Medikamentenprotokoll: Lyrica (Pregabalin Zentiva 75mg). Vierter Tag. [Krebsfolge-Tagebuch].

(Verschrieben wegen der als Chemofolge eingetretenen Polyneuropathie in den Füßen.
Statt des verschriebenen LYRICA bekam ich in der Gethsemane-Apotheke das gleichwertige PREGABALIN.)

Meinerseits nach Lektüre des → Beipackzettels Bedenken wegen der möglichen, aus meiner Sicht → extremen Nebenwirkungen des Medikaments, insbesondere in Verbindung mit Alkohol. Deshalb Absprache mit der Ärztin: Testlauf mit Beginn des alkoholfreien Monats[1]Vor Corona habe ich jährlich einen solchen eingelegt; seit Corona leider nicht mehr. Das war zu ändern und wurde mit dem Sonntag, 20.11., geändert. ANH eine Woche lang je eine Hartkapsel abends, danach für eine Woche zwei Kapseln, nämlich je morgens und abends. Daraufhin in der Praxis das auch insofern ausgesprochen wichtige Ergebnisgespräch, als LYRICA nicht, gegebenenfalls, einfach abgesetzt werden kann, sondern “ausgeschlichen” werden muß.)

Vierter Tag (Eine Kapsel abends)

Eine halbe Stunde länger geschlafen als sonst, also erst um halb sieben hoch. Denn bis halb 23 Uhr → Giacomuzzi gelesen (bin jetzt fast “durch”), dann noch zwei Folgen der ersten Staffel Babylon.Berlin gesehen, die ich bislang noch nicht kannte; mein Sohn empfahl sie mir dringend, zurecht. Nun, doch nur direkt beim Aufwachen und noch unter der Decke, erneut der Eindruck, zuviel Alkohol getrunken zu haben, der aber, sowie ich nicht mehr lag, sondern stand, verflog. Das “Bekifftseins”gefühl überhaupt nicht mehr, wie gestern, da es sich auch über den gesamten Tag nicht mehr einstellte. In den Füßen nur noch ein sehr leichtes Kribbeln, doch auch das nur, wenn ich drauf achte. Was ja eigentlich auch Sinn dieser Medikamenteinnahme ist – also nicht, drauf zu achten, sondern es nicht mehr zu merken.
Tattoojuckreiz am Hals gar keiner mehr, kann aber damit zusammenhängen, daß die obere Hautschicht nun geschlossen ist und es auch sein sollte. (Die Pflaster kommen nachher, unter der Dusche, ab, rollen sich eh schon auf). Gewicht zu gestern und vorgestern unveränderte, dennoch erstaunliche 69.7 – obwohl ich mich redlich bemüht habe, jedem, aber auch wirklich jedem aufsteigenden Appetit unmittelbar zu folgen. Siehe hierzu erneut→ dort.

Ebenfalls weiterhin sehr feine Arbeitslust, kam gestern auch entschieden prima weiter, siehe nachher das Arbeitsjournal.

ANH, 7.24 Uhr
[France Musique contemporaine:
Guillaume Connesson, Toccata nocturne]

***

[15.30 Uhr]
Schon die letzten beiden Tagen sehr auffällig: Mein Mittagsschlag ist seit Einnahme des Medikamentes extrem tief und voll ausgesprochen radikaler Träume, die kurz nach dem Aufwachen bruchstückhaft noch da sind, aber rasend schnell aus der Erinnerung herausflattern. Was eigentlich schade ist, weil ich mir zu ihnen gerne Notizen machen würde. Doch habe ich das Papier vor mir, sind die Träume erloschen. Ich sollte mir morgen mein Notizbücherl und einen Stift gleich neben mein Lager legen. (Nicht vergesen!)

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→ Fünfter Tag

Dritter Tag

References

References
1 Vor Corona habe ich jährlich einen solchen eingelegt; seit Corona leider nicht mehr. Das war zu ändern und wurde mit dem Sonntag, 20.11., geändert. ANH

3 thoughts on “Medikamentenprotokoll: Lyrica (Pregabalin Zentiva 75mg). Vierter Tag. [Krebsfolge-Tagebuch].

  1. Ist ja irgendwie wahnsinnig, lieber ANH; wie Sie wissenschaftlich Ihren eigenen Körper beobachten und behandeln, vermessen aufs Komma genau, jede Reaktion und Abweichung registrieren, auch lustig. Ich habe da mal eine Netflixdoku gesehen, wie ein amerikanischer Psychiater vorgeht, ein Schauspieler war sein Patient und hat sich seine Methoden erklären lassen, so gehen Sie als Mann ohne Magen auch vor, nur auf einem anderen Gebiet, Sie werfen sich voller Leidenschaft in Ihr Thema, wirklich spannend zu lesen…

    Der Mann heißt “Stutz” und so auch die Doku bei Netflix

    1. Oh, das sehe ich mir gelegentlich an.
      Wegen der “Genauigkeit”: Ich weiß ja, auf welch ein Medikament ich mich da eingelassen habe und vielleicht einlassen auch muß. Da ist es gut, sehr genau hinzugucken, in sich hineinzuhorchen usw. wenn man(n) selbst die Kontrolle behalten will. Jedenfalls, so weit möglich. Und es ist meine Art, sogar eine Art Temperament, alles, was irgend existentiell daherkommt, geradezu umgehend zu einem Teil meiner poetischen Arbeit zu machen und es in sie zu integrieren.

  2. Ja, ich bin da eher skeptisch, dieser Psychiater und der Schauspieler haben sich da was feines ausgedacht, aber ob das wahr ist?
    Ist egal, interessant zu sehen, so zum Schluss die Richtung ins Religiöse war dann aber auch genug.

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