Arbeitsjournal. Dienstag, der 18. März 2008.

5.15 Uhr:
[Arbeitswohnung. Maurizio Kagel, Aus Deutschland, Liederoper (1981).]
Gestern den ganzen Tag über dann nur Am Terrarium gewesen; richtig arbeiten konnte ich aber nichts, jedenfalls bekam ich nicht viel zuwege. So griff ich dann immer wieder zum Cello, nachdem ich die Unterrichtsstunde meines Jungen an seiner Statt wahrgenommen und einiges mit der rechten Hand zu tun hatte: Es ist schon so, wie ich dachte, die Beweglichkeit ist arg eingestarrt; da wird noch viel viel Übung nötig sein, bis ich allein den Bogen richtig werde halten können. Und das muß einer können – die rechte Hand ist der Künstlers, die linke, heißt’s, des Handwerkers -, der einen schönen Ton hervorbringen will. So kam ich über der Überei auch gar nicht mehr >>>> an den Littell; wenngleich Diskussionsfutter jetzt schon genug ist. >>>> VOLLTEXT mag einen Essay über den Littell von mir haben, glücklicherweise erst für die übernächste oder eine noch spätere Ausgabe. Für die nächste habe ich allerdings nun eine andere, diese längst überfällige Rezension abzugeben, von der ich hier noch immer nicht sagen mag, um welches Buch es sich handelt. Das hat Freundschaftsgründe. Bis zum Freitag muß sie geschrieben sein. Ich will das heute tun. Zu alledem wird in den nächsten paar Tagen ein Riesenstapel Buchfahnen ankommen, weil ich trotz unseres politischen Dispenses für den >>>> FREITAG den neuen Pynchon rezensieren soll. Da werd ich mich dann Hals über Kopf hineinstürzen müssen. Interessanterweise hat Theweleit Pynchon zu Littell in Bezug gesetzt (ich weiß, was er meint, und w a s darin: >>>> Gravity’s Rainbow); ein Gedanke, den ich auch schon gehabt habe, wiewohl beide Bücher in ihrer Ästhetik enorm auseinanderklaffen.
Ein >>>> Gedichtchen gelang mir gestern noch, jedenfalls bekam ich seine Skizze hin. Und ein sehr fisseliges Problem in der fünften Bamberger Elegie hab ich immerhin noch, nachmittags, gelöst. So bleibt die Arbeit momentan kleinteilig, wo ich mich doch heftig je auf eines werfen, mich je konzentrieren sollte.
Abends traf ich den Profi in AN EINEM SCHÖNEN SONNTAG IM AUGUST, „du siehst müde aus“, sagte er, „oder hast du was?“ „Der Littell geht mir sehr nach“, antwortete ich, „und es ist s e h r viel Arbeit.“ Er reiste gern mit mir für eine Woche nach Sizilien. „Kannst du dir die freimachen? Ich bezahle das auch gerne.“ „Nicht vor Mai/Juni, bis dahin muß alles stehen, was im Herbst erscheinen soll. Und das ist ja einiges.“ „Red mal mit ***, vielleicht geht’s ja doch.“ „Es ist obendrein noch die Nachlaßsache meiner Mutter zu regeln, ich weiß wirklich nicht.“ Und würd doch selber gerne.
Dann stieß >>>> Titania hinzu, die seit gestern in Berlin lebt und ihren ersten Arbeitstag nach dem Studium hatte. Aber ich gab auf, so müde war ich und wollte nur noch zu Bett. Schritt durch die wieder kaltgewordene, fieskalt gewordene Nacht. Ich brauche so sehr Frühling, Wärme. Also ran ans Werk. Frühling ist i n n e n. Oder nirgends.

8.13 Uhr:
Sehr gut vorangekommen, die Rezension ist bereits zu 2/3 im Entwurf fertig. Deshalb jetzt die erste Cello-Pause. Den Strich üben. Bis sowas gegen 9 Uhr. Dann weiter am Text.

11.24 Uhr:
[Mauricio Kagel, Sankt-Bach-Passion.]
Neben Bernd Alois Zimmermanns Ekklesiastischer Aktion gehört diese Komposition, Kagels Trauermusik für Johann Sebastian Bach, für mich zu den ergreifendsten Musikwerken des Zwanzigsten Jahrhunderts überhaupt.
Die >>>> Rezension ist, bereits in einer Ersten Fassung, fertig und soeben ausgedruckt. Jetzt les ich noch einmal auf dem Papier, laß sie dann liegen, halte meinen Mittagsschlaf, lese noch einmal und lese heute abend zuhause vor, damit ich sie dann morgen in Zweiter Fassung abschließen und an >>>> VOLLTEXT wegschicken kann. Das wäre dann ein erster Haken hinter meiner Arbeitsschütte.

23.29 Uhr:
[Am Terrarrium.]
Ich >>>> lese und lese, merke zugleich mit der Spannung auch deutlich die Müdigkeit, die einem die Augen vor den Greueln zufallen läßt. Doch spüre ich genau: das ist eine Abwehr, die mein ÜberIch entwickelt und durchsetzen will. Wohinter auch ein Angst steckt. Ich will darüber aber nicht jetzt, sondern will darüber morgen vormittag schreiben, wenn wieder etwas Abstand hergestellt ist und ich, eben, nicht so müde bin.

Die Geliebte ist mit einer Freundin aus; mein Junge und ich haben gemeinsam von sieben bis acht Uhr Cello geübt. Dann schlug ich einen Leseabend vor; er auf dem einen, ich auf dem anderen Sofa’chen. Bis halb zehn hielt er durch, dann bracht’ ich ihn zu Bett. Es sind ja Osterferien.

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