Virtuelles Seminar. Die dritte Aufgabe.

Es ist ein sehr früher Morgen im endenden Winter. Ein sehr alter Mensch erwacht, es wird Frühling, aber er/sie kann sich nicht mehr bewegen. Beschreiben Sie sein/ihr Erwachen in einem inneren Monolog. Deutlich werden sollte, w o dieser Mensch erwacht, also ob auf dem Land, ob in einer kleinen, einer großen Stadt, ob er/sie allein oder in eine Familie eingebunden ist; es kann auch ein Stadtstreicher in einem Heim oder an einem Bahnsteig oder am Straßenrand sein. Aber bleiben Sie bitte in einer (nord)europäischen Gegend.
Bitte erst einmal nicht mehr als 1800 Zeichen.

55 thoughts on “Virtuelles Seminar. Die dritte Aufgabe.

  1. Entschieden Entschieden
    Ellenbogen robben sich durch Brennnesselbüsche. Es brennt und juckt. Der aufgeweichte Waldboden wird meine Matratze, das Laub meine Decke, das Jucken bleibt. Ich wache auf und will mich kratzen. Es geht nicht: Meine linke Hand lässt sich nicht zum rechten Ellenbogen führen. Schlaftrunken will ich die Augen öffnen, mich aufsetzen, sehen, was nicht stimmt, aber die Lider bedecken bleiern die Augäpfel. Ich muss noch träumen.
    Nach längeren Nächten in diversen Technoclubs habe ich manchmal solche Träume, ein Therapeut erklärte warnend, das sei ganz charakteristisch nach der Einnahme von Amphetaminen. Mir fällt ein, dass ich abends um 19 Uhr mit einem Buch, einer Wärmflasche und meiner Frau zu Bett gegangen war und seit Jahrzehnten keine Diskothek mehr betreten habe.
    Neben mir ist keine Präsenz eines anderen Körpers zu erfühlen, sie muss schon auf sein. Ich will sie rufen. Was jedoch sollte ich sagen? HILFE, ICH KANN MEINEN ELLENBOGEN NICHT KRATZEN. Das ist doch verrückt. Niemals möchte ich sie mit solchen Lapalien belästigen, wenn sie gerade mit ihren Vormittagsbesorgungen zugange ist, Möglicherweise hat sie schon das Haus verlassen und schlendert die Zeil entlang. In diesem Fall könnte sie mich sowieso nicht hören. Ich beschließe, nicht zu schreien.
    Die Unfähigkeit sehen zu können, ob die Sonne scheint, das Bett neben mir gemacht ist, sich über Nacht kleine Luftbläschen um die Eckzähne meines Gebisses im Wasserglas auf dem Nachttisch neben dem Bett gebildet haben, verunsichert mich. Auch sind meine Glieder nach wie vor unbeweglich, Versuche, sie in wieder in Bewegung zu setzen, unternehme ich nicht. Mehr als über die Dunkelheit erschrecke ich, als ich kein Heben und Senken des Brustkorbs mehr feststellen kann, kein Einatmen und Luftausstoßen. Bin ich gestorben? Ist Sterben so? Ohne Regung liegen, die Augen fest geschlossen, nicht Atmen und dennnoch bei Bewusstsein bleiben?
    Ich bin leicht. Vielleicht schwebe ich, kein Gefühl der alltäglichen Schwere meines Körpers stellt sich ein. Bewegungslosigkeit habe ich nie so zelebrieren können wie in diesem Moment. Es bleibt doch der beste Rat, sich nicht mehr einzulassen auf SIE und die gedehnten Kaffeestunden mit IHR nach dem Mittagessen. Ich muss liegenbleiben. Die einzige Bewegung, die ich mir vorstellen kann, ist das Abstreifen eines Wollfädchens mit der rechten großen Fußzehe vom linken Fußgelenk, und da ich nicht sehen kann, ob sich ein solches an meinem Fuß befindet, wird allein das Bemühen überflüssig.

    1. @sho-shan-nah (zu Entschieden).

      Ellenbogen robben sich durch Brennnesselbüsche [:Nur die Ellbogen? Das hat eine unabsichtliche Komik.] . Es [Was?] brennt und juckt. Der aufgeweichte Waldboden wird ist meine Matratze, das Laub meine Decke, [seltsamer Anschluß hier:] das Jucken bleibt. Ich wache auf [:Das würde ich nicht deskriptiv, sondern aus der Erzählung heraus angehen, so daß man es gar nicht direkt sagen muß.] und will mich kratzen. Es geht nicht: Meine linke Hand lässt sich nicht zum rechten Ellenbogen führen. Schlaftrunken Ich will ich die Augen öffnen, mich aufsetzen, sehen, was nicht stimmt, aber [schöner wäre sowas: „ich habe Blei auf den Lidern“.] die Lider bedecken bleiern die Augäpfel. Ich muss [besser: „will“?] noch träumen.
      Nach längeren Nächten in diversen Technoclubs [:Das ist viel zu ungefähr, zu geplaudert; machen Sie das konkreter, bildhafter] habe ich manchmal solche Träume, ein Therapeut erklärte warnend [:zu erklärend, besser das auserzählen], das sei ganz charakteristisch nach der Einnahme von Amphetaminen. Mir fällt ein [zu deskriptiv. Lassen Sie dieses „mir fällt ein“ als Einfall g e s c h e h e , so daß man dabei ist, wenn dem Erzähler das einfällt], dass ich abends um 19 Uhr mit einem Buch, einer Wärmflasche und meiner Frau zu Bett gegangen war und seit Jahrzehnten keine Diskothek mehr betreten habe [:den derart spät aufblaschenden flashback-Character deutlicher machen!].
      Neben mir ist keine Präsenz eines anderen Körpers zu erfühlen [:Das ist von der Erzählung viel zu weit weg; versuchen Sie, nicht ü b e r das Gefühl zu schreiben, sondern ihm selber Ausdruck zu verleihen.]., sie muss schon auf sein. Ich will sie rufen. Was jedoch sollte ich sagen? [:Papier. Sie sind in der Person nicht drin. – Und dann werden Sie kindlich, was Ihnen alles zerschlägt:] HILFE, ICH KANN MEINEN ELLENBOGEN NICHT KRATZEN. Das ist doch verrückt. Niemals möchte ich sie mit solchen Lapalien belästigen [:die Formulierung selbst wird ier läppisch.], wenn sie gerade mit ihren Vormittagsbesorgungen zugange ist, [Auch das d i c h t e r erzählen:] Möglicherweise hat sie schon das Haus verlassen und schlendert die Zeil entlang. In diesem [:Papier.] Fall könnte sie mich sowieso nicht hören. Ich beschließe, nicht zu schreien. Nein, ich schreie nicht.
      Die Unfähigkeit sehen zu können [:abermals: nur deskriptiv; Sie sollten aber N ä h e herstellen.], ob die Sonne scheint, das Bett neben mir gemacht ist, sich über Nacht kleine Luftbläschen um die Eckzähne meines Gebisses im Wasserglas auf dem Nachttisch neben dem Bett [:ungelenkes Satzungetüm.] gebildet haben, verunsichert mich [:auch das muß man zu spüren bekommen und sollte es nicht nur als von außen betrachete Schilderung lesen.]. Auch sind meine Glieder nach wie vor unbeweglich [:Viel zu entfernt.], Versuche, sie in wieder in Bewegung zu setzen, unternehme ich nicht. Mehr als über die Dunkelheit erschrecke ich, als ich kein Heben und Senken des Brustkorbs mehr feststellen kann [:Lesen Sie das mal laut, und Sie werden sofort merken, daß Sie der Ich-Person noch in keiner Weise nah sind; man merkt, wie Sie sich v o r s t e l l e n, solch eine Person zu sein; aber genau das darf nicht passieren, sondern der Leser muß fühlen, es spreche die Person-selbst.], kein Einatmen und Luftausstoßen. Bin ich gestorben? Ist Sterben so? Ohne Regung liegen, die Augen fest geschlossen, nicht Aatmen und dennnoch bei Bewusstsein bleiben?
      Ich bin leicht. Vielleicht schwebe ich, kein Gefühl der alltäglichen Schwere meines Körpers stellt sich ein [:abermals: Papier.]. Bewegungslosigkeit habe ich nie so zelebrieren können wie in diesem Moment [Der Satz fällt nun völlig raus; er gibt zwar nun etwas über den Erzähler preis, aber das läßt sich nicht als Characterbild spüren. Da müßten mehr Informationen hin. „Mehr Informationen“ kann aber oft auch nur eine einzige zusätzliche knappe Wendung sein.]. Es bleibt doch der beste Rat [:??? Was wollen Sie damit sagen? Wer rät oder riet?], sich nicht mehr einzulassen auf SIE und die gedehnten Kaffeestunden mit IHR nach dem Mittagessen. Ich muss liegenbleiben. Die einzige Bewegung, die ich mir vorstellen kann, ist das Abstreifen eines Wollfädchens mit der rechten großen Fußzehe vom linken Fußgelenk, und da ich nicht sehen kann, ob sich ein solches [:arg häßlich] an meinem Fuß befindet, wird allein das Bemühen überflüssig.

      Man merkt, daß Sie sich einzulassen versuchen, aber man merkt auch die Anstrengung. Das an sich wäre okay, würde sie gelingen. Tut sie aber (noch) nicht. Bitte schreiben Sie diesen Text noch einmal und lassen nur die sinnlichen Wahrnehmungen und allenfalls noch Erinnerungen zu. Vermeiden Sie die Deskription, erzählen Sie statt dessen, was tatsächlich geschieht. Wenn d a s Gerüst steht, dann können Sie es nach Bedarf auffüllen.

  2. so schnell ist das auch nicht passiert. die augen aufschlagen, das wäre ja leicht.
    sie hatten schon eine narkose, dann können sie sich das vorstellen, wie es ist, wenn man eine zeitlang ohne bewusstsein war und dann wieder aufwacht.
    dieses aufwachen ist allerdings mit bewusstseinlücken verbunden, wahrnehmungslücken.
    wenn sie schon einmal bewusstlos oder ohnmächtig oder in einer narkose waren und glauben, das sei einem koma ähnlich, dann irren sie sich.
    im koma hat man kein eigenes leben, kein eigenes bewusstes leben.
    während der zeit im koma gibt es keine lichtblicke.
    dieses gefühl, am strand zu liegen, dem schmalen steinigen an diesem gebirgssee, genau an dieser stelle, wo es etwas schlamm gibt und, wenn man hineinsteigt, nur die füsse hineintut, dann spürt man dieses pflanzengewedel oder diese glitschigen steine – es sind letzten endes gebirgssteine, genauso wie das wasser gebirgswasser ist, es kommt mit der schneeschmelze, im juni, es ist juniwasser, das von oben kommt, man spürt noch den schnee im wasser, im juni ist es noch eisig, im juli wärmt es sich auf, je nach den temperaturen, wenn es ein heisser juni war, ist es im juli schon erträglich, hat es vielleicht 16, 17 grad…
    es gibt dort auch forellen, die man sieht, wenn man auf der brücke beim hotel vorn steht – es scheint, als würden sie unter der brücke stehen, wenn sie hinuntersehen, grosse regenbogenforellen, mit ihren gläsernen augen…

    es ist nicht so schnell passiert, dass ich wach wurde.
    es hat fünf monate gedauert.
    es war keine zeit für mich, sie ist meinem körper passiert.
    doch dieses gefühl, an diesem strand zu sitzen ist irgendeinem körper passiert, nicht dem meinigen.
    er hatte das gefühl, diese wellen benässen die zehen – oder beine – und war erstaunt, dass sie so kalt sind und so beständig wiederkehren.
    dass diese wellen immer wieder nicht an die füsse oder beine schlagen in dem rhythmus, in dem mein herz schlägt, sondern daß es mein herz ist, das schlägt.

    da war ein echo, das zu hören war, als riefe jemand meinen namen.
    mein name hüpfte über das wasser, verhältnismässig laut, aus der ferne, von der hinterseite des sees, vom seewinkel her.
    es waren keineswegs die gäste, die riefen, auch nicht der wirt, sondern völlig unbekannte stimmen.
    ich hörte meinen namen, in den verschiedensten lautstärken, einmal melodisch sanft, dann wie einen knall, mein name knallte über die die wasseroberfläche; oder wie einen knall von oben, von den bergen herab.
    ich hörte also diese rufe und sah etwas auf diesem schmalen steinigen seeufer liegen, aber ich hatte keinen regelrechten köper.
    da liegt etwas – ja, dieses gefühl: etwas.
    im moment konnte ich dieses etwas weder sehen noch berühren.
    dieses phänomen: sie haben ein körpergefühl, aber nichts ist greifbar – ist ihnen das bekannt?

    dem folgte eine unbestimmte zeit, eine leere der abwechslungslosen pause.
    es vergingen wochen oder auch monate, bis wieder ein waches empfinden auftauchte.
    da sah ich mich in einem zimmer stehen, mit dem rücken zum fenster, den blick auf das innere dieses zimmers gerichtet, in dem ich die verschiedensten gegenstände wahrnehmen konnte.
    erstaunlicherweise waren es feste gegenstände, plötzlich zerflossen sie nicht, nicht unter der hand sozusagen.
    da gab es ein breites gestell, das sich später als bett herausstellen sollte, eben ein bett, in dem auch ein körper lag.
    weisses, wolkenweisses bett, bettgepluster, mit einem körper darin.
    und ich wurde mir auch der schläuche bewusst, die nach allen seiten hin von diesem körper ausgingen, die aus allen gliedmassen herauskamen.
    dieser wolkenweisse körper in einem netz aus roten schläuchen.

    es gab zeiten, in denen ich mich sehr hingezogen fühlte zu diesem körper.
    dann wiederum war er mir völlig gleichgültig, als wäre er nur tote materie.
    es gab auch diese sucht, dieses sehnen danach zu wissen, welche bewandtnis es damit haben könnte, bis ich schliesslich doch zu diesem körper kam und da auch hineinging.
    ja, ich ging hinein und in meinem körper auf.
    ich habe ihn als den meinen wahrnehmen können, indem ich den schmerz annahm: einen schmerz an allen stellen, einen wahnsinnsschmerz im kopf.
    ein reissen in alle richtungen, was mich schliesslich davon überzeugt hat, dass ich es bin, der diesen körper hat.
    dass ich nicht mehr ausserhalb bin, am gebirgssee oder am fenster und diese gestalt als eine art erscheinung betrachte, die mich nichts angeht, sondern dass ich ganz und gar in diesem körper stecke und dass es meine augen sind, die mich sehen.

    in dieser zeit konnte ich auch schlafen, ich hatte die richtigen medikamente, ich war versorgt für ewigkeiten.
    der schlaf kam und war zu fühlen.
    der körper war da und zu fühlen.
    auch die gestalten um mich herum waren zu fühlen.
    wie sie aussahen, wie sie gestikuliert haben, wie sie mich gerufen haben – es waren ihre stimmen, sehr nahe, nicht so explosiv und unbestimmbar wie früher.
    ihre stimmen machten mich nicht mehr sofort müde, liessen mich nicht gleich wegkippen.
    weisse gestalten, aber gehörten sie zu mir?

    ich kam mir noch immer sehr fremd vor in dieser weissheit, weisse wände, weisses bett, weisse kleidung, weisse gestalten.
    das weiss konnte noch immer vibrieren und formlos werden.
    es war leicht, auch ohne die augen zu schliessen, diese formlosigkeit zuzulassen oder auch anzurichten.
    ich hatte das gefühl, dass diese gestalten sich um jemanden kümmern, der nicht ich bin.
    dieses angeredet- und angefasstwerden galt nicht mir.
    nach einiger zeit war ich nicht mehr ganz fremd.
    aber dieses in-diesem-zimmer-sein-müssen und dieses in-diesem-bett-sein-müssen war für mich ein entsetzlich fremdes gefühl.

    ich konnte nicht sprechen.
    aufgrund der verletzungen waren die lippen zusammengenäht worden.
    das nasenbein zerstört, der ganze obere lippenbereich, das ganze oberkiefer zerfetzt.
    die fragmente, die dann noch übrig geblieben waren, hatte man zusammengenäht, um etwas von meinem gesicht zu retten.
    ich konnte nicht sprechen, nicht einmal lallen – nicht einmal die schultern konnte ich heben.
    auch nicht mit den augenlidern zucken oder die stirn runzeln.
    in dieser zeit nach dem langsamen aufwachen und dieser langsamen selbstbewusstheit hatte ich keine möglichkeit, mich mit sprache, mimik oder gestik zu verständigen.
    ich konnte arme und beine nicht bewegen.
    ich war ein stummes, bewegungsloses, verständigungsloses fleisch- und knochenbündel gewesen, eine rettungssache und –aufgabe für eine unzahl ärzte.

    1. @yvonne erber (zu: so schnell ist das auch nicht passiert).

      die augen aufschlagen, das wäre ja leicht.
      sie hatten schon eine narkose, dann [Problematischer Anschluß, weil die indirekte direkte Rede nicht sofort klar ist; später schon; aber man bleibt erstmal hängen, was am Anfang eines Textes nicht so gut ist.] können sie sich das vorstellen, wie es ist, wenn man eine zeitlang ohne bewusstsein war und dann wieder aufwacht. [WIESO ABSATZ?]
      dieses aufwachen ist allerdings mit bewusstseinlücken verbunden, wahrnehmungslücken. [WIESO ABSATZ? Ziehen Sie das dran, dann wird der Text insgesamt nicht nur dichter, sondern bekommt eine unmittelbare Schössigkeit. Und die „indirekte direkte“ Rede ist sofort klar.]
      wenn sie schon einmal bewusstlos oder ohnmächtig oder in einer narkose waren und glauben, das sei einem koma ähnlich, dann irren sie sich.
      im koma hat man kein eigenes leben, kein eigenes bewusstes leben.
      während der zeit im koma gibt es keine lichtblicke.
      [Und das Folgende direkt an „irren sie sich“ dranziehen. Sofort stellt sich Sinnlichkeit ein, bzw. wird gar nicht erst verlassen.]
      dieses gefühl, am strand zu liegen, dem schmalen steinigen [:unschön] an diesem gebirgssee, genau an dieser [Unterstreichungen: besser konkretisieren.] stelle, wo es etwas schlamm gibt und, wenn man hineinsteigt, wenn man nur die füsse hineintut [:häßlich. Die bleiben dabei doch wohl am Körper, oder?], dann spürt man dieses pflanzengewedel oder diese glitschigen steine – es sind letzten endes [das ist lax räsonniert.] gebirgssteine , genauso wie das wasser gebirgswasser ist, es kommt mit der schneeschmelze, im juni, es ist im juniwasser, das mit der Schneeschmelze von oben [:Streichung: na logisch…] kommt, man spürt noch den schnee im wasser, im juni ist es noch eisig, im juli wärmt es sich auf, je nach den temperaturen, wenn es ein heisser juni war, ist es im juli schon erträglich, [eleganter rhythmisch arbeiten:] und hat es vielleicht 16, hat 17 grad vielleicht [:in meinem ryhthmischen Vorschlag wird das Springen über die Steinchen nachgestellt.]
      es gibt dort auch forellen, die man sieht, wenn man auf der brücke beim hotel vorn [:Das können Sie flüssiger…] steht – es scheint, als würden sie unter der brücke stehen, wenn sie hinuntersehen [:funktionslose Reime in der Prosa vermeiden.], grosse regenbogenforellen, mit ihren die gläsernen augen…

      es ist nicht so schnell passiert, dass ich wach wurde. [:“wachzuwerden passieren“, nö.]
      es hat fünf monate gedauert.
      es war keine zeit für mich, sie ist meinem körper passiert [:Hier g e h t das, sogar gut. Ein doppelter Grund, es darüber zu ändern.].
      doch dieses gefühl, an diesem strand zu sitzen ist irgendeinem körper passiert [:und jetzt wird’s wieder zuviel.], nicht dem meinigen [aua-Stelz.].
      er [:jetzt erst personalisiert?] hatte das gefühl, diese wellen benässen die zehen – oder beine [:Also dieser Unentschiedenheit ist nicht nachvollziehbar.] – und war erstaunt, dass sie so kalt sind und so beständig wiederkehren [:die Wellen, die Zehen oder die Beine? Oder alles?].
      dass diese [:inflationäres „diese“] wellen immer wieder nicht an die füsse oder beine schlagen in dem rhythmus, in dem mein herz schlägt, sondern daß es mein herz ist, das schlägt.

      da war ein echo, das zu hören war, als riefe jemand meinen namen. [Vielleicht direkter, behauptend-erzählend: „Es rief meinen Namen.“]
      mein name hüpfte über das wasser, verhältnismässig [:Was will das sagen?] laut, aus der ferne, von der hinterseite des sees [:Was ist die Vorder-, was die Hinterseite eines S e e s?], vom seewinkel her.
      es waren keineswegs die gäste, die riefen, auch nicht der wirt, sondern völlig unbekannte stimmen [:So formuliert, bedeudet dieser Satz: „Es riefen nicht Gäste, sondern Stimmen.“ Das behauptet dann, wenn Gäste rufen, ist das stimmlos. Das meinen Sie aber nicht.]
      ich hörte meinen namen, in den verschiedensten lautstärken, einmal melodisch sanft, dann wie einen knall [:also muß es ein kurzer Name sein.], mein name knallte über die die wasseroberfläche; oder kam er wie einen knall von oben, von den bergen herab.?
      ich hörte also [:unnötig retardierend.] diese rufe und sah etwas auf diesem schmalen steinigen seeufer liegen, aber ich hatte keinen regelrechten köper [:Was wäre denn ein „regelrechter“ Körper?].
      da liegt etwas – ja, dieses gefühl: etwas. [:Aber der ganze Satzinhalt ist abstrakt.]
      im moment konnte ich dieses etwas weder sehen noch berühren.
      dieses phänomen: sie haben ein körpergefühl, aber nichts ist greifbar – ist ihnen das bekannt? [Wieso s o l l t e etwas greifbar sein, wenn es doch sowieso um ein Körpergefühl geht? Das Problem entsteht auch daraus, daß ein genannter Körper, wenn dann „greifen“ folgt, dieses Greifen konkret assoziieren läßt.]

      dem [Wem?] folgte eine unbestimmte zeit, eine leere der abwechslungslosen pause. KEIN ABSATZ
      es vergingen wochen vergingen oder auch monate, bis wieder ein waches empfinden auftauchte. KEIN ABSATZ, ANZIEHEN: ich stand
      da sah ich mich in einem zimmer stehen, mit dem rücken zum fenster, den blick auf das innere dieses zimmers gerichtet [Na logisch, wenn Sie mit dem Rücken zum Fenster stehen. Und dann folgt auch noch eine Null-Aussage:] , in dem ich die verschiedensten gegenstände wahrnehmen konnte.
      erstaunlicherweise [:Wieso? – Etwas anderes wär’s, würde geschrieben, daß es die Erzählerin/den Erzähler erstaunt.] waren es feste gegenstände, plötzlich zerflossen sie nicht, nicht unter der hand sozusagen [:Wozu brauchen Sie das? – UND DAS FOLGENDE, Ja!, G L E I C H ERZÄHLEN, GLEICH BEIM BLICK IN DAS ZIMMER. UND D A N N DIE GEGENSTÄNDE VERFLÜSSIGEN:].
      da gab es ein breites gestell, das sich später als bett herausstellen sollte [:“sollte“? Wer verlangt das?], eben ein bett [:banal.], in dem auch ein körper lag.
      weisses, wolkenweisses bett, bettgepluster, mit einem körper darin.
      und ich wurde mir auch der schläuche bewusst, die nach allen seiten hin von diesem körper ausgingen, die aus allen [:aus a l l e n?] gliedmassen herauskamen.
      dieser wolkenweisse körper in einem netz aus roten schläuchen.

      es gab zeiten, in denen ich mich sehr hingezogen fühlte zu diesem körper.
      dann wiederum war er mir völlig gleichgültig, als wäre er nur tote materie.
      es gab auch diese sucht, dieses sehnen danach zu wissen, welche bewandtnis es damit [:mit was?] haben könnte, bis ich schliesslich doch zu diesem körper kam und da auch hineinging.
      ja, ich ging in meinen Körperhinein und in meinem körper auf.
      ich habe ihn als den meinen wahrnehmen können, indem ich den schmerz annahm: einen schmerz an allen stellen, einen wahnsinnsschmerz im kopf [:wenn sowieso an allen Stellen, wieso dann das noch betonen?].
      ein reissen [:unschön] in alle richtungen [:Null-Information], was mich schliesslich davon überzeugt hat [:äußerlicher erzählt geht nicht mehr.], dass ich es bin, der diesen körper hat.
      dass ich nicht mehr ausserhalb bin, am gebirgssee oder am fenster und diese gestalt als eine art erscheinung betrachte, die mich nichts angeht, sondern dass ich ganz und gar in diesem körper stecke und dass es meine augen sind, die mich sehen.

      in dieser zeit konnte ich auch schlafen, ich hatte die richtigen medikamente, ich war versorgt für ewigkeiten [:hier verlassen Sie die Erzählebene in Richtung auf einen Kitsch, von dem man doch sofort m e r k t, wie falsch er ist. Brauchen Sie nicht. Weg damit.]
      der schlaf kam und war zu fühlen.
      der körper war da und war zu fühlen.
      Die anderen Menschen auch die gestalten um mich herum waren zu fühlen.
      wie sie aussahen, wie sie gestikuliert haben, wie sie mich gerufen haben – es waren ihre stimmen, sehr nahe, nicht so explosiv und unbestimmbar wie früher.
      ihre stimmen machten mich nicht mehr sofort müde, liessen mich nicht gleich wegkippen.
      weisse gestalten, aber gehörten sie zu mir?
      —-
      [Was Sie im folgenden Absatz erzählen, müßte aus der Beschreibung der Dinge hervorgehen, der Leser müßte es erfahren; Sie haben im Folgenden ein Problem mit der abstrakten Behauptung.]
      ich kam mir noch immer sehr fremd vor in dieser weissheit, weisse wände, weisses bett, weisse kleidung, weisse gestalten.
      das weiss konnte noch immer vibrieren und formlos werden.
      es war leicht, auch ohne die augen zu schliessen, diese formlosigkeit zuzulassen oder auch anzurichten.
      ich hatte das gefühl, dass diese gestalten sich um jemanden kümmern, der nicht ich bin.
      dieses angeredet- und angefasstwerden galt nicht mir.
      nach einiger zeit war ich nicht mehr ganz fremd.
      aber dieses in-diesem-zimmer-sein-müssen und dieses in-diesem-bett-sein-müssen war für mich ein entsetzlich fremdes gefühl [:Das braucht einfach A u s d r u c k.].
      —–
      ich konnte nicht sprechen.
      [Das Folgende kommt alles viel zu spät. Man bekommt erst jetzt, nahe dem Ende des Textes, ein Bild von der Person. Streuen Sie solche Konkretheiten bitte früher hinein, w e b e n Sie sie hinein:]
      aufgrund [:häßlich] der verletzungen waren [:“waren“? Jetzt sind sie es nicht mehr?] die lippen zusammengenäht worden.
      das nasenbein zerstört, der ganze obere lippenbereich, das ganze oberkiefer zerfetzt.
      die fragmente, die dann noch übrig geblieben waren, hatte man zusammengenäht, um etwas von meinem gesicht zu retten.
      ich konnte nicht sprechen, nicht einmal lallen – nicht einmal die schultern konnte ich heben.
      auch nicht mit den augenlidern zucken oder die stirn runzeln.
      in dieser zeit nach dem langsamen aufwachen und dieser langsamen selbstbewusstheit hatte ich keine möglichkeit, mich mit sprache, mimik oder gestik zu verständigen. [:Das ist jetzt g a n z weg von der Erzählung, ist n u r noch äußerlich.]
      ich konnte arme und beine nicht bewegen. [:fällt gegen die zusammengenährten Lippen so sehr ab, daß es alles banalisiert.]
      ich war ein stummes, bewegungsloses, verständigungsloses fleisch- und knochenbündel gewesen, eine rettungssache und –aufgabe für eine unzahl ärzte.

      Dieser Text braucht dringend eine narrative Rundung. Das Ende kippt dramaturgisch ins Leere – wie bei einem Witz, den man erzählt, aber an der entscheidenden Stelle hat man die Pointe vergessen. Vielleicht erzählen Sie die Geschichte einmal vom Ende her.

  3. Frühlingserwachen mit gelbem Gefieder TICK TACK, TICK TACK, metronomisches Anschlagen der Uhr. Ich weiß also das die Zeit noch läuft, doch wie spät es ist das verrät sie mir nicht. TICK TACK, TICK TACK gleichmäßig fließt sie dahin. Mit starren, eingefrorenen Gliedern liege ich da, die Augen überfüllt von Schlaf. Alles um mich herum ist dunkel. Ich drehe meinen Kopf und suche nach etwas Bekanntem, auf dem meine Augen ruhen können. Nervös flackernd streifen sie umher. Bin ich denn noch im selben Raum, in dem mein kleiner Freund mir gestern sein Liedchen geträllert hat?Oder habe ich zu lange geschlafen? Kleiner Freund sprich mit mir! Keine Antwort, nur das Ticken der Uhr. Ich schließe die Augen und atme tief ein, in der Hoffnung meine Lungen verraten mir etwas über den dunklen, fremden Kontinent, in dem ich mich befinde. Ich kann ihn atmen, doch wie weit er sich um mich herum erstreckt kann ich nicht sagen. Meine Lungen sind nicht mehr sehr kräftig. Wieder ein Atemzug, diesmal nur wenig. Ich koste ihn aus und probiere zu schmecken. Meine Zunge berührt die Oberlippe auf der Suche nach knisternd süßlichen Zedern, Pinien- und Orangenduft, das ist das letzte an das ich mich noch erinnern kann. Es hat keinen Zweck, ich schmecke nur trockenen Staub in meinem Mund. Keine feuchtbenetzten Lippen an denen ein Geruch anhaften könnte. Vom Suchen müde schließe ich meine Augen. Geschlossenes Schwarz ist leichter zu ertragen als nichts sehendes Suchen. TICK TACK, TICK TACK fast schlafe ich wieder ein. Langsam sich nähernde Bilder zeichnen sich auf meiner Liderleinwand ab. Noch nicht stark konturiert aber in weichen Farben. Unbekannter Film, verschwommenes Kino mit einem auf einmal laut einsetzendem Ton. Ich schrecke auf, die Bilder verschwinden. Der Ton ist aber immernoch da. Ins Schloss fallende Tür, dann KLACK KLACK, KLACK KLACK, spitze Schritte, auf die der Boden mal knarrend, mal quietschend antwortet. Immer lauter und schneller dringt die eilige Absatzfolge an mein Ohr. Komm näher, ganz dicht zu mir heran! Ein leises Verstummen, nur noch der Boden flüstert. Ich höre auf zu atmen, mein Herz pocht und schaue in die Richtung, aus der das letzte KLACK hallte. Ein neues Geräusch, erst rostiges Drehen, dann ein einrastendes schnelles KLICK. Ein Spalt wird geöffnet, blass einströmende Farben ziehen zu mir hinein. Sie gestalten den fremden, bisher dunklen Kontinent und verwandeln ihn in ein Zimmer, das mir bekannt vorkommt. Schnellen spitzstapfenden Fußes tritt eine kleine zierliche Person zu mir herein. Ohne mich dabei anzuschauen läuft sie ans Fenster. Ein frischer, ihr anhaftender Wind, geschäftig riechend zieht zu mir herüber und streichelt kühl meine Wangen. Aufgestellt auf Zehenspitzen streckt sie ihren Körper in die Höhe. Ihre kleinen dünnen Arme greifen nach einem marinefarbenen schwerfallenden Stoff, der von der Zimmerdecke bis zum Boden herabhängt. Kraftvoll schnaubend zieht sie ihn zur Seite. Glasklares Hell verrät mir jetzt woher ich dieses Zimmer kenne. Es ist mein uraltes eigenes. Sie öffnet das Fenster und klappt beide Flügel weit auf: dröhnendes Hupen, gewaltig schippernde Wellenbrecher, umspült vom Meeresrauschendem Klang, wellenschwappend ziehen kräftige Hauchintervalle zu mir hinein. Meine Nasenflügel breiten sich aus wie Pferdenüstern. Immernoch steht sie am Fenster, der Wind durchweht ihr offengetragenes goldenes Haar. Stöhnend ins Draußen blickend bindet sie ihren verwehten Schweif zu einem geflochtenen Zopf. Sie tritt zu mir und küsst mich auf die Stirn. Einen Moment lang schaut sie mich lächelnd an. Ich betrachte ihren Mund und denke wutrot aufgetragener Lippenstift ist zum Verwischen da. Ihre eisblauen Augen verglasen, rot aufgeplatzte dünne Äderchen umgreifen ihre Iris. Traurig, nicht mehr lächelnd schließt sie ihre Lider und wendet sich ab. Mit unsicherem Gang KLACKert sie hastig in Richtung Küche. Viel zu kurzer Rock auf nackten Beinen, der keinen Halt findet weil das was er verhüllen soll zu glatt ist. Silbrig klirrendes Besteckgerassel. Ich drehe den Kopf wieder zum Fenster, mein Blick schweift hinaus über das dampfende Ufer hin zu den, von der Schneeschmelze bloßgelegten Ziegeldächern mit rauchenden Schornsteinen, die ihr übriges tun um die letzten Spuren des Winters zu vertreiben. Meine Glieder sind immernoch kalt und gefroren, der Schlaf lässt sie nicht mehr ganz los. Aufsteigender Frühling, der aus allen ahnbaren Gassen zu mir herein läutet: durcheinandersprechendes Menschengewirr, eilige Wortwechsel deren Inhalt ich nicht verstehe. Unbewölkt eisiger Himmel mit pastellgelben und rosanen Rissen. Eine hell klingende Türglocke aus dem Erdgeschoss unter mir verspricht einen süßen Gebäck- und Sauerteigduft. Mit klapperndem Tablett betritt sie wieder das Zimmer und serviert mir ein Ei, eine Scheibe Brot mit zu sparsam daraufgekratzter Butter und eine Tasse Pfefferminztee. Sie beugt sich über mich, ich nehme einen Schluck Tee, dann einen Bissen, wieder Tee und einen Bissen. Das Kauen fällt mir schwer. Nachdem ich fertig bin tupft sie mir mit ihrem Schal über den Mund. Ihr Duft bleibt in meiner Nase haften, aufdringliches Patchouligeflieder. Es erinnert mich an einen geliebten Menschen. Schon so lange her. Die Züge in ihrem Gesicht werden vertrauter, nur ihre Mimik ist mir so fremd. Ich weiß ihren Namen nicht mehr und doch steht sie auf einmal mit all meinen Sinnen fassend in meiner Erinnerung ganz klar vor meinen Augen. Ich schaue sie wieder an, schwarz getuschter Blich, vor Müdigkeit verwischt. Sie steht auf und wirbelt eine, auf eienem Ständer hängende schwarze Decke herab. Ein kleines rundes Haus mit silbernen Gittern kommt zum Vorschein. Sie öffnet ein winziges Fenster. Auf einer hölzernen Schaukel, warm eingepackt in gelben Gefieder sitzt mein kleiner Freund. Trällernd singt er sein Liedchen und schüttelt den Schlaf mit ein paar Federn von sich ab. Kleiner Freund du bist noch da. Die Tür des Käfigs steht offen. Sie steht auf und holt ein Bündel Holzscheite mit dem sie den moosgrüngekachelten Ofen befeuert. Noch einmal tritt sie zu mir und nimmt meine Hand in ihre kalten weißen Hände. Ihr Blick senkt sich. “Ich komme heute Abend wieder.” sagt sie, dreht sich um und geht. Diese Stimme, ich kenne dich, ich weiß jetzt deinen Namen! Mit aller Kraft versuche ich der wenigen Luft in meiner Lunge den Klang zu geben, der soeben tief aus meinem Herzen spricht. “Klara! Bleib bei mir! Wo bist du so lange gewesen?” Ihre Schritte verlangsamen sich, in der Türschwelle bleibt sie stehen. Ohne sich noch einmal zu mir umzuwenden spricht sie mit zittrig dünner Stimme: “Vater ich bin es Ines! Mutter ist doch schon lange fort.” Die Tür fällt ins Schloss. Holprig verklingen ihre Schritte, mein Herz pocht. Nach einer Weile schaue ich wieder zum Fenster hinaus. Frühlingserwachen. Gleichmäßig verteilt sich die Wärme im Raum. Der Winter zieht aus. “Flieg kleiner Freund das Fenster steht offen!” Nichts passiert. Ich drehe mich zum Käfig und schaue traurig hinein. Er beginnt sein Gefieder zu rupfen. Eine Feder nach der anderen gleitet langsam zu Boden. ” Du störrischer Narr, du sollst endlich fliegen!” Er neigt sein Köpfchen, unverständlich starrt er mich an und singt wieder trällernd sein Liedchen. Ich habe verstanden! Komm kleiner Freund und lass uns auf Reisen gehen für die du keine Flügel brauchst. Es wird leise um mich herum, nichts grelles mehr das ich mit meinen Sinnen noch abschalten kann. Ich schließe die Augen. TICK TACK, TICK TACK. Mein Körper wird schwerelos. Innerlich lächelnd sitze ich auf der Fensterschwelle, warm eingepackt mit gelbem Gefieder. Der Wind heult sein Lied und trägt mich hinauf. Flirrende Tageslichter ziehen an mir vorbei…

    1. @ read An (zu: Frühlingserwachen mit gelbem Gefieder).

      TICK TACK, TICK TACK, metronomisches Anschlagen der Uhr. Ich weiß also [Selbstkommentare veremiden.] das< die Zeit noch läuft, doch wie spät es ist das verrät sie mir nicht [:zu kindliche Personalisierung.]. TICK TACK, TICK TACK gleichmäßig fließt sie dahin. Mit starren, eingefrorenen Gliedern liege ich da [:solche “mit”-Beschreibungen sind unschön und wehren den Eingang eher ab], die Augen überfüllt von Schlaf [:Das ist schön.]. Alles um mich herum Es ist dunkel. Ich drehe meinen Kopf und suche nach etwas Bekanntem, auf dem meine Augen ruhen können [:Ist das sinnvoll, wenn es doch dunkel ist?]. Nervös flackernd [:Dann würden sie funkeln im Dunklen!] streifen sie die Blicke [und nicht etwa die Augen] umher. Bin ich denn noch im selben Raum, in dem mein kleiner Freund mir gestern sein Liedchen geträllert hat? Oder hHabe ich zu lange geschlafen? Kleiner Freund [:Klingt mir zu naiv.] sprich mit mir! Keine Antwort, nur das Ticken der Uhr. Ich schließe die Augen und atme tief ein, in der Hoffnung meine Lungen verraten mir etwas [:Abermals: Personalisierung.] über den dunklen, fremden Kontinent [:Afrika? Oder Freuds metaphorisches Afrika=die Sexualität der Frau?], in dem ich mich befinde. Ich kann ihn [:den Kontinent? Problematisch.] atmen, doch wie weit er sich um mich herum erstreckt kann ich nicht sagen. Meine Lungen sind nicht mehr sehr kräftig. Wieder ein Atemzug, diesmal nur wenig [:sprachlich: wenig “Zug”?]. Ich koste ihn aus und probiere zu schmecken. Meine Zunge berührt die Oberlippe auf der Suche nach knisternd süßlichen Zedern [:aufpassen, daß das jetzt nicht komisch wird. Ich krieg sofort so ein >>>> Arcimboldo-Bild.], Pinien- und Orangenduft, das ist das letzte an das ich mich noch erinnern kann. Es hat keinen Zweck, ich schmecke nur trockenen Staub in meinem Mund [:redundant. Wo sonst? Und der nächste Satz ist insgesamt unschön:]. Keine feuchtbenetzten Lippen an denen ein Geruch anhaften könnte. Vom Suchen müde [:war die Person vorher munter? Das machte doch eher n i c h t den Eindruck. Und d a s steht schon ein paar Zeilen hierüber:] schließe ich meine Augen. Geschlossenes Schwarz ist leichter zu ertragen als nichts sehendes Suchen. TICK TACK, TICK TACK fast schlafe ich wieder ein. Langsam sich nähernde Bilder [:Das bitte als Aktion erzählen, nicht so partizipial steif.] zeichnen sich auf meiner Liderleinwand ab. Noch nicht stark konturiert aber in weichen Farben. Unbekannter Film, verschwommenes Kino mit einem [:siehe oben. Einfach erzählen, w i e etwas geschieht und w a s gesehen wird, nicht, daß gesehen wird. Das kriegt der Leser dann schon mit.] auf einmal laut einsetzendem Ton. Ich schrecke auf, die Bilder verschwinden. Der Ton ist aber immernoch da. Ins Schloss fallende Tür, dann KLACK KLACK, KLACK KLACK, spitze Schritte, auf die der Boden mal knarrend, mal quietschend antwortet [:das hier wird jetzt besser. Aber gehen Sie n o c h näher ran!]. Immer lauter und schneller dringt die eilige Absatzfolge [:unklar formuliert; “die” Folge… also wenn schon, dann: “eine”] an mein Ohr [Und: “dringt an mein Ohr”, ist auch nicht grad ‘ne Findung.]. Komm näher, ganz dicht zu mir heran näher… noch näher!! Ein leises Verstummen, nur noch der Boden flüstert [:na ja…]. Ich höre auf zu atmen [= ich sterbe. Vorsicht!, mein Herz pocht und schaue in die Richtung, aus der das letzte KLACK hallte [ich denke, es war “geflüstert” worden… “hallen” wäre so ziemlich das Gegenteil.]. Ein neues Geräusch, erst rostiges Drehen [:Nein! Das D r e h e n ist nicht rostig.], dann ein einrastendes schnelles KLICK. Ein Spalt wird geöffnet, blass einströmende Farben ziehen [:redundant.] zu mir hinein. Sie gestalten den fremden, bisher dunklen Kontinent und verwandeln ihn den Kontinent in ein Zimmer, das mir bekannt vorkommt ich kenne. Schnellen spitzstapf[:Dat jeht nich’.]enden Fußes tritt eine kleine zierliche Person zu mir herein . Ohne mich dabei anzuschauen und läuft sie ans Fenster. Ein frischer, ihr anhaftender Wind, geschäftig riechend [:aua.]zieht zu mir herüber und streichelt kühl meine Wangen. Aufgestellt auf den Zehenspitzen streckt sie ihren Körper in die Höhe. Ihre kleinen Die dünnen Arme greifen nach einem dem marinefarbenen schwerfallenden Stoff, der von der Zimmerdecke bis zum Boden herabhängt. Kraftvoll sSchnaubend zieht sie ihn zur Seite. Glasklares Hell verrät mir [:siehe oben: Personalisierung.] jetzt woher ich dieses Zimmer kenne. Es ist mein ur[???]altes eigenes. ABSATZ. Die Frau Sie öffnet das Fenster und klappt beide Flügel weit auf: dröhnendes Hupen, gewaltig schippernde Wellen[:Bitte???]brecher, umspült vom Meeresrauschendem Klang [:das ist ganz unnötiger Kitsch], wellenschwappend [:Vorsicht mit neoexpressionistischen Parzipien!] ziehen kräftige Hauchintervalle [:Hm. Sie wollen damit was, aber das bekommt keinen Körper.] zu mir hinein. Meine Nasenflügel breiten sich aus [:Bitte was anderes.] wie Pferdenüstern. ABSATZ Immer noch steht sie am Fenster, der Wind durchweht ihr offengetragenes goldenes Haar. Stöhnend ins Draußen [:Autsch!] blickend [:dauernde Partizipien; die stellen Ihnen den ganzen Text fest.] bindet sie ihren verwehten Schweif zu einem geflochtenen Zopf. Sie tritt zu mir und küsst mich auf die Stirn. Einen Moment lang schaut sie mich lächelnd an. Ich betrachte ihren Mund und denke wutrot aufgetragener Lippenstift ist zum Verwischen da. Ihre eisblauen Augen verglasen, rot aufgeplatzte dünne Äderchen umgreifen [:versuchen Sie erst einmal e i n f a c h zu erzählen, bevor Sie die Formulierungen aufblähen.] ihre Iris. Traurig, nicht mehr lächelnd schließt sie ihre Lider und wendet sich ab. Mit unsicherem Gang KLACKert sie hastig in Richtung Küche. Viel zu kurzer Rock auf [:l i e g t sie? Nö nich’.] nackten Beinen, der keinen Halt findet weil das was er verhüllen soll zu glatt ist [:Sie meinen: die Beine seien zu glatt?]. Silbrig klirrendes Besteckgerassel. Ich drehe den Kopf wieder zum Fenster, mein Blick schweift hinaus über das dampfende Ufer hin zu den, von der Schneeschmelze bloßgelegten Ziegeldächern mit rauchenden Schornsteinen, die ihr übriges tun [:Nullaussage.] um die letzten Spuren des Winters zu vertreiben [:wirklich “vertreiben”, die Spuren?]. Meine Glieder sind immernoch kalt und gefroren, der Schlaf lässt sie nicht mehr [?] ganz los. Aufsteigender Frühling, der aus allen ahnbaren Gassen [:Nö. Nich’. Weg.] zu mir herein läutet: durcheinandersprechendes [:abermals und abermals: Partizipialstarre.] Menschengewirr, eilige Wortwechsel deren Inhalt ich nicht verstehe. Unbewölkt eisiger Himmel mit pastellgelben und rosanen Rissen. Eine hell klingende Türglocke aus dem Erdgeschoss unter mir [:redundant. Von “unter mir” gehen wir aus, denn es ist ja deutloich geworden, daß die Person nicht im Keller liegt.] verspricht einen süßen Gebäck- und Sauerteigduft [:Eine Türglocke, die Gebäck verspricht? Das wär phänomenal und sollte so da
      nn auch erzählt werden.]
      . Mit klapperndem Tablett betritt sie [:die Türglocke?] wieder das Zimmer und serviert mir ein Ei, eine Scheibe Brot mit zu sparsam daraufgekratzter Butter und eine Tasse Pfefferminztee. Sie beugt sich über mich, ich nehme einen Schluck Tee, dann einen Bissen, wieder Tee und einen Bissen. Das Kauen fällt mir schwer. Nachdem ich fertig bin tupft sie mir mit ihrem Schal über den Mund. Ihr Duft bleibt in meiner Nase haften, aufdringliches Patchouligeflieder. Es erinnert mich an einen geliebten Menschen [:Auch so ein Nullsatz. An w el c h e n Menschen?]. Schon so lange her [:daß er die Person erinnert?]. Die Züge in ihrem Gesicht werden vertrauter, nur ihre Mimik [:welcher Unterschied ist zwischen Gesichtszügen und Mimik?] ist mir so fremd. Ich weiß ihren Namen nicht mehr und doch steht sie auf einmal mit all meinen Sinnen fassend [:”mit” u n d noch Partizip!] in meiner Erinnerung ganz klar vor meinen Augen. Ich schaue sie wieder an, schwarz getuschter Blich, vor Müdigkeit verwischt. Sie steht auf und wirbelt eine schwarze Decke von einem braunen Ständer , auf eienem Ständer hängende schwarze Decke herab. Ein kleines rundes Haus mit silbernen Gittern kommt zum Vorschein. Sie öffnet ein winziges Fenster. Auf einer hölzernen Schaukel, warm eingepackt inm gelben Gefieder sitzt mein kleiner Freund [Na ja. Und prompt:]. Trällernd singt er sein Liedchen und schüttelt den Schlaf mit ein paar Federn von sich ab. Kleiner Freund du bist noch da [:hat was Anrührendes, aber macht die Person restlos zum Kind.]. Die Tür des Käfigs steht offen. Sie [:die Tür?] steht auf und holt ein Bündel Holzscheite mit dem sie den moosgrüngekachelten Ofen befeuert. Noch einmal tritt sie zu mir und nimmt meine Hand in ihre kalten weißen Hände. Ihr Blick senkt sich. “Ich komme heute Abend wieder.” sagt sie, dreht sich um und geht. Diese Stimme, ich kenne dich, ich weiß jetzt deinen Namen! Mit aller Kraft versuche ich der wenigen Luft in meiner Lunge [:viel zu äußerlich!] den Klang zu geben, der soeben tief aus meinem Herzen [:Jetzt sind wir g a n z in einem Heftchen-Roman.] spricht. “Klara! Bleib bei mir! Wo bist du so lange gewesen?” Ihre Schritte verlangsamen sich, in der Türschwelle bleibt sie stehen. Ohne sich noch einmal zu mir umzuwenden spricht sie mit zittrig dünner Stimme: “Vater ich bin es Ines! Mutter ist doch schon lange fort.” [Sehen Sie, bis hierher mußte jeder der Überzeugung sein, die Ich-Erzählerin sei eben weiblich und, wenn nicht ein kleines Kind, dann eine senile alte Frau.] Die Tür fällt ins Schloss. Holprig verklingen [:geht nicht.] ihre Schritte, mein Herz pocht. Nach einer Weile schaue ich wieder zum Fenster hinaus. Frühlingserwachen [:auch bei sowas s e h r aufpassen. Das ist >>>> Wedekind!]. Gleichmäßig verteilt sich die Wärme im Raum. Der Winter zieht aus [:aus dem Raum?]. “Flieg kleiner Freund das Fenster steht offen!” Nichts passiert. Ich drehe mich zum Käfig und schaue traurig hinein [:Unglückliche Formulierung, als würde von oben geschaut und nicht von einem Bett, das weit wegsteht.]. Er beginnt sein Gefieder zu rupfen. Eine Feder nach der anderen gleitet langsam zu Boden [:Mauser? Oder ist das Tier gleich nackt wie ein Brathähnchen? Ungewollt komisch.]. ” Du störrischer Narr, du sollst endlich fliegen!” Er neigt sein Köpfchen, unverständlich starrt er mich an und singt wieder trällernd sein Liedchen. Ich habe verstanden! Komm kleiner Freund und lass uns auf Reisen gehen für die du keine Flügel brauchst. Es wird leise um mich herum, nichts grelles mehr das ich mit meinen Sinnen noch abschalten kann [:reines Papier.]. Ich schließe die Augen. TICK TACK, TICK TACK. [Die folgende Levitation – “Tod und Verklärung” – kommt zu unvorbereitet und vor allem ungelenk-kitschig daher:] Mein Körper wird schwerelos. Innerlich lächelnd sitze ich [:schwerelos?] auf der Fensterschwelle, warm eingepackt mit gelbem Gefieder. Der Wind heult sein Lied und trägt mich hinauf. Flirrende Tageslichter ziehen an mir vorbei…

      Auch hier: Erst einmal nur beschreiben, was geschieht, und zwar jetzt, weil Ich-Perspektive, allein aus der Empfindung des alten Mannes und aus seinen Wahrnehmungen. Vermeiden Sie alles, was rein-deskriptiv ist. Legen Sie sich selbst auf ein Bett und stellen Sie die Geschichte nach, mit Ihrem eigenen Körper. Sie werden dann das Problem haben, nicht in einen Männerkörper hineinzukommen, aber da kann ich ja, wenn Sie überarbeitet haben, ein bißchen Empathie übermitteln.

    2. Na dann will ich mal ans überarbeiten gehen, bin ja selbst schuld bei der Menge von Text! Blödes Partizip Präsens! Es scheint Besitz von mir ergriffen zu haben genauso wie eine dauernde kindische Reimlaune gegen die ich versuche anzukämpfen. Wieso man aber lange Zeit denkt die Ich-Person sei zwingend weiblichen Geschlechts verstehe ich noch nicht ganz. Habe ich die Ich-Perspektive zu weiblich geschildert? Die Idee mit dem Vogel ist sicherlich naiv, habe mir das auch lange überlegt mir viel aber kein vergleichbares Bild ein das den Drang eines alten Menschen aktiv am Leben teilzunehmen verdeutlichen könnte. Außerdem dachte ich es passt schon, dass der Leser den Eindruck eines Kindes bekommt. Ältere Menschen werden ja oft wieder zu kleinen Kindern in ihrem Verhalten oder Sichtweise. Dabei nicht zu beschreibend ist sicherlich die größte Überwindung. >>Eitelkeiten über Bord werfen!!!

    3. Mist! Da ist es schon wieder ich habe es entdeckt! >>fieses Partizip, hat es sich doch schon wieder eingeschlichen >letzter Satz: “Dabei nicht beschreibend…

  4. Ich weiß mein Text überläuft die Angabe von 1800 Zeichen bei weitem. Habe auch schon ein schlechtes Gewissen, daher würde ich auch verstehen wenn Sie ihn nicht ganz korrigieren, wer weiß vielleicht macht das ja noch jemand anderes.

  5. Schneeschmelze dass allein die Bewegung der Augäpfel schmerzen kann, mein Blick verschwimmt, es schwindelt mir, irgendwo Schmerz, ich kann ihn nicht zuordnen, wende die Augen dennoch, zum Fenster hin, weißes Licht tropft herein, von draußen, vom Schnee gebrochen, morgendlich, immer bleiben meine Fensterläden offen, immer, denn zu oft will der Schlaf nicht zu mir, das kommt vom Alter, und dann kann ich immerhin hinaussehen, die Sterne sind sehr hell hier, das Haus etwas außerhalb des Dorfs, hier ist es noch dunkler als in der Stadt und die Sterne näher, ich blicke gern hinauf, wenn ich nachts nicht schlafen kann oder morgens ins erste Licht, wenn ich vor meinem Weib aufwache und Ruhe habe vor ihr und ich prüfe die Farbe des Lichts, jetzt noch winterlich weiß und höre den Wind an den Fensterläden rütteln, die Frühlingsstürme beginnen, der warme Föhnwind weht, es wird wärmer werden und tauen, der Schnee wird schmelzen, es wird unablässig zu tropfen beginnen und zu brausen, bersten, zu fließen und die Bäche und Flüsse im Voralpenland werden anschwellen, ich freue mich auf die Schneeschmelze, aber jetzt ist das Licht noch weiß von den Schneebergen vorm Haus und irgendwo sitzt ein Schmerz in meinem Körper, ich weiß nicht wo und ich liege still, Rückenlage, wie jeden Morgen, ich bleibe liegen, bis sie mich weckt, ich erwarte sie in steifer Spannung, bis sie aus dem Nebenzimmer kommt, das Weib, das einen gesunden Schlaf hat, nicht wie ich und ich schnarche, hat sie gesagt, so laut, dass sie nicht schlafen könne, dabei schlafe ich doch kaum, wegen dem Schnarchen schläft sie schon lange nebenan und das ist besser so, viel besser, sie furzt, nicht nur nachts, aber im Schlaf umso mehr und der Geruch kann sich in der Wärme unter der Bettdecke gut entfalten, bevor er darunter aufsteigt, es ist widerlich, unerträglich, viel zu lange schlief ich an ihrer Seite, besser sie schläft nebenan, so kann ich allein in die hellen Sterne schaun und ins morgendlich weiße Licht, ich will nach draußen sehn, jetzt, in den Schnee, ich hebe den Kopf ——- nein, ich hebe nicht den Kopf, es geht nicht, die Nackenmuskeln gehorchen mir nicht, ich versuche die Finger, versuche die Zehen, nichts, mein Körper folgt mir nicht, vielleicht hat sie mich vergiftet, die alte Hexe, vielleicht hat sie einen Liebhaber, will mich aus dem Weg schaffen, die Hure, nein, dazu ist sie zu alt und hässlich, vielleicht erträgt sie mich nicht mehr wie ich sie nicht mehr ertrage, das knittrige Weib, ich liege in Rückenlage und kann mich nicht bewegen, kann nicht in den Schnee draußen sehen, nur das weiße Morgenlicht und diese Schmerzen beim Bewegen der Augäpfel, draußen beginnt alles zu plätschern, zu rinnen und zu fließen, während ich mich nicht vom Fleck rühren kann, das Weib ist schuld, das Weib, ich verabscheue sie, ich hasse ihre Geranien in den Blumenkästen am Holzbalkon, ihre vielgepflegten Rosen im Garten und ihre Kaninchen im Stall, die sie nicht schlachten lassen will, jetzt kommt das Weib, schon ihr Schritt, geschäftig und munter, regt mich auf, jeden Morgen, sie ist so wach, ausgeruht ist sie, ihr dünnes weißes Haar ist wirr am Morgen, sie kommt näher, ruft meinen Namen und sie riecht schlecht aus dem Mund, noch schlechter als früher, Geruch nach Zersetzung, Leichengeruch aus ihrem Mund und nach ihren Furzen im Nachthemd, sie lächelt, „Was ist mit Dir?“, sie wartet, sie schaut, dann packt sie meinen Körper und rüttelt ihn, schlaff in ihren Händen, die Muskeln wollen mir nicht gehorchen, tränenfeucht werden ihre Triefaugen im knittrigen Gesicht, „Um Gottes willen!“, sie läuft zum Telefon, endlich ist sie weg

    1. Schneeschmelze dass hier im text kein einziges mal ein punkt benutzt wird, funktioniert ganz wunderbar meiner meinung nach. es treibt einen dazu immer weiter zu lesen.

    2. @Sprachspielerin (zu Schneeschmelze).

      dass allein die Bewegung der Augäpfel schmerzen kann, mein Blick verschwimmt, es schwindelt mir, irgendwo Schmerz, ich kann ihn nicht zuordnen [:Das ist zum vorhergehenden „irgendwo“ redundant und außerdem ein deskriptiver Kommentar, der aus der Innenperpektive herausspringt], wende die Augen dennoch [:ebenfalls deskriptiv; sehen Sie aus den Augen hinaus, das muß man nicht reflektieren:], zum Fenster hin, weißes Licht tropft herein, von draußen [:logisch „von draußen“], vom Schnee gebrochen, morgendlich, [ACHTUNG, HIER RHYTHMUSWECHSEL; wenn Sie ohne Punkt erzählen wollen, muß der Rhythmus b l e i b e n] immer bleiben meine Fensterläden offen, immer [:sehr schön, diese Wiederholung!], denn zu oft will der Schlaf nicht zu mir, das kommt vom Alter, und dann kann ich immerhin hinaussehen, die Sterne so sind sehr hell hier, das Haus etwas außerhalb des [: v i e l zu deskriptiv!] und das Dorfs, hier ist es noch sie sind dunkler als in der die Stadt, und die Sterne sind näher, ich blicke da seh ich gerne hinauf, wenn ich nachts nicht schlafen kann, und oder morgens das Weib, das noch schläft und läßt mich in Ruhe, noch, ins dem erste LFrühlicht, wenn ich vor meinem Weib aufwache und Ruhe habe vor ihr und ich prüfe die Farbe des Lichts, jetzt noch winterlich weiß wie der und höre den Wind an den FensterlLäden, er rüttelnt, die Frühlingsstürme beginnen, der warme Föhnwind so warm weht, es wird wärmer werden und tauent, der Schnee wird schmelzen, das es wird unablässig zu tropften beginnen und das zu brausten, etwasbeirsten, um zu fließen und die Bäche und Flüsse im Voralpenland [:abermals zu deskriptiv; man merkt, daß Sie etwas erklären wollen; das darf man aber nicht merken.] werden anschwellen, ich freue mich so auf die Schneeschmelze [:halten Sie das ruhig imn Ungefähren, weil das dem Vergeblichen entspricht, das dieser Text darstellt.], aber jetzt ist das Licht ist noch weiß [:so das Motiv von oben wörtlich wieder aufnehmen; das schafft Ihnen eine Formklammer.] von den SchneebBergen vorm Haus und es strahlt irgendwo sitzt ein in den Schmerz in meinem dem Körper, ich weiß nicht wo und ich liege still, Rückenlage, irgendwo, wie jeden Morgen, ich bleibe liegen, bis sie mich weckt, auf die ich erwarte sie in meiner steifern/i> Spannung warte, bis daß sie aus dem Nebenzimmer kommt es mich weckt, das Weib, das einen gesunden Schlaf hat, nicht wie ich und das immer sagt ich schnarche, und schläft im Nebenzimmer hat sie gesagt, sie könne sonst nicht schlafen so laut, [VON HIER AN WECHSELT DER TEXT DEN SEMANTISCHEN BEREICH; das braucht eine Einführung: denn sozusagen holen Sie ja als inneren Monolog die ständigen Streitereien des alten Paares nach; versuchen Sie mal, den Übergang organischer zu gestalten] dass sie nicht schlafen könne, dabei schlafe ich doch kaum, wegen dem [„wegen dem: das braucht deutlichere Rollenprosa; Sie haben hier ein Formproblem] Schnarchen schläft sie schon lange nebenan und das ist besser so, viel besser, sie furzt, nicht nur nachts, aber im Schlaf umso mehr [:hier wird es ungewollt komisch] und der Geruch kann sich in der Wärme unter der Bettdecke gut entfalten, bevor er darunter aufsteigt, es ist widerlich, unerträglich, viel zu lange schlief [:also i s t es eben nicht mehr widerlich, sondern w a r widerlich; eine Möglichkeit, das hier zu lösen, wäre, die alte Situation des Beieinanderliegens rückzuimaginieren, aber konkret bitte, sinnlich] ich an ihrer Seite, besser sie schläft nebenan, so kann ich allein in die hellen Sterne schaun und ins morgendlich weiße Licht, ich will nach draußen sehn, jetzt, in den Schnee, ich hebe den Kopf [:deskriptiv; lassen Sie es ihn versuchen] ——- nein, ich hebe nicht den Kopf, es geht nicht, die Nackenmuskeln gehorchen mir nicht [:zu abgewichstes Idiom – und d a s jetzt, das Folgende, aus der Aktion beschreiben und nicht mit „ich versuche zu“], ich versuche die Finger, versuche die Zehen, nichts, mein Körper folgt mir nicht, vielleicht sie hat sie mich vergiftet, die alte Hexe [UND JETZT EINE ERINNERUNG, W I E SIE DAS (ANGEBLICH) TAT… Kaffee, der Tee oder ähnliches: konkretisieren], vielleicht hat sie einen Liebhaber [:bei „die Alte“? Unwahrscheinlich], will mich aus dem Weg schaffen, die Hure, nein, dazu ist sie zu alt und hässlich [Eben. Das ergibt nichts als einen erzählerischen Zeitverlust], vielleicht erträgt sie mich nicht mehr wie ich sie nicht mehr ertrage, das knittrige Weib, ich liege in Rückenlage und kann mich nicht bewegen [sinnlich erzählen!], kann nicht in den Schnee draußen sehen, nur das weiße Morgenlicht und diese Schmerzen beim Bewegen der Augäpfel [:gestelzt], draußen beginnt alles es zu plätschern, zu rinnen und zu fließen, während ich mich nicht vom Fleck rühren kann, das Weib ist schuld, das Weib, ich verabscheue sie, ich hasse ihre Geranien in den Blumenkästen am Holzbalkon [:abermals zu erklärend], ihre vielgepflegten Rosen im Garten und ihre Kaninchen im Stall, die sie nicht schlachten lassen will und kommt jetzt, sie , jetzt kommt mit dem das Weib, schon ihr Schritt, geschäftig und munteren Schritt, immer ist sie geschäftig und regt mich auf, jeden Morgen, sie ist so wach , ausgeruht ist sie, ihr mit ihren dürren dünnes weißes Haaren [:hier bewußt n i c h t das korrekte „Haar“ verwenden, damit man das einzelne Haar flusen fühlen kann, und ruhig etwas in den Abscheu übertreiben:], ist wirr und widerlich an jedem Morgen, sie kommt sienäher, ruft meinen Namen und sie riecht schlecht aus dem Mund, noch schlechter als früher, Geruch [Projektion einsetzen!:] riecht nach Zersetzung , Leichengeruch aus ihrem Mund und nach ihren Ffurzent in dem im Nachthemd, sie und lächelt [:schöne Irritation hier.], „Was ist mit Dir?“, wie sie wartet, sie und schaut, dann packt sie meinen den Körper und rüttelt ihn und weint [:ABER INSGESAMT KOMMT DAS ENDE ZU PLÖTZLICH SO, da braucht er noch eine kleine Drehung, um die Szene angemessen zu erzählen.] , schlaff in ihren Händen, die Muskeln wollen mir nicht gehorchen, tränenfeucht werden ihre Tr [:aufgepaßt mit ungewollt komischen Alliterationen]iefaugen im knittrigen Gesicht, „Um Gottes willen!“, sie läuft zum
      Telefon, endlich ist sie weg [:Dieser letzte Satz ist sehr gut; was immer sie in den letzten Zeilen verändern, der sollte stehenbleiben.]

      Das ist eine gute Ausführung der Aufgabe, man bekommt die Szene sehr gut mit, sie hat auch Spannung und Tragik. Nur müssen Sie noch etwas feingriffiger schreiben, gerade, wenn Sie von Wahrnehmungen zu Innenzuständen übergehen, also der Innenzustand nicht von der Wahrnehmung beschrieben, sondern etwas ganz anderes beschrieben wird: nämlich erinnerte Interaktion. Da hilft es immer, erinnerte Szenen konkret mitzuerzählen; vielleicht auch mal in abgerissenen Sätzen, um den Übergang sofort dazuhaben.
      Wegen des Erzählens ohne Punkte (die ja Pausenzeichen sind) >>>> hat gloria_m recht; das ist hier ein vortreffliches Stilmittel. Falls es Sie interessiert: Ich habe selbst >>>> einen Roman ohne Punkte geschrieben; wenn Interesse besteht, stelle ich hierunter oder draußen auf der Hauptsite mal einen Auszug daraus ein, weil sich aus dem Text, glaube ich, einiges lernen läßt darüber, wie man „fehlende“ Punkte über die Rhythmisierung auffängt.

    3. deskriptive Probleme Herzlichen Dank erstmal für Ihre Anmerkungen! Mich würde ein Auszug aus dem Roman ohne Punkt sehr interessieren, wäre nett, wenn Sie das einstellen könnten.

      Mein Problem bei der anstehenden Verbesserung des Textes ist das, was Sie als ‘deskriptiv’ kritisiert haben. Mir ist klar, was Sie meinen, aber mir ist nicht klar, wie ich das ändern soll, was stattdessen hinkommen könnte, außer die betreffende Zeile zu streichen, aber wenn man das nicht will? Z.B. “wende die Augen dennoch” -> kann man weglassen, klar, aber hier will ich ja beschreiben, dass diese Bewegung schmerzt, also mache ich was….???
      Oder die Stelle: “ich hebe den Kopf [:deskriptiv; lassen Sie es ihn versuchen]”. Ich verstehe, was Sie kritisieren, aber ich finde im Moment keine Lösung, komme da nicht raus aus der Deskription, irgendwie muss ich doch beschreiben, dass es versucht wird… Wie Sie sehen: ich stehe im Moment ratlos auf der Leitung…

  6. auch alt Leise rennt der zeiger der uhr.

    Es ist fast immer dieselbe minute, in der ich auf sie schaue.

    Kein leben hier in dieser absolut medialisierten szenerie.

    Mit ausnahme der tagtäglich periodisiert – inkarnierten pflegeevents.

    „sie haben noch ihre pillen zu nehmen“

    „haben sie denn wirklich keinen einzigen freund ?“

    „abendessen !“

    usw.

    Sie kennen das, woherauchimmer.

    Dieses kleine zimmer ist völlig entkokkt und andersweitig sterilisiert – mir fehlt gelegentlich ne flasche

    jackdaniels oder ein richtiger joint.

    Bin ja auch erst knapp über sechzig, nicht ?

    Also :

    Cancer im endstadium, dran an den alveolen, den bronchiolen usw.undsofort.

    Nixxs mehr zu machen.

    Die vorerst kleinen dosen an opiaten, die ich als gesunder immer verabscheute und nie nahm,

    packen mich aber in ne unglaublich friedliche watte, die meine körpergrenzen emulieren.

    So, äusserst bequem verhängt zwischen innen und aussen, zwischen mir und dieser versorgungsmaschine,

    ( ohne störende differenz ) wird mein kopf zum sensiblen seismograph der bilder töne und worte.

    ( aus dem tv-gerät gegenüber meinem bett und dem laptop neben mir – RAM )

    Sie wünschen mir einen friedlichen abgang ?

    Ein schmerzloses hinübergleiten in eine mögliche, jenseitige antwortapparatur auf meine

    grundsätzlichen fragen wie z.b :

    Hat meine seele wenigstens dann noch augen ?

    ( … darf sie also was lesen )

    Oder bin ich die vorübergehend terrestrisch sich ergeben habende auftrittsform eines neutrinos ?

    ( … innerhalb völlig vernetzter universen – )

    Etc.

    Aber so muss ich mich gerade fühlen : als ein für sich abgeschlossenes system, dessen lunge gerade abschmiert.

    Das 40 jahre weltgastgearbeitet hat, bis man ihm die letzte ehre eines menschenwürdigen

    sterbefensters fairerweise zusprach.

    Heimatlos also, im herz den ganzen kram von nord nach süd und ost nach west.

    Und natürlich umgekehrt und jetzt gerade in einem imaginären zentrum dazwischen.

    Es wird schon klappen.

    Ich will aber nicht begraben werden.

    Niemals.

    1. sorry äh sorry, glaub ich hab mich grad entschieden was vertan – volle themaverfehlung, wa –
      bitte keine rote karte
      war den tag was gedankenlos.

    2. würd mich trotzdem, falls nicht zu aufwendig, was abgesehen von der gravierenden
      totalaberration zum vorgestellten thema, stilistisch / formal kritisiert wäre …
      ansonsten das piece halt excludieren, por favor.
      thanxxs
      peer

    3. wäre es vielleicht möglich, mithilfe eines kniffs in form einer titelveränderung
      in richtung “uralt und bewgungslos” und ein paar kleinen begrifflichen veränderungen,
      das teil doch dem vergestellten thema anheim zu stellen ?
      mir kommt der text nämlich als solcher schon ziemlich erstarrt vor.
      ( abgesehen von der modulatorik und vielleicht ephemerer philosophischer
      konnotationsmöglichkeit )

    4. @ peer dhu (zu: auch alt).

      Leise rennt der zeiger der uhr [:“rennen“ ist hier unschön.].
      Es ist fast immer dieselbe minute [:also einmal täglich) Genauer. Was meinen Sie?], in der ich auf sie schaue.
      Kein leben hier in dieser absolut medialisierten szenerie [:das spricht nicht von einem Krankenhaus, sondern von Äußerungen der Mediengesellschaft.].
      Mit ausnahme der tagtäglich periodisiert – inkarnierten pflegeevents [:Das ist sicher nicht die Ausdrucksweise eines 60jährigen, das klingt sehr sehr viel jünger. Aufpassen, wenn Sie characterisieren.].
      [Das nächste ist gut:]
      „sie haben noch ihre pillen zu nehmen“
      „haben sie denn wirklich keinen einzigen freund ?“
      „abendessen !“
      usw. [:Sowas ist einfach nur quatschig und zerstört aufgebaute Atmosphären.]
      Sie kennen das, woherauchimmer [:Das funktioniert nicht. Ich habe sogar vor das „immer“ spontan „z“ assozziert, so daß ich ganz fälschlich fragte: „Was für’n Zimmer?“. Darauf bringt einen sofort auch der nächste Satz. Denken Sie daran, daß wir Typoskript-Seiten auch teil-ganzheitlich wahrnehmen, unbewußt, und diese Wahrnehmungen von Späterem die Assoziationen des kurz vorher Früheren mitbestimmen. Über SCHRIFTBILD sollten wir uns mal in einem der Real-Seminare unterhalten.]
      Dieses kleine zimmer ist völlig [gut:] entkokkt und [dann werden Sie gleich wieder zu lax:] andersweitig sterilisiert – [dafür stimmt d a s wieder:] mir fehlt gelegentlich ne flasche
      jackdaniels oder ein richtiger joint [:semantischer Bezugsfehler wegen des vorhergegangenen Absatzes; setzen Sie ihn, werden nämlich sowohl Jack Daniels als auch der Joint der „Flasche“ zugeschlagen, was aber nur bei Jack Daniels sein darf.].
      Bin ja auch erst knapp über sechzig [:durch das Sprachverhalten unglaubwürdig.], nicht [??? Unnötige Rhetorik.]?
      Also : [:dito.]
      Cancer im endstadium [:zu erklärend, dadurch zu äußerlich. Selbst dann, wenn uns Lesern hier die Dynamik einer psychischen Abwehrmaschinerie vorgeführt wird, muß die Grundlage in uns hineinkriechen, sonst stellt sich überhaupt nichts her, das anders als rein müßig ist. Und warum für “Krebs” das englische Wort?], dran an [:na ja…] den alveolen, den bronchiolen usw.undsofort.
      Nixxs [:fällt hier als Stilmittel heraus und müßte mit anderen ähnlichen Stellen verklammert werden.] mehr zu machen.
      Die vorerst kleinen dosen an opiaten, die ich als gesunder immer verabscheute und nie nahm [:weshalb auch? Sie meinen etwas anderes, glaube ich: daß der Erzähler nämlich keine Rauschmittel nehmen mochte. Hier geht es aber um S c h m e r z mittel!],
      packen mich aber in ne unglaublich friedliche watte ][:auch dieses Sprachverhalten glaube ich nicht aus der geschilderten Situation heraus.], die meine körpergrenzen emulieren [:abermals unschlüssiges Sprachverhalten innerhalb eines derart kurzen Textes. Denken Sie daran, daß man auf so knappem Raum eine klare Characterisierung der Figur herstellen muß. Das wird von sowas Widersprüchlichem torpediert.].
      So, äusserst bequem verhängt [:ich verstehe dieses Wort hier nicht.] zwischen innen und aussen, zwischen mir und dieser versorgungsmaschine,
      ( ohne störende differenz ) wird mein kopf zum sensiblen seismographen der bilder töne [:welcher Bilder und Töne? Was meinen Sie?] und worte.
      (aus dem tv-gerät gegenüber meinem bett und dem laptop neben mir – RAM [:wozu?] )
      Sie wünschen mir einen friedlichen abgang ? [:Diese Leseransprache bringt dann n o c h mal ein ungeerdetes Sprachverhalten dazu und läßt den Text selber erst recht zerfallen. Wohlgemerkt: wenn Sie den Zerfall einer Person in einem Text zerfallen lassen, heißt das nicht, daß der Text selber zerfallen muß. – UND: Wer stellt die folgende Frage?:]
      Ein schmerzloses hinübergleiten in eine mögliche, jenseitige antwortapparatur [:wieso „Apparatur“?] auf meine
      grundsätzlichen fragen wie z.b :
      Hat meine seele wenigstens dann noch augen ?
      ( … darf sie also was lesen )
      Oder bin ich die vorübergehend terrestrisch sich ergeben habende [:aua.] auftrittsform eines neutrinos ?
      ( … innerhalb völlig vernetzter universen – )
      Etc. [Siehe oben zu „usw.“]
      Aber so muss ich mich gerade fühlen : als ein für sich abgeschlossenes system, dessen lunge gerade abschmiert.
      Das 40 jahre weltgastgearbeitet hat, bis man ihm die letzte ehre eines menschenwürdigen sterbefensters fairerweise zusprach [:Ironie-Stelz, der wie ein Witz mit schiefer Pointe ist.].
      Heimatlos also, im herzen den ganzen kram von nord nach süd und ost nach west [:Wieso die Konkretisierung in den Himmelsrichtungen?].
      Und natürlich umgekehrt [:Nullsatz.] und jetzt gerade in einem imaginären zentrum dazwischen.
      Es wird schon klappen. [:W a s wird klappen?]
      Ich will aber nicht begraben werden.
      Niemals.

      Ihr Problem, das liest sich auch aus einigen Ihrer Kommentare, ist, glaube ich, eines des mit Intellektualismus-Begriffen versetzten Blödelns. Versuchen Sie einfach mal, etwas, das Sie erzählen, wirklich ernst zu nehmen. Dann kommen Sie weiter. S o aber plätschert und platschert das, und Sie erreichen niemals ein „Ergriffensein“. Müssen Sie natürlich auch nicht, aber man weiß dann nicht, weshalb man sowas eigentlich lesen soll. Da muß entschieden Existenz hinein. Jemand ohne Empathie kann keine Leidensgeschichten beschreiben; er kann nicht einmal richtig ü b e r sie schreiben. – Ein anderer Weg wäre aber auch denkbar: Zynismus. Da müssen Sie sich entscheiden. Ein zynischer Text braucht aber K ä l t e, und die ist etwas anderes, g a n z anderes, als Geblödel.

    5. verstehe völlig ihre korrektur ( vielen dank für ihre dafür verwendete zeit – hochachtung )
      kurz noch die anmerkung :
      der versuch war grob der, eigentlich kein haltbares inneres schwingen zu erzeugen, das dann zwar kaum empathie selbst ausdrückt, sondern allenfalls womöglich einen empathischen reflex zu fördern in der lage ist.
      auf mich selbst wirkt das kleine piece, musikalisch gefühlt, “laidback” zurück, aufgrund aber der stilistischen brüche usw. ( wie sie völlig korrekt herausstrichen ) wird ein einlassen eines potentiellen lesers eher durch kalte strenge versperrt.
      generell aber diese frage : erzeugt empathie ( paradigmatisch ) widerum stets empathie oder trifft sie nicht leider allzuoft auf kühles verwertungsinsteresse ?
      Innerhalb von höflichkeits-konvention, die aber zu zirkulation neigt – wohl ersteres, ansonsten muss für mich vieles allzu nebulös bleiben.

  7. isenstein lichtauge, dudaoben, bin ich frau gwordn im siemensechzigstn frühling wer hätte das gedacht mitm pfahl inne eierstöcke augn zuverflucht! – zsammenreißen – aber ehrlich gesagt hab ich mich immer schon gefragt, wie sich das anfühlt mitm fleischlichen dingsbums penis verfluchteviecher un jetz brennts wie die zau da unten siehste doch alles aufde erde un ich kanns ja nich zudecken madonna, nich mehr, mit deim schutzmantel da guckste hä? weil ich numal kein geld hat fürne ordntliche fahrkarte nach isenstein draußen geschlafn aufm deck un inner obhut vom himmeldafallnherabdieträumelein wenn ich obn bin reiß ich dir das heiligste auf mitn zähnen biste heilig aufm hohn e schreist, wie sichs gehört heilige kacke heute is frühling.
    sühüzerrohosen varwer munt, kuhummundmahache michge sunt, kuhum kuhum kuhumundmache michge sunt, süezer süezer süezerrosen varwer munt –
    un das meer wogtun wogt komm ich doch noch zum weinen wenns so schaukelt so kurz vor szammenreißenszammenreißenszammenreißen sei vieh herz! auch! augen auf! na? –
    hell alles verstrahlt irgendwie. war nicht so schlecht alles, das leben, hab alles gesehen nur isenstein nich. und nen mann. n mann hätte sein können, n schöner mit bart un dunklm haar auf der brust, ah – verfluchthätteseinkönnen damals.
    da läuft was.
    da läuft wasverflucht wie wasserausennaugen.
    kuhumekuhume gselle –
    mîn –
    ihichentbihite –
    harte –
    dîn –
    ihich –
    ehent –
    bihiteharte –
    harte –
    dîn –
    kuhum –
    kuhum –
    kuhume kume –
    kume
    kume
    fast keine mehr, schmerzen diewerdnvergehn wie in n himmel aufsteign, schauen ich schaue ja reiß dich zsammen isenstein sehen! einmal! nur e i n m a l wollt ich – bald, bald oder nicht mehr ihpinsinanirgenadechomen immer, immer in jedem fall seh ich island.

    1. schwärmen was sonst

      Die schmerzen das herz die frau
      Hineingeworfen herausgeworfen aus sich selbst.
      Feucht wie der abend der tag die nacht
      Es regnet nicht
      Einsam an der tastatur
      Die finger gefroren, das herz
      Poesie nur geahnt
      Das fliessen die frau
      Hinausgeworfen mit ein wenig abstand
      Abstand halten ( inzestverbot )
      Den signifikanten an der mitte halten
      Protreptik vermeiden
      Ever love
      ever

    2. @sirenomele (zu: isenstein {1}). Ich möchte auf diesen Text, den ich nach mehrmaligen Lesen trotz einiger sprachlicher Verständnisprobleme für g r o ß halte, später eingehen, wenn ich mehr Zeit habe als jetzt. Mit ist aber wichtig, Ihnen das eben hinüberzuspiegeln.
      ANH.
      [Es ist fast ein Gegentext zu >>>> dem hier direkt vorhergegangenen; Dichtung nämlich. Das will ich begründen.]

    3. @sirenomele (zu „isenstein“). Nun aber. Es ist immer sehr viel schwieriger zu begründen, weshalb man etwas g u t findet, als wenn sich Kritik anbringen läßt. An diesem Text läßt sich k e i n e Kritik anbringen, nicht berechtigterweise. Wer das Gegenteil meint, möge sich bei mir melden und die Auseinandersetzung führen. Ich bin, in einem Wort, hingerissen. Auch wenn ich eine Grundfrage habe: Was ist der Pfahl in den Eierstöcken? Und weshalb konnte er verhindern, daß diese Frau einen Liebesakt erlebt? Das ist mir dunkel geblieben. Macht aber nichts. Es ist so. Der Text sagt es, und wir haben das, um ihn zu verstehen (also nachzufühlen), zu akzeptieren.
      Akzeptiert man das, dann stimmt hier wirklich alles. Aber nicht nur das. Das leise Lied („Komm und mache mich gesund“ – ein mittelalterliches Gebet, offenbar, das Sie hier höchst geschickt ins Bajuvarische verschleifen, um es dann in der alten Schreibung wieder aufzunehmen – fantastisch!) trägt durch den gesamten Text, man hört fast die Melodie. Dabei ist das Geschick, mit dem Sie aus dem Lied in innere Monolog-Wendungen hineingehen, mehr als bemerkenswert. Etwa das: un das meer wogtun wogt komm ich doch noch zum weinen oder hier, da wird es wieder Gedicht:

      kume
      kume
      fast keine mehr
      in diesem Übergang vom „kume“ zu „keine“ – ganz wunderbar. Und ganz ganz traurig. Ich möchte so sehr hoffen, daß Island ihr zu Isenstein w i r d.
      Diese kleine Dichtung, liebe sirenomele, gehört veröffentlicht. Ich habe mir eben erlaubt, den Text zu kopieren und an das Hessische Literaturforum im Mousonturm Frankfurtmain zu schicken, mit der Frage, ob sie ihn nicht in die nächste Ausgabe >>>> des von dort herausgegebenen Literaturmagazins aufnehmen wollen.

    4. @peer dhu (zu „schwärmen was sonst“).

      Die schmerzen das herz die frau [Rhythm.: ich habe hier die Tendenz „die schmerzen herz die frau“ zu schreiben]
      Hineingeworfen herausgeworfen aus sich selbst.[:das ist zu deskriptiv für ein Bild, sowieso, über die Rhythmushänger.]
      Feucht wie der abend der tag und die nacht
      Es regnet nicht
      Einsam an der tastatur [: ahh!, wirklich?? Wirklich die Situation des einsamen Schriftstellers? Ist das unterdessen nicht arg z u larmoyant?]
      Die finger gefroren, das herz
      Poesie nur geahnt [:ebenfalls:: die Unfähigkeit zum Thema zu machen ist k e i n gutes Thema. Das war es übrigens noch nie.]
      Das fliessen die frau [Was meinen Sie?]
      Hinausgeworfen mit ein wenig abstand
      Abstand halten
      [:Das wiederum ist gut!] ( inzestverbot )
      Den signifikanten an der mitte halten [:auch gut, sogar sehr]
      Protreptik vermeiden [:unklar, weshalb Sie >>>> das vermeiden wollen. Und Sie >>>> merkten es ja selbst. Dafür ist das Ende wieder sehr schön:]
      Ever love
      ever
      Bitte nochmal. Und versuchen Sie, im Bild konkreter zu werden. Sie haben insgesamt eine Neigung zur bildfernen Abstraktion, die sich im Zweifelsfall als Reaktionsbildung, nämlich Vermeidung, liest. Den Eindruck darf gerade ein abstraktes Gedicht nicht machen.

    5. zu “isenstein” wow

      ich danke.

      – was den “pfahl inne eierstöcke” angeht, muss ich aber sagen, dass mir da tatsächlich ein fehler unterlaufen ist. obwohl sie da – und das find ich schön – auch trotzdem irgendein verständnis dafür hatten. die situation, die ich als kontext im kopf hatte, war ja: alte frau, jungfrau aus keinem besondrem grund außer verpasste gelegenheit – gibt es ja in diesen generationen – , hat auf dem deck unter freiem himmel geschlafen – wurde die nacht vergewaltigt. der pfahl ist – mhm, der sündenpfahl und das männliche geschlechtsteil zugleich. gleichzeitig könnte es natürlich auch ein penetrationsobjekt sein oder eine mordwaffe oder beides… das ist nicht sehr glücklich rübergekommen und auch mal wieder zu viele vorstellungen in einem.

    6. @sirenomele (zur Veröffentlichung von Isenstein). Der Redakteur von >>>> L. hat mir geschrieben, er nähme Ihren Text g e r n e in die nächste Ausgabe mit hinein. Wenn da dann als Autorin nicht “sirenomele”, sondern Ihr wirklicher Name stehen soll, bitte ich Sie, ihn mir >>>> übers Kontaktformular der fiktionaeren Website schnellstmöglich mitzuteilen.

      Zur Sache selbst:
      Ja, dann geht das mit dem “pfahl inne eierstöcke” so nicht, zumal es ja eine Anspielung an 2 Korinther 12 ist und Versuchung symbolisiert. Eine Vergewaltigung ist sowas nun wirklich nicht. Abgesehen davon weiß ich zwar, daß, besonders in Kriegszeiten, auch alte Frauen vergewaltigt werden, aber in Ihrem Kontext kommt mir das als arg an den Haaren herbeigezogen vor. Dennoch, ich würde es so stehenlassen, als Rätsel, kann man sagen, auch wenn Ihre Autorinnenintention eine ganz “falsche” gewesen sein sollte.

    7. das ist die konnotationswolke.
      ich selbst verband den text mit ganz für mich synoptisch aufgefasster derber
      erotik / phallusleidenschaft / grenzgängertum ( alkoholisierterweise ) / sympathie
      + merkwürdiger magie – man verwende kürzel ( die immer klingen, weil fremd )
      appetitlosen appetit sozusagen weil stets unerfüllbar – vielleicht schamanismus.
      wie man / frau sich dazu stellt : es leben die schamaninnen.
      denkbare zeit vorangestellt, es gibt in der tat nur die verzweiflung trotz der
      unglaublichen nähe.
      da kaspert mann sich einen ab & frau wie mann sieht desweiteren.
      es ist so anziehenjd fremd und dunkel.
      muh.

    8. versuche hier schon seit geraumer zeit eva meyers “zählen und erzählen” mir
      gefügig zu machen ( natürlich nur als textzähmungsobjekt, das als solches
      allerdings nicht in frage gestellt ist – ich hoffe sie verstehen diese ironie )
      dei verflüssigung der frau bezieht sich wohl auf die bartholinische drüse.
      nietsche, als er von der peitsche sprach, bezog sich auf den artikel.
      die peitsche, die frau, die weisheit.
      er wollte gelegentlich in die HÖHE schreiben.
      und wir und er müssen passen.
      es gibt keine höhe.
      der apfel fällt nicht weit vom stamm aber auch nicht weit genug runter um
      dem baum genügend referenz erweisen zu können.
      axiomatisch allgemein.
      es gibt keinen baum.
      das ist das ver/heer/ende problem.
      wir werden es nicht lösen.
      sie können bestimmt auch fliegen.
      fleigen sie in die worte.
      die worte geben aber den rythmus nicht vor.
      nichts.
      ein jeweils grosses geheimnis der individualität.
      als musiker gehört der rhytmus dann ins fest der worte : oder dahin wo man alles
      bekopmmen kann & nichts will.
      SIC.

    9. noch ein schon vorgefasstes persönlichses statement zur wortproblematik ohne
      wiedererkennungssehnsucht.

      Breaking that even point /.
      – introduktion of 3 former mind-players –

      : Wie klein aber nimmt sich doch die gier und der neid der reichen und superreichen aus gegenüber der :
      – g e s t a l t u n g s f r e u d e , der i n g e n i o s i t ä t und der immensen kraftanstrengung , die wir noch zu v o l l z i e h e n hätten , um diesen planeten wenigstens v o r ü b e r g e h e n d im G A N Z E N R E T T B A R erscheinen zu lassen ?

      Eddie weinte. ( zuweilen, backspace )
      Irgend etwas in seinem halt sehr wohl zerknirschbaren innenraum brach dann heraus bis unter die wurzeln seiner sensiblen haarsträhnen –
      etwas schütteres / verarmt spärliches / hungriges, das sich immer mehr zu verlieren glaubte …
      „ SEIEINBRAAVERBOY,SUCHDIREINunauffälligesTOYYY ? “
      Im zuge dessen verspürte er so eine melancholie, die sich auf alles zu fixieren suchte,
      was uneindeutig und kaum erkennbar zäh ineinandergeflossen war.
      Was hatte der letzte frühling ihm nicht z.b. noch schnippisch hereingeflötet ?
      Er zerkaute ein paar kalte, analytisch verbrämbare wortlarven, PHRASEN-artefakte.
      Therapieanliegen.
      Therapieauftrag.
      Therapiewilligkeit.
      Ein üblicher frühling ?
      „ Metamorphosen, knospen, schüttelreime. Rap. “
      Die kinder hamms aber noch gut ?
      „ Er hing NOCH herum wie die breitgrinsende katze auf seiner matratze &
      kannte keine hetze, kannte keine hektik,
      nannte die sterne nicht beim namen. “
      Damals auf jeden fall nicht.
      Gemütlich bastelte er sich also ( demzufolge aus notwehr ) überaus helle joints, fischte nach den büchern aus dem regal, atmete tief aus, – und zog sie sich rein :

      LASS DOCH DIE WORTE PLASTISCH WERDEN UND TANZEN !
      – TANZE DANN IN DEN INNENRÄUMEN DER WORTE MIT.

      Und so ebbte meist allmählich der schmerz ab, aber laut begann er dann oftmals leider
      das schreien stets grundlos gequälter zu vernehmen – er musste sich u.u. die ohren zuhalten, obwohl es vielleicht überaus still um ihn war, desöfteren bisweilen absolut lautlos – – –

    10. isenstein (II) (ich habe versucht, an dem text zu arbeiten. das war aber schwierig, denn so bescheuert die idee im hintergrund war, bildete sie doch die substanz. möglicherweise ist die folgende version etwas wässrig geworden?)

      ichtauge, du daoben bin ich frau gwordn im siemensechzigstn frühling wer hätte das gedacht wien ordntlicher mensch, verfluchteviecher augn zuverflucht! – zsammenreißen – un jetz brennts wie die zau da unten siehste doch alles aufde erde weil ich numal kein geld hat fürne ordntliche fahrkarte nach isenstein draußen geschlafn aufm deck un inner obhut vom himmeldafallnherabdieträumelein un ich kanns ja nich zudecken madonna, nich mehr, du mit deinm schutzmantel, da guckste hä? aber wenn ich obn bin reiß ich dir das heiligste auf mitn zähnen biste heilig aufm hohn e schreist virgilium lilium wie sichs gehört heilige kacke heute is frühling.
      sühüzerrohosen varwer munt, kuhummundmahache michge sunt, kuhum kuhum kuhumundmache michge sunt, süezer süezer süezerrosen varwer munt –
      un das meer wogtun wogt komm ich doch noch zum weinen wenns so schaukelt so kurz vor zsammenreißenzsammenreißenzsammenreißen sei vieh herz! auch!
      augen auf! na? –
      hell alles verstrahlt irgendwie. war nicht so schlecht alles, das leben, hab alles geträumt un alles gesehen nur isenstein nich. und nen mann. n mann hätte sein können, n schöner mit bart un dunklm haar auf der brust, ah – verfluchthätteseinkönnen damals.
      da läuft was.
      da läuft wasverflucht wie wasserausennaugen.
      kuhumekuhume gselle –
      mîn –
      ihichentbihite –
      harte –
      dîn –
      ihich –
      ehent –
      bihiteharte –
      harte –
      dîn –
      kuhum –
      kuhum –
      kuhume kume –
      kume
      kume
      fast keine mehr, schmerzen diewerdnvergehn wie in n himmel aufsteign, schauen ich schaue ja reiß dich zsammen isenstein sehen! einmal! nur e i n m a l wollt ich – bald, bald oder nicht mehr immer, immer in jedem fall seh ich island.

    11. erste fassung : lichtauge schliesse mich ( doch ) der meinung an dass dieser text nicht zu korrigieren ist
      weil perfektion ausströmend.

      ( vergessen sie bitte den kram den ich dazu assozierte, werde ab jetzt solche peinlichkeiten vermeiden versuchen )

    12. in ihrer redigierten fassung nimmt das “wie ein ordentlicher mensch” und die streichung der pfahl-figur meiner meinung nach sowohl tempo als auch interpretatorisch mögliche multipolarität raus.

      vergessen sie viell. manchmal ein allzu gewissenhaftes über-ich, zu dem sie sich in ihrer selbstkorrektur herabliessen.

      im allgemeinen natürlich nicht die konrolle verlieren : sie kontrolliert ja stets
      auf anderen plateaus – man glaubt es kaum – mit !

      dhu

    13. stell das jetzt noch dazu, musste mir grad einfallen.

      Die frau ist die erfahrung, der mann ist der versuch ?
      Es gab garantiert den moment als die frau unter den himmel und die bäume und
      neben die felsen und berge und pflanzen trat und ergriffen war.
      Sie sah sich.
      Aber sie durfte sich lieben.
      Sie war durch sich geworden.

      soinetwa.
      soorie at that place.
      das dhu

    14. sehn sie sich bitte meine relativ unbeholfenen bemerkungen auf der startseite
      zum “freien willen” an :
      die entscheidung ist immer das letzte und doch durfte sie nie nie souveränität besitzen, nicht ?
      höre gerade monstermagnet spine of god und fühle mich absolut nicht antik.
      von wegen air und dusapin und burt bacharach die letzte.
      der verstand sagt uns nichts insofern er die ausgeburt einer sammelleidenschaftlichkeit
      darstellt, das auge isst mit.
      holding the spirit to flow beneath.
      the waves.
      ihr dhu

    15. @ das dhu

      ja, da geh ich ganz mit, was die oben besagten rhythmischen probleme in der zweiten version angehen. ich werde das textchen wohl wieder der ersten version anpassen, nur einige korrekturen und den dummen pfahl rausnehmen, d.h. schlicht streichen.

      das “allzu gewissenhafte über-ich”… ? – weißt dhu, ich bin schlicht von haus aus gewöhnt, nicht sonderlich viel zu sprechen und allzuviel gelaber löst bei mir auch aggressionen aus. trotzdem habe ich das bedürfnis, zu schreiben. das einzige, was man da tun kann, ist, sinn-voll zu schreiben – wobei der “sinn” nicht platter “inhalt” sein muss – . ich hoffe, damit der sprache überhaupt etwas sinn zurückverleihen zu können, für mich wenigestens. sie scheint mir oft leer, ausgehöhlt und falsch, die sprache, im alltag.

      und meine intuition ist der dheinen vielleicht nicht sehr fern (- musik). aber ich bin kein jazzer und jammen ist schon gar nicht mein ding. und so wird man dann notgedrungen dicht und dichter. (oder vielleicht bin ich da auch mehr frau. ich bevorzuge, hin und wieder ein einzelnes ei zu produzieren, klein, weiß, hart, anstatt die wände mit abermillionen von spermien zu befeuchten. – das ist nicht abwertend oder sexistisch gemeint. wenn ich gewissenhaft wäre, würde gar nichts kreatives zustandekommen, wenn ich aber gar nicht gewissenhaft wäre, würde ich einfach nur jede menge bullshit produizieren.)

  8. Grand, reizen, farbflöte … ja, willi, die haben wir im sack, im sack sag ich, keine gegner für uns. Herbert und jürgen, was für laschen … Nein, was los? … Willi? … Trüb, dämmerig, was das? Nicht mein Zimmer, das ist nicht mein Zimmer! Meine Nachttischlampe, wo ist Nachttischlampe, hier steht eine andere lampe, nicht meine lampe. Und das bett und bettbezug und vorhänge und wände, alles weg, anders … weiß, warum weiß? Willi!! … unmöglich, traum? Ja, traum, grauenhafter traum, schlaf ein, morgen erwachst du in deinem bett, deine vorhänge .. ja … sicher … dein zimmer dann .. schlaf jetzt, gell willi, schlafen.

    Schellen, bollen, ja! Bayrisches blatt, das ging aber hop hop, die sind weg, 32 augen pah !! willi, wieder wir, was … willi? Lampe, jetzt umfass ich gleich meine lampe… was los, he, was ist los, los … ich sagte mach! … nein, das ist nicht so … gestern war alles in ordnung, keine probleme gestern, und heute auch nicht.. gell willi, heute auch keine probleme .. gestern noch eicheln in der hand gehabt, siegerblatt .. weiß, alles weiß, hier ist woanders … aber wo … willi? Hör auf mit willi, herr gott nochmal, schau dich um und sei ruhig! Andere lampe, und bettbezug ist weiß, und fahles licht aus fenster … zuhause nie licht, da habe ich doch Rolladen, hier scheinige gardinen .. das hier ist nicht zuhause, wo dann? Schlaf! … das kann nicht sein, das ist alles Blödsinn, Hirngespinste, Einbildungen, nur Phantasie!! Hahaha, ja doch, deine Phantasie geht mit dir durch, bestimmt .. hat Einstein auch gesagt, Phantasie größer als Wissen, klar doch, schlaf, morgen bist du wieder gesund, alles alpträume hier.. haha, was ein witz .. und morgen abend dann mit willi und jürgen und herbert am tische .. genau .. am tische.

    Lousie .. du bist doch da, oder? Ich brauche dich, ja, schatz, dich brauch ich jetzt.. krebs? Pah, krebs bringt meine louise nicht um .. sie ist doch da.. hier .. hier stimmt etwas nicht, ich fühle es, ich kann nicht mehr einschlafen, aber ich schlafe doch!! meinen körper kann ich nicht bewegen, also schlafe ich!! Louise, krebs, tod, was? Nein, louise ist bei mir, immer, schon immer und für immer, nicht wahr? Lousie, nein, ich spüre dich nicht.. das zimmer ist kalt und leer und weiß und die möbel sind schrecklich und das dumpfe licht.. ist es früher morgen? Oder ist es das mondlicht? Früher morgen … ich stehe auf und ziehe gardinen beiseite .. aber .. gott im himmel, sage mir, was los ist, bitte.

    1. @samuelhamen (zu: Grand, reizen, farbflöte).

      … ja, willi, die haben wir im sack, im sack sag ich, keine gegner für uns. Herbert und jürgen, was für laschen [Sie meinen „Luschen“? Laschen sind etwas anderes.]… Nein, was los? … Willi? … Trüb, dämmerig, was das [:Dialekt?]? Nicht mein Zimmer, das ist nicht mein Zimmer! Meine Nachttischlampe, wo ist die Nachttischlampe [:und bitte sich bei durchgehaltener Kleinschreibung entscheiden oder die normale Großkleinschreibung verwenden… ich sehe hier eh keinen ästhetischen Gewinn in der Kleinschreibung.], hier steht eine andere lampe, nicht meine lampe. Und das bett und bettbezug und vorhänge und wände, alles weg, anders … weiß, warum weiß? Willi!! … unmöglich, traum? Ja, traum, grauenhafter traum [abgegriffenes Idiom], schlaf ein, morgen erwachst du in deinem bett, deine vorhänge .. ja … sicher … dein zimmer dann .. schlaf jetzt, gell willi, schlafen.

      Schellen, bollen, ja! Bayrisches blatt, das ging aber hop hop, die sind weg, 32 augen pah !! willi, wieder wir, was … willi? Lampe, jetzt umfass ich gleich meine lampe… was los, he, was ist los, los … ich sagte mach! … nein, das ist nicht so … gestern war alles in ordnung, keine probleme gestern, und heute auch nicht.. gell willi, heute auch keine probleme .. gestern noch eicheln in der hand gehabt, siegerblatt .. weiß, alles weiß, hier ist woanders … aber wo … willi? Hör auf mit willi, herr gott nochmal, schau dich um und sei ruhig! Andere lampe, und bettbezug ist weiß, und fahles licht aus fenster … zuhause nie licht, da habe ich doch Rolladen, hier scheinige gardinen .. das hier ist nicht zuhause, wo dann? Schlaf! … das kann nicht sein, das ist alles Blödsinn, Hirngespinste, Einbildungen, nur Phantasie!! Hahaha, ja doch, deine Phantasie geht mit dir durch, bestimmt .. hat Einstein auch gesagt, Phantasie größer als Wissen, klar doch, schlaf, morgen bist du wieder gesund, alles alp[eigentlich „Albträume“, da das Wort von „Alben“ abgeleitet ist, mythologisch genauer: von den Nachtalben]träume hier.. haha, was ein witz .. und morgen abend dann mit willi und jürgen und herbert am tische .. genau .. am tische.

      Lousie .. du bist doch da, oder? Ich brauche dich, ja, schatz, dich brauch ich jetzt.. krebs? Pah, krebs bringt meine louise nicht [Dieser Satz macht sehr unklar, w e r den Krebs hat.] um .. sie ist doch da.. hier .. hier stimmt etwas nicht, ich fühle es, ich kann nicht mehr einschlafen, aber ich schlafe doch!! meinen körper kann ich nicht bewegen, also schlafe ich!! Louise, krebs, tod, was? Nein, louise ist bei mir, immer, schon immer und für immer, nicht wahr? Lousie, nein, ich spüre dich nicht.. das zimmer ist kalt und leer und weiß und die möbel sind schrecklich und das dumpfe licht.. ist es früher morgen? Oder ist es das mondlicht? Früher morgen … ich stehe auf und ziehe gardinen beiseite .. aber .. gott im himmel, sage mir, was los ist, bitte.

      Die beschriebene Szene wird nicht völlig deutlich, einmal, weil man nicht genau mitbekommt, w e r erkrankt und möglicherweise schon gestorben ist, und zum anderen, weil der beschriebene Raum eine starke Tendenz zur Todes-Metaphorik hat, also Todesfantasie sein könnte, aber andererseits immer beharrlich ein Krankenhauszimmer assoziieren läßt. Das wäre an sich sogar reizvoll, gingen die Ebenen unlösbar ineinander über. Das Problem stellt sich aufgrund der Perspektivenfrage her: Nimmt (eine etwaig schon gestorbene Louise) das Geschehen als den inneren Monolog ihres wahrscheinlich Partners wahr, oder ist tatsächlich er es, der da spricht, bzw. denkt. Und dann kommen s o l c h e Sätze rein von draußen: „das kann nicht sein, das ist alles Blödsinn, Hirngespinste, Einbildungen, nur Phantasie!!“ So etwas kann ein tatsächliches Erschrecken eigentlich nicht darstellen, sondern klingt an ein ganz anderes Niveau an, nämlich von Normalität. Zudem, wenn der Lebende spricht, verstehe ich nicht, weshalb immer wieder die Artikel vor den Nomen weggelassen werden. Das hätte Sinn, käme es Ihnen auf die Darstellung einer fantasmagorischen Wahrnehmung, also auf eine Wahrnehmungsstörung an. Sie müssen mir als Ihrem Leser hier einfach mehr konkretes Futter geben oder aber g a n z ins Fantasmagorische driften; sollten Sie sich für letztres entscheiden, muß der Text durch eine F o r m zusammengehalten werden, also seine Plausibilität erhalten, etwa über eine ausgefeilte Rhythmisierung. Umgangssprache reicht dann nicht hin.

    2. @ANH Vielen Dank für die eingefügten Kommentare und die resümierte Kritik!

      Sie haben recht, die ungenaue Form und der nicht abgemessene Rahmen der Geschichte lassen den Inhalt auf einer unklaren und konfusen Ebene schweben. Die Situation sollte folgende sein:

      Ein alter Mann erwacht morgens in einem ihm fremden Krankenhauszimmer, er ist noch schläfrig und dämmert mehrmals wieder ein. Erinnerungen an Skatpartien am vorhergegangen Tage überfluten sein Gedächtnis und vermischen sich mit den neuen Eindrucken der unbekannten Umgebung. Ihm ist nicht bewusst, dass er gelähmt ist und wie und wann er in das Krankenhaus gebracht worden ist. Im letzten Abschnitt klammert er sich an die Erinnerung an seine Frau Luise, die bereits an Krebs gestorben ist, wobei ich die Ambivalenz dieser Information nicht erkannt habe.
      Ich werde den Text nochmal überarbeiten und versuchen, die Grundsituation besser hervorzuheben, sowie mich formal (Groß- oder Kleinschreibung) auf ein Standard festzulegen.

      Wenn es für Sie in Ordnung wäre, würde ich die überarbeitete Fassung in einigen Tagen hier einstellen.

    3. @samuelhamen & alle. Aber selbstverständlich dürfen Sie die neue Fassung hier wieder einstellen. Ich finde die von Ihnen jetzt sehr klar dargestellte Geschichte im übrigen erzählerisch sehr spannend; sie ist aber eben auch anspruchsvoll. Dazu Folgendes: Ich bin der Überzeugung, daß man derartiges nur dann glaubhaft darstellen kann, wenn man in einer nahen Form selber mit Tod und Vergänglichkeit und Trauer (oder verschobener Trauer) persönlich zu tun gehabt hat, weil man, ich möchte sagen: Grundessenzen des Leids erfahren haben muß, um diesen bestimmten Geschmack zu kennen. Ob das bei Ihnen der Fall ist, weiß ich selbstverständlich nicht, und ich möchte Ihnen da auch nicht unangemessen nahe treten. Sie sollten nur, falls nicht, ggbf. darüber nachdenken.

      Prinzipiell gilt natürlich n i c h t, daß man nicht über einen zum Beispiel Erfrierenden schreiben kann, wenn man nicht selbst erfroren ist; aber die Erfahrung zu frieren, s e h r zu frieren, muß man gemacht haben. Um Ihnen ein Bild zu geben für das was ich meine: eine mütterliche Freundin hat einmal zu Beethovens kleinem “Für Elise” gesagt, das ja nun jeder Klavierschüler spielt: “Das kann man nur richtig spielen, wenn man einmal wirklich geliebt hat.” Sie meinte: das Stück entziehe sich einem sonst und reduziere sich auf eine vergleichsweise naive Harmonik; hat man aber geliebt, beginnt die Harmonik seltsam zu leuchten… Meine Freundin hielt es für grundsätzlich verfehlt, ja eigentlich für eine Blasphemie, dieses Stück von anfangenden Klavierschülern spielen zu lassen, nur, weil es vorgeblich ‘leicht zu spielen’ sei.

    4. meine empathie sagt mir dass das keine empathie ist.
      es ist ja auch schwierig sich in die situation eines anderen gestellt zu sehen,
      es sei denn man hats mal erzählt bekommen.
      wir sind aber im funktionalen auf distanz gehalten und somit als akzeptanz
      geboren : deutlich nach unserer geburt, wenn überhaupt reflektiert.
      trotzdem bin ich der meinung, dass man sich an gegebenheiten gewöhnt.
      und jemand, der skat spielt, hat zwar die geduld des langen blattes und was noch :
      ein klatschender moment der begierde, mit verlaub.
      sie hamm das zeug zum williadvokat.
      ich liebte ihn immer.
      auch als marionette des guten geschmacks

    5. @peer dhu: Jesses, was ist denn ein “Williadvokat”? Und solche Sätze sind mir in ihrer normativen Abstraktheit restlos unbegreiflich:
      wir sind aber im funktionalen auf distanz gehalten und somit als akzeptanz
      geboren
      “Wir sind als Akzeptanz geboren” – was soll das heißen? Ich bin als Mensch geboren, meinethalben als Unhold, außerdem als Deutscher oder als Franzose, oder als Balte, als Niedersachse, egal; ich bin als Mann oder als Frau geboren (meinetwegen auch als Transvestit) – aber als Akzeptanz? Wenn wir Akzeptanz mit Drosdowski als “Bereitschaft, etwas zu akzeptieren” definieren, also etwas freiwillig anzunehmen, anzuerkennen, dann wären wir Ihnen zufolge als Bereitschaft geboren, etwas anzunehmen. Nun ist das eine Hohlformel, weil das Etwas einer Definition, bzw. Hinsicht bedarf, um überhaupt eine plausible Aussage ergeben zu können, die über jemanden, der geboren wird, getroffen werden kann. Freiwilligkeit setzt Bewußtsein voraus; Sie können demzufolge nicht einmal sagen, wir seien als Bereitschaft zu atmen geboren.
      Von “deutlich”, wie Sie schreiben, sehe ich keine Spur. Im Gegenteil lernen wir, bestimmte Dinge und Sachverhalte zu akzeptieren, oder wir lernen es eben n i c h t. Diese Dinge und Sachverhalte sind sozial/kulturell determiniert. Auch hirnwissenschaftlich – also auf das bezogen, >>>> was das Gehirn immer schon weiß, bevor es überhaupt zu arbeiten (zu denken) anfängt – kann schlecht von Akzeptanz gesprochen werden, wenn das, was wir akzeptieren, die Grundkategorien der Anschauung sind, mit denen das, was wir akzeptieren, überhaupt erst angeschaut werden k a n n; es wird nur w e g e n der Grundkategorien gesehen, das heißt, es geht kein Erkenntnisprozeß vorweg, der ein Wort wie Akzeptanz auch nur ungefähr plausibel machte.
      Wenn dann, bei so unscharfem Denken, auch noch Sätze wie “trotzdem bin ich der meinung, dass man sich an gegebenheiten gewöhnt” verwendet werden, die ja imgrunde nur der Ausdruck einer banalen, d.h. prinzipiell-normalen Erfahrung sind, wird mein Unbehagen gegen solche intellektuellen Konstrukte enorm.

    6. Sie reden einen unglaublichen Blödsinn Herr Herbst, aber wie Sie diesen
      Blödsinn begründen, das ist schon fast großartig, wenn es eben nicht
      solch ein Blödsinn wäre.

    7. @HerrSommer. Mit einer Nachbemerkung für alle. Wenn Sie das so meinen, sollen Sie das gerne so weitermeinen. Allerdings, um ernstgenommen zu werden, brauchte es schon die eine und/oder andere Begründung. S o hingegen sind Sie nicht satisfaktionsfähig.
      Entweder wird man Sie nun allein an Ihrer Anonymität messen, was mir, an Ihrer Stelle, höchst unangenehm wäre, oder aber, Sie diskutieren ernsthaft mit, dann störte auch die Anonymität nicht, und ich wäre gerne bereit, ernsthaft zu antworten.

      [Nach seiner Art gehört Herrn Sommers Beitrag selbstverständlich in den >>>>ANTI-HERBST, wohinein ich ihn jetzt auch gleich kopieren werde. Allerdings laß ich ihn hier stehen, weil ich dem Menschen die Gelegenheit geben möchte, argumentativ zu antworten.]

    8. verzeihen sie die kürze ad akzeptanz Funktionale distanz und akzeptanz scheint mir inkarniert.
      Als akzeptanz geboren wäre vielleicht die metapher.
      „ein zu fleisch gewordener vorwurf“ – irgendwo bei dostojewski.
      dass man / frau sich aber an dann gesellschaftlich übergreifende verhaltensformen
      grob abgekürzt zu binden hat, kann einem die empathiefähigkeit blockieren :
      krieg z.b. auf allen ebenen, hier kanalisiert sich diese ungetrübt-unschuldige akzeptanz.
      ( nach „aussen“ wie nach „innen“ )
      mir läuft gerade eine begriffsschöpfung „empathiekette“ als individuelle rahmensichtung heraus.
      ( womöglich ein erörterungsthema )
      Ich weiss desweiteren nicht, ob man /frau als freier wille geboren wird, ich denke eher dass
      Man / frau schon mit bestimmten wahrnehmungspräferenzen hier in erscheinung tritt
      Und eigentlich relativ wahllos internalisiert.
      Bis es eben bedauerlicherweise zur kollektiven spaltung kommt.
      Zwecke fächern diese mitunter äusserst hässlich auf
      Und können den blick für funktionalität in ideologischem verlieren.

    9. soitis clearer ? sie haben mich in gewisserweise mir selbst ( natürlich partial ) enthoben
      und zwar emotional in richtung rationaler korrektierung.
      andernfalls hätte das origal vielleicht diskursiven charakter gehabt.
      das elaborierte “gleitmantelsyndrom”
      werde mich in zukunft etwas zusammenreissen, hab ja auch die zeit dazu.
      lyrik.
      unschön.
      bezahlt.
      abgründe.
      entlüften.
      grüsse

    10. ihnen gebe ich hier in casu recht.
      allerdings war mein freies assozieren ( deutlich ! ) ungründlich, was dann aber auch
      für mich die bemerkenswerte hülse war.
      so kann sich willi offenbaren :
      als echter provokateur.
      ER war immer wahr,
      und die SPIRALEN der authentizität kennen grenzen nicht.
      es war halt ein durchaus empathischer moment –
      ich sass dabei.
      wer noch ?
      vielleicht das pränatale wesen, das unsere sensibiltit wenigstens schon besitzt.
      auch mit joint und brandy.
      o.k. + thanxxs + movin forward notta back, plaaace.

  9. Hörst du? „Hh!“… Noch mal!„Hh!“…Heilige Maria! Hoch die alten Knochen, hoch jetzt: „Hh!“

    Ja sag! Wirst du wohl! „Hh!“
    Das hat grade noch gefehlt.
    Ein Ruck: „Hh!“
    Mein Gott! Beweg dich doch! Ich muss mich doch bewegen!
    Die Katze füttern. Es wird Zeit. Die Katz!
    „Mitzi, ich komm ja schon…Mama kommt ja schon. Alles ist gut.“

    „Hh!“ Donnerwetter! Ich komme nicht mal hoch. Als wär´s nicht schon leidig genug gewesen.
    „Mitzi! Sorg dich nicht …Pschhhh!“

    Gott Gütiger, mach mich doch nicht bange! Ich war immer bescheiden, hörst du?
    Was willst du denn? Du machst mir Angst!

    Vater unser im Himmel geheiligt werde dein Name dein Reich komme dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unsern Schuldigern und führe uns nicht in Versuchung sondern erlöse uns von dem Bösen denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit Amen.

    Immer noch nicht? Wieso denn immer noch nicht?
    Herr, lass mich bittschön aufstehen!
    Doch nur noch heute. Warum jetzt! Wo es endlich wieder schöner wird draußen?
    Ich wollte doch das Grab machen gehen, hörst du? Dem Josef sein Grab wollt ich doch noch machen, wo es nicht mehr gfroren ist draußen! Hörst du? Hör:
    Gegrüßet seist du Maria voll der Gnade der Herr ist mit dir du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes Jesus Heilige Maria Mutter Gottes bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes…in der Stunde unseres Todes…
    Nichts hilft, hilft alles nichts!
    Angst! Ja, Angst hab ich.
    Reicht´s denn immer noch nicht mit der Angst? Hast du denn immer noch nicht genug?
    Das Kind nahmst mir, den Mann nahmst mir, gehst mich jetzt holen?

    Aufstehen, ich bitte dich! Nur heute!
    AUFSTEHEN!
    Ich muss mich herrichten, Sonntagsmesse, bestimmt bald halb zehn. Der Pfarrer wartet!
    Nur bis Ostern noch, nur noch Ostern! Lieber Gott!
    Ich muss den Enkeln noch ihre Lämmer backen, hast du das vergessen? Wer backt den Enkeln denn sonst die Lämmer? Oma Elise ham´s doch auch schon verloren, die Lieben.

    Rühren will ich mich! Vermaledeiter!
    Gell, schelten wirst mich jetzt aber nicht noch, wenn ich böse werd mit dir? Hast mir´s nicht leicht gemacht, das Leben. So kannst mich jetzt nicht wegholen von hier.

    Angst!
    Mein lieber Gott, ich hab Angst vor dir!
    Laß mich doch die Hände spüren, nur meine Hände!
    Die Katz möchte ich streicheln, meine Mitzi!
    „Meine Mitzi, miau nicht. Bitte nicht!“

  10. Gedächtnislauf Die Augen auf. Das Laken zwischen den Fingern. Der Schmerz in der Brust. Ich stöhne laut. Bilder flirren vor meinen Augen.
    Ich will aufstehen, ich muss aufstehen. Ich kann nicht. Ungeschickt tastet meine Hand umher. Sie sucht nach dem Handy für Notfälle. Der Wecker stürzt zu Boden. Einige weitere Dinge folgen ihm nach. Dann das Plastik in meiner Hand. Mit großer Anstrengung gebe ich mein Geburtsjahr ein. 1 – 9 – 2 – 5. Es blinkt auf. Ich ringe nach Atem. Mein Finger sucht nach der Nummer meiner Tochter. Ich kann ihm nicht helfen. Ein imaginäres Messer bohrt sich tief in mein Herz. Ich höre noch, wie das Handy zu Boden fällt.
    Mit letzter Kraft reiße ich die Bettdecke von mir. Ich spüre den Schweiß. Liege in ihm.

    [i]Ein kleiner Junge nimmt mich an die Hand. „Wir müssen auf’s Feld! Schnell!“ Außer Atem haste ich mit ihm über einen steinigen Weg. „Ich habe Angst!“, sage ich leise, doch der Junge drängt mich immer weiter. „Warum kommt sie nie nach Hause, wenn Alarm ist?!“ „Sie hat keine Angst!“, sage ich, als wir auf dem Feld stehen. Es raucht. Mein Bruder schreit. Ich schreie. Meine Mutter nicht. Ihre Glieder sind verdreht. „MAMA!“ Er stürzt sich auf sie und weint.
    Auf diesem Feld habe ich nicht nur meine Mutter verloren. Scheiß Engländer! Oder doch Amerikaner?[/i]

    Mein Herz rast. Tannhäuser schwingt bedrohlich in meinem Ohr. Meine rechte Hand legt sich auf meinen vibrierenden Brustkorb.

    [i]Eine weiche Wange drückt sich an mein altes Gesicht. „Erzähl von früher!“ Sie lächelt. „Du erzählst mir nie was von früher Opa!“ Ich gebe ihr einen Kuss. Sie ist zu jung für rauchende Felder. „Vielleicht später!“ „Immer später!“ – Am besten nie![/i]

    Ich spüre den Schmerz nur noch von Weitem. Das Herz – nur noch irgendein Organ.

    [i]„Sie haben ihn heute Nacht geholt!“, sagt er. Sein Gesicht ist eingefallen. Seine Kleider zerrissen. Und trotzdem; er drückt mir ein Bündel Brot in die Hand. „Aber warum? Er war doch ein guter Arzt!“ Er blickt zum Himmel. Wischt sich mit dreckiger Hand übers Gesicht. „Frag nicht so blöd! Du weißt warum!“ Scheiß Deutsche![/i]

    Ich atme tief ein und spüre, wie sich alles löst. Der Schmerz fällt ab von mir wie eine große Last. Mein Gedächtnis wehrt sich noch einmal. Doch dann fließt es hinfort.
    Endlich Ruhe!

    1. WERKSTATT. Für gloria_m (zu Gedächtnislauf). Niemand ist in diesem Text, weder sind es Sie als Schreiberin, noch kann es folglich ein Leser sein. Sie formulieren behauptend ohne Beleg und neigen zur ständigen Inkonkretheit. Sie müssen aber Gerüche vermitteln, Töne, Situationen, Räume.
      Im einzelnen:

      Die Augen auf. Das Laken zwischen den Fingern. Der Schmerz in der Brust. [DAS HIER FUNKTIONIERT NICHT, WEIL ES EINE ZU ÄUSSERLICHE BESCHREIBUNG IST.]Ich stöhne laut. [UND WAS SAGT D A S? IST VÖLLIG INHALTSLOS: ]Bilder flirren vor meinen Augen.
      Ich will aufstehen, ich muss aufstehen. Ich kann nicht. Ungeschickt[:WEG DAMIT!] tastet meine Hand umher. Sie sucht nach dem Handy für Notfälle [Gibt es Handys für Notfälle und solche für Nicht-Notfälle?]. Der Wecker stürzt zu Boden. Einige weitere Dinge [:Damit fallen sie völlig aus einer Erzählung raus, weil das Nullaussagen sind-] folgen ihm nach. Dann [Grammatik: „folgt“, also wenn schon…] das Plastik in meiner Hand. [Äußerlich:] Mit großer Anstrengung gebe ich mein Geburtsjahr ein. 1 – 9 – 2 – 5. Es blinkt auf [Das Geburtsjahr? Tatsächlich? Oder blinken die Zahlen?]. Ich ringe nach Atem [Abgestandener Ausdruck.]. Mein Finger sucht nach der Nummer meiner Tochter. [Ungewollt komisch:] Ich kann ihm nicht helfen. Ein imaginäres Messer [Aua!] bohrt sich [Kitsch:]tief in mein Herz. Ich höre noch, wie das Handy zu Boden fällt.
      Mit letzter Kraft [:abgestanzt.] reiße ich die Bettdecke von mir [mit durchbohrtem Herzen?]. Ich spüre den Schweiß. Liege in ihm.

      [i]Ein kleiner Junge nimmt mich an die Hand. „Wir müssen auf’s Feld! Schnell!“ Außer Atem haste ich mit ihm über einen steinigen Weg. „Ich habe Angst!“, sage ich leise [aber mit Aurufezeichen?], doch der Junge drängt mich immer weiter. „Warum kommt sie nie nach Hause, wenn Alarm ist?!“ „Sie hat keine Angst!“, sage ich, als wir auf dem Feld stehen. Es raucht. Mein Bruder schreit. Ich schreie. Meine Mutter [gramm.: „schreit“.] nicht. [Gänzlich Papier:] Ihre Glieder sind verdreht. „MAMA!“ Er stürzt sich auf sie und weint.
      Auf diesem Feld habe ich nicht nur meine Mutter verloren. Scheiß Engländer! Oder doch Amerikaner?[/i]

      Mein Herz rast [abgestandener Kitsch]. Tannhäuser schwingt bedrohlich in meinem Ohr [Hört sie Wagner im Walkman?]. Meine rechte Hand legt sich auf meinen [vom Wagner] vibrierenden Brustkorb.

      [i]Eine weiche Wange drückt sich an mein altes Gesicht [Würde er das so denken/fühlen?]. „Erzähl von früher!“ Sie lächelt. „Du erzählst mir nie was von früher Opa!“ Ich gebe ihr einen Kuss. Sie ist zu jung für rauchende Felder. „Vielleicht später!“ „Immer später!“ – Am besten nie![/i]

      Ich spüre den Schmerz nur noch von Weitem. [reines Papier:] Das Herz – nur noch irgendein Organ.

      [i]„Sie haben ihn heute Nacht geholt!“, sagt er. Sein Gesicht ist eingefallen. Seine Kleider zerrissen. Und trotzdem; er drückt mir ein Bündel Brot in die Hand. „Aber warum? Er war doch ein guter Arzt!“ Er blickt zum Himmel. Wischt sich mit dreckiger Hand übers Gesicht. „Frag nicht so blöd! Du weißt warum!“ Scheiß Deutsche![/i]

      Ich atme tief ein und spüre, wie sich alles löst. Der Schmerz fällt ab von mir wie eine große Last [:abgestandene Formulierung. Und das Folgende ist überhaupt nicht glaubhaft. Denn: Wer beobachtet hier und teild das mit?]. Mein Gedächtnis wehrt sich noch einmal. Doch dann fließt es hinfort. [Jetzt wüßte ich gerne, wohin. D a s da sagt wieder nichts und ist dann überdies eine ganz ganz matte Pointe:]
      Endlich Ruhe!

    2. Antwort Erst einmal danke, dass Sie sich noch die Mühe gemacht haben, es durchzulesen. Ich wollte einen Text über einen Mann schreiben, der im Sterben liegt. In dieser kurzen Zeit vor seinem Tod gehen ihm viele Dinge durch den Kopf. Dass diese nicht geordnet und eher wie Fetzen erscheinen, finde ich eigentlich logisch.
      Ich glaube nicht, dass man in einer solchen Situation noch richtige Gedanken fassen kann. Und dies habe ich eben versucht zu vermitteln. Deshalb stehen in meinem Text keine Gerüche oder Töne im Mittelpunkt. Er ist reduziert auf das Wichtigste, was dieser Mann in seinem Leben erlebt hat.
      Seine Gedanken springen zwischen der gegenwärtigen Situation und den vergangenen Erlebnissen hin und her. Diese habe ich versucht kursiv hervorzuheben, was aber leider beim Reinstellen des Textes nicht wirklich funktioniert hat.
      Wahrscheinlich sind diese ständigen Sprünge etwas verwirrend.
      Das Handy für Notfälle erscheint mir wirklich als ein Fehlgriff. Ich wollte damit zeigen, dass dieser Mann sonst nie ein Handy in die Hand nimmt und eben es nur für Notfälle besitzt.
      Um die Reduziertheit der Situation auch noch besser auszudrücken, habe ich des Öfteren einfach Verben ausgelassen. Was Ihnen ja nicht wirklich zugesagt hat.
      In der Geschichte hört natürlich keiner im Walkman Wagner, wäre ja auch zu komisch für die Situation. Es ist wieder der Sprung zurück ins Sterbebett und der Mann stellt sich die Musik vor.
      Warum endet mein Text mit einer matten Pointe? Auf jedem Grabstein findet man diese abgedroschenen Sätze, die für den Tod eines Menschen stehen. Und so steht auch am Ende dieser Geschichte nur eine matte Pointe, die zeigt, dass am Ende nicht viel übrig geblieben ist.
      Ich weiß, dass ein Text eigentlich selbsterklärend sein sollte. Dies scheint mir leider nicht ganz gelungen zu sein.
      Danke für die Denkanstöße.

    3. @gloria_m und alle. Intention & Poetik. WERKSTATT. Gut, daß Sie reagieren, und zwar auch, wie Sie es tun. Das erlaubt mir eine allgemein-poetologische Stellungnahme.
      Ich glaube, daß sich in Ihrem Text – wie in vielen anderen Texten – die Intention zu sehr vor das dichterische Geschehen schiebt. Selbstverständlich kann man mit einem Text etwas intendieren, moralisch, politisch, wie auch immer aufklärerisch, und letztlich ist ja auch die von mir vorgegebene Aufgabenstellung eine Intention. Aber ich halte es zugleich für poetisch unabdingbar, daß solche Intentionen als Anfänge verstanden werden, als Anlässe. Hat man für einen solchen Anlaß eine Erzählidee und sie skizziert, dann muß man, glaube ich, ihren Eigenbewegungen folgen. Ideen führen uns zu Formulierungen und diese haben eine Tendenz zur Eigenbewegung: sie führen in andere, erweiternde Ideen. Es ist ungemein wichtig, das nicht zu kappen, sondern auf das zu hören, was da “aus einem heraufsteigt”. Genau das ist dann zu formen. Wenn Sie hingegen allezeit Ihre Intention (“ich wollte”) vorrangig sein lassen und entsprechend zensieren, schreibt sich eine Geschichte niemals frei. Und da sind dann die Brüche zu merken, die bei Anfängern (und bisweilen auch bei “Profis”) als Ungelenkheiten erscheinen. Es ist zwar richtig, daß Dichter auch und gerade Ihre eigenen Erfahrungen “abschreiben”, aber die werden innerhalb einer Dichtung andere Erfahrungen, poetische, die sich nicht unbedingt auf die vorhergegangenen persönlichen Erfahrungen noch eins zu eins rückführen lassen. Wenn man diesem Umwandlungsprozeß nachlauscht und ihm folgt, bekommt die Dichtung dasjenige Fremde, das sie unbedingt braucht. Bleiben Sie an Ihren Intentionen haften, kann die Geschichte nicht atmen. Solch eine Erklärung ist eben verräterisch:Auf jedem Grabstein findet man diese abgedroschenen Sätze, die für den Tod eines Menschen stehen. Und so steht auch am Ende dieser Geschichte nur eine matte Pointe, die zeigt, dass am Ende nicht viel übrig geblieben ist.Abgesehen davon, daß die Darstellung Ihrer Intention nicht anderes als eine Verdoppelung ergeben kann, die zumal b e s o n d e r s matt ist, weil ihr nicht derselbe sinnliche Gehalt zukommt wie der vorhergegangenen Realitätserfahrung, und abgesehen davon, daß die Aussage in ihrer banalen Abstraktheit selbst schon matt ist, ist es ein Grundfehler anzunehmen, daß man zum Beispiel die Darstellung von Langeweile dadurch am besten befördere, daß sie selber langweilig ist. Ganz im Gegenteil muß die Darstellung von Langeweile extrem kurzweilig sein. Dieses poetische Gesetz gilt nahezu immer, wenn reale Klischees verarbeitet werden sollen und wollen.

      [Poetologie.]
  11. Wach bin ich schon lange. Was denkt denn ihr? Der Harndrang bleibt gleich, winters wie sommers. Aber egal.

    Die Sonne, moechte man meinen, leckt soeben an meinen alten knorpeligen Zehen. Die Sonne leckt mich, und ich leck mir das Fell. Dass ich nicht lache ueber diese Bildermacht, diese Bilderbestuermung, Erinnerungskauderwelsch.

    Der Harnbeutel hatte halt sein muessen. Seitdem virtueller Harndrang, der mich weckt und schlaflos im Daemmer belaesst.

    Noch keine Bewegungen im Haus. Der Fahrstuhl eingefroren, die Heizung erwuergt. Meine blaue Stunde, akkompangiert vom Schlingern der Strassenbahn, vom Kratzen der Krallen auf dem Fensterblech.

    Ha, schon wieder verpasst: jenes erste ERSCHEINEN des Lichstreifens: das Ziehen eines orangefarbenen Strichs, wie von Geisterhand. 4 22:49:56 on console
    Welcome to Darwin!
    Ueberhaupt was taete ich ohne euch: Geister! Hier, halb vermodert zwischen debilen Schwachkoepfen, die als Stilleben ihre dritten Zaehne im Trinkglas auf dem Nachtischschraenkchen plazieren.

    Ich gelte als renitent, als einer, der nicht die Unabaenderlichkeit des Gangs der Dinge akzeptiert. Er macht sich laecherlich, will sich nicht einfuegen, hoere ich sie fluestern, unverhohlen, tun sie doch bloss so, als fluesterten sie, heben bloss die Hand vor den Mund, senken kaum die Stimme.

    Na ja, hier also geendet zwischen schwerhoerigen Greisen und altklugem Personal. Moeget ihr noch lange im Daemmer ausharren und eure Schamanengesaenge zu meinem Geleit summen.

    Beim Zusehen verbreitert sich die orangefarbene Linie zu einem breiten Strich. Seit je verdammt auf das Lichtspiel hinter den Rolladen zu achten. Als Kind waren es die Autos, deren Scheinwerfer durch die Ritzen gingen und ueber die Tapete strichen. Schon damals das Atmen der Bruder, deren Schlaf ich bewachte.

    Was schwaetze ich! Immer noch das alte geschwaetzige Ich, fuer das es keine Harnbeutel gibt zum Auffangen und Wegkippen.

    Dabei bricht nun eine Strahlenflut ins Zimmer, fein zisiliert versteht sich, malt Glanzlinien auf die Schiebegriffe und Bettgalgen. Die beiden Nasen, die da jeweilen aus ihren Laken hervorragen, gleichen dabei schon Eiszapfen, die sich stalakmitenartig in die Hoehe winden. Ruht weiter ihr Untoten. Auf den Daechern kommen die Eiskrusten ins Rutschen, als haette der Sonnenstrahl sie abgetrennt, gleiten ueber die Ziegel, ergiessen sich in die Tiefe, und malen mir einen Wasserfall auf meine Bettdecke.

    1. WERKSTATT. Für mh zu dem Alterstext. Schöner Text, und anspruchvoll in seiner „Aufgabenstellung“. Eine Art Pastiche auf das sieche Alter; das heißt: Sie bewahren die Hochachtung vermittels einer Einfühlung, die den „renitenten“ Alten zum enthobenen Weisheitsträger macht. Der ist aber eben nicht kitschig, sondern wird in seinem eigenen Ernst, seiner Abfälligkeit aus Notwehr, nach- und miterlebt, wobei die Lichtsymbolik, die hier ganz konkret auftritt (toll etwa in der Kinderheitserinnerung an die durch die Rolloritzen ziehenden Autoscheinwerfer), dieser Figur die menschliche Hoffnung indirekt bewahrt. Das gefällt mir wirklich gut.
      Jetzt wäre der Text aber noch etwas zu binden. Ich schreibe meine Anmerkungen hierunter wie immer hinein:

      Wach bin ich schon lange. Was denkt denn ihr? Der Harndrang bleibt gleich, winters wie sommers, trotz des Beutels. Der mußte halt sein. Aber egal. [Jetzt muß etwas kommen, das den Blick des Alten führt, als blickte der Leser aus seinen Augen, etwa:] So liege ich schlaflos. Aus dem Dämmern ragen die Knorpel meiner Zehen, an denen die frühe Sonne leckt. Ich

      Die Sonne, moechte man meinen, leckt soeben an meinen alten knorpeligen Zehen. Die Sonne leckt mich, und ich leck mir das Fell . Dass ich nicht lache ueber diese Bildermacht, diese Bilderbestuermung , Erinnerungsk . Welch Kauderwelsch aus Licht, Erinnerung und aus der Hygiene in dem pastellenen Milchblau [ABSATZ ANZIEHEN.] Der Harnbeutel hatte halt sein muessen. Seitdem virtueller Harndrang, der mich weckt und schlaflos im Daemmer belaesst hält. Der Beutel muß halt sein.

      Noch keine Bewegungen ist im Haus. Der Fahrstuhl eingefroren, die Heizung erwuergt. Meine blaue Stunde, akkompangiert vom Schlingern [„schlingern“ Straßenbahnen?] der Strassenbahn, vom Kratzen der Krallen auf dem Fensterblech.

      [Das Folgende muß vorgezogen werden, weil sonst das Licht nicht an den Zehen lecken könnte, nicht, bevor der Alte das Licht sieht; es könnte zwar darauffallen, weil Sie aber ein B i l d verwenden (lecken), kann das nur die Interpretation des Protagonisten sein.] Ha, schon wieder verpasst: jenes erste ERSCHEINEN des Lichstreifens: das Ziehen eines orangefarbenen Strichs, wie von Geisterhand. 4 22:49:56 on console
      Welcome to Darwin!
      Ueberhaupt was taete ich hier ohne euch: Geister!? Ich würde Hier, halb vermodert zwischen den debilen Schwachkoepfen vermodern, die als das Stilleben ihrer dritten Zaehne im Trinkglas auf dem Nachtischschraenkchen ins Trinkglas plazieren.

      Ich gelte als renitent, als einer, der nicht die Unabaenderlichkeit des Gangs der Dinge akzeptiert. [: Das ist Papier. Besser direkter:] Ich bin renitent, das ist doch selbstverständlich. Ich will mich nicht fügen Er macht sich laecherlich, will sich nicht einfuegen, hoere ich sie fluestern, er macht sich lächerlich. Sie unverhohlen, tun sie doch bloss so, als fluesterten sie, heben bloss die Hand vor den Mund, senken kaum die Stimme.

      Man endet so. Summt nur eure Schamanei zu meinem Geleit. Wir Greise hören euch doch nicht. Wir sehen unsere Zehen. [Ich wähle diesen Übergang, weil Ihr folgendes „beim Zusehen“ sprachlich sehr unschön, außerdem rein äußerlich ist.] Na ja, hier also geendet zwischen schwerhoerigen Greisen und altklugem Personal. Moeget ihr noch lange im Daemmer ausharren und eure Schamanengesaenge zu meinem Geleit summen. [DEN ABSATZ WIEDER ANZIEHEN:] Beim Zusehen Die helle Linie darauf wird orange, wird verbreitert sich die orangefarbene Linie zu einem breiten Strich. Seit je verdammt auf wie das Lichtspiel hinter den Rolladen zu achten. Aals ich ein Kind waren es d. Die Autos, deren Scheinwerfer durch die Ritzen gingen und ueber die Tapete strichen. Schon damals das Atmen der Bruüder, deren Schlaf das ich bewachte. [ABSATZ ANZIEHEN:] Da brach Was schwaetze ich! Immer noch das alte geschwaetzige Ich [:Das ist unschön und stimmt so auch nicht mit dem Kinderbild.] Fuer das es keine Harnbeutel gibt zum Auffangen und Wegkippen.Dabei bricht nun eine die Strahlenflut ins Zimmer, damals, heut ist siefein zisiliert versteht sich, und malt Glanzlinien auf die Schiebegriffe und Bettgalgen. Die beiden Zwei Nasen, die da jeweilen aus ihren Laken hervorragen, gleichen dabei schon sehen wie Eiszapfen aus, die sich stalakmitenartig in die Hoehe winden. [Stalakmiten „winden“ sich nicht; außerdem würde ein Eiszapfen h ä n g e n, wie ein Stalaktit: da muß an dem Bild noch etwas gearbeitet werden.] Ruht nurweiter, ich höre die Eiskrusten von den Dächern rutschen. Sie ihr Untoten. Auf den Daechern kommen die Eiskrusten ins Rutschen, als haette der Sonnenstrahl sie abgetrennt, gleiten ueber die Ziegel, sie schmilzen in Sekunden und ergiessen sich in die Tiefe. Davon malt mir das Licht den, und malen mir einen Wasserfall auf meine das Bettdeckezeug vor meine Zehen. [Ich habe Bettdecke hier aus rhythmischen Gründen durch Bettzeug ersetzt; das läßt sich aber sicher auch noch anders lösen.]

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