Herrin und Knechte.

Ich nenne -> DIESE Aufzeichnungen Mysterien –> DESHALB; ich nenne sie Mysterien, weil die Kreise, die abgeschritten werden, mystische sind: nicht magisch, es ist keine Zauberei dabei, nichts Uebersinnliches, sondern das Sinnliche selbst ist das Mysterium. Es entsteht aus einem Klang, den die Widersprueche erzeugen, Engelsharfen der Unmoral. Es ist ja nicht so, dasz wir gerettet wuerden, weil wir sublimieren, sondern weil wir sublimieren koennen, indem wir uebertreten. Es ist, wie wenn man etwas nicht essen mag, nicht Innereien essen mag, der Konsistenzen halber, die wie ein uebler Geschmack sind; doch da ist in einem Essen eine Spur davon drin, und wir werden selig: haut goûts der Anthropologie, Rauesche reinigender Demuetigungen. Religionen wissen davon seit je. Nicht selten hoeren wir von Ekstasen durch Geiszeln, besonders die christliche Ueberlieferung ist voll davon. Beschmutze dich, miszbrauchtes Geschoepf, rueckenunter hinabsinken, Schlamm und Geburt, Blut und Urin und der Schmerz! Dann reinige dich. Wasche es ab, steige, Entsteigende, auf: aus der Katastrophe Meer. Ich nenne –> MEINE AUFZEICHNUNGEN Mysterien, weil dies in ihnen bewahrt und weil dies verkuendet wird. Die Anstaendigkeit hat davon alles Bewusztsein verloren; indem die emanzipierende Demokratie den Menschen plan macht, vernuenftig und zu einem pragmatischen Rechtsobjekt, nimmt sie ihm mit seiner zugleich politischen Befreiung die Moeglichkeiten, sich zu erloesen. Erloesung ist metaphysisches Freisein; ein Recht zu haben, ist ein soziales. (In der Tat ist auch die Devoteste aktiv, denn sie laeszt zu; sie handelt, indem sie Verfuegung ueber sich abgibt. Sie sagt: Tu mit mir. Er fuehrt nur aus, auch wenn er selbst den Anstosz gab. Reine Masochistinnen spannen den Rahmen noch schaerfer, in den sie sich spannen: der Mann wird zu ihrem Werkzeug.)

8 thoughts on “Herrin und Knechte.

  1. Sie sollten auf Ihre Stimme achten, immerhin ist sie versichert 🙂
    und jetzt fangen Sie auch noch an der Mayröcker dasz dasz zu stehlen,
    das ist aber nicht nett von Ihnen und erreichen können Sie
    ohnehin nichts damit, weil schlechte Literatur bleibt schlechte
    Literatur, egal wie oft mein sein Finger reinsteckt, auch wenn es
    der Elfte ist

    1. @ Harmoniumengel Auch wenn mir die normative Rigidität durchaus nicht gefällt, die Vergil an den Tag legt, und schon gar nicht sein Mystizismus, wo wahrscheinlich nichts anderes als banale Prägungen wirken, die sich entladen, obwohl mir das also überhaupt nicht gefällt, habe ich doch den Eindruck, er weiß, wovon er spricht. Diesen Eindruck macht Ihr Kommentar ganz und gar nicht. Vergil ruft aus dem Rohr einer Tiefe, die er freilich für Höhe ausgibt, während Sie in ein ganz anderes Rohr zurückrufen, das flach auf dem Boden liegt und wie eine Pipeline aussieht. Immerhin ist “wie oft mein sein Finger” eine sehr ausgesuchte Formulierung. Das ist nicht kritisch gemeint, denn auch, ob Vergils Text Fiktion ist, finde ich nebensächlich, ebenso wie Ihre Ansicht, dass er schlechte Literatur ist. Bei ihm ist Akzeptanz da, bei Ihnen Abwehr. Das ist mein Eindruck.

    2. Ihr Kommentar hat Tiefe, das kann man spüren. Ja, man kann Sprache spüren, dort oben spüre ich nichts und ja, wahrscheinlich haben Sie recht, das Beste ist etwas
      kluges zu sagen oder zu schweigen, aber mir fiel gestern nur so etwas schnottriges ein, ich hätte es nicht wegschicken sollen.

    3. Möglichkeiten Das ist das, was ich an den Dschungeln so schätze. Es werden immer wieder Möglichkeiten durchgespielt, aber mit dem nötigen Ernst, um sie wirken zu lassen. Es ist wirklich egal, ob das immer auf einer Wahrheit beruht, die ich sowieso nur in Häkchen sehen kann. Wäre hier auch nur die Spur von Ironie, wäre das alles nichts wert. So aber kann ich mich daran positionieren. Das gefällt mir. Ich finde auch wirklich nicht wichtig, ob das immer gleich grosse Literatur ist. Ausserdem kann es doch gerade ein Zeichen von “hoher” Literatur sein, wenn es nicht so daherkommt, es kann doch einfach Rollenprosa sein. Und natürlich gibt es Cluster von Gebieten, die beobachtet werden. Deshalb komme ich auch immer wieder her. Persönlich glaube ich, dass Peregrinus recht hat, der immer wieder so darauf besteht, dass das alles Teil von Romanen ist. Aber abgesehen davon würde ich Vergil gerne einmal persönlich begegnen, wenn es ihn geben sollte.

  2. @Engel aus Harmonium Sie scheinen Ihre körperlichen Gegebenheiten zwar zu kennen, leugnen sie entweder, oder wenden sie nicht so an, wie es Sie gelehrt wurde. Was brachte E r Ihnen bei?… nehmen Sie Ihre linke Hand, fangen Sie am Daumen an zu zählen:

    10,9,8,7,6… dann nehmen Sie Ihre rechte Hand, zählen diese fünf Finger dazu, dann finden Sie den Elften. “Mein s e i n Finger”… Sie wissen das also ganz genau, und wozu brauchen Engel den Elften?… um ihn in die Wunde zu legen.

    Und noch etwas, Engel bewerten Literatur grundsätzlich nie, sie sind immer dann zur Stelle, wenn der Dichter den Titel seines Gedichtes erringen muß. Um jedes Stück, welches der Engel dem Dichter aus dessen Herz reißt, ist dieses umso schöner. Engel verwunden, kämpfen, verursachen Narben, aber sie siegen nie.

    Mir scheint, Sie haben Ihre Aufgabe gänzlich mißverstanden.

    1. Sie haben vollkommen recht “Literatur” werden tatsächlich selten von Engeln bewertet….aber ich bin jetzt still, sonst bekomme ich noch einen Flügel abgenommen….

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