Der Übermensch geht.

[Erste Fassung:]

Der nicht raucht da kommt*
kennt nicht das Nichts in der Mandel
weiß von den schwarzen Pforten Andromedas nicht
hört nicht an Zweigen die Toten
nicht Neros Räusche, als er Prometheus dankte fürs Feuer
und kaute noch mit an der Leber

hat auf der Klinke der Zukunft die Hand
unverdammt liegen und drückt sie
gesundet vom Irrtum hinunter
hell ist sein Aug
hell ist sein Haut
hell ist sein leerer Gedanke

So tritt er ein
analphabet von den Alephs
entbunden

[*) Entsprechend >>>> dieser Überlegung (5.o8 Uhr) geändert; 080907, 7.42 Uhr.

Die bislang letzte Fassung >>>> hier.]

28 thoughts on “Der Übermensch geht.

  1. hell ist sein leerer Gedanke…. …bedauerlicherweise führt nicht jeder celaneske Ton zu einem guten Gedicht.Schreiben Sie in Ihrer Sprache, das funktioniert besser. Seien Sie ehrlich zum Gedicht und verlangen Sie nichts, vor allem nicht zu klingen und nicht „wie“!

    1. @advocatus d. Es i s t meine Sprache, da ist, außer dem quasi-Zitat, das ich bereits mehrfach variierte, keine Spur Celan, schon gar nicht im Ton. Und es i s t ein gutes Gedicht. Wenn Sie das anders finden, sei Ihnen das aber unbenommen.

      [Im Fall d i e s e s Gedichts diskutiere ich nicht, sondern setze.]

    2. @sturznest. Und prinzipiell mal wieder zum sogenannten „Selbstlob“. Ob jemand seine eigenen Geedichte (oder Kompositionen, oder Romane) lobt oder nicht, sagt nichts darüber aus, wie das Gelobte i s t. Es kann schlecht sein, es kann gut sein, es kann müßig sein; einerlei. Allenfalls sagt das etwas über den persönlichen Stil eines Urhebers aus, keineswegs etwas über seine Schöpfung.
      Im übrigen ist es eine (sogar klein-) bürgerliche Moral, die sagt, man dürfe sich nicht selbst loben. Sie setzt voraus, daß Selbstlob nach eigenen Interessen verfälscht sei. Wie aber, wenn ein Selbstlob genau sieht, was i s t? – Diesen Gedanken nicht zuzulassen, bedeutet, sich auf die Seite eines überkommenden und introjezierten Vorurteils zu schlagen. Zu erzählen, was man könne, kann von deutlicherer realistischer Einschätzung sein, als wenn andere erzählen, was man n i c h t könne. Es ist den Menschen aber von Lehrern mit Interessen beigebracht worden, man könne über sich selbst nichts Lobendes aussagen, das auch stimme. Interessanterweise gilt diese scheinmoralische Norm nicht für negative Aussagen über sich selbst. Die sind zugelassen.

      Ob ich sage, es sei gut oder nicht, muß also keinen scheren. Gefragt, für die Leser selbst, ist, was deren Interaktion mit dem Gedicht ergibt. Nichts anderes. Es gibt einen privaten Raum des Lesers und des Gedichts, aus dem der Dichter ausgeschlossen bleibt.

    3. Selbstlob ist nicht das Gegenteil zu Selbstzweifel, sondern der obere Bereich auf der Skala der Selbstkritik (unterer Bereich: Selbsttadel, oder vielmehr die Erkenntnis: „Daran ist noch zu arbeiten“). Der hier eingeforderte Selbstzweifel ist wohl nicht das, was Kafka „hatte“, nicht dieses Soll-ich-soll-ich-nicht. Selbstzweifel ohne gar nichts muss irgendwann zur Selbstkritik reifen, tut er das nie bzw. nicht innert nützlicher Frist, dann ist er berechtigt, und die Übung wäre (unter anderem aus Selbstliebe) abzubrechen. Der Punkt, an dem der Generalselbstzweifel in Selbstkritik übergeht ist dann erreicht, wenn das Handwerk sattelfest sitzt, so dass man objektive Beurteilungskriterien zur Verfügung hat. Der Selbstzweifel bezieht sich ab da „nur“ noch auf das riesige Subjektive (s.o., „privater Raum des Lesers und des Gedichts“).
      Und sobald Selbstlob über Selbsttadel zu dominieren beginnt, ist vermutlich ein Niveau erreicht, das unsereine derzeit nicht überblicken kann. 🙂

    4. @sturznest. „zumal wenn es nur noch das gibt und überhaupt keine Selbstkritik oder Selbstzweifel.“ Einverstanden. Von meinen Zweifeln schrieb und schreibe ich ja oft genug. Aber auch von der Hybris, die Helmut Krausser einmal in einem Interview auf einen sehr schönen Punkt gebracht hat:

      „Erst kommt der Größenwahn, dann kommt die Größe.“

      Marcus Braun zitierte in diesem Zusammenhang immer gerne Dalí:

      „Wer lange genug Genie spielt, wird eins.“

    5. @La Tortuga. Weshalb sollte man sich selbst tadeln, wenn es keinen Grund gibt?
      Es herrscht hier ein seltsamer Konsens, ein Dichter solle zugleich auch immer Flagellant sein. Sicher, davon g a b es einige, aber eben auch andere. Ob man es ist oder nicht, spielt aber auch wieder nur dann eine Rolle für die Güte eines Werks, werden moralische Kategorien daran angelegt. Tut man das, dürfte man Goethe wegwerfen, Kleist wegwerfen, Celine sowieso und auch Benn – und und und. Kafka fällt da, Sturznest, heraus, das ist wahr. Aber es gibt auch andere Dichter von seinem und vielleicht noch von höherem ästhetischen Rang. Darüber kann man dann lange streiten – und zwar jenseits eines Niveaus, das sich zum ästhetischen Streit und zu Bewertungen noch eignet.

      Aber vielleicht darf ich einfach mal die Augen wieder zurück auf das Gedicht lenken, von dem so geschickt abgelenkt worden ist.

    6. @ ANH
      Der Dichter soll sich natürlich nur dann tadeln, wenn es einen Grund gibt. 🙂
      (Wie gesagt: bei Anlass zu Tadel ist das Werk entweder nicht fertig oder nicht zu retten, es geht ja nur darum, das zu erkennen.)

      @Sturznest
      Ja. Dagegen ankämpfen kann/muss(?) man trotzdem, sonst schreibt man möglicherweise nur Tagebücher, sofern man nicht gerade Kafka ist.

      @ANH
      Ich lenke nicht weiter ab. 🙂 … Die erste Zeile gibt nach wie vor zu denken. Findet sich nichts, was die Ursprungsintention mit einschliesst, aber etwas spezifischer wäre als die derzeitige Version? Schade nämlich, das Bild ist jetzt weg und die diversen Mandelebenen.

    7. @sturznest. 1) Diesen Gedanken bezüglich Kafka finde ich einen guten, also einen, der weiterführt; es wäre noch hinzuzufügen: wäre ihm nicht so daran gelegen gewesen, und hätte er seiner Eltern Autorität nicht unbewußt derart anerkannt. Es gibt ja auch den anderen Weg, den der Revolte, des Aufstands, den, der solche Eltern bekämpft. Im Kampf aber, das werden Sie sicher verstehen, führt ein vor allem permanent ausgetragener Selbstzweifel unmittelbar zur Niederlage.
      Mir ist Kafka übrigens unangenehm, so sehr ich sein Werk achte, ja geliebt habe. Aber diese Art, Milena treffen zu wollen, in den Zug zu steigen und dann auf halber Strecke wieder auszusteigen, weil die Traute fehlt, und zurückzufahren – das streift bei mir ganz nah ein Aufstoßen von Verachtung. Dem Werk selbst tut das aber keinen Abbruch; es gehört zweifelsfrei zum Besten, das wir haben in der Literatur.

      Im übrigen: allein, daß ein Autor seine Dichtungen veröffentlicht, zeigt, daß er sie gut findet. Weshalb s o l l t e er sie sonst veröffentlichen? Aus Sadismus gegenüber seinen möglichen Lesern? Oder aus persönlichem Masochismus: weil er sich auf die Schläge der Kritik freut? – Und weshalb, w e n n er sie gut findet, soll er das dann nicht sagen?

      2) Ja. Wahrscheinlich.

      3) Aber auch das alles führt von dem Eigentlichen fort. advocatus d. warf dem >>>> Gedicht vor, bzw. unterstellte mir die Absicht, Celan – und in der Grundbewegung überhaupt – zu kopieren und zog daraus den Schluß, daß das Gedicht nicht gut sei. Daran schloß er den Ratschlag an, „nicht klingen zu wollen“ – was ich Unfug finde. Und nach wie vor das Gedicht für gelungen halte, sogar für sehr gelungen – nicht immer geht mir das so; darüber schreibe ich ja auch immer wieder. Meine eigenen Auseinandersetzungen, Verwerfungen, Zweifel usw. mit meinen Arbeiten sind hier in Der Dschungel seit über drei Jahren Legion. Aber eben auch meine Hoch-Zeiten, meine Begeisterungen und meine Momente von Glück, weil etwas w u r d e.

    8. @La Tortuga. Ihre Frage geht auch mir dauernd nach, weil nämlich „der da kommt“ mir viel zu abstrakt ist; ich hätte es gerne s e h r konkret… komme aber mit dem Bild des political incorrect gewordenen Rauchens deshalb nicht mehr klar, weil d i e s e s wieder zu banal ist und die Gesamtbewegung nicht umgreift, die eine der Gesundheit-als-gesellschaftspolitischer-Verpflichtung ist. Die Normierung des Cleanen, egal wie tief, egal wie durchlebt. Hauptsache sauber, wäre das neue Motto der Zeit und derer, die Schleyer und ich Replikanten nennen.
      Ich denke auf jeden Fall darüber nach und verstehe Ihren Einwand s e h r.

    9. Ja, der Rauch fehlt jetzt, irgendeine leichtflüchtige geniesserische Verschmutzung muss da unbedingt hin, bei mir hat das zudem „Nacht“, „dunkelblau“, „kühl“, „wolfsgraues Lungengewebe“ und den Glutpunkt der Zigarette erzeugt, sehr atmosphärisch (ob das jeder so „sah“ kann ich nicht einschätzen).
      Knacknuss… „Der nicht lebt“ genauso abstrakt und doof; „Der sich pflegt“ kreuzfalsch, fast gegenteilig, sich divers zu „beschmutzen“ gehört ja geradezu zur sorgfältigen Pflege. Am ehesten gefiele mir noch „der nicht stirbt“, also der nicht bereit ist, ALLES zu nehmen, aber das käme vermutlich nicht so rüber.
      Wäre es meins (das Gedicht und der Ausdruck „cleanen“), geriete ich in Versuchung, exakt „cleanen“ zu verwenden, und zwar „Der sich klient“. Das tue ich in letzter Zeit etwas exzessiv (heute an meiner Arbeit: „gefandhetscht“ – ich fürchte, das werde ich demnächst unter Manierismus abbuchen und kippen. 🙂 Ach je. Ich bin heilfroh, müssen Sie das allein lösen.

    10. Eigenlob tut gut! Ich denke, dass ich mit Fug und Recht behaupten kann, ein Meister des Eigenlobs zu sein. Das mag daran liegen, dass es viel zu wenig Wissende und Kenner gibt, die meine Arbeit aus professioneller Warte heraus einschätzen können. Überhaupt nimmt die Qualität derjenigen stetig ab, die glauben, eine Beurteilung abgeben zu können und gleichzeitig nimmt die Zahl derer zu, die glauben, ein Veto einlegen zu dürfen, obwohl da keinerlei Grund in Bildung, Wissen und Erfahrung vorliegt. Nun ja, in meinem Fall ist es die Pein des Kameramanns mit (einigen) Fernsehautoren und den (zahlreichen) Redakteuren. Daher kann ich ANH sehr gut verstehen, wenn er bei einer gelungenen Arbeit sich anerkennend auf die Schulter klopft. Warum nicht? Tu ich auch, tu ich gern und lach mir eins. Das Sprichwort „Eigenlob stinkt“ zeugt meiner Einschätzung nach von falscher Moral, wie so vieles Bürgerliche, das bewusst auf Abflachung zielt! Sollte eine Arbeit objektiv schlecht sein, lässt sie sich sicher durch sachliche Argumente widerlegen. Davon lese ich hier eher wenig, da Geschmäcklerisches meist hervorgehoben wird.

    11. „irgendeine leichtflüchtige geniesserische Verschmutzung muss da unbedingt hin“. @La Tortuga. Ja, und zwar, ja, in der Verneinung – aber ohne möglichst die Dreisilbigkeit zu verlassen, um nicht wässrig zu werden. klienen für cleanen geht freilich g a r nicht, und zwar wegen des kalauernden Beitons, den das hätte; dazu sind die Bilder danach zu begründet schwer.
      Übrigens denke ich jetzt, das Nichts in der Mandel auszutauschen gegen ein anderes Bild, das n i c h t mehr zitiert – dann fällt die blöde Celan-Assonanz sofort völlig in sich zusammen (kaum ein Lyriker steht mir ja – bei aller Hochschätzung, die ich für Celan hege – ästhetisch ferner. Mit Celan geht es mir wie mit Kafka: Ich kann mich an beiden und beider Sprachkraft begeistern, aber letztlich sind sie mir fern, männlich fern, möcht‘ ich das nennen – als gehörten sie, beispielsweise, der japanischen Literatur, also einem anderen Geschlecht, nicht aber meinem eigenen an. Kleist ist mir nah, und Wieland; zunehmend – also je älter ich werde (früher lehnte ich ihn ab) – Goethe; dann der Th. Mann des Doktor Faustus und der Josephs-Romane, und vor allem die Südamerikaner, Cortázar, Borges, Lezama Lima, nicht aber ausgerechnet Kafka; nicht aber ausgerechnet Celan; lieber Benn, den jungen, den alten, Christa Reinig lieber, auch Rilke, Pound usw.). Ich m ö c h t e gar nicht in die Celan-Nähe geraten, ebenso wenig wie in Kafkas; es wäre mir aus rein sinnlichen, erotischen Gründen ausgesprochen unangenehm.

    12. @sturznest ins nun Leere. Schade, daß Sie Ihren – ich meine das n i c h t ironisch – berührenden, leidenschaftlichen Solidaritäts-Kommentar für Kafka und gegen meinen Vorwurf seiner mangelnden „Traute“ wieder gelöscht haben.

    13. Zu weiter oben, Stichwort Mandel: sind Sie denn schon wild entschlossen, die Mandel zu kippen? Celan hat doch kein Patent darauf und Leser sehen, was sie sehen wollen (diese blöden Rückbezüge sind auch ein gewichtiger Grund, weshalb ich mir Sekundärliteratur kaum je antue, ich will ganz allein lesen und in aller Stille unterstellen). Das wäre ja noch schöner, wenn jedes Wort, auf dem schon mal ein Dichter herumgeritten ist, nicht mehr verwendet werden dürfte. Dann gäbe es keine Gedichte mehr mit Milch oder Asche, nie wieder Papagei, schon gar keine Gedankenstriche, das ginge doch nicht an, dass jedes horizontale Satzzeichen gleich ein schicksalsschwangerer Beischlaf wäre. Nur auf blaue Blumen und weite Felder können wir gut verzichten.
      Dann wiederum ist die Mandel in Abwesenheit des Rauches nicht mehr so vielschichtig. Gehört hier nicht hin, aber ich kanns grad nicht kontrollieren: das war ein herrliches Leben, als meine hypertrophen Mandeln im Einmachglas auf dem Spülkasten thronten, zumindest einige männliche Gäste setzten sich tatsächlich hin (die anderen freilich zielten noch ärger daneben). Als ich das Glas der Kehrichtabfuhr überliess – (nein, kein Beischlaf) weil sich meine alte Nachbarin schier eine Baracke zugezogen hätte, das war nicht mehr zu verantworten – (auch keiner) begannen die Phantomschmerzen. Mehr Mandelschmerzen als vor der Operation; kriegt man nur durch fleissiges Rauchen weg.
      PS. Könnten Sie bitte ganz laut brüllen, sobald Sie dieses Gedicht wieder auf die Werkbank legen? Ich schaffs nicht oft, mich hier up to date zu lesen, aber diese Entwicklung möchte ich nicht verpassen, ist mir inzwischen ans Herz gewachsen.

    14. @La Tortuga. Da geb ich Ihnen gerne Bescheid, NUR: wie?
      (Ich bin unterdessen wieder etwas unsicher, ob ich’s nicht d o c h stehenlasse. Nur ist „das Nichts in der Mandel“ eindeutig Celan und so auch, zitierend, gemeint: Paul Celan, Mandorla. Wenn das allerdings die weitere LeseRichtung so sehr bestimmt, ist das ungut.)

    1. @didymus. Wenn S i e es nicht merken, wird es Ihnen auch niemand erklären können; ich selbst zu allerletzt. Jede Erklärung erklärte hinweg.

      (Dies aber, vielleicht, hilft: Ein gelungener Text vermittelt immer das Gefühl: Das ist nicht von dir geschrieben. Gelungene Dichtungen werden, und zwar je länger sie in der Welt stehen, zunehmend unpersönlich, – als hätten sie mit einem selbst, der sie schrieb, genau so wenig oder so viel zu tun wie mit irgend einem Leser. Man kennt die Umstände der Entstehung, kennt sie genauer als irgend einer sonst, aber die Vermittlung in die Dichtung selbst läßt sich nicht mehr ganz herstellen – – als wäre eine Brücke weggebrochen, die in sie hineinführte.)

      [Poetologie.]
    2. sobald ein text dem, der ihn geschrieben hat, das gefühl vermittelt, ihn, den schreiber, exakt so zu spiegeln, als wäre der text sein spiegel, dann läuft der schreiber tagelang mit diesem spiegel vor seinem gesicht herum und wiederholt den text und die worte: ich bin’s, ich bin’s, ich erkenne mich wieder. das ist so jenseits von eigenlob und wissen und allem, was darum herum stinkt. ich verstehe diese ganze diskussion (?) mitnichten. auch das postulat des celanesken ist völlig aus der luft gegriffen. dasselbe könnte man auch mir in der letzten zeile dessen vorwerfen, was ich gestern gepostet habe, weil es tatsächlich ein indirektes celan-zitat ist. ich verrat‘ aber nicht, aus welchem gedicht.

  2. @herbst

    Danke für die antwort. Sie ist wie ein glas abgestandenes wasser. Ich wollte wissen woher Sie wissen, das dies ein gutes gedicht ist. Woher ich das weiß, wollte ich nicht erklärt bekommen. Ich wollte wissen, woher Sie das wisssen. Es tut mir leid, wenn ich mich nicht genau genug ausgedrückt habe. Nochmal: woher wissen Sie das.

  3. @herbst danke für Ihre zuwendung. Es hätte mich wirklich interessiert. Aber scheinbar fühlen Sie sich angegriffen. Das wollte ich nicht. Mich interessiert einfach nur, und das ohne vorurteile, woher jemand weiß, was gut ist. Es ist vielleicht schade, dass ich mit Ihnen nicht reden kann. Pound hat ABC-des Lesens geschrieben um zu klären, was gut ist. Seine Meinung kenne ich und mich interessieren Meinungen von anderen menschen. Aber das klingt alles nach rechtfertigungen meinseseits und das will ich nicht, weil ich angst davor habe. (Ich kann Pound nicht fragen, warum er seine texte gut fand, aber Sie leben: weichen Sie nicht aus, warum ist dieser text gut. Ich kenne auch die schriften von Nietzsche: Warum ich so gute Bücher schreibe usw.) Es kann sein, dass ich nicht lesen kann, dann helfen Sie mir. Bitte.

    1. @didymus, versuchshalber. Das Problem besteht darin, daß ich Ihnen, um es zu erklären, das Gedicht analysieren müßte. Wenn man das aber tut, zumal als Autor des Gedichtes selbst, geht der Zauber eines Textes (das kann auch ein schwarzer, „böser“ Zauber sein) dahin. Autoren sind gut daran beraten, wenn sie, was sie für ihre eigene Ästhetik meinen, am Beispiel anderer Autoren aufzeigen – ich tu das bekanntlich seit vielen Jahren in Form von >>>> Hörstücken (etwa >>>> über Céline, über >>>> den Sie sich ja selbst geäußert haben, oder über Aragon und einige unterdessen viele andere), sowie in theoretischen Arbeiten; auch Rezensionen dienen mir bisweilen mehr dazu, eigene ästhetische Positionen zu finden zu beschreiben, als um tatsächlich anderer Bücher zu bewerben.

      Ich geb Ihnen dennoch – wider meine Überzeugung – folgende Hinweise, die ich selbst, beim Nachdenken über das Gedicht, gefunden habe:

      Es liegt zum einen an der – mich selbst überraschenden – Bildkraft etwa der Wendung „und kaut noch m i t an der Leber“; so etwas konstruiert man nicht, es „kommt“ ebenso, wie daß ausgerechnet Nero, ein Unhold, zur affirmativen Verteidigung einer Haltung herbeigezogen wird, die eigentlich von seinem Gegenteil beseelt ist.
      Es liegt zum anderen an dem Übergang von „hat auf der Klinke der Zukunft die Hand“ zum „unverdammt“ des Folgeverses; dieser Übergang klingt nach einem Reim, ohne daß er das tatsächlich wäre; er klingt aber immer so weiter, so stark ist diese Gewalt.
      Und zum dritten ist es die aus der Verkürzung von „Aug“ herausgeleitete Geschlechtsumwandlung von, eigentlich, „seine Haut“ zu „sein Haut“ – daß hier also etwas, das eigentlich ein grammatischer Fehler ist, zum Bedeutungsträger wird, ohne in irgend einer Weise manieriert zu sein. Sondern es ist Tatsache.

  4. Der Übermensch geht. Nächste Fassung.

    Der da kommt
    kennt nicht den Rauch und die Mandel
    weiß von den Pforten Andromedas nicht
    hört nicht an Zweigen die Toten
    nicht Neros Räusche, als er Prometheus dankte fürs Feuer
    und kaute noch mit an der Leber

    hat clean auf der Klinke die Hand
    unverdammt liegen und drückt sie
    zur Zukunft sauber hinunter
    hell ist sein Aug
    hell ist sein Haut
    hell ist sein leerer Gedanke

    so tritt er ein
    analphabet von den Alephs
    entbunden

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