Die Funktionen der Form lassen sich denen eines Psychoanalytiker vergleichen, der, indem er als Spiegel fungiert, die Möglichkeit herstellt, Türen in die Tiefe zu öffnen. Was wir dabei herausgraben, ist oft unbewußt verschüttetes Erlebnis- und Material eines nicht zugelassenen Begehrens, das auf dem Wege des Verdrängens zu Traumatisierungen geführt hat. Einmal angenommen, daß der Dichter nicht ernstlich erkrankt ist, sondern seinerseits ein Spiegel eines Allgemeinen – er teilt mit den anderen bestimmte, sei es kulturell, sei es aus einer Gruppenerfahrung heraus verdrängte Inhaltsmuster -, kann man sagen, daß er etwas wieder ans Tageslicht holt, von dem seine Zeitgenossen – mehr oder minder unbewußt – gar nicht wollen, daß es ans Tageslicht geholt wird. Übrigens will auch er selber das – persönlich – nicht unbedingt; aber insoweit er „seiner Kunst“ folgt, wird er es zulassen müssen und das Hervorgeholte, um es irgendwie zu verarbeiten, also nicht mehr zu verdrängen, als Material seiner Darstellungen verwenden.