Jonathan Littell. Die Wohlgesinnten. Lesenotate (1). Iris Radisch.

Wenn >>>> Iris Radisch ein Buch „mit Schaum vorm Mund“ (Delf Schmidt) verreißt, dann ist das immer ein unabweisbares Zeichen dafür, daß man es lesen muß. So war es im Fall Elfriede Jelineks, so war’s im Falle Sascha Andersons (der bei aller moralischen Verfehlung ein Dichter eben b l e i b t), so war es auch in meinem Fall, 1996 in Klagenfurt, mit >>>> THETIS. Man mag solch ein Buch nicht einmal selber mögen, irgend etwas ist dann dennoch daran, und zwar unbedingt; w e n n man es mag, dann sowieso. Vorausgesetzt, wohlgemerkt, daß Iris Radisch wütend verriß; ansonsten kann man sich selbstverständlich auch irren. Wobei für >>>> d i e s e s Buch „mögen“ ganz sicher ein heikler Ausdruck ist, der nämlich hier bedeutet: Es läßt einen nicht nur nicht unberührt, sondern wühlt in einem herum. Da Literatur nun, insoweit sie Kunst ist, immer pervers ist, führt sie zu Genüssen, die an ihrem Grund nicht erlaubt sind. Es sind Übertretungen. Ich habe nach den ersten gelesenen Seiten die Ahnung, solch eine Übertretung liege hier vor, und sie sei ungeheuer.

P.S.: Ich les mich gerade durch des >>>> Perlentauchers Resümmationen der bislang erschienenen deutschsprachigen Rezensionen hindurch. Komplette, massive, allgemeine Ablehnung des Buches, oft mit irrational-wütendem Unterton, öfter noch Ekel – und frage mich, was ausgerechnet >>>> Jorge Semprun, wenn diese alle stimmen sollten, dazu gebracht haben mag, über den Roman zu schreiben, es sei das Ereignis unserer Jahrhunderthälfte?
Da lauert etwas.

>>>> Littell 2

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