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Nicht nur einer Verwaltung aber hat sich >>>> Eigner nie eingepaßt, sondern überhaupt keiner Sozialerwartung – nämlich weil eine jede solche eine Gesellschaftserwartung ist und weil jede diese das Ergebnis eines, mit Adorno gesprochen, universalen Verblendungszusammenhangs. Eigner läßt sich nicht täuschen, auch nicht von seiner unfraglichen „Nähe zum Volk”: Kunst f ü r den Arbeiter muß notgedrungendermaßen Kunst g e g e n ihn sein, nämlich gegen seine Bedürfnisse nach Verschleierung und Befriedigung, kurz: nach Entertainment. In diesem Sinn ist Eigners Dichtung elitär. Aber sie hält ein Elitäres am Leben, das den Menschen-als-befreiten vertritt und so lange auf der Vertretungsscholle stehen bleibt, sie für den, sagen wir, „Arbeiter” so lange als Brückenkopf besetzt hält, bis der dort selber ankommt. Ohne Frage, das ist auch arrogant, doch diese Arroganz ist ein Gebot abermals der Menschlichkeit. Daß mit einer solchen Position weder in den „revolutionistischen” Aufbruchsjahren der 70er – ecco!: Staat zu machen war, noch „Solidarität”, liegt auf der Hand. Sie eignete sich aber ebenso wenig für die Kunstförderung aus privater Hand, weil Eigner zu deutlich dafür einsteht und stand, daß Kunst „z e r s e t z t. In einer lebensfeindlichen Umwelt muß Kunst radikaler sein denn je; sie muß destruktiv und subversiv sein. Kunst (…) ist die Stadt-Guerilla des Wohlstands”, Eigner 1976. „Ich schreibe, weil ich sonst Bomben legte”, sagte er zu anderer Gelegenheit und wurde dafür vom Betriebstisch gefegt. Man vergesse nicht, in welche Herbstzeit auch dieser S a t z hineindetonierte.
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>>>> Gerd-Peter Eigner.