofort, daß das Tier damit recht hatte. Sie können Schädel finden, nicht nur von Gnus, auch von Büffeln, deren ganzer vorderer Teil mit einem einzigen Biß weggerissen wurde.

      (*: In Südafrika wird das Gnu Wilde Bluebeast genannnt;
      daher das Sprachspiel.)
  1. Se prennent garde, monsieur Herbst? Ce qui se vous passe à Paris, tout de Le Duchesse peut être provoqué. Vous avez payé combien Ayana ? Tenez-vous la rencontre, vraiment, pour un hasard ?
    (Un ami)

    1. Cher “ami”, bitte sehen Sie es mir nach, daß ich Ihnen auf Deutsch antworte, aber eine Antwort scheint mir hier wenn nicht nötig, so doch aus Höflichkeit nötig zu sein. Zumal mir Ihr Kommentar wie eine Warnung vokommt. Und in der Tat, Ihr Gedanke, Ihre Vermutung – oder soll ich “Verdacht” schreiben? – hat mir kurzfristig einen Schrecken bereitet. Andererseits, sollte Mme A. von Le Duchesse, sagen wir; geschickt worden sein, inwieweit wäre das wohl eine Gefährdung? Zeigte es nicht vielmehr, daß meiner Auftraggeberin Noblesse sich jeglichen Dankes dafür enthalten möchte, wie weitgehend sie um mein Wohlergehen besorgt ist – jenseits allen nüchternen Geldverkehrs?
      Sollte Mme A. erneut in einen meiner in Zukunft ja anstehenden Pariser Aufenthalte treten und abermals darin mit diesen weißen Zähnen lachen, dann freilich werde ich zwar nicht zurückhaltend, aber doch etwas klüger sein, als ich es vielleicht heute nachmittag war.
      Ich danke Ihnen.
      ANH
      >>>> Herbst & Deters Fiktionäre

  2. Der Bub jubelte ins Telefon: „Geil!” Sie war nicht teuer.
    Das Geld diente eher der Wiederherstellung einer Distanz,
    die beiden Menschen ihre Freiheit zurückgibt.

    1. Edith, so ist es. So w a r es. (Ich dachte mir schon lange: Sie haben ein moralisches Problem. Deshalb verstehen Sie auch gar nichts von Literatur – und schon gar nichts von den Dichtern.)

    2. So war es. @Herbst Für mich als Leser stellt sich die Frage überhaupt nicht. Literarisch i s t es noch immer, und zwar nicht, w e i l sie davon erzählten, sondern w i e.
      Wie sie im Leser (und offensichtlich auch in der Leserin) Erwartungshaltungen erzeugen, die Sie dann “enttäuschen”, dabei gleichzeitig das Thema “Sex für Geld” in ein komplett neues Licht stellen – das macht den Text für mich wahr: So erzeugt Literatur Realität.

    3. Kein Licht Ob es so war, die Frage stellt sich für mich als LeserIN auch nicht. Einspruch aber erhebe ich gegen die Aussage, Herbsts Darstellung stelle das Thema “Sex für Geld” in ein neues Licht. Was da geschildert wird, wiederholt einen (männlichen) Topos, wie in er Schrift und Bild z a h l l o s schon a l s Paradox der “käuflichen Liebe” dargestellt wurde: die männliche Faszination daran, sich die bezahlte Frau als freiwillig gewogen zu phantasieren. Immerhin: der Erzähler hier imaginiert sich nicht als “Retter”. (So billig – wie sie – ist er dann doch nicht.)

    4. @MelusineB. Nicht Licht, sondern Sprache Mein Kommentar sollte in keiner Weise ein moralisches Urteil abgeben, sondern betraf die Erzählstruktur. Darin sehe ich Wahrheit. Nochmals, nicht im Erzählten, sondern in der Erzählweise. Sie hat mir etwas zugänglich gemacht, zu dem ich übers Denken keinen Zutritt habe.

    5. @Markus A. Hediger Auch mir geht es nicht um ein moralisches Urteil, sondern um die Erzählung. Ich glaube sogar, dass die Darstellung “der Hure” in der (männlichen) Kunst und Literatur für die Selbstverständigung von Männern in unserer Kultur (gerade auch mit Blick auf “die Liebe”, die in dem, worum es hier geht, ja auch Kultur und nicht Natur ist) wichtig war (und vielleicht ist). Aber sie stellen im B i l d der käuflichen Frau eben sich und nicht diese dar. Das Bild, das Herbst hier gibt, scheint mir so neu nicht. Aber ich bin bereit, mir “das Neue” zeigen zu lassen. 🙂

    6. @MelusineB und Hediger. Einwurf des Autors: Nein, neu ist diese Szene nicht, ganz bestimmt nicht und ist auch nicht als etwas Neues gemeint. Wollte einer immer nur Neues erzähle, ginge die Kontinuität verloren und damit jede Möglichkeit, überhaupt etwas Wahres zu erzählen – einmal abgesehen davon, daß man in einer n u r-neuen Erzählung ein Neues gar nicht wahrnehmen könnte. Melusine hat selbstverständlich recht, daß an der entsprechenden Stelle ein alter Topos, der sicherlich männlich-projektiv ist, angespielt wird, wenn auch die Situation, wie sie mir begegnete, von mir aus überhaupt keine Absicht hatte; ich wußte wirklich erst nicht, daß es um Geld ging – übrigens um sehr wenig Geld, wie ich ebenfalls angedeutet habe. Der Betrag hatte eine “Höhe”, die auf eigenwillige Weise eher A.’s Gesicht wahrte, als tatsächlich hätte ihren Einkünften zugerechnet werden können.
      Dies nur, weil ich eben noch mal abschließend, für j e t z t abschließend, in Die Dschungel sah. Ich >>>> muß los; lieber sitze ich gleich anderthalb Stunden an Orly Sud herum, als abermals nicht mitgenommen zu werden.
      Herzlich,
      Ihrer beider
      ANH

    7. @MelusineB. Da ist mir der Autor zuvorgekommen und hat mich ins Leere laufen lassen… Immer wieder gut, wenn man von seinem hohen Ross sich versteigernder Überlegungen gestossen wird 🙂

    8. @ Markus A. Hediger Mich hätten sie schon interessiert, Ihre Überlegungen – verstiegen oder versteigert :).

      Meine sind so: Es ist dieser Topos eben auch deshalb so interessant, weil er etwas fasst, was in unserer Kultur das Geschlechterverhältnis insgesamt betrifft: dass “romantische Liebe” (mit allen dazu gehörigen Paradoxien) realiter verwickelt ist in Handels- , Eigentums- und Machtverhältnisse, in denen Frauen Tauschobjekte sind. Auch hier: Verstehen Sie mich nicht falsch – ich denke keinesfalls, dass nur die Frauen Opfer dieser Verwicklung sind. Vielmehr erschöpf t das bürgerliche Geschlechterverhältnisse gerade auch den Mann, der der Frau, die ihre Freiheit gegen ökonomische und soziale Sicherheit an ihn verkauft hat, nie trauen kann.

      So kommt es, dass “in der Kunst seit dem Expressionismus (…) die Hure zur Schlüsselfigur geworden, (…) weil einzig an der Schamlosen das Geschlecht ohne ästhetische Beschämung noch gestaltet werden kann.” (Th. W. Adorno: Minima moralia)

      Es entbehrt vor diesem Hintergrund nicht einer gewissen Komik, dass der Autor der Erzählung s i c h als (realer) Mann zu rechtfertigen sucht: “…ich wusste wirklich erst nicht, dass es um Geld ging…”

    9. Sie werden verstehen, lieber Herr Herbst, liebe Mitlesende, daß ich empört bin über die “Entführung” meines Namens. Besagte “Edith88” collagiert da in einer Art Ihre Aussagen, die meine Zustimmung jedenfalls nicht findet. Mich, wenn ich mich dazu schon äußern darf, interessiert weder der vorgeschobene Moralismus noch die Pathologie monetariserter Geilheit. Was mich interessiert ist die Reinheit der Liebe, sei es zum Sohne (immer wieder blitzt sie im heiteren Wechsel zur Frau Löwin auf), sei es zum Cent (der sich immer wieder und auf verschlungene Wege als Tauschwert zu vielerlei Genüssen erweist). Diese Reinheit ist allein vergleichbar mit der stillen Flamme einer Kerze, die auf einem Altar zur Lobpreisung entzündet wird. Hinter der (gespielten) Ruppigkeit des Autors ist eine Unbedingtheit der Zärtlichkeit erkennbar, die dennoch und erstaunlicherweise auf kurzen, aber auch sehr festen Beinen steht.

    10. @MelusineB. Edith88 bringt zum Ausdruck, was ich eben auch mitempfunden habe bei diesem Text: “Hinter der (gespielten) Ruppigkeit des Autors ist eine Unbedingtheit der Zärtlichkeit erkennbar”.
      Man darf ja nie vergessen, dass Herbst mit allen schriftstellerischen Wassern gewaschen ist und man wäre da schon fahrlässig, behielte man das nicht immer im Auge – gerade wenn er über sogenannte Reizthemen schreibt.

    11. @Fahrlässsig will ich wirklich nicht sein. Herbst ist i m m e r Autor; Sie haben recht, beide. Aber es ist auch er, der damit spielt, dass er sich a l s realer Mann ausgibt und das, was er erzählt, als Realität. Und dieses Vexierspiel ist – als Literatur – auch komisch, finde ich. (Ich mag ja komische Literatur. :)) Er spielt nämlich beides: die Ruppigkeit und die “unbedingte Zärtlichkeit” – was sie nicht unwahr macht. Es sind “Gesten” im Sinne Vilém Flussers.

      Als lesende Frau allerdings interessiert mich diese Geschichte aus der oft wiederholten, männlichen Perspektive nicht mehr.

    12. @gelöschte Kommentatoren Es wäre schön, wenn die, die meinen, ich sei “ausgebildeter Priester” (was ich sehr gerne wäre), aber nicht so weit gehen, mich einen “Schweinepriester” zu nennen, das auch auf meinem Weblog kommentieren würden. Dann könnte ich das nämlich dort stehen lassen. Anonym kommentieren kann man auch dort.

    13. Sorry … aber ich wusste weder, dass sie katholisch sind, noch dass sie ein angeblicher “Schweinepriester” sind! – Obwohl ich ein bekennender Symphatisant in Sachen “Anti-Christentum” bin – weil ich dieses ohne Vorbehalt für das historisch grösste Verbrechen an die Menschlichkeit halte – hege ich durchaus Symphatien für gewisse Abweichler, die etwas von der Materie verstehen, aber letztendlich doch nur Querläufer ihres Irrglaubens sind, den man ihnen sozusagen mit der Muttermilch eingeflößt hat.

    14. der vorteil … auf dieses blog liegt doch auf der hand, woanders wird sofort blindlings & gnadenlos gelöscht, ohne überhaupt eine reaktion abzuwarten – und hier werden kommentare zumindest auf ihre kurzeitige haltbarwertigkeit geprüft …

    15. Von Ihnen,@Zuckerhut, habe ich garantiert noch keinen Kommentar gelöscht. Gnadenlos, das müssten Sie inzwischen doch begriffen haben, täte ich es ohnehin nicht.

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